Um es vorneweg zu nehmen: der angekündigte Snowstorm ist eingetroffen. Nur nicht so stark wie angekündigt. Also überhaupt nicht stark. Eigentlich gar nicht. In unseren Breitengraden würde man von „emene Schümeli Schnee“ sprechen. Die Strassen waren nicht mal nass. Ein bisschen Schnee auf den Markisen über den Fenstern. Aber sonst nix. Die Schneeketten wurden somit für nix montiert… Aber es war kalt. Bitterkalt. So minus 7 Grad Celsius sind nicht wirklich ideal für Sightseeing. Aber wir haben es trotzdem gemacht.

Zuerst besuchten wir den Grand Central Terminal, der Hauptbahnhof New Yorks. Der Bau ist ein eindrückliches Werk der Architektur. Und wirklich gross. Irgendwo habe ich „Track 42“ angeschrieben gesehen. Ob sie bei ‚0‘ mit der Nummerierung begonnen haben? Diese „Kathedrale des Verkehrs“ beherbergt auch einen Apple-Store – an sehr schöner Lage. Viele Touristen besuchen diesen Ort, um Bilder zu machen; wir waren somit nicht die einzigen Bahnhofsbesucher, die nicht auf den Zug wollten.

Nach diesem architektonischen Abstecher gingen wir zur USS Intrepid, einem ausrangierten Flugzeugträger im Hafen von New York. Das Schiff wurde im 2. Weltkrieg erbaut und diente bis in die späten 70er Jahre. Das Museum ist recht gut gemacht, mit dem üblichen patriotischen Pathos. Auf dem Flugdeck konnte man verschiedene Kampfflugzeuge anschauen, und in einem Pavillon auf dem Flugdeck befand sich das Space Shuttle „Enterprise“, mit welchem vor Allem Flugversuche unternommen wurde und selber nie im Weltall war. Neben dem Flugzeugträger konnte man auch eine Concorde besichtigen, allerdings nur auf einer Führung, was wir nicht machten. Alles in Allem ein gutes Museum, aber bei den arktischen Temperarturen nicht grad der Ort, um die vielen Outdoor-Dinge detailliert anzuschauen.

Danach gings direkt zum Time Square. Mittlerweile war es früher Nachmittag und es hatte viele Leute an diesem Ort. Ein bisschen Wärme brachte der Besuch des Warenhauses Macy’s… Irgendwann teilten sich Roli und ich auf um getrennt auf Shopping Tour zu gehen. Ich ging noch in ein Fotogeschäft, dessen Adresse ich mir rausgeschrieben habe. Gigantisch gross, und wohl ALLES aus dem Fotobereich vorrätig. Beim hineingehen sah ich, dass das Geschäft am Samstag geschlossen ist. Am Samstag geschlossen? Gibt’s doch gar nicht, dass man am umsatzreichsten Tag der Woche den Laden schliesst… Als ich im Laden war, war mir sofort klar, warum am Samstag zu ist: nahezu alle Verkäufer waren orthodoxe Juden mit Käppi und Zapfenlöckchen – natürlich klar, dass am Sabbat nicht gearbeitet wurde. Und alle waren gleich angezogen: weisses Hemd und schwarze Hosen. Und auf den Namensschildern sah man Namen, die der Bibel entnommen wurden: Aron, Benjamin, Jacob… Vielleicht eine Handvoll Nicht-Juden oder nicht orthodoxe Juden waren unter dem Verkaufspersonal auszumachen. Ich kaufte eine Kleinigkeit für 6.95$ und bekam den wohl komplexesten Verkaufsprozess mit, den ich je gesehen habe:

  • Ich stand mit meinem Artikel an der Kasse an und wurde aufgefordert, mir zuerst an einem anderen Schalter einen Payment Receipt machen zu lassen.
  • Ich stand also erneut an, um mir ein Payment Receipt machen zu lassen. Den Kaufartikel musse ich abgeben und der wurde in eine grüne Plasticbox gelegt, welche auf einem Schienensystem abrauschte. Mit dem Payment Receipt ging ich nun zur Kasse.
  • Vor der Kasse musste ich mich entscheiden, ob ich Cash oder mit Credit Card bezahlen wollte. Ich entschied mich für Cash und musste in die linke Schlange und dort anstehen. Hier durfte ich dann bezahlen und erhielt einen neuen Zettel an mein Payment Receipt angepostet.
  • Nun durfte ich beim Pick-up Schalter anstehen, und gegen Abgabe des Zettels meine in einem Plasticsack verpackte Ware in Empfang nehmen.

Nun, 4x anstehen, 3x anstehen wenn man Stammkunde ist, und das Prozedere kennt… Nicht sehr kundenfreundlich. Das nächste Mal komme ich an einem Samstag, da habe ich das Geschäft für mich alleine…

Anschliessend ging ich wieder zum Broadway, spazierte zum Flat Iron Building und ging in ein Sportgeschäft noch ein paar Einkäufe machen. Danach ging ich wieder zum Hotel. An diesem Tag habe ich wohl etwa 18 km bei -7°C zurückgelegt…

Interessant für mich war, dass man auch in einer Grossstadt wie New York gewisse Leute mehrmals sieht. Als wir am Samstag zur Freiheitsstatue gingen, sahen wir auf dem Schiff einen Franzosen mit grossen Riechorgan und dünnem New York Yankees-Jäckchen. Diesen sahen wir ca 5 Stunden später wieder am Broadway – inklusiver seiner Familie. Heute sahen wir im Macy’s eine deutsche Familie, deren pubertierender Sohn eine Punk-Lederjacke mit dem Schriftzug „Dead Kennedys“ trug (hier machten wir uns Gedanken, ob diese Aussage in diesem Land gut ankommt…). Auch diese Familie sah ich Stunden später wieder auf der Strasse (immer noch mit dem gleichen Schriftzug 🙂 ). Wie sagt man so schön: Die Welt ist ein Dorf – New York beweist das…

Den Abend liessen wir in einem Restaurant in Hotelnähe ausklingen. Heute ist frühe Nachtruhe angesagt – morgen um 7:15 Uhr AM geht der Flug nach Calgary.