Auch für heute gibt es wieder eine „amtliche Wetterwarnung“: Hitze. So sind wir schon vor dem Mittag mit dem Tram unterwegs zum Zeppelinfeld, südöstlich vom Zentrum Nürnbergs. Der Ort heisst so, weil 1909 dort ein Zeppelin gelandet ist.
Zu Zeiten Hitlers war dieser Ort der Aufmartschplatz für die Parteitage der NSDAP, der Nazis, welche sich dort zelebrierten und vermeintliche Grösse zeigten.
Die Anlage ist riesig. 362 × 378 Meter mit Zeppelinfeld (Aufmarschplatz) und den umgebenden Tribünen. Eine Seite des Feldes ist eine Tribüne aus Stein für 16 000 Leute, der Rest sind Erdwälle für 54 000 Zuschauende. Die Anlage bot Platz für total 320 000 Menschen, die Mehrheit somit auf dem Feld.
Um das Feld herum befanden sich 150 Scheinwerfer, die senkrecht als sogenannter Lichtdom bis zu 8 Kilometer in den Himmel strahlten. Auf der Haupttribüne befand sich auch die zentrale Rednerkanzel. Früher befand sich auf der Haupttribüne ein 8 Meter hoher Säulengang mit 144 Säulen, welcher jedoch in den 1960er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. An diesem Ort werden heute noch Konzerte ausgetragen und auch die Motorstrecke „Norisring“, ein Stadtkurs für die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft DTM, befindet sich hier sowie, ein bisschen weiter hinten, das Fussballstadion des 1. FC Nürnberg. Die „Grosse Strasse“ im Süden der Anlage ist heute ein Parkplatz für die Veranstaltungen, die heute stattfinden. Früher war dies die Aufmarschstrasse und zentrale Achse des Geländes. Sie ist geografisch so ausgerichtet, dass sie eine historische Verbindung vom Römischen Reich zu den Reichstagen in Nürnberg herstellt. Sie konnte jedoch nie für Parteitage benutzt werden, da nach Kriegsbeginn keine solchen Veranstaltungen mehr stattfanden.
Die eigentliche Strasse ist zwei Kilometer lang (1,5 km wurden fertiggestellt) und 60 Meter breit.
Auf dem Gelände befindet sich ebenfalls die Kongresshalle, welche der zweitgrösste erhaltene nationalsozialistische Monumentalbau in Deutschland ist und unter Denkmalschutz steht. Die Halle war als Kongresszentrum für die NSDAP mit Platz für 50.000 Menschen geplant. Von der vorgesehenen Höhe von rund 70 Metern wurden nur 39 erreicht. Der Bau richtet sich unverkennbar am Colosseum in Rom aus.
Auf Schautafeln sieht man, wie die Anlage früher genutzt wurde. Der Gigantismus war nur auf einer solchen grosszügigen Anlage möglich, für welche man starke Eingriffe in die Natur machen musste. Da kommt der Dutzendteich, um welchen wir spaziert sind, zur Nebenrolle, obschon dieser viele Wasservögel beherbergt und heute auch für den Freizeitbereich eine wichtige Rolle spielt.
Die Anlage ist eindrücklich. Aber auch die Hitze, sodass wir schon bald mal mit dem Bus ins Zentrum fahren. Bei der Haltestelle Plärrer steigen wir aus und essen/trinken zuerst mal was. Dann teilen wir uns auf zu einem Frauen- (Shopping) und Männerprogramm (Museum der Deutschen Bahn).
Der Abend war dann wieder gemeinsam und ich wurde von Bettina zum „Driver-zNacht“ eingeladen. Das Block House war sehr lecker und ein toller Ferienabschluss – merci Bettina! Morgen geht’s leider schon nach Hause 🙁
Heute frühstücken wir im Zweithotel und ziehen dann gleich los. Südwärts. Nürnberg wird das Ziel sein. Google sagt 4 h 39 min und man ist dort. Easy also.
Auf allen Radiokanälen wird von einem Hitzetag gewarnt. 35°C soll es heute werden. Wir sind noch in Braunschweig, als wir 29°C auf dem Display haben. Da ist man froh, ein Auto mit Klimaanlage zu haben. Vor 40 Jahren wäre diese Fahrt mit dem Opel Rekord anspruchsvoller gewesen. Die Klimaanlage damals war „Fenster auf“.
