Der 1. Mai bedeutet in Italien noch was. Und wenn der auf einen Sonntag fällt, steht das öffentliche Leben fast still. Wir blieben heute ein bisschen länger liegen und steuerten nach dem Frühstück wieder die Piazza Oberdan an. An unserem Stamm-Tabatschi kauften wir wieder eine Tageskarte und begaben uns danach zu Bus Nr. 15. Beim ‚Palazzo verde‘ fahre dieser ab, sagte uns der Verkäufer. Aber dieser war einfach ein grün angestrichenes Haus… Zur publizierten Abfahrtszeit war weit und breit kein Fahrer im Bus, und mit 5 Minuten Verspätung fuhr er ab. Am ersten Mai sei ein Spezialfahrplan, sagte der Fahrer zu einer Kundin. Ehrlich gesagt, waren wir ein bisschen in Zeitnot, denn unser erster Tagespunkt, der Besuch des Eisenbahnmuseums beim alten Bahnhof Trieste Campo Marzio, musste bis 13:00 Uhr abgeschlossen sein. Das Museum hat sehr kundenfreundliche Öffnungszeiten. Wenn man es sich zwischen 9:00 und 13:00 einrichten kann…

An Sonntagen und 1. Mai-Tagen wird die Buslinie 15 mit der 16 zusammengelegt. Und führt durch Quartiere, welche es nie in die Route einer Stadtrundfahrt schaffen werden. Irgendwann stellte der Fahrer den Motor ab und nach ein paar Minuten fragte ich ihn, ob dies nun Capolinea sei. Nein nein, er warte nur auf die Abfahrtszeit. Ok, dann wird’s wohl weiter gehen… Nach gefühlten 10′ weiterer Fahrt fragte ihn nach der Haltestelle Campo Marzio. Ah, das sei vorhin gewesen, jetzt sind wir schon weiter entfernt und blablabla…

Ok, somit verkürzte sich der Aufenthalt im Museum noch weiter, schliesslich hatten wir nun schon nach 12:00 Uhr…

Irgendwo liess er uns aussteigen und dank Google-Maps fanden wir nach 15′ zu Fuss das Museum. Wären wir übrigens vom Hotel aus zu Fuss zum Museum, wären wir schon lange drin gewesen…

Das Museum befindet sich im alten Bahnhof Trieste Campo Marzio. Die Aussenanlage verfügt über eine beträchtliche Menge von ausgestelltem Rollmaterial, welches sich schlich in einem erbärmlichen Zustand befindet. Rost, durchgefaultes Holz… Dementsprechend schnell haben wir die Aussenanlage besichtigt und konnten uns dem Innenteil des Museums widmen. Hier waren die Exponate wirklich hübsch und sehenswert und standen in einem positiven Kontrast zur Aussenanlage. Interessant anzusehen waren vor Allem die Erklärungen zur Zeit der Österreichischen Herrschaft. Triest war ja bis nach dem ersten Weltkrieg der Zugang Österreichs zum Meer.

Um 13:00 wurden wir rausgeschmissen und wir fuhren mit einem Bus ins Zentrum. Da heute die Strassenbahn nicht fuhr, wir aber trotzdem in die Gegend um Villa Opicina wollten, mussten wir uns wieder eine lange Bustour antun. Mit Bus 4 gings bis zum Obelisk, welche die Gewerbetreibenden in den 1830er-Jahren zu Ehren von Kaiser Franz I. errichteten, um ihm für die tolle Strasse zu danken, welche die Handelswege nach Wien verbessert. Ein paar Jahre vorher war übrigens Napoleon in der Gegend und er ist auch an der Strasseninfrastruktur verzweifelt, welche in dieser Karstlandschaft nicht eben toll war. Er liess eine neue Strasse bauen, aber nach 200m Bau merkte man, dass dies wohl sehr teuer werde und man liess es sein.

Und um die Geschiche fertig zu machen: Ende des 19. Jahrhunderts baute man hier einen künstlichen Wald, denn die Österreicher waren der Überzeugung, dass viel Holz gut für den Bau ist. Die Schwarze Pinie, die man damals übrigens gesetzt hat, ist mittlerweile ausgestorben, aber der Wald ist geblieben.

Nebst viel Geschichte bietet der Ort auch eine tolle Aussicht auf Trieste – und einen Höhenweg in Richtung Prosecco. Wir nahmen die knapp 4 Kilometer unter die Füsse und genossen die Wanderung mit Blick auf das Meer. Ab Prosecco brachte uns der Bus zurück nach Trieste, wo wir uns rasch ins Hotel verzogen und nach so viel Aufregung uns einen Moment der „befohlenen Ruhe“ gönnten.

Zum Nachtessen begaben wir uns wieder in die Altstadt, wo wir im Al Pescada einen Tisch fanden. Das Menu stand hier nicht auf der Karte, sondern wurde uns vorgelesen. Muss weiter an meinem Italienisch feilen, denn normal bestelle ich sicher keinen Tintenfischsalat… Aber es hat geschmeckt.

Morgen verlassen wir Trieste. Diese Stadt hat mir sehr gefallen: Die Architektur mit den detailreich verzierten Häusern. Die Geschichte, dass Trieste bis vor weniger als 100 Jahren zu Österreich gehört hat – dies lässt Trieste österreichisch erscheinen. Es herrscht nicht die Hektik und der Lärm sonstiger italienischer Städte. Man sieht keine sackkratzenden und gestikulierenden Männer, wie man es sonst kennt. Italien, aber eben doch nicht voll italienisch.

Woody war auch dabei und erlebte den Tag so.