Hopp, hopp raus aus den Federn (das sagt auch der Fuchs, wenn er um 06.00 Uhr in den Hühnerstall kommt – Witz aus der Dresdener Zeitung vom 14.8.2008). Unser letzter Dresden-Tag steht an. Heute geht’s in die Dresdener Neustadt. Zuerst mit der Strassenbahn zur Pfundschen Molkerei. Ein wunderschönes Ladenlokal, doch leider sehr überlaufen. Wir bleiben bloss ein paar Minuten in der mit wunderschönen Kachelbildern ausstaffierten Lokalität. Wirklich eindrücklich aber auch ein wenig zu touristisch. Zumal dann auch das Personal eher schnoddrig wirkt. Bevor die nächste Car-Ladung Touristen in die Käserei gespült wird, mach wir uns auf den Weg zum DDR-Museum. Die Zeitreise ist eindrücklich. Da werden politische Themen aufgearbeitet und zu verschiedenen Themenbereiche des Alltags spezielle Ausstellungszimmer gezeigt (Wohnen, Arbeit, Einkaufsladen, Schule, Uniformen der DDR-Beamten, Mode, Wohnbau, Zeitmessung, Musik, HIFI, Verkehr Trabant, Wartburg etc.). Die Ausstellung mag für frühere DDR-Bürger von grossem Interesse und zahlreichen Erinnerungen verbunden sein. Aber auch bei uns werden durch zahlreiche Ausstellungsgegenstände Erinnerungen wach (z.B. alter Toaster zum Aufklappen, 6er-Picknick-Eier-Set, Windelständer aus Holz, Kinderwagen mit seitlichem Ausguck, Kaffeemaschine etc.) Nach rund drei Stunden Ausstellung sind wir recht kaputt und froh.

Wir fahren zum Bahnhof Neustadt, essen ein Sandwich auf dem Bahnhofsplatz und machen uns dann auf, um das Blaue Wunder zu erleben. Eine Stahlbrücke, die über die Elbe führt. Diese sollte im Zweiten Weltkrieg von den Russen gesprengt werden. Dies konnte aber von zwei mutigen Männern verhindert werden. Dieser beiden wird mittels einer Erinnerungstafel zu Beginn der Brücke gedacht. Zu Fuss gelangen wir zur Talstation der Berg-Schwebebahn Oberlosschwitz. Die kurze Fahrt führt zu einer Aussichtsplattform von wo aus wir eine perfekte Sicht auf Dresden haben.

Tatsächlich kommt schon bald ein Passagierschiff, ein Elbedampfer und macht das Postkartenidyll komplett. Im Feierabend-Verkehr und zusammen mit den ersten Matchbesuchenden des Dynamo-Dresden Heimspiels gegen Emden fahren wir zurück in die Stadt. Dort ist noch individuelles Programm angesagt. Photographieren, shoppen und ein letztes Sightseeing. Gegen 18.40 Uhr treffen wir uns in der Lounge zu einem ausgedehnten Apéro. Zum Essen gibt es einen Salat und Thüringer-Rostbratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelstock. Als wir nach dem Salat recht lange auf den Hauptgang warten müssen, erkundigt sich Martin bei der Oberin, ob wohl die Wurst aus Thüringen bereits in Sachsen angekommen sei. Sie quittiert seine Frage mit der Information, dass wohl die Kollegin die Essen noch nicht abgerufen hat. Unser Hilferuf zeigt Wirkung. Das Essen folgt kurz darauf. Wir sind beide sehr müde und es ist im Vergleich zu den Vorabenden auch kühler. So gibt’s noch ein Eis und den Abendkaffee im Hotel. Im Zimmer packen wir die ersten Sachen und gucken dazu fern. Auch ohne DDR-Sandmännchen schlafen wir sofort ein.

Zu erwähnen ist noch folgendes: In der Spätausgabe der RTL-Tagesschau erfahren wir, dass immer weniger junge Deutsche über Wissen zur DDR verfügen. So wissen sie z.B. nicht wer Erich Honecker war oder ob es sich bei der DDR um einen demokratisch oder diktatorisch geführten Staat gehandelt hat. Dies wird u.a. auf zu wenig umfassende Wissensvermittlung in der Schule aber auch auf eine zu veridealisierende Vergangenheitserinnerung zurückgeführt. Gemeinhin erinnert man sich vornehmlich an das Gute nicht aber an die schlechten Seiten der Vergangenheit. Zu diesem Bericht werden Bilder aus dem DDR-Museum und aus den Bautzener Gefängnissen gezeigt. Interessant. Wir erfahren durch das Radio im DDR-Museum, dass Fabian Cancellara Olympia-Gold gewonnen hat.