Sonnenaufgang währen der Überfahrt

Um viertel vor fünf heisst's heute „Aufstehen!“. Wir duschen (leider fehlt uns die Zeit, die grosszügig gestaltete Erlebnisdusche ausgiebig zu geniessen) und verstauen noch Nachtgewand und Necessaire in unser Reisegepäck. Da klingelt bereits das Telefon und der Empfang meldet uns, dass unser Driver vorgefahren sei. Nach kurzer Fahrt durch das frühmorgendliche La Valetta treffen wir beim Ferry-Terminal (Virtu Ferries) ein. Kurzes Papier- und ID-Geschiebe und wir gehen an Bord des Fähr-Katamarans nach Pozzallo. Dort installieren wir uns an einem Fensterplatz und gönnen uns als erstes einen Cappuccino. Wir geniessen die „blaue Stunde-Atmosphäre“ an Deck genau so wie kurze Zeit später den Sonnenaufgang und die frühmorgendliche La Valletta-Stimmung vom Wasser aus.

Die Jean de Valette hat uns nach Sizilien gebracht

Die Überfahrt verläuft „seidenfein“. Um 08.10 Uhr fahren wir in den Hafen von Pozzallo ein. Die Buchung in der Club Class der Fähre gewährt einem fast lane Check-out. Zusammen mit einer Dreier-Gruppe verlassen wir den Katamaran vor den übrigen Reisenden. Innert Kürze haben wir unser Gepäck abgeholt und können uns auf den Weg zur Autovermietung machen. Der administrative Kram ist rasch erledigt und schon sitzen wir in einem Ford Fiesta mit dem Kennzeichen „FE311KD“ und auf geht's nach Marina di Modica.

Nacktbad im Mittelmeer (die Füsse)

Was sind wir für Glückskinder! Der sonnige Strandabschnitt hier gehört uns beiden. Rasch sind die Schuhe abgestreift und wir schlendern im bereits recht warmen Wasser dem Meer entlang. Muschelfinder… offene Augen …. Die Strände sind noch in Vorsaison-Zustand. Überall werden die Strand-Lokalitäten (Bars, Restaurants, Umkleide-Anlagen etc.) auf Vordermann gebracht. Es wird gestrichen, gewerkelt, repariert was der Mal- und Werkkasten hergibt. In der Bar „Nino & Salvatore“ auf der Piazza Mediterraneo 2 in Marina di Modica geniessen wir einen Cappuccino und ein Sfoliate di mele bzw. ein Brioche. Die Sonne wärmt wunderbar. Nach den kühlen Malta-Tagen geniessen wir die kurzen T-Shirt-Ärmel. Obwohl … die meisten Italiener noch in Hemd und Langarm-Pulli bzw. mit Daunenjacke unterwegs sind.

Faro di Punta Secca

Wir setzen unsere Reise der Küste entlang fort und fahren Sampieri an. Sampieri ist einer der wenigen Orte an der Küste, der traditionell direkt am Meer gewachsen ist. Alle anderen Siedlungen sind jüngeren Datums und entstanden als Marinas der weiter im Inland liegenden Städte (Marina di Modica, Marina di Ragusa etc.). Bei einem Supermercato legen wir einen Zwischenhalt ein und kaufen uns Zutaten für einen Mittagslunch und vor allem Wasser. Über Cava d'Aliga geht's der Küste entlang vorbei an Orten mit Namen wie Donnalucata, Plaja Grande, Marina di Ragusa nach Punta Secca. Dieses Fischerdorf wurde weltweit mit der Literaturgestalt des Commissario Salvo Montalbano bekannt, der hier am Wasser wohnt und seine Fälle löst – zumindest in den Büchern von Andrea Camilleri. Über weite Strecken sind wir allein unterwegs. Die Strassen führen an schier endlosen Ferienwohnungssiedlungen vorbei, die aktuell weitgehend verwaist sind. In Punta Secca legen wir einen Picknick-Stopp ein und geniessen das erste Freiluft-Picknick der Saison 2017 bei Sonnenschein und Meerrauschen.

Cynaranbau

Danach geht's weiter ins Landesinnere Richtung Riserva Naturale Bosco Santo Pietro. Der Weg führt uns vorbei an Mimosenbäumen, blumenübersäten Wiesen und kurze Zeit später durch landwirtschaftlich genutzte Felderflächen, auf denen Treibhäuser stehen oder Getreide oder Artischocken kultiviert werden. Der Aufenthalt im Naturschutzgebiet Santo Pietro gestaltet sich kürzer als geplant. Wir finden keine gute Wandergelegenheit und begegnen auf einem kurzen Wegabschnitt schon bald einem wilden Hund. Wir entscheiden uns, ihm sein Territorium zu überlassen und reisen weiter durch die farbenprächtige Frühlings-Sizilien-Landschaft. In Grammichele legen wir einen nächsten Halt ein. Die Stadtanlage dieses Ortes ist für Sizilien ein Unikum. Grammichele wurde nach dem Erdbeben von 1693, das ihre Vorgängerin Occhiola vollständig zerstörte, streng geometrisch als Sechseck entwickelt. Vom prächtigen Hauptplatz (Piazza Carlo Maria Carafa) gehen sechs Strassen ab, die wie ein Spinnennetz miteinander durch Querstrassen verbunden sind.

Grammichele

Nach einer kurzen Erkundungstour treten wir das letzte Teilstück des heutigen Reisetages an. Zielort ist Licodia-Eubea, der Ort, den wir schon im vergangenen Jahr besucht haben. Morgen wollen wir dort der Karfreitags-Prozession beiwohnen. Routiniert zielstrebig fährt Martin die Adresse unseres Feriendomizils an. Die Mutter von Carmelo (Wohnungsvermieter), die im gleichen Haus wohnt, übergibt uns die Schlüssel und erklärt uns das Notwendige. In der Wohnung ist es recht frisch. Heute brauchen wir „es wulligs Pischi“. Wir verbringen noch einen Moment auf der Terrasse bevor wir in die Stadt gehen. Auf dem Weg dorthin stossen wir auf Carmelo, halten einen Schwatz mit ihm und gehen anschliessend ins Restaurant „A Carrittaria“ Pizza essen. Nach dem Essen treffen wir nochmals Carmelo, der uns erklärt wie der morgige Tag ablaufen wird, uns mit aktuellem Klatsch und Tratsch versorgt und eigentlich noch mit uns ein Gelato nehmen möchte, was aber die Öffnungszeiten der Gelateria nicht zulassen. Sei's drum. Die Flache Rotwein, die wir zur Pizza getrunken haben, trägt das ihrige dazu bei, dass wir beide subtio im Bett sind und einschlafen. Mizzico!

 

Geometrischer Stadtplan von Grammmichele