Wir stehen um 06.00 Uhr auf und machen uns direkt auf den Weg in Richtung Pearl Harbor. Pearl Harbor hiess ursprünglich Wai Momi („Perl-Wasser“), weil hier riesige Austernbänke lagen. Wir erkundigen bei der Concièrge im Hotel nach der Haltestelle des Buses, der uns dorthin bringt. Nach einer sehr ausführlichen Schilderung zu Buslinien, weiteren Sehenswürdigkeiten gipfeln die Ausführungen in einer Einladung zur Besichtigung eines Timeshare-Appartments. In unserem Reiseführer steht zu diesem Thema: „Sie mögen ja freundlich und redselig erscheinen, aber meiden Sie die Strassenhändler in kleinen Kiosken am Strassenrand die sich selbst Aktivitäten- oder Informationszentren nennen. Hier werden Ihnen oft so genannte „timeshares“ angeboten, Anteile an Urlaubseinrichtungen, die Sie dann zu festgelegten Zeiten in Ihrem jetzigen oder weiteren Urlaub nutzen dürfen. Das Geschäft kommt aber erst zustande, wenn Sie an einer Verkaufsveranstaltung zu einem bestimmten Objekt teilnehmen. Wenn Sie einmal in so einer Veranstaltung gefangen sind, werden Sie oft genötigt, Tausende von Dollars in ein derartiges Timeshare-Projekt zu investieren.“

Mit einem dezidierten „I’m sorry to interrupt you, but I’ve checked the timetable of the bus and we have to go now.“ entgingen wir weiteren Informationen. Da es uns beiden magenmässig nur mässig gut ging (das Stück Cheesecake gestern Abend war wohl doch gar viel), verlief die Fahrt weitgehend schweigsam. Wir waren froh, als wir nach rund einer Stunde Fahrt durch das sonntägliche Honolulu an unserem Ziel angekommen sind. Schon kurz nach der Annexion Hawaiis 1898 durch die USA wurde Pear Harbor zum Stützpunkt der US-Marine. Wirklich bekannt machte Pear Harbor erst der Zweite Weltkrieg, der für die USA am Sonntag, 7. Dezember 1941 begann, als die kaiserliche japanische Luftwaffe die im Hafen liegende amerikanische Kriegsflotte vernichtete. Da immer zwei Schiffe nebeneinander vertäut waren, konnte der Angriff sehr gezielt ausgeführt werden. Rund 2’300 Menschen kame ums Leben. Das Ganze passierte so schnell und kam so unerwartet, dass beispielsweise die USS Arizona mit 1’202 Mann Besatzung an Bord sank. Ihre Leichname liegen noch heute in dem metallenen Rumpf. Arizona MemorialZum Gedenken an die Toten wurde über dem Wrack das Arizona Memorial errichtet. Als Folge des 11.09.2001 mussten alle Besucher ihre Taschen und Rucksäcke abgeben. Vor dem Besteigen des Shuttle-Bootes, das uns zum Arizona Memorial bringen sollte, schauten wir uns in einem Kino einen Dokumentationsfilm zum Angriff an. Es war ergreifend zu sehen, wie die friedliche hawaiische Sonntagsruhe so plötzlich zunichte gemacht wurde. Viele Hawaiianer glaubten anfangs gar nicht an einen echten Angriff, sondern meinten ein Manöver der eigenen Luftwaffe zu hören. Vom Arizona Memorial aus sieht man die darunter liegende USS Arizona. Verschiedene Kamine und die Befestigungsvorrichtungen ragen aus dem Wasser bzw. sind im Wasser gut erkennbar. Sehr sehr eindrücklich.

Zurück auf dem Festland gingen wir zu einem Food-Shop und kauften was Kleines. Wir haben uns im Gelände auf eine Bank gesetzt und das Sandwich und die Chips gegessen. Einige Brocken unseres Essens (ob absichtlich oder nicht lassen wir hier mal beiseite…) fielen zu Boden – und die vielen Vögel hatten einen grossen Spass daran… Weniger Spass hatte ein Parkangestellter, der uns das „Füttern“ der Vögel nicht verbot, aber uns mit einem massiven Stakkato aufzählte, welche Krankheiten diese Tiere übertragen könnten. Faktisch waren wir eigentlich schon dem Tod geweiht und der Aufseher hatte seinen Kampf gegen die Vogelgrippe, H1N1, Tollwut sowie Maul- und Klauenseuche erfolgreich abgeschlossen. USS Bowfin

Anschliessend statten wir der USS Bowfin, einem U-Boot das im Krieg 44 feindliche Schiffe versenkt hat, einen Besuch ab. Das war eine enge Sache hier an Bord.

Irgendwie schon komisch. Da werden an einer Stelle die amerikanischen Opfer des Angriff auf Pearl Harbor gewürdigt und geehrt Aufzählung (Namens- und Erinnerungstafeln in fast endloser Aufreihung) und nebenan wird stolz aufgezeigt, welche Kriegs- und Handelsschiffe die amerikanischen U-Boote zerstört haben und es können fast nicht genug unterschiedliche Torpedo-Typen gezeigt werden. Irgendwann wird der nationale Stolz für mich fast unerträglich. Spätestens beim Rundgang auf der USS Missouri (an einem Pier der Battelship Row auf Ford Island gelegen, zudem man mit einem weiteren Shuttle Bus gelangt. Auf dem Weg dorthin ist fotografieren strengstens verboten, weil es sich um eine Navy Base handelt …) ist mein Bedarf an militärischer Kriegseinrichtung gedeckt. Die USS Missouri, lief 1944 vom Stapel und kam im Zweiten Weltkrieg sowie im Korea- und im Golfkrieg von 1991 zum Einsatz. Die PlaketteDas Ereignis, das der „Mighty Mo“ (ihr Übername) einen Platz in der Weltgeschichte sicherte, fand am 2. September 1945 (und somit interessanterweise mehrere Monate nach dem Ende des Krieges in Europa – ein Fact, der uns nicht grad sofort bewusst war und uns gezeigt hat, dass wir die Kriegsgeschichte wieder mal auffrischen müssten…) in der Bucht von Tokio statt, Drei Jahre, acht Monate und 25 Tage nach dem Angriff auf Pearl Harbor nahm General Douglas MacArthur auf dem Deck der Missouri die Kapitulation Japans entgegen. Eine Plakette markiert die Stelle. Aussage eines Rundgang-Führers „This was not just a treaty that was signed here – that was a declaration of pure defeat“. Wir hätten uns auch noch über das Tomahawk-Missile-System, das mit Erfolg im Golfkrieg zum Einsatz kam, informieren können, aber da war meine Stimmung schon so weit gesunken, dass Martin zum Rückzug blies. Na ja, der Besuch von Pearl Harbor gehört wohl definitiv dazu, wenn man in Honolulu weilt, aber in Massen.

Mit dem Bus geht’s anschliessend wieder zurück in die Innenstadt. Zuerst bis zum Ala Moana Center und dann im übervollen Bus (voll mit Menschen und ihren Taschen und Tüten) bis zum Hotel. Dort angekommen, geniessen wir eine Pizza und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

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