(Englisch for runaways/Englisch für Fortgeschrittene: Attention = Ein kleiner Tannenbaum) 😊😉

Der Leuchtturm war am anderen Ufer

Wir erwachen beizeiten. Obschon es in der Nacht recht heftig geregnet hat, ist am frühen Morgen schon alles wieder recht trocken. Wir beschliessen, joggen zu gehen. Hier in Greetsiel hat es gut ausgebaute Nordic Walking Wege. Wir nehmen eine Route und machen uns auf Richtung Pilsumer Leuchtturm – also der Leuchtturm, aus dem Otto-Film. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, die Route entlang des Leysieler Speichersees zu machen. Martin legt eine gewisse Skepsis an den Tag. Wenn wir diese Strecke machen, kommen rund 14 km auf nüchternen Magen zusammen. Wir beschliessen, los zu laufen und zu schauen wie wir vorwärts kommen. Himmel, wir kommen gut vorwärts! Die Natur um uns ist gigantisch. So herrlich nordisch: Man kann teilweise fast nicht ausmachen wo das Wasser endet und der Himmel beginnt und umgekehrt. Wie gesagt – wir kommen gut vorwärts und erreichen in einem „Ich fühl mich gut“-Mood die Schleuse Leysiel. Martin ist so motiviert, dass er noch bis zum Leuchtturm will. Wir müssen aber feststellen, dass sich dieser auf der anderen Schleusenseite befindet und so beschliessen wir, den Rückweg anzutreten. Und obwohl wir nun Deich-Innenseiten laufen, kriegen wir die volle Portion Gegenwind ab. Jetzt wird's intensiv. Aber wir sind beide gut und positiv drauf und kommen in unserem Tempo zügig vorwärts. Beide sind wir froh, als wir den Deich hinter uns gelassen haben und wieder auf Greetsieler Boden stehen. Auf den letzten Kilometern gilt es noch zahlreiche kleine Krötchen und Schnecken zu umschiffen und schon stehen wir vor unserem Hotel. Wir ziehen uns ein sauberes T-Shirt an und begeben uns subtio zum Frühstücks-Buffet. So bleibt uns noch eine knappe halbe Stunde fürs Frühstück. Hier gibt es zahlreiche leckere und gesunde Happen und köstliches Greetsiler Schwarzbrot.

Zu Besuch bei Ottto

So gestärkt und anschliessend auch noch frisch geduscht, machen wir uns kurz nach 12.00 Uhr auf Richtung Emden. Wir fahren auf dem direkten Weg – vorbei an den Zwilligingsmühlen von Greetsiel – nach Emden, wo wir in der Nähe des Museums „Det Otto Huus“ einen Parkplatz finden. Rasch zwei Euro Eintritts-Obolus pro Person abgedrückt und wir sind im Museum. Wobei Museum schon fast ein wenig übertrieben ist. Im Parterre ein Souvenir-Shop, im ersten Stock verschiedene Requisiten aus Bühnenprogrammen und Filmen von Otto und im zweiten Stock ist eine Art Kino-Saal eingerichtet, in dem Otto-Live-Aufnehmen in Endlosschlaufe laufen. Wir flätzen uns bald einmal in einem Kinosessel und geniessen die Bühnen-Ausschnitte, die halt einfach immer noch einen sehr hohen Unterhaltungswert aufweisen. Gegen 15.00 Uhr verlassen wir das Haus und schlendern noch ein wenig durch das sonntägliche Emden – das aber nur mässig zu beeindrucken mag. Wenn man dann aber liest, dass 80 % von Emden im Mai 1944 bei einem Grossangriff zerstört worden ist und viele der Bewohner nur dank eines raschen Aufsuchens eines der zahlreichen Bunkers überlebt haben, ist klar, warum die Stadt zwar rund 29 Bunker inkl. Bunkermuseum dafür aber wenig alte Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hat.

Wir gönnen uns im Grand Café Emden einen Ostfriesentee und ein Stück Kuhfladen-Torte (tönt nicht sehr appetitlich, war aber sehr lecker).

Die Ostfriesische Teezeremonie:

 

 

Plakette bei der Kesselschleuse

Danach statten wir noch den Pelzerhäusern Nr. 11 und 12 (letzteres um 1585 erbaut, flämisch-niederländische Architektur mit dreigeschossiger Renaissancefassade) einen Besuch ab. Anschliessend fahren wir mit dem Auto zur Kesselschleuse von Emden. Die Kesselschleuse von 1884 ist Europas einzige in Betrieb befindliche Vierkammer-Schleuse, die jährlich etwa 2'800 Schiffe – grösstenteils Sport- und Freizeitboote – passieren. Sie verbindet vier Wasserwege mit unterschiedlichen Wasserständen miteinander: den Ems-Jade-Kanal, den Falderndelft mit Hafen, das Fehntjer Tief und den Stadtgraben.

Kirche in Loquard

Dass es nun recht stark zu regnen beginnt, unterstützt unsere Absicht, uns auf den Heimweg zu machen. Auf dem Weg nordwärts regnet's zeitweise so stark, dass die Scheibenwischer das Wasser nicht mehr verdrängen können. Auf der Rückreise statten wir den Warfendörfern Rysum (wir fahren aufgrund des starken Regens nur durchs Dorf), Loquard (wir besuchen die Saal-Kirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts) und Campen (wir besuchen die Einraum-Kirche aus rotem Backstein mit dreijochigem Innenraum, reich mit Malereien und Zierrippen ausgestattet sowie den 65 Meter hohen Leuchtturm, der über eine Dreibein-Stahlkonstruktion verfügt).

Durch Regen, Wolken und Regenbogen erreichen wir schlussendlich Greetsiel. Dort angekommen, gönnen wir uns im Restaurant FestLand ein feines Fisch-Abendessen.