Die Pfunde schmelzen hier nur so dahin. Tanken am Bancomaten war angesagt (dieses Wortspiel musste sein 🙂 ). Danach auschecken aus unserem Hotel und Transfer nach Manchester. Leider war das Hotel nicht fähig, einen Minibus zu organisieren, so dass wir mit 2 Taxis nach Manchester fahren mussten. Für die Taxifahrer eine lohnende Sache. So wie sie sich anstellten war es vermutlich das erste Mal, dass sie einen Auftrag ausserhalb Liverpools hatten: Unsere Zieldestination, das Palace Hotel in Manchester, musste im Navi eingegeben werden, auch mit korrekter Postleitzahl. Die Fahrer legten im Übrigen auch Wert auf einen gepflegten Auftritt: Der eine Fahrer hatte für die Fahrt in die mittelenglische Metropole seine schönste Jogginghose angezogen, der Andere gönnte sich während der Fahrt drei Zigaretten… Die Fahrt führte uns zuerst durch die Aussenquartiere Liverpools und dann ging es auf die dreispurige Autobahn, wo wir konsequent auf der Mittelspur fuhren.

16685070656_31718d5524_zNach rund dreiviertel Stunden kamen wir bei unserer neuen Unterkunft an. Aufgrund von Bauarbeiten in der Stadt waren die ursprünglich vom Navi geplanten Strassen nicht passierbar und unsere beiden Taxihelden waren aufgeschmissen. Nach einer Lagebesprechung am Strassenrand stellten sie fest, dass das Hotel wohl grad um die Ecke sein müsse, was dann auch so war… Das Hotel ist ein Bau aus vergangener Zeit. MDCCCXXXXIII war an der Decke eingraviert, was als Eröffnungsdatum wohl etwa 1893 ergeben musste. Wir konnten noch nicht einchecken, aber unser Gepäck einstellen. Und so machten wir uns quasi auf direktem Weg in Richtung Old Trafford, dem Stadion von Manchester United heute gegen den Sunderland AFC spielte. Vom Zentrum aus nahmen wir das recht neue Tram und fuhren mit einmal umsteigen zur Haltestelle Old Trafford. Keine 50 m neben der Haltestelle befindet sich das Stadion. Ich habe mir dieses Stadion immer grösser vorgestellt. Ach, das ist gar nicht das Fussballstadion? Nun, scheinbar können auch Cricket-Stadiöner grösser als ein Sportplatz in unseren Breitengraden sein. Das Fussballstadion befand sich etwa einen Kilometer von der Tramhaltestelle entfernt.

16710957035_1ddc4b5f3f_zNach einem gemütlichen Spaziergang, vorbei an vielen Food- und Souvenirständen, standen wir vor dem Stadion. „Old Trafford„, dieser Name vergeht einem auf der Zunge. „Theatre of dreams“ ist eine weitere Bezeichnung dieses Fussballtempels. Aber primär ist es eine Geldmaschine: Der Fanshop ist nicht einfach ein Shop, er nennt sich „Megastore„. Und diese Bezeichnung ist nicht übertrieben. Die Grösse des Megastores entspricht auf YB bezogen etwa dem Coop im Stade de Suisse. Und die Zuschauer sind sowas von begeistert von ManU, dass der Store regelrecht gestürmt wird: Die Eingangstüren werden zeitweise geschlossen, und man lässt nur alle 5 Minuten Kunden rein. Der Fan lässt dies natürlich über sich ergehen. Und im Store findet man ALLES. Alle Artikel tragen das Logo von Manchester United. Und hier ist man auch sicher, dass man keine chinesische Fälschung kauft. Der Irrsinn mit der Geldmaschinerie äussert sich auch darin, dass man auch an der Kasse queuen muss, trotz mind. 10 geöffneter Kassen. Wieviel hier an einem Spieltag wohl umgesetzt wird?
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16710889575_20305bd4b7_zDas Stadion ist alt traditionell, die Plätze eng. Mit dem Knie ist man am Rücken des Vordermanns, bzw. am Knie des Nebenmanns. Das Gastroangebot ist unterirdisch. Aber trotzdem kann man den Zuschauern das Geld aus der Tasche ziehen. Nebenbei hat mein Bruder noch erwähnt, für wieviel Geld er die Tickets gekauft hat. Ich mag es hier nicht aufschreiben, aber es war recht happig… Das Spiel gegen Sunderland war geprägt von einem überlegenen Manchester und von einem Sunderland, welches sich sehr geschickt verteidigte. Erst in der zweiten Halbzeit gelang Wayne Rooney mittels Penalty der Führungstreffer. Sunderland war nach diesem Penalty nur noch zu zehnt, weil einer ihrer Spieler den Penalty durch eine Notbremse verursacht hatte. Irgendwann passierte dann noch das 2:0, wiederum durch Rooney, und dann war das Spiel zu Ende. Interessanterweise war das Stadion innerhalb von 10 Minuten leer. Nur noch wir Schweizer liessen den Mythos „Old Trafford“ auf uns wirken, begleitet von den Securities, welche uns dann mal zum Verlassen des Stadions aufforderten.
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16682177396_cd1010f39a_zAls wir draussen waren, störte uns plötzlich der Regen, der eigentlich schon während dem ganzen Spiel da war. Im Regen mussten wir nun zur Tramstation gehen – natürlich ohne Schirm… Als wir bei der Tramstation waren stellte ich fest, dass die Organisation des Abtransports eine einzige Katastrophe war. Zuerst mussten sich die Kunden aufteilen in eine Schlange „mit Ticket“ und eine Schlange „ohne Ticket“. Wie Schafe, die in Neuseeland zur Schafschur gingen, mussten wir uns kanalisieren lassen. Tatsächlich mussten wir unseren Fahrausweis vorzeigen. Die Trams waren jedoch nicht auf den Eventverkehr vorbereitet. Die Trams fuhren weiterhin im 12-Minuten-Takt – keine Verstärkungskurse, nix… Die einzige Massnahme war, einzelne Kurse mit Anhänger fahren zu lassen… Somit versteht sich, dass wir lange im Regen auf eine Rückfahrgelegenheit warten mussten. Und das ist bei jedem Heimspiel so? Übrigens: auch auf der Strasse kam es zu Wartezeiten. Die Kolonne war lange, und wir haben sicher trotz der Wartezeit beim Einsteigen von einem rascheren Transport profitieren können.

Irgendwann sind wir im Hotel angekommen. Dort trafen wir Bettina, welche nicht ans Spiel kam und dafür die Innenstadt erkundete. Den Tag schlossen wir mit einem feinen Nachtessen bei einem Italiener in der Gegend ab. Ein Spiel im Old Trafford zu sehen, ist ein Erlebnis. Die ganze Geldmaschinerie zu erleben, weniger.