Der anbrechende Tag vertreibt den Schlaf. Wir werden durch Vogelgezwitscher und Meeresrauschen (und zwar echtes Meeresrauschen und nicht wie zu Hause aus dem Wecker) wach. Spontan entscheiden wir uns, ein Auto zu mieten und Richtung Teide zu fahren. Nach dem Frühstück suchen wir direkt die Autovermietung auf der dem Hotel gegenüberliegenden Strassenseite auf. Sie haben tatsächlich noch einen VW Golf zur Verfügung und nachdem alle Formalitäten erledigt sind, geht’s auch schon los. Die Strasse steigt steil an und wir schaffen rasch eine grössere Distanz zum Meer. Es hat viele Velofahrer, welche die Teide-Erklimmung als eine Art Königsetappe bei diesem schönen Wetter unter die Räder nehmen. Wir lassen die trockene, steppige Landschaft hinter uns und kommen bald in einer Bergwald-Region an. Wir legen einen kurzen Panorama-Geniess-Stopp ein. Es windet recht stark und plötzlich lässt eine Windböe einen grossen Pinienzapfen auf die Strasse – fast vor unsere Füsse – fallen.

Ein Riesen-Zapfen, den wir natürlich mitnehmen. Wir fahren weiter und kommen durch verschiedene kleine Bergdörfer (Arona, Vilaflor). Wobei in einigen dieser Dörfer Wein kultiviert wird. Die Strasse führt kurvig weiter Richtung Teide. Erste Schneefelder machen deutlich, dass es wirklich noch Winter ist. Und dann steht er vor uns, der Teide in seinem Winter-Schnee-Gewand. Fast majestätisch mit seiner unverkennbaren Kraterform erhebt er sich aus der Landschaft. Wir erweisen ihm die Ehre (Aussichtspunkt: Mirador Boca de Tauce), fötelen und schneebällelen ein wenig herum, bevor wir unsere Reise fortsetzen. Wir fahren auf der TF21 weiter. Der Verkehr wird dichter und schon bald stehen wir im Stau. Teide-Stau, na prima. Wir fahren weiter bis wir von einem Herrn der Guardia Civil erfahren, dass die Strasse bloss bis zur Seilbahn bzw. dem dazugehörigen Parkplatz offen ist, eine Weiterfahrt in den Norden aber nicht möglich ist. Aha, so ist das. Wäre manchmal noch hilfreich, wenn man das schon eher wüsste. Man könnte den Hinweis auf einem Strassenschild dem reiselustigen Publikum kundtun oder auf der offiziellen Teide-Homepage vermerken. Aber es geht natürlich auch ohne.

Da wir nicht mit der Seilbahn auf den Teide fahren wollen und nun wissen, dass die eindrückliche Fahrt über den Bergrücken in den Norden nicht möglich ist, entscheiden wir uns zurück zu fahren. Aber oha lätz: Da haben wir die Rechnung ohne den educational experienced Master of Traffic Instruktion der Guardia Civil gemacht. Als Martin den Wagen gewendet hat, faltet ihn der Polizist nach allen Regeln der Kunst zusammen als hätte Martin zu diesem was Nettes über seine Schwester gesagt. Dabei hat Martin einfach den Wagen zu spontan und natürlich nicht an dem vorgesehenen Wendepunkt gewendet. Nachdem der Herr der Guardia Civil fertig gerumpelstilzelt hat, dürfen wir weiter fahren. Wir fahren einen Teil des Wegs wieder zurück, nehmen dann aber die Abzweigung nach Garachico.

Wir durchfahren die Stadt auf der Nordseite der Insel und nehmen Kurs auf die Stadt Buonavista. Aus unserem Reiseführer erfahren wir, dass es in der Stadt eine der besten Confiserien der Insel gibt. Wir fahren in die Stadt, parken in der Nähe der Kirche und stellen fest, dass Martin das Auto direkt vor eben dieser Confiserie El Aderno hingestellt hat. Wir treten in das unscheinbare Geschäft ein, das so gar nichts mit unseren Confiserien in der Schweiz gemeinsam hat. Beide wählen wir ein feines Stückchen aus, das wir gleich vor Ort geniessen. Wunderbar, echt lecker. Über eine holprige Strasse direkt an der Felsküste (x Schilder warnen vor Steinschlag) geht’s weiter zum Leuchtturm am östlichsten Punkt der Insel, beim Punta de Teno.

Der Wind ist extrem böig. Man muss gut aufpassen, dass es einem nicht umweht. Ich kann mich nicht daran erinnern, sowas schon einmal erlebt zu haben. Wir fötelen (diesmal von der nördlicheren Seite der Felsküste zurück nach Puerto Santiago, von wo aus wir am Dienstag auf der Bustour die Felsenküste Richtung Norden fotografiert haben), lassen uns den Wind um die Ohren fegen und geniessen den Moment. Es ist schon späterer Nachmittag und wir beschliessen zurück in den Süden und zum Hotel zu fahren. Das letzte Teilstück der Autobahn ist wie für uns frei geräumt. Wir kommen zügig vorwärts. Martin, der Navigator schlechthin, spürt auch eine Tankstelle auf, da wir das Auto wieder voll betankt abgeben müssen. Daes ich ihn davor abhalte, diese anzufahren – ich stelle mir vor, dass es doch noch eine noch näher liegende Tankstelle geben müsse – führt dazu, dass wir einen Zusatzloop fahren müssen, um dann doch bei der ursprünglich angepeilten Tankstelle zu tanken. Sorry, Martin – my dear.

Zurück im Hotel starten wir einen Versuch, unangemeldet im Restaurant La Tosca essen zu gehen. Die Empfangsdame nimmt unser Anliegen entgegen, sagt aber, dass sie zuerst „the boss“ fragen müsse, ob dies möglich sei. Ihre spontane Reaktion lässt vermuten, dass dies möglich sein sollte. Sie fragt „the boss“ und dieser lässt ausrichten, dass wir uns beim Privilege-Service zuerst anmelden müssten. Der Service steht täglich nur bis 16.00 Uhr zur Verfügung. Wir bitten daher die Dame uns die angefangene Flasche Wein mitzugeben, die wir dort noch haben, da es unser letzter Abend sei, den wir noch im La Tosca hätten verbringen können (für den Freitag haben wir bereits eine Reservation im Sakura). Und siehe da, plötzlich kommt „the Boss“ himself, schüttelt artig Pfötchen und lässt uns einen Tisch geben. Die Empfangsdame lässt uns die Wahl, ob wir drinnen oder draussen speisen wollen. Sie seien heute Abend nicht so busy lol.

Wir lassen den Abend bei einem feinen Fischessen und einem guten Glas Wein ausklingen. Und „for you my friends“ gibt’s zum Schluss noch ein von „the Boss Francis“ offeriertes Glas Prosecco. Man kommt als fremde Eindringlinge ohne Reservation und geht als Freunde – so geht das.

Bevor’s zurück ins Zimmer geht, kriegt das kleine schwarze Büsi, das den ganzen Abend mit grossen Äugli um was Feines gebettelt hat, noch ein Stückli Fisch, das ich für ihn’s auf die Seite gelegt habe.