Nebst der Klimaanlage ist natürlich auch ein Navi eine tolle Hilfe, um vorwärts zu kommen. Auf dem Handy die Destination auswählen und ans Auto senden, that’s it. Das Navi führt uns wieder Richtung Harz und empfiehlt uns, in Bad Herzberg die Autobahn zu verlassen und über Land durch den Harz zu fahren. Ah, cooles Ding! Hat irgendwo einen längeren Stau entdeckt und führt uns nun um den Stau rum!
So kommen wir nochmals in den Genuss, den Brocken zu sehen und das Waldgebiet, welches wegen des Borkenkäfers gar kein Wald mehr ist.
Weiter gehts über Landstrassen, bis wir wieder eine Autobahn sehen. Trotz Allem kommen wir rasch voran, bis das Navi wieder eine Autobahnabfahrt empfiehlt. Bei mittlerweile 33°C über Land fahren? Ok, nochmals, und dann wieder Autobahn.
Aber als uns dann das dritte Mal eine Landfahrt empfohlen wurde, verzichteten wir darauf und blieben auf der Autobahn – Google Maps sah keinen Stau voraus, und hatte recht!
Nach 5 h 59 min waren wir in Nürnberg beim Hotel. Natürlich waren alle hoteleigenen Parkplätze belegt, sodass wir das Auto für viel Geld im Nachbarhotel einstellten. 4*-Komfort für uns, 5*-Komfort für den Benz. Und wieder eine Gratis-Lektion in Auto-Kunde erhalten: Wenn man das Navi auf Eco Plus einstellt, können solche Landfahrten entstehen. „Schnellster Weg“ wäre wohl korrekter gewesen und hätte uns auf der Autobahn belassen. Also eine Einstellungssache…
Wir kommen im Hotel an und teilen uns auf: Eine Person geht in die Altstadt, eine Person schaut die Auslosung zur Champions League, welche tolle, ja sehr tolle Lose ergibt!
Treffpunkt ist die Altstadt, wo wir bei Albrecht Dürer ein feines Nachtessen (ohne Wespen!) genossen.
Der YB-Schal lieg noch neben dem Kissen, als wir heute aufwachen. Ja, YB hat sich tatsächlich für die UEFA Champions League qualifiziert. Es ist ein Morgen, wo man am Liebsten ein Frühstück möchte mit einem Gala-Streichkäsli auf dem Brot. So viel Philosophie muss sein…
Frühstück ist das Thema: Unser Hotel bietet wegen „Fachkräftemangel“ kein Frühstück an, wir müssten in ihr Schwesterhotel ein paar Strassen weiter. Wir haben jedoch keine Lust auf diesen Wechsel und gehen direkt los. Eine kurze Google-Recherche ergab 4,5 Sterne fürs Restaurant Strupait, welches wir trotz etwas speziellem Namen besuchten.
Wir konnten draussen frühstücken und waren begeistert vom Service, vom tollen Frühstücksbuffet und vom ganzen Ambiente. In diesem Ambiente wird man ganz entspannt und geniesst den Moment. Und die vielen Wespen. Ein wunderbarer Start in den Tag. 5 Sterne von uns.
Wir nehmen das Tram zum Bahnhof Braunschweig und von dort die Regionalbahn enno (klein geschrieben, kursiv, steht für Elektro-Netz Niedersachsen-Ost.) nach Wolfsburg Hbf. Wolfsburg? Da ist doch nur Volkswagen? Ja, genau! Wir wollen heute die Autostadt besuchen, ein „Brandland“ des Brands „Volkswagen“. Alles dreht sich hier um Volkswagen und die verschiedenen Marken der Volkswagengruppe wie Audi, Seat, Cupra, Skoda, Porsche, Lamborghini, Ducati und und und.
Wir besuchen zuerst die Ausstellung „50 Jahre VW Golf“, welcher der Wandel dieses Autos in 5 Jahrzehnten aufzeigt. Danach sehen wir diverse Design-Ikonen von VW und anderen Marken wie z.B. der VW Käfer, der 1-Millionste Austin Mini, den Citroën DS, den Trabbi, einen Lamborghini Countach und einen De Lorean, welchen man aus „Back to the future“ kennt.
Um 14:00 Uhr hatten wir eine Führung durchs Gelände gebucht. Wir besuchen einzelne Markenpavillons und durchwandern den Park.
