Inseln vor Petrovac

Heute planten wir einen ganz speziellen Ausflug: wir wollten an den Shkoder-See. Dieser See ist der grösste auf dem Balkan und ist ein Grenzsee zwischen Montenegro und Albanien. Verschiedene Routen werden im Reiseführer empfohlen, wir entscheiden uns für ein Mittelding: von Petrovac in die Höger, dann dem See entlang und kurz vor der albanischen Grenze wieder runter zum Meer.

Um aus dem Dorf zu kommen habe ich das Navi programmiert, welches uns prompt auf dem einfachsten Weg hinter die Berge führte, nämlich durch den Tunnel. Wir wollten jedoch über die Berge und nach einem U-Turn konnten wir dies auch wieder zurechtbiegen. Wir fuhren die Strasse hoch und es ist immer wieder eindrücklich, wie schnell man hier Höhe gewinnt. Plötzlich hatten wir eine Höhe von 600 m, und schon ging es wieder hinten runter bis nach Virpazar. Hier sahen wir das erste Mal in unseren Ferien wieder mal ein Bahngleis. Und wie der Zufall es wollte, kamen gleich zwei Züge vorbei. Ich spürte kein Zittern in den Händen, somit ist davon auszugehen, dass ich in den Ferien den absoluten Bahnentzugs-Mood gut überstanden habe. Virpazar ist quasi der Hauptort für Touristen beim Shkoder-See, und bei der Einfahrt in den Ort wurde ich das erste Mal auf dem Balkan beschissen. Nicht schlimm, aber trotzdem. Ich solle doch grad da parkieren, da das Städtchen sehr crowded ist und wir keinen Parkplatz finden werden. Wir machten dies uns stellten unseren Wagen dort ab. Diese Finte diente nur dazu, dass man uns wortreich eine zweistündige Schifffahrt auf dem Shkoder-See zu empfehlen, auf was wir jedoch keine Lust hatten. Stattdessen kauften wir im Voli-Geschäft was zu Trinken ein und wollten uns wieder davon machen. Wenn wir denn gekonnt hätten, denn ein im Ablad begriffener Bierlastwagen versperrte unsere Parkplatzausfahrt und es sah nicht danach aus, dass dieser raschrasch von Dannen ziehen würde. Eine kurze Berechnung ergab, dass das Auto wohl aus der Parklücke zu bringen wäre, wenn ich a) mutig bin, und b) mir jemand hilft dabei. Bettina übernahm den Helfer-Job, ebenso ein polnischer Autofahrer, der auch von meiner Wegfahrt profitiert hätte. Ein bisschen hin und her, ein bisschen winken, ein bisschen vor und zurück, ein bisschen Spiegel einklappen – und das Auto war aus der Parklücke.

Nun konnte die Fahrt um den Shkoder-See beginnen. Das Städtchen Virpazar war überhaupt nicht crowded und kurz nach Siedlungsende kam eine Gabelung und es war nicht klar ersichtlich, ob wir nun links oder rechts müssen. Ein entgegen fahrender Tscheche wies mir den Weg, aber wies mich darauf hin, dass die Strasse um den Shkoder-See kein Kindergeburtstag sei und ich vorsichtig sein müsse. Und es sei eng… Nun, schaunmer mal… Der Tscheche hatte nicht übertrieben. Es war teilweise wirklich sehr eng, und beim Gegenverkehr musste mal einfach ein bisschen ins Grüne gefahren werden (wo es überhaupt möglich war), oder die Rückspiegel eingeklappt, oder einfach darauf gehofft, werden, dass der entgegenkommende Fahrer ein ebenso guter Fahrer ist wie ich 🙂

Die Strecke war unglaublich schön. Zur Linken der See. Gross, nicht so gross wie der Bodensee, aber doch gross. Mittendrin immer wieder Inselchen mit Kirchen drauf. Und in der ganzen Gegen lag ein ganz spezieller Duft, der von den verschiedenen Pflanzen her stammten. Wir sahen Granatapfelbäume, wilden Thymian, Disteln in verschieder Form, und, und, und… Auch die Tierwelt bekamen wir zu sehen. Vögel, Esel, aber auch eine Smaragdeidechse, etwa 25 cm lang, welche vor unserem Auto vorbeihuschte. Und eine Schlange, die nicht mehr huschte und auch sonst ziemlich ausgetrocknet auf der Strasse lag. Alles in Allem wirklich eine sehenswerte Route, und der Gegenverkehr hielt sich auch einigermasseen in Grenzen.

Irgendwann sind wir dann bei dem Punkt angelangt, wo man nicht mehr weiter dem See entlang fahren kann, sonst wären wir nach Albanien gefahren. Auf 916 m Höhe verliessen wir beim Stegva¡-Pass den See und wechselten quasi die Bergseite um Richtung Meer zu fahren. Wenn wir auf dem Pass ausgestiegen wären, hätten wir auf der einen Seite den Shkoder-See, auf der anderen Seite die Adria gesehen! Wir fuhren jedoch weiter Richtung Meer und machten beim Restaurant „Panorama“ einen Zwischenhalt. Hier ist der Restaurantname Programm. Wir nahmen auf der Terrasse Platz und genossen den Blick nach Albanien. Die Weite und das Grüne waren faszinierend. Ein steter Wald, bis auf ein paar Häuser – wunderbar! Die Cevapcici schmeckten vorzüglich – und schon bald fuhren wir weiter in Richtung Bar.

Auch wenn die Strasse auf der Karte jeweils als „breit“ gekennzeichnet ist, sie ist es nicht. Gut fahrbar, aber kein Highway. Das Fahren ging problemlos und auch unser Hotel in Petrovic fanden wir nach diesem tollen Tag wieder.

Nach einer Dusche gings noch an die Partymeile auf der Strandpromenade. Die Pizzeria „Lazaret“ servierte uns später am Abend noch eine Pizza – und so schlossen wir einen Tag mit vielen Eindrücken ab.