Die Sonne gibt kurz nach sieben Uhr das Startsignal in den Tag. Kurzer Spaziergang ins Lost Lemon-Badezimmer und lautes Zugshorn. Ein Güterzug … direkt hinter unserem Campground! Rasch zum Camper zurück, Kamera geholt und just den letzten Wagen der Güterkomposition fotografiert. Schittere Qualität zwar aber zumindest ein Fotobeweis. Die letzten paar Schritte zum Camper lege ich im Regen zurück. Das Wetter hat schlagartig umgestellt. Martin ist nun auch wach und meine „frohe Kunde“ zum soeben durchgefahrenen Zug schlägt er leicht zerknirscht ab. Es seien ja bereits um 23.45 bzw. 04.45 Uhr Züge mit lautem Horn vorbeigefahren. Ah ja? Die habe ich komplett verschlafen. Dabei liegt das Gleis wirklich nur ein paar Meter von der von unserem Standort gegenüberliegenden Campingplatz-Reihe, also etwas 50 Meter entfernt. Und da die Gemeinde Blairmore keine Bahnschranken für die zahlreichen Bahnübergänge im Village vermag, bleiben diese unbewacht, was zur Folge hat, dass die Lokführer gefühlt alle 100 Meter in Blairmore hornen müssen. Der liebe Eisenbahn-Fan an meiner Seite hat dementsprechend schlecht geschlafen. 

Es regnet immer noch in Strömen und beginnt dann sogar zu blitzen und donnern. An ein Outdoor-Frühstück ist heute nicht zu denken. Dann bleiben wir halt drin und wenn schon, denn schon: Wir frühstücken heute im warmen Bett. Einfach nur Kaffee, Orangensaft und Toast mit Ananas-Konfitüre. Kurz vor 10.00 Uhr steigen wir dann aber trotzdem mal aus den Federn. Und siehe da: Der Himmel reisst auf und strahlender Sonnenschein flutet die völlig durchnässte Camper-Schar auf dem Lost Lemon Campground. Da auf diesem Campground alles blitze blank sauber ist, entscheiden wir uns, die Laundry zu benutzen und eine Maschine Wäsche zu starten. Waschen, duschen, tumblen, Camper reisefertig vorbereiten und immer wieder zwischendurch ein kurzer Bärndütsch-Schwatz mit Marianne oder Roland den Campingplatz-Besitzern. So wird es 12.00 Uhr bis wir losfahren. 

Die Berner Fahne ist aus richtigem Fahnenstoff und hält 3x länger

Für unsere heutige Reise mit dem Tagesziel Chain Lakes Provincial Park wählen wir zuerst die Crowsnest Heritage Route, die uns durch via Frank-Slide Geröllfelder nach Hillcrest und da direkt zum Friedhof führt. Hier befindet sich ein Obelisk aus schwarzem Marmor, der von kleinen Marmor-Quadern umgeben ist. Dies zum Gedenken an alle Kohlegruben-Arbeiter, die in der Ausübung ihrer beschwerlichen und gefährlichen Arbeit ums Leben gekommen sind. Insbesondere wird mittels anschaulicher Informationstafeln den knapp 200 Männern gedacht, die am 19. Juni 1914 in Hillcrest beim schwersten Kohleminen-Unglück in Kanada ihr Leben gelassen haben (Explosion). Wenn auch über 100 Jahre her, so bewegt uns dieser Ort und seine Geschichte doch sehr. 

Dann geht es diretissima Richtung Chain Lakes Provincial Park. Die Autofahrt gestaltet sich für Martin sehr anspruchsvoll, da unser Camper eine optimale Angriffsfläche für die heavy wind gusts darstellt. Unser Chäreli hätte wohl ohne Einsatz von Martin abgehoben. Darum sind wir froh, als wir beim Campground ankommen. Im Circle B beziehen wir gegen 15.00 Uhr unseren Platz 31 mitten in der Natur – so quasi wo Hase und Fuchs sich gute Nacht sagen. Wobei wir nach dem Nachtessen nur den Hasen bzw. zwei Hasen sehen, die ihrerseits znächtlen. Nach der Ankunft gehen wir spazieren und erkunden die schöne Landschaft entlang des Chain Lakes. Beim Hauptstrand des Chain Lakes hat es ein kleines Selbstbedienungs-Restaurant. Wir treten ein und als wir einen Blick auf die Karte werfen, wissen wir beide, dass jetzt der Moment gekommen ist, sie auszuprobieren: Die Poutine! Eine kanadische Spezialität, die von morgens früh bis abends spät gegessen werden kann. Poutine wird in einer Schüssel serviert in der Country Fries mit Cheddar und Gravy im Ofen gewärmt werden, so dass sich der Käse-Gravy-Mix crème-artig auf den Fries verteilt. Ganz OK das Ganze, aber einmal tut es für uns. 

Poutine!

Wir sitzen an einem Tisch im Aussenbereichs des Restaurant als aus dem Nichts heraus ein Teenager-Moose die Rasen-Strandfläche betritt und zum bzw. in den See schreitet. Sehr relaxed und ohne gross Notiz zu nehmen von den ungefähr zehn Personen, die ihn bei seinem Trinkausflug in den See beobachten. So ruhig er gekommen ist, so ruhig zieht er sich wieder in den Buschwald zurück. Toll, ein Moose ist absolut Premiere für uns.

Ein Moose!

Als wir zum Camper zurück kehren, hat sich der Himmel wieder arg verdunkelt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es wieder heftig zu regnen anfangen wird. Aber irgendwie gelingt es den heftigen Winden, die Regenwolken in ein anderes Gebiet (Crowsnest?) zu verschieben. Zwei Stunden später ist‘s wieder grand beau aber sehr kalt, so dass wir zum ersten Mal in diesen Ferien die Heizung einsetzen. Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit lesen und relaxen. Nach dem Abendessen, das wir temperaturbedingt in-house eingenommen haben, entdecken wir auf dem Vorplatz unseres sites Hasen, die sich an den Gräsern und am Klee (Kleeblumen) genüsslich tun. Es macht Spass den beiden zuzuschauen, die ihrerseits dann weniger Spass haben als sich die beiden beim Mümmeln ins Gehege kommen.

Beim Nachtessen