Als Highlight konnten wir einen der beiden Auslieferungstürme von VW von innen und oben ansehen.
Wenn man sein Auto in Wolfsburg selber abholt, wird dieses nach der Produktion (sei es in der Fabrik in Wolfsburg, aber auch in Portugal oder Südafrika) in einem der beiden Autotürme „zwischengelagert“. In den beiden weithin sichtbaren gläsernen Autotürmen werden regelmässig pro Turm rund 400 Neuwagen in 20 Stockwerken zur Auslieferung innerhalb der folgenden Tage bereitgestellt. Die Autotürme sind 48 Meter hoch; sie werden nachts beleuchtet. Sobald ein Auto vom Kunden abgeholt wird, wird es vollautomatisch in das Kundencenter befördert. Seit 2007 können Besuchende (in Autositzen sitzend) wie ein Auto im Turm hochfahren und die Aussicht geniessen. Und diese ist toll: man sieht nicht nur auf die Stadt, sondern auch den Gipfel des 65 km entfernten Brockens, wo wir vor 2 Tagen oben waren!
Der Besuch der Autotürme ist wirklich eine coole Attraktion! Wieder unten angelangt ist die Führung schon zu Ende. Wir verbringen noch ein bisschen Zeit auf dem Gelände und besuchen die Pavillons von VW Nutzfahrzeuge und Porsche. Anschliessend gehen wir zurück zum „Designer Outlet“, welches sich direkt neben dem Bahnhof befindet. Das Gelände ist riesig, aber grossartige Schnäppchen machen wir nicht.
Eigentlich sollte uns enno um 17:18 Uhr wieder nach Braunschweig bringen. aber das Motto war „Eh, no!“ und der Zug fiel aus. Information der Kunden 0 NULL.
Wir schafften es eine halbe Stunde später dann doch noch nach Braunschweig. Da wir gestern im Restaurant EAT so zufrieden waren, gingen wir nochmals dorthin.
Nach dem Check-out aus dem „Kreml“ machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Schlossberg Wernigerode, von wo aus man eine tolle Aussicht ins Umland hat. Wir erfahren, dass in diesem Schloss der Film „Das kleine Gespenst“ nach dem Buch von Othmar Preussler gedreht worden ist. Auf einen Schlossbesuch verzichten wir.
Für uns geht‘s wieder runter in die Stadt, wo ich uns noch einen kleinen Herrenhuter-Licht-Stern kaufe – in vier Monaten ist Weihnachten 2024 bereits durch. Danach fahren wir nach Blankenburg (von dort kommt das Mineralwasser, das uns in den vergangenen Tagen den Durst gelöscht hat). Wir haben viel Positives von diesem Städtchen gehört. Aber grosse Enttäuschung. Die Altstadt weist einen derart grossen Leerstand von Wohnungen und Geschäften auf, dass wir da nicht lange verweilen mögen. Als wir im EDEKA noch Wasser kaufen wollen, stockt uns der Atem. Rund ein Drittel der Regale sind leer. Aktive Sortimentsverkleinerung und Produkte-Engpässe (z.B. beim WC-Papier), wie wir sie nur aus der ersten Lock down-Zeit kennen. Ein schreckliches Bild. Möglicherweise folgt auch hier bald die Schliessung.
Wir beschliessen, direkt nach Braunschweig weiter zu fahren, stellen während der Fahrt aber fest, dass Wolfenbüttel noch einen Abstecher Wert sein könnte.
Tatsächlich begeistert uns die hübsche Kreisstadt mit ihren wunderschönen Gebäuden, insbesondere dem Schloss, der gemütlichen Fussgängerzone, dem „Kleinen Venedig“ entlang der Oker (oftmals in Kreuzworträtseln als „Nebenfluss der Aller“ erfragt) und natürlich den leckeren Torten, die wir im Café der Wolfenbütteler Tortenkultur bei den Krämerbuden geniessen. So, aber jetzt auf nach Braunschweig, das nur wenige Kilometer von Wolfenbüttel entfernt liegt.
Zügig finden und beziehen wir unser Hotel (Best Western Hotel Stadpalais, Zimmer 132). Aufgrund von Personalmangel werden wir morgen in einem anderen Best Western Hotel frühstücken. Tja, is so.
