Garstig an der Nordsee

Es heisst Abschied nehmen von St. Peter-Ording. Wettermässig steht heute wieder „garstig-regnerisch-kalt“ auf dem Programm. Wir kraxeln aus den Federn und packen erste Habseligkeiten zusammen. Dann stellen wir fest, dass es so gut wie aufgefhört hat zu regnen. Darum allez hopp in die Laufklamotten und los geht's. Diesmal wieder nordwärts, da ich vom Strand zu Deko-Zwecken noch unbedingt ein wenig Sand und ein paar Muscheln holen möchte. Diese Idee ist mir wirklich erst am Samstagabend in den Sinn gekommen. Na besser spät als nie. Wir laufen los und geniessen ein erstes Laufstrecken-Drittel so gut wie ohne Regen und Gegenwind. Auf dem Weg ans Meer setzt wieder Regen ein. Rasch Sand und Muscheln geholt und verpackt und dann gilt es, sich mit den Sand- und Muschelsäckchen durch Regen und vollen Gegenwind durch zu kämpfen. Platschnass und ein wenig ausgelaugt, dafür aber so was von hellwach kommen wir beim Hotel an. Eine aufwärmende Dusche und das reichhaltige Frühstücksbüffet mit Ingwertee tragen das ihrige zum Wieder-Erlangen des kompletten Wohlbefindens bei.

Fertig packen, auschecken und tschüss liebes Landhaus an de Dün-Team. Es war wieder einmal ein uneingeschränkt genussvoller Aufenthalt bei euch.

Wir nehmen Kurs auf Schwerin, dem heutigen Etappen-Zielort. Wir fahren durch Tating und suchen dort das Café Restaurant Schweizer Haus auf – ein gut 100 Jahre altes Sommerhaus im Schweizer Stil. Gemäss unserem Reiseführer eines der Letzten seiner Art in Schleswig-Holstein. Anschliessend statten wir der Gemeinde Kotzenbüll (236 Einwohner) den obligaten Besuch ab. Obligatorisch ist ebenfalls das Foto mit dem Ortsschild dieser nordfriesischen Gemeinde. Ach ja, wir parken unser Auto grad neben dem Bossel-Platz von Kotzenbüll (Insider-Info).

Grabstein auf dem Geschlechterfriedhof Lunden

Bei diesigen Verhältnissen setzen wir unsere Reise fort bis nach Lunden, einer Ortschaft im nördlichen Dithmarschen. Vor beinahe einem halben Jahretausend (zwischen 1529 und 1559) hatte Lunden Stadtrechte. Die damalige Macht der örtlichen Würdenträger dokumentieren noch heute die mächtigen Grabplatten auf dem Geschlechterfriedhof bei der Kirche St. Laurentius. „Geschlechter“ waren mächtige Familien, die das politische Sagen in Dithmarschen hatten. Ein jedes Grab gehört zu einer Familie. Noch heute sind 13 grosse Grabplatten erhalten. Die meisten Tragen die Ecksymbole Mensch, Löwe, Stier und Adler, welche für die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes stehen. Die Grabplatten wiegen bis zu zwei Tonnen, sie wurden jeweils mit Hilfe von Pferden weggezogen, wenn der Sarg einer verstorbenen Person in die Gruft gebettet werden sollte. Deshalb sind in mehreren Steinen Eisenringe eingelassen. Bemerkenswert ist auch der Sühnestein von Peter Swyn. Dieser wurde 1537 vom Pferde gerissen und erstochen. Auch diese Szene ist auf dem Stein festgehalten. Interessantes Detail zu Herrn Swyn:

Der heute noch im Hochdeutschen gebräuchliche Spruch „Das kann kein Schwein lesen.“ wird auf Marcus Swyn, den Enkel von Peter Swyn zurückgeführt. Nach dem Ende der Bauernrepublik in Dithmarschen mussten die Besitzdokumente vom Landvogt Marcus Swyn neu beglaubigt werden. Waren die Papiere unleserlich geworden, stellte man fest: „Das kann ja nicht einmal mehr ein Swyn lesen. – Dat kann keen Swyn lesen.“

Quelle: Geschichte zum Be-greifen: Das kann kein Schwein lesen.“ Tafel am Lundener Geschlechterfriedhof

Ja und dann geht es darum, Kilometer zu „fressen“ um nach Schwerin zu gelangen.

Zug auf der Grüntaler Hochbrücke

Strassenbau-Highlight unterwegs stellt die kombinierte Fussgänger-, Strassen- und Eisenbahnbrücke, die Grünentaler Hochbrücke, dar. Hier legen wir eine kurze Pause ein, um eine Aussichtsplattform aufzusuchen, von der man einen wunderbaren Ausblick auf die Brücke, die über den Nord-/Ostsee-Kanal führt, hat. Und dann fährt doch kurze Zeit später grad – so ne Zuefau – ein Zug über die Brücke. Das Eisenbahner-Herz schlägt höher. Ohne grössere Zwischenhalte setzen wir die Reise fort. Hie und da ein Pippi- oder Bewegungsstopp oder ein Fotostopp z.B. an der ehemaligen BRD/DDR-Grenze.

Ehemalige Grenze BRD/DDR

Kurz nach 18.30 Uhr treffen wir in Schwerin ein und beziehen im Hotel Speicher am Ziegelsee unser Zimmer 606 mit Seesicht. Kurze Zeit später beginnt es in Strömen zu regnen. Wir geniessen ein leckeres Abendessen im Restaurant des Hotels.

 

Nach dem Regen: Prima Sonnenuntergang von unserem Zimmer aus