Heute in 4 Monaten ist Samichlaustag.

Die Nacht war die Hölle – dramatisch gesehen, natürlich… Alle 15 Minuten hörte ich die Glocke der Turmuhr des Schlosses. Zu jeder vollen Stunde vier Mal die Viertelstunden und dann noch die vollen Stunden. Fenster schliessen wäre eine Alternative gewesen, hätte aber den Mieftod bedeutet. Dann halt eine schlaflose Nacht – mira… Tagwache um 6:30 Uhr, dann ab in den Pückler-Park zum Jogging. Das Schloss rechts liegen lassen, über die Doppelbrücke und schon ist man in Polen – Ausweise müssen mitgeführt werden. Jogging in Polen ist wunderschön, man fühlte sich schon wie ein kleiner Emil Zapotek. Und in Polen ist alles günstiger, sogar Jogging… Dafür ist die Ûbersichtskarte des Parks recht ungenau. Aber in Simone-Niggli-Luder-Manier gelang es, eine rechte Strecke zu laufen und wieder deutschen Boden unter den Füssen zu finden. Stretching beim Schloss – dekadent aber schön!

Dann duschen, Koffer packen, bezahlen („Nein, wir nehmen keine Kreditkarten“) und rasch möglichst weg aus diesem Moorbad: Karre beladen, reinsitzen, Motor starten und weg – und nach 300 Metern den nächsten Parkplatz suchen – schliesslich muss Mann und Frau noch frühstücken! Die Bäckereikette „Dreissig“ (doch, diesen Namen gibt es) hat leckeres Frühstück, das Rührei ist sensationell!

Nach dem Frühstück ging’s weiter nach Weisswasser. Weisswasser? Genau, DDR-Serienmeister im Eishockey. Und Ausgangspunkt der Waldeisenbahn. Aber heute war kein Dampf angesagt. Heute war gar nix angesagt, denn das Teil fährt nur Do-So – und auch nur im Hochsommer. Will heissen: Fehlanzeige.

Also: Weisswasser verlassen, über verschiedene baubedingte Umleitungsrouten nach Görlitz. Görlitz? Geburtsort von Ballack? Geburtsort von Jeremies? Geburtsort auch von einem Nationalhandballer? DER Ort in Deutschland, mit den meisten Autodiebstählen? Genau, all diese Fakten sind bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, dass Görlitz eine wunderschöne Altstadt bietet. Schlicht sensationell, was sich hier dem Besucher zeigt! Angefangen bei der Dreifaltigkeitskirche mit dem geschnitzten Holzaltar, über die dem Kölner Dom nachempfundene Kirche Peter und Paul bis zur Altstadt – schlicht ein kultureller Traum! Auch wenn es zwischendurch zwischen topsanierten Prachtshäusern auch runtergekommene Dinger hat, ist Görlitz absolut eine Reise wert! Speziell Erwähnung verdient der Weihnachtsladen in Görlitz, der übers ganze Jahr Weihnachtsartikel, primär aus Sachsen und Thüringen, verkauft. Alles wunderbare Dinger. Übrigens: unsere Weihnachtsdeko ist nun gekauft und wird dieses Jahr in Huttenhauser Sternen erstrahlen! Wenn man mal in Görlitz ist, sollte man unbedingt auch das Warenhaus HERTIE besuchen: Der Laden ist traumhaft schön!

Nach Görlitz ging’s direkt nach Zittau. Diese Stadt zeichnet sich durch eine originelle Verkehrsführung aus: Ein Verkehrsring rund um die Stadt, welcher im Gegenuhrzeigersinn im Einbahnverkehr geführt wird. Speziell spannend für Auswärtige, welche das Hotel nicht beim ersten, nicht beim zweiten sonder erst beim dritten Mal finden: Diese machen jedes Mal eine veritable Stadttour mit. Allerdings ohne Erklärung über die Gebäude…

Das Hotel Dreiländereck nennt sich so, weil sich Zittau im Dreiländereck befindet: Deutschland, Polen und Tschechien treffen sich hier. Und beim dritten Anlauf haben wir dieses Hotel also gefunden. Wunderbares Hotel, wirklich!

Nachdem wir unser Handgepäck im Hotel deponiert hatten, machten wir uns auf die Suche der Zittauer Schmalspurbahnen, welche unter der Woche die Züge ausschliesslich mit Dampf führen. Der Bahnhof Bertsdorf sollte unser Ziel sein, da dort die Linie von Zittau und die Linien von Kurort Oybin und Kurort Jonsdorf aufeinander treffen. Navi sei Dank: Bertsdorf haben wir rasch gefunden – aber den Bahnhof? An diesem fuhren wir eher zufällig daran vorbei, und realisierten das Ganze erst beim 2. Anlauf… Auf alle Fälle hatten wir Glück und konnten einen Dampfzug in Bertsdorf sehen und die Ausfahrt auf Film bannen (dieser Ausdruck hat zwar heute in der digitalisierten Welt keine Berechtigung mehr…). Schlussendlich fuhren wir dem Zug bis Kurort Oybin nach und konnten auch dort noch ein paar Aufnahmen machen.

Dann fuhren wir wieder zum Hotel, luden unser Gepäck aus und gingen nach einem kleinen Spaziergang Nachtessen. Um 20:00 Uhr machten wir eine Stadtführung mit dem Nachtwächter mit und legten uns dann zur wohl verdienten Ruhe. Möge der Glockenschlag mit unserem Schlaf heute gnädig sein!

Zitat des Tages, gesehen auf einem T-Shirt anlässlich der Stadtführung: „Elend hat viele Gesichter (vorne). …und wie gefällt dir meins? (hinten).