Wir ruhen uns etwas aus, schreiben Tagebuch und machen uns dann auf den Weg in die Innenstadt. In der Fussgängerzone essen wir im Restaurant „Eat Grill & Bar“ mega gut (Martin einen Italian Burger, ich Teryaki Lachs mit Kräuterstampf). Super Bedienung – coole Location – feines Essen. Einfach nur toll.
Beim Eindunkeln machen wir uns auf den Weg zur Oker, wo wir einen Teil des Lichtparcours ablaufen wollen. Wir haben durch die Nordtour-Sendung auf NDR von diesem Nacht-Spektakel erfahren. Der Bericht hat uns so begeistert, dass wir Braunschweig unbedingt in unseren Ferien besuchen wollten. Es kommt dann aber etwas anders. Wir wandeln im Dunkeln auf sehr leeren Strassen und fühlen uns bedingt wohl. Zudem sind die einzelnen Licht-Installationen recht weit auseinander aufgestellt, was jeweils zu längeren Fussmärschen führt. Ernüchtert brechen wir die Übung ab (wir schauen uns die Quallen, die über der Oker schweben an) und ziehen es vor, ins Hotel zurück zu kehren.
Hier erwartet uns ein nächstes Spektakel: Rückspiel von YB gegen Galatasaray in der Türkei. Martin schaut sich das Spiel ein paar Minuten lang an, dann ist auch hier fertig. Das Nervenkostüm lässt das Weiterverfolgen des Spiels nach dem annullierten Gala-Tor nicht zu. Dann das wichtige YB-Tooooooor zum 0 – 1, iPad wieder an, weitere zehn Minuten mitfiebern und dann ist es geschafft: YB hat sich für die Champions League qualifiziert. So cool.
Um kurz nach neun bringt uns der Brocken-Dampfzug der Harz-Querbahn nach Steinerne Renne. Wir steigen aus und schauen uns etwas um.
Da holt uns zum ersten Mal am heutigen Tag die Geschichte ein. Auf dem Gelände des ehemaligen Granit- und Schotterwerks, das seit 1944 für den Bau von Flugzeugtriebwerks-Teilen genutzt wurde, entstand ein dem KZ Mittelbau-Dora unterstelltes Aussenlager, in dem französische, belgische und italienische Zwangsarbeiter und dann auch 500 Häftlinge aus dem KZ-Aussenkommando am Veckenstedter Weg in Wernigerode zum Einsatz kamen. Als wenn das nicht schon genug Leid gewesen wäre, wurden die Männer einen Tag vor der Besetzung des Lagers durch amerikanische Truppen am 10. April 1945 auf einen Todesmarsch nach Leitmeritz geschickt. 57 Männer überlebten die Tortour.
In Dankbarkeit und mit persönlicher Vorfreude nehmen wir den rund 16 km langen Weg auf den Brocken unter unsere Füsse. Die über 800 Meter Höhendifferenz werden wir hinkriegen.
Das Laufen durch die vielfältige Natur macht Freude. Der gemischte Laubbaum- und Tannenwald, die vielen Brombeer-Sträucher und die vielen Gräser-Arten spenden Schatten und erfreuen das Auge. Zwischendurch hört man das Dampfen und Stampfen eines Zuges, ohne diesen aber in der waldigen Umgebung optisch ausfindig machen zu können. Wir legen regelmässig kurze Pausen ein. Bei der Mittags-Rast – nach etwa 2/3 zurückgelegter Wegstrecke – treffen wir eine Frau, die aus Wernigerode kommt. Sie erzählt uns viel interessantes:
Der Wald im Harz wird immer kleiner. Rund zwei Drittel der Fichten in der Region sind bereits abgestorben, was landschaftlich ein klägliches Bild abgibt. Gründe dafür sind meist der Klimawandel und der Borkenkäfer. Mit grossen Aufforstungs-Aktionen will man dagegenwirken aber das Wiederaufforsten geht nur langsam voran.
Zu erwähnen ist die grosse Blumenvielfalt, die sich uns hier bietet: Fingerhut, Johanniskraut, verschiedene Distelarten, blaue Glockenblumen etc und die wieder zahlreich vorhandenen Schmetterlinge.
Benno Schmidt: auch bekannt unter dem Namen Brocken-Benno war deutscher Brocken-Rekordwanderer. Mehr als neutausend Mal bestieg er den Brocken. Im Dezember 2022 ist er verstorben. Heute erinnert ein nach ihm benannter Wanderweg von Schierke auf den Brocken (Kabelgraben) an ihn.
