YB hat sich für die diesjährigen Gruppenspiele der Europa League qualifizieren können. Slovan Bratislava, SSC Napoli und Sparta Prag sind die Gruppengegner, und das Auswärtsspiel in Prag besuchen wir. Wir das sind mein Bruder, die Gebrüder Zimmermann sowie Vater Zimmermann.

Treffpunkt ist der Flughafen Zürich, direkt beim Gate. Und tatsächlich schaffen wir es, dass wir uns dort auch alle treffen. Der Flug nach Prag verläuft ereignislos, bis auf die Tatsache, dass 6 YB-Fans hinter uns das Gefühl haben, sie befinden sich in einem Fanzug und Lärm machen für 50.

Foto: Roland ZellerNach der Landung in Prag gehen wir zum Bancomaten und wechseln Tschechische Kronen. 100 Kronen entsprechen CHF 4.50. Wir diskutieren minutenlang, wie wir nun während unserem Aufenthalt die Preise in CHF umrechnen, denn diese Währung ist ja irgendwie nicht ganz einfach im Handling. Hinten eine Stelle streichen und dann durch 2 – das ist die vereinbarte Regel. Mal schauen, ob wie weit wir mit dieser Eselsbrücke kommen. Anschliessend nehmen wir ein Taxi ins Zentrum. Roland legt Wert darauf, dass wir ein AAA-Taxi nehmen, bei allen anderen Firmen wird man beschissen. Tatsächlich gelingt es uns, ein grösseres Taxi zu ergattern, welches uns fünf aufnimmt. Scheinbar ist die Rush-hour in Prag um 15:00 Uhr, denn wir landen irgendwie im Stau. Nach einiger Zeit treffen wir im Marriott Prag ein und beim Check-in stellen wir fest, dass verschiedene Sitzungsräume für den BSC Young Boys reserviert sind. Sind wir zufälligerweise grad im Mannschaftshotel der Gelb-schwarzen gelandet? Scheinbar…

Nach dem Check-in und einer „befohlenen Ruhe“ gehen wir fünf auf die Gasse. Wir essen was in einem Restaurant bei einem grösseren Platz, wo sich die YB-Fans für den Fanmarsch zum Stadion besammelt haben. Nach dem Abmarsch der Fans gehen wir auch zu Fuss zum Stadion. Den Weg zu finden ist einfach, man kann einfach den weggeworfenen Bierdosen entlang gehen und findet so den Weg. Allerdings kürzen wir den Weg zum Stadion ab, um nicht mit den Hard-Core-Fans in den Polizeikessel zu geraten. So kommen wir zügig zum Stadion – dank dem Umstand, dass wir die YB-Schals noch nicht angezogen hatten. Diese zogen wir an, als wir im Stadion drin waren. Wir waren über eine Stunde vor Spielbeginn dort, probierten das schrecklich schmeckende alkoholfreie Bier und schauten den Mannschaften bei den Vorbereitungen zu. Unter den 6 Schiedsrichern (1 Schiri, 2 Linienrichter, 2 Torrichter und ein zusätzlicher Offizieller) befand sich auch eine Frau. Meines Wissens eine Premiere beim Männerfussball auf diesem Niveau.

Plötzlich kam Radio BE1-Reportergott Albi Saner des Weges und wir Stimmten ein „Albi-Saner-Reportergott“-Schlachtruf an. Er hatte sichtlich Freude daran und überliess uns eine Liste mit der Mannschaftsaufstellung. Aha, Costanzo gar nicht dabei, Hoarau von Anfang an, Vilotic auf der Bank und ebenso der Japaner Yuya Kubo, welcher den Titel des Sparta-Matchprogramms zierte. Übrigens hatte es auf der Haupttribüne etliche YB-Fans (zusätzlich zu den YB-Fans im Gästesektor).

Kurz vor Spielbeginn begann sich das Stadion zu füllen und pünktlich begann das Spiel. Leider war dieses faktisch nach 25 Minuten zu Ende, da Sparta mit 2:0 führte. Unsere Jungs waren schlecht auf den Beinen und immer einen Schritt zu spät. Die Korrektur in der zweiten Halbzeit gelang durch das 2:1 von Hoarau nur teilweise, kurz vor Schluss machten die Tschechen den Sack zu und erzielten das 3:1. Der Spielbericht kann in deutsch hier nachgelesen werden

Nach Spielende gingen wir wieder zu Fuss Richtung Stadt, wo wir uns auf 2 AAA-Taxis verteilten und Richtung Restaurant Aromi fuhren. Gemäss Roland ist dies der beste Italiener Prags. Und es war wirklich ein feines Restaurant: Food, Service, Ambiente würden wir wohl mit je 5 Sternen bewerten.

Anschliessend fuhren wir zum Hotel zurück und trafen vor dem Eingang wiederum auf Reportergott Albi Saner mit welchem wir eine knallharte Spielanalyse durchführten. Als er merkte, dass wir noch einigermassen nüchterne YB-Fans sind, wollte er mit einem von uns ein Interview für die Morgensendung machen. Die Jungs zierten sich und ich stellte mich für die knallharten Reporterfragen zur Verfügung. „Da geht man Auswärts ein Spiel schauen, YB spielt so schlecht – ist das für ein YB-Fan nicht ein grosser Frust?“ – „(eigentlich hätte ich hier die Antwort fussballinterviewlike mit ‚Na gut‘, ‚Wiä xäit‘ oder ’nichtsdestotrotz‘ einleiten sollen, daber ich ‚konnte dies im entscheidenden Moment nicht abrufen‘) Klar ist es schade, dass YB nicht besser gespielt hat, aber wir haben an der Reise nach Prag trotzdem Spass, denn es steht ja nicht nur der Fussball auf dem Programm.“ – „Wie geht man als Fan mit der Erfolglosigkeit von YB um?“ – „Als YB-Fan ist man das gewohnt. Ich bin seit 1977 YB-Fan und habe seit dieser Zeit ja schon drei Titel miterleben können.“ Nun, um Mitternacht kann man keine besseren Statements erwarten – und im Radio war es dann auch nicht zu hören…

Bevor wir aufs Zimmer gingen, machten wir noch einen Abstecher an die Bar. Fast der gesamte YB-Staff war dort anzutreffen – die Spieler waren aber wohl schon auf dem Zimmer. Und an der Bar machten die YBler den besseren Eindruck als auf dem Feld: Obschon wir Forte, Chapuisat, Collaviti, Fryand, Medienchef Staudenmann und Präsi Müller nicht persönlich kennen, wurden wir freundlich begrüsst. Präsident Müller kam sogar noch zu uns und bedankte sich bei uns für die Unterstützung der Mannschaft. Das war irgendwie nett, aber brachte die drei Punkte auch nicht wieder zurück.

Gute Nacht.