Wir haben Ferien, d.h. ausschlafen und dann gemütlich frühstücken ist angesagt. In Ferienlaune und gut gestimmt, machen wir uns daran, die Reisepläne des heutigen Tags umzusetzen. Und nicht das Wichtigste aber eben doch wichtig: Heute scheint sogar die Sonne als wir ins Auto steigen. An und für sich nicht weltbewegend aber nach dem gestrigen Dauerregen-Tag löst dies doch Glücksgefühle aus.

Wir fahren weiter nordwärts Richtung Skagen und legen einen ersten Halt bei Den tilsandede Kirke (St. Laurentii Kirche) ein. Die Stadt Skagen musste diese Kirche 1795 aufgrund der Bedrohung durch Sandflug aufgeben. Heute schaut nur noch der Turm aus den Dünen. Bei näherer Betrachtung stellt man allerdings fest, dass auch nur noch der Turm aus den Dünen hervorlugen kann, denn der Rest der Kirche wurde komplett abgetragen. Wir sehen davon ab, 20 Kronen zu bezahlen, um auf den Turm zu steigen und spazieren durch die sandig-waldige Landschaft auf ein leicht erhöhtes Plateau, von wo aus sich uns ein herrliches Panorama zum Meer, weit in der Ferne auf die Stadt Skagen und die darum liegende Wald- und Wiesenlandschaft bietet. Ein böiger Wind leistet uns Gesellschaft – er wird dies den ganzen Tag tun. Vielen Dank, lieber Wind.

Von überraschend grosser Vielfalt zeigt sich die Flora in diesem Gebiet. Auf dem sandigen Grund gedeihen verschiedene Blumen aber auch spezielle Gräser und natürlich zahlreiche moosartige Pflanzen. Es gibt viel zu bestaunen. Zum ersten Mal – aber nicht zum letzten Mal am heutigen Tag – geniessen wir das Ensemble von Wind, Sonne, Sand und viel Grün.. Auf einer Nebenstrasse fahren wir nach Skagen und sogleich weiter nach Grenen. Grenen bildet die Spitze Kontinentaleuropas. Auf der Sandzunge, die man zu Fuss nach ca. 15 Minuten Spaziergang erreicht, kann man mit je einem Fuss in Nord- und Ostsee stehen, deren Wellen hier aneinander schlagen. Es chutet wie verrückt. Wir stehen barfuss im Wasser, um das „Spektakel“ hautnah zu erleben bzw. zu dokumentieren. Wir sind eben Schweizer Landratten und bekommen nicht alle Tage Meer bzw. Nord- und Ostsee zu sehen. Entschuldigung, liebe Dänen, die ihr die Sandzunge aus trockener Position heraus fotografieren wolltet und dies wegen der Schweizer Bergmandlis nicht tun konntet. Ein salziges Lakritz-Bonbon auf euch!

Von einem Besuch des Bunkermuseums – die zahlreichen Bunkerüberreste an der Küste führen einem die strategische Bedeutung dieser Landmarke eindrücklich vor Augen – sehen wir ab. Noch ein kurzes Foto-Shooting vom Leuchtturm und wir kehren zum Auto zurück. Sand weg von den Füssen geputzt, Flip Flops weggeräumt, Schuhe an und jetzt fahren wir in die Stadt. In Skagen machen wir einen kurzen Bummel durch das hübsche, recht belebte Städtchen. In einem Bäckerei-Café genehmigen wir uns einen Cappuccino und ein Stück Torte. Ah, das tut gut. Es ist zwar nicht mehr so kalt wie am Vortag aber mehr als 16 Grad Celsius zeigt das Thermometer auch heute nicht an.

Nach diesem genussvollen Zwischenstopp setzen wir unsere Reise fort. Unser nächstes Ziel ist die RÃ¥bjerg Mile, eine Wanderdüne. Die 800 m breite und 2 km lange Wanderdüne besteht aus rund 3.5 Mio m3 Sandmasse. Sie wandert in einem Jahr gemächlich aber doch beständig ca. 15 Meter ostwärts. Auf bzw. in der Düne erlebt man Naturkraft pur. Es luftet extrem stark, peitscht einem den Sand an die Beine, zerrt einem an Kleidern, Schal und Kapuzen. Vermeintlich gehen wir über Dünenabschnitte, über die heute noch niemand gewandert ist und stellen beim Zurückgehen fest, dass der Wind auch unsere Spuren bereits wieder verwischt hat. Teilweise hat der Wind aus nassen Sandabschnitten wunderschöne Sandbilder mit regelmässigen, schon ausgezeichneten Bogenmustern geformt. Vom höchsten Punkt der Wanderdüne bietet sich einem eine grandiose Aussicht. Plötzlich beginnt es zu regnen, Der Flugsand vermischt sich mit den Regentropfen, was den Massage-Effekt an den Beinen erhöht. Wir wissen nicht mehr wie lange wir auf der Düne gewandert und bewundernd gestanden sind. Gigantisch, eindrücklich.

Nachdem wir uns der Faszination dieses Naturspektakels entziehen konnten, fahren wir weiter nach Hirtshals. Der Hafen und die Fähren nach Norwegen bilden die Existenzgrundlage dieser Stadt. Für einen Besuch des Nordsøen Oceanarium sind wir zu spät dran. Darum beschliessen wir, dass wir an unserer Existenzgrundlage für die kommenden Tage arbeiten wollen: Wir gehen einkaufen. Da morgen Freitag die Geschäfte in Schweden ab 15.00 Uhr wegen der Mid-Summer-Festivitäten geschlossen haben, kaufen wir einen ersten Teil Lebensmittel in Dänemark ein. Brot, Milch, Käse und Joghurt werden wir dann sicherlich noch in Schweden kaufen können. Wir entdecken in der Stadt eine kleine Pizzeria und beschliessen, dort essen zu gehen. Salat und Pizza, dazu ein lemonsoda-ähnliches Getränk schmecken lecker. Und auch das einzig verfügbare Musikstück „Tanta Voglia Di Lei“, das während unserem Besuch in Endlosschleife gespielt wird, gefällt uns 🙂 .

Nach dem Essen kehr wir ins unser Hotel in Frederikshavn zurück, packen unsere Sachen zusammen und gehen anschliessend zu Bett..

P.S.:

Meerenge zwischen Dänemark und England: Skagerrak

Meerenge zwischen Dänemark und Schweden: Kattegat