Unsere Unterkunft in Wernigerode das Hotel „Erbprinzen-Palais“(Geschichte zum 2.): „Da war die Stasi drin“, sagt sie trocken, als sie die Antwort auf ihre Frage an uns erhält, in welchem Hotel wir denn wohnen würden. Die Antwort verblüfft uns nicht. Wir haben bereits am Vorabend in unserem Zimmer einen ähnlichen „Verdacht“ gehabt. Umgangssprachlich wurde das Gebäude auch „Kreml“ genannt, weil über lange Zeit auch das sowjetische Kommando dort seinen Posten hatte.
Die Zeit fliegt und beide brechen wir nach dieser netten Plauderei in entgegengesetzte Richtungen auf. Die Sonne scheint und es ist daher sehr warm, auch wenn wir durch den kontinuierlichen Aufstieg stark an Höhe gewinnen. Immer wieder „blinzelt“ der Brocken aus der Wald-Karg-Lanschaft hervor.
Warte nur, gleich haben wir dich. Und so ist es. Kurz vor 16.00 Uhr laufen wir glücklich und zufrieden auf dem Gipfel ein. Stolz mischt sich in unsere Gefühle – aber auch Dankbarkeit. Wir geniessen die phänomenale Aussicht und sind uns bewusst, dass wir uns glücklich schätzen können. Im Jahres-Schnitt gibt‘s auf dem Brocken über 300 Nebeltage!
Geschichte zum 3.: Ab August 1961 wurde der Brocken, der im unmittelbaren Grenzgebiet der DDR zur BRD lag, zum militärischen Sperrgebiet erklärt und war somit für die Bevölkerung nicht mehr zugänglich. Der Gipfel wurde militärisch stark ausgebaut. Zuletzt war er von einer drei Meter hohen Sperrmauer aus Betonelementen umgeben. Der Brocken wurde für Überwachungs- und Spionagezwecke (Abhörstationen) genutzt. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde der Brocken am 3. Dezember 1989 unter dem Druck einer Stern-Wanderung von 6‘000 Demonstranten wieder für die Allgemeinheit geöffnet. Die russischen Soldaten verliessen den Brocken am 30. März 1994.
Mit dem letzten Dampfzug des Tages geht‘s wieder nach Wernigerode. Die Fahrt dauert rund 1 1/2 Stunden und wir sind also „scho chli düre“ als wir in Wernigerode ankommen und dann in der „Teigfladenverarbeiterei Taube“ (Pizzeria Colombo) Abendessen gehen. Und dann diretissima zurück zum „Kreml“, Rucksäcke auspacken, Kleider zum Auslüften aufhängen und Beine hochlagern.
Wir starten gemütlich in diesen Sonntag: frühstücken und faulenzen bevor wir uns um 11.00 Uhr auf den Weg Richtung Quedlinburg machen. Gegen 13.00 Uhr treffen wir dort ein. Die Fahrt durch den Harz war ein kurvenreiches Auf und Ab und so bin ich froh, aus dem Auto aussteigen und mir etwas die Füsse vertreten zu können.
Quedlinburg ist sehr, sehr, sehr hübsch. Das architektonische Erbe steht seit 1994 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes und macht die Stadt zu einem der grössten Flächendenkmale in Deutschland. Insbesondere die historische Altstadt mit ihren kopfsteingepflasterten Strassen, verwinkelten Gassen, kleinen Plätzen und den unzähligen Fachwerkhäusern aus acht Jahrhunderten begeistern uns.
Wir flanieren durch die Stadt und geniessen das sonnige Ambiente. Das sonntägliche Kaffee und Kuchen Programm bestreitet heute die lokale Spezialität „Baumkuchen“. Während der Baumkuchen Martin nicht zu begeistern vermag, mundet er mir vorzüglich. So oder so sind wir nun gestärkt für den Aufstieg zur Stiftskirche St. Servatii, die weithin sichtbar auf dem Schlossberg thront (super schöne Aussicht auf das Umland).
In Anbetracht der Zeit verzichten wir auf den Besuch der Schatzkammer, in welcher der Quedlinburger Domschatz mit den 1945 gestohlenen und 1992 aus Texas zurückgekehrten Teilen zu sehen wäre. Unser „Chehr“ führt uns auch noch an der St. Nikolai-Kirche in der Neustadt vorbei. Danach kehren wir zurück zum Auto und machen uns auf die Weiterreise nach Wernigerode.
