90 km/h darf man ausserorts in Tschechien fahren. Teilweise bei dem Strassenzustand eine Zumutung. Ich fahre selten so schnell, weil ich ja nicht immer nach jeder Kurve das Geschirr im Cali neu ordnen lassen will… Also lasse ich die Drängler (auch die Anständigen) wenn‘s passt überholen. Ich blinke rechts und signalisiere, dass er überholen kann. Oder ich fahre in eine Busbucht und lasse den Verkehr vorbei. Und da ist mir aufgefallen, dass die Überholenden fast ausnahmslos den Warnblinker betätigen und mir so danke sagen. Finde ich noch charmant 🙂

Rangierdienst mit Fahne

Weiteres, was mir im Strassenverkehr aufgefallen ist, sind die Fussgänger: Wenn ein Fussgänger an einem Fussgängerstreifen steht und rüber möchte, dann halte ich an, mache ein entsprechendes Handzeichen und lasse ihn rüber. Und bisher sind fast alle Fussgänger immer über den Streifen gerannt! Nicht so wie bei uns, wo man es sich noch 10x überlegt ob man nun wirklich über den Streifen will und wenn ja dann ganz gemütlich rüber geht…

Nun, heute war früh Tagwache. Verantwortlich dafür war die Vogelwelt. Ab 4:00 Uhr teilten sie mir mit, dass es ihnen gut geht und sie sich auf den Tag freuen. „Zurück zur Natur“ verfluche ich in solchen Momenten… Um 5:30 wurde es mir zu viel, ich pfiff zurück und startete ebenfalls in den Tag. Ich habe nach den gestrigen diversen Zugsbegegnungen noch ein wenig Recherche betrieben und festgestellt, dass die Schmalspurbahn rund 20 km von mir entfernt einen ihrer Endpunkte hat. Und wenn ich schon so früh wach bin, kann ich mir das historische Eisenbahnschauspiel doch zu Gemüte führen. So fuhr ich nach Obrataň. Dort endet die Strecke der privaten JHMD und macht Anschluss auf die staatliche CD. Und diese Eisenbahn dort ist schon noch ‚heile Welt‘. Man hat Zeit, die Anschlüsse sind genügend lang – aber man muss die Reise auch gut planen, da es keinen Stundentakt gibt. Wer den Zug verpasst, hat manchmal erst wieder am Abend eine Verbindung. Ich schaute dem Treiben zu und staunte, dass es das heute noch gibt.

Eingeheizt

Ich fuhr weiter ostwärts und wusste, dass noch eine kleine Museumsbahn unterwegs an der Strecke (ohne Umweg. Also fast…) lag. Die Schmalspurbahn Zastávka u Brna – Zbýšov hatte gemäss Homepage keinen Fahrtag, aber da die Anreise mit vertretbarem Aufwand möglich war, wollte ich mir das ansehen. Und wie der Zufall so wollte, hatten sie heute einen ausserordentlichen Fahrtag mit Schulkindern und hatten sogar die Dampflok angeheizt…

Nach so viel Eisenbahn an diesem Tag musste auch wieder mal andere Kultur hinhalten. Die Macocha-Schlucht war da grad ideal. Die Gegend um Brno/Brünn ist eine Karst-Gegend (wie um Postojna) und in Macocha ist vor vielen hundert Jahren eine Doline eingestürzt  und hat eine 174×76 m grosse und 138 m tiefe Schlucht hinterlassen. Diese ist nun eine Sehenswürdigkeit und man kann mit einer Seilbahn in die Schlucht hinunterfahren. Im Talgrund kann man dann Höhlen besichtigen (zu Fuss und mit einem Boot). Ich bin mit der Seilbahn runter gefahren, die Besichtigung der Höhle habe ich mir aber erspart – ich habe dies ja schon in Postojna gemacht. Und irgendwie ist Höhle doch gleich Höhle, oder? Ich machte einen längeren Spaziergang im Wald, bei der Schlucht und konnte hier und da kleinere Höhlen (nicht besichtigbar) sehen. Alles in Allem eine gute Sehenswürdigkeit, welche mir sehr Spass gemacht hat.

Macocha-Schlucht

 

Mit der Idee, weiter in Richtung Osten und Richtung Slowakei zu fahren, habe ich das Autocamp Luhačovicke zum Tagesziel erkoren. Das Navi leitete mich auf die Autobahn und schon von Weitem sah ich die Gewitterfront. Keine Chance auszuweichen. Ok, dann wasche ich das Auto eben im Gewitter, und nicht in einer Lanzenwäsche. Aber so ein Gewitter habe ich noch nie in einem Auto erlebt. Ich konnte auf der Autobahn nur noch 50 km/h fahren. Die Lastwagenfahrer kümmerte das Wetter wenig, die blochten normale Geschwindigkeit – aber fast alle PW fuhren reduziert. Bei der vorgesehenen Ausfahrt verliess ich die Autobahn und fuhr zu einem Shopping-Center, damit ich dort im Schatten des Gebäudes das Gewitter abwarten konnte. Es war kein Spass, in diesem Gewitter unterwegs zu sein. Aber das Auto ist nun wieder sauber…

Das Autocamp Luhačovicke ist eine sehr grosse Anlage, welche an einem Stausee liegt. Nebst mit waren noch 3 andere Camper anwesend. Hochsaison ist wohl noch nicht.

Mit Vollgas in die Gewitterfront