Das Wetter ist auch im zentralen Teil von Deutschland recht mau. Wir starten mit einem gemütlichen Frühstück (die Pizza-Brötchen, die wir gestern Abend mit den Pizzen geliefert erhalten haben, schmecken lecker). Rasch alles zusammenpacken und bei einem Schwatz mit der Campingplatz-Besitzerin auschecken und schon sind wir wieder auf der Route weiter südwärts. Als erste Ortschaft durchqueren wir Vlotho, einem Namen der aus einem Loriot-Sketch stammen könnte. Z.B. mein Hund „Vlotho“ kann sprechen. Vlotho sag „Otto holt rote Rosen“. Vlotho sagt: „Oo o oe Osen.“ Erstes Etappenziel heute ist Paderborn. Paderborn (rund 150’000 Einw.) liegt im Osten von Nordrhein-Westfalen. Die Stadt entstand im Quellgebiet der Pader. An die Pader-Quelle führt uns unser kurzer Spaziergang in die Innenstadt denn auch als erstes. Die Altstadt mit ihren schön hergerichteten Fachwerkhäusern wirkt sehr einladend.

Paderborn

Unser eigentliches Ziel ist Paderborns Top-Attraktion: Dom, umgeben von den Paderquellen, Wahrzeichen der Stadt mit dem Drei-Hasen-Fenster. Der Hohe Dom St. Maria, St. Liborius, St. Kilian ist die Kathedralkirche des Erzbistums Paderborn. Die Anlage mit dem markanten mächtigen Westturm über dem Chor, der von zwei runden Türmen flankiert wird, prägt das Ortsbild eindrücklich. Unzählige teilweise sehr prunkvoll gestaltete Kapellen fügen sich in das sakrale Bauwerk ein. Der Innenhof des Kreuzgangs ist eine Stätte des Gedenkens. Hier sind Angehörige des Domkapitels begraben. Im Zweiten Weltkrieg, 1945, wurde Paderborn bombardiert, der Dom wie der Grossteil der Stadt stark beschädigt. Eine Luftmine schlug am 22. März 1945 in den Kreuzgang ein. Vierzehn Menschen starben. Reste dieser Luftmine erinnern an die schrecklichen Ereignisse dieser Zeit. An der Nordseite des Kreuzgangs steht ein Brunnen, der mit einem Pfau geschmückt ist. Und hier befindet es sich denn auch: Das Dreihasenfenster. „Der Hasen und der Löffel drei und doch hat jeder Hase zwei.“ Dieser kurze und prägnante Vers beschreibt das Motiv des Dreihasenfensters am besten. Das Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffene Kunstwerk aus rotem Wesersandstein zeigt drei springende Hasen, die kreisförmig angeordnet sind. Das auf den ersten Blick überraschend unscheinbare Fenster ist wie bereits erwähnt eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Paderborns. In früheren Zeiten war es auch ein Glücksbringer, den jeder durch Paderborn wandernde Handwerksbursche gesehen haben musste.  

Hasenfenster: „Der Hasen und der Löffel drei und doch hat jeder Hase zwei.“

Auf dem Markt von Paderborn stärken wir uns nach soviel Kultur mit einem Fischbrötchen. Im Markt 5 Café gibt’s einen Flat White (Doppelter Espresso Milchkaffee) und ein Stück Berliner Luft-Torte. So gestärkt fahren wir weiter südwärts. Bereits nach wenigen Kilometern gibt’s in Altenbeken einen nächsten Halt. Dies beim Grossen Bekeviadukt, der mit 482 Metern Länge, 35 Metern Höhe und 24 Bögen als grösste Kalksteinbrücke Europas gilt. Wir spazieren auf einem kurzen Stück des 29 Kilometer langen „Viadukt Wanderwegs“ zur Aussichtsplattform oberhalb des Viaduktes, von wo aus wir einen perfekten Blick auf das eindrückliche Brücken-Bauwerk und die passierenden Züge haben. 

Viadukt von Altenbeken

Zügig bringt uns Cali vorbei an Städten wie Kassel, Frankfurt am Main und Würzburg bis kurz vor Heilbronn. Dort richten wir unser letztes Camping-Nachtlager auf einem Deluxe-Campingplatz (5 Sterne) am Breitenauer See ein. Dem Campingplatz ist ein griechisches Restaurant angeschlossen, wo wir Nachtessen gehen. Der griechische Geschäftsführer begrüsst uns mit Stimme und Gestik, die uns unweigerlich an den Tavernen-Geschäftsführer Dimitri Stoupakis (gespielt vom Schauspieler Rick Kavanian) im Film „Der Schuh des Manitu“ erinnert, der bekannt war für seine Wortverdreher: „Hellaaas, aaalso, lasst uns doch kurz einmal vorstellen, mein Name ist Dimitri Stoupakis, ich bin 30 Jahre alt, von Zeichenstein Fraujung und in meiner Zeitfrei bastle ich so Häuschenvogel mit meinem Schwanzfuchs. Habt ihr auch Hobbies?“ Die lange Autofahrt hat müde gemacht. Ein letztes Mal machen suchen wir für unsere Abend-Toilette die Camping-Sanitäranlagen auf. Müde aber glücklich klettern wir danach in unser Schlafgemach. Morgen heisst es aufräumen, packen und schon etwas Cali-Putzen. Gute Nacht mis Härz.