Die kurze Fahrt verläuft einwandfrei und so beziehen wir am frühen Abend unser Zimmer im Hotel Erbprinzen-Palais (Zimmer 21) und machen uns kurz darauf auf den Weg in die Stadt, wo wir im Hotel/Restaurant Gotischer Hof lecker essen gehen (super Essen und super Bedienung durch René).
Dies nachdem mir noch einen Abstecher zum Bahnhof der Harzquer- und Brockenbahn gemacht und die hübsch aufgestellte Damplokomotiv-Flotte in Augenschein genommen haben.
Eindrücklich, diese Kolosse, die mit der Kraft aus rund 2 Tonnen Kohle auf den Brocken fahren. Alles wunderschön und toll … aber es gibt auch einen Wermutstropfen: Das Schweineschnäuzchen (Dieseltriebwagen Cvt-34 „Wismarer Schienenbus“, purpurrot, der wegen seiner langen Motorvorbauten die für jede Richtung einen eigenen Motor aufnahmen zu seinen Spitznamen „Schweineschnäuzchen“ und „Ameisenbär“ kam) ist bereits weg. Schade, hätte das schöne Fahrzeug, das in den Jahren 1932 – 1940 gebaut worden wurde, gerne gesehen.
Heute ziehen wir nach dem Frühstück die Wanderschuhe an und bereiten unsere Rucksäcke vor. Dieser Hochsommer-Tag lädt zum Wandern ein.
Mit Tram und Bus fahren wir in den Erfurter Stadtteil Tiefthal. Wir absolvieren hier den rund 16 km langen Rundwanderweg zur Schwellenburg (227 müM), der Fahner Höhe (270 müM) und nach Friedrichsdorf (hübsches Backhaus) und von dort zurück nach Tiefenthal.
Der Weg geht oftmals entlang von Feldern, was zuweilen etwas öde zu wandern ist. Die Schlaufe nach Friedrichsdorf durch den Wald ist dafür wunderschön. Wir sehen viele Schmetterlinge (z.B. Pfauenaugen), Insekten und Vögel.
Auch heute Abend sind wir gekocht. Geniessen die erfrischende Dusche und die erfrischenden Getränke beim Nachtessen.
Heute verbringen wir den Tag „sur place“. Nach einem gemütlichen Start in den Tag und einem leckeren Frühstück hängen wir noch etwas ab. Dann aber fertig Müssiggang und ab zu Kieser zum Training. Macht Spass und tut gut. In bekannter Manier ist – natürlich mit Ausnahme der Location – alles same, same wie in Bern. Das gezielte Recken, Strecken und Anstrengen tut uns gut.
Nachdem wir unsere Trainingsklamotten ins Zimmer zurück gebracht haben, machen wir uns auf in die Stadt und gönnen uns bei der Eiskrämerei auf der Krämerbrücke eine Kugel Eis (Martin Blutorange, ich Salz-Karamell). Der Eisladen der Goldhelm Schokoladen Manufaktur hat hier in Erfurt „Gelateria di Berna Status“. Wir setzen uns in der Nähe einer Gera-Furt auf eine Mauer, geniessen unser Eis und beobachten das muntere Treiben entlang des Wasserlaufs.
Danach schlendern wir durch die wirklich bezaubernden Gassen der Altstadt und gehen ab und zu in ein Lädchen.
Punkt 16.00 Uhr sitzen wir im Stadtrundfahrten-Tram und lassen uns die nächsten 1 1/2 Stunden durch die Stadt fahren. Die sehr interessanten und fundierten Ausführungen des „Tram-Begleiters“ machen diese Führung zu einem tollen Erlebnis. Er hat viel über die Geschichte (Stasi-Gefängnis), Gewerbe (Gärtnerei Ernst Benary, Schuh-Fabrik Eduard Lingel, die in der DDR-Epoche zum VEB Paul Schäfer umgewandelt), das Handwerk (Blaumachen, Erfurt blau), aktuelle Geschehnisse (ein Hotel ums andere wird gebaut), Natur (ega Park) und Sport (Gunda Niemann Stirnemann Eishalle) zu erzählen gewusst. Wirklich eine super Art, um eine Stadt kennenzulernen. Ist halt auch nur möglich, wenn eine Stadt ein gut ausgebautes öV- bzw. Strassenbahn-Netz hat. Und gemäss Aussage unseres Guides ist dies in Erfurt auch nur deshalb der Fall, weil in DDR-Zeit nur wenige ein Auto hatten und auf den öV angewiesen waren, um zur Arbeit zu gelangen.
Nach der Fahrt im sehr warmen Tatratram sind wir gekocht. Wir kehren auf die Krämerbrücke zurück und ich besuche noch die Qnik Papeterie, die Papierprodukte „voller Farbe, Freude und Leichtigkeit“ produziert. So hübsch und sympathisch. Da kaufe ich mir dann auch gleich noch goldene Puffbohnen (proteinreiche, gut sättigende Bohne), die in der Umgangssprache auch „Saubohne“ gennant wird und als Erfurter Puffbohne zur Gartenstadt Erfurt gehört.
Danach treibt uns ein Hüngerchen zum Blockhaus-Restaurant, wo wir uns was Feines zu essen gönnen und vor allem den grossen Durst löschen.
Unsere Unterkunft in Marktredwitz hat sich unter Anderem damit ausgezeichnet, dass im Zimmer für alles und jedes ein Schild vorhanden ist. Alleine im Zimmer weisen 8 Schilder darauf hin, wie das Fenster geöffnet wird, dass man unter der Dusche beim einseifen das Wasser abstellen soll, es wird erklärt, wie man die automatische Lichteinschaltung im Badezimmer unterbinden kann etc. Das 9. Schild finden wir bei unserer Abreise am Auto vor: „Dies ist ein Elektroparkplatz“. Korrekt. Wir haben gestern Abend um 20:00 Uhr bei der Rückkehr von der Wanderung unser Auto auf einen der beiden letzten Parkplätze gestellt, die für Elektroautos reserviert wären. Schande über uns…
Wir fahren los Richtung Norden. Auf der Autobahn sehen wir einen Hinweis zum Fernweh-Park. Wir haben im Fichtelgebirge-Tourismusprospekt bereits einen Hinweis auf diesen Fernweh-Park gesehen. Und da wir heute genügend Zeit für den Transfer haben, machen wir den Abstecher in diesen Fernweh-Park. Er ist die grösste Attraktion im Dorf namens Oberkotzau…
Der Park befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik, welche vor einigen Jahren wie so viele Fabriken Konkurs ging. Die Fabrik wurde abgebrochen und die Gemeinde hat hier einen Park gestaltet, der nebst einem Stellplatz für Wohnmobile, Toilettenanlagen und Fitnessgeräte auch diesen Fernweh-Park beinhaltet.
Der Fernwehpark besteht aus vielen Ortsschildern, die für den Frieden stehen sollen. So sind zum Beispiel Ortsschilder aus China neben Schildern aus Tibet aufgehängt.
Der ganze Park ist eine wirklich hübsche Anlage und die Schilder sind sehr originell zusammengestellt. Trotz des speziellen Ortsnamens Oberkotzau wurde uns hier nicht übel und es hat uns gefallen.
Nach diesem Stopp fuhren wir weiter. Wir verliessen Bayern und fuhren in Sachsen ein. Die nächste Etappe war die Göltzschtalbrücke. Obschon wir hier nun schon zum 3. Mal sind, zieht es uns zu dieser tollen Eisenbahnbrücke, die aus 26 Millionen Ziegelsteinen gebaut wurde. Es ist ein eindrückliches Monument und wir staunen, wie ein solcher Bau vor über 170 Jahren erstellt werden konnte!
Wir machen eine stündige Wanderung rund um die Brücke und konnten diese nun aus verschiedenen Blickwinkeln bestaunen.
Anschliessend fuhren wir weiter nach Erfurt. Hier werden wir die nächsten 3 Nächte bleiben. Das Hotel Am Kaisersaal haben wir dank Navi direkt anfahren können. Der Zimmerbezug war ein bisschen schwierig. Unser Zimmer 17 befand sich im Erdgeschoss auf Strassenhöhe. Vom Trottoir aus konnten uns alle zuschauen, was wir im Zimmer machen. Keine Privacy… Zum Glück konnten wir ein Upgrade vornehmen und wir befinden uns nun in der 4. Etage im Neubau-Teil des Hotels. Das passt!
Wir machen die ersten Schritte in Erfurt und erkunden die Altstadt. Nach dem Nachtessen testen wir nach diesem tollen Tag ziemlich rasch die Betten.
„Die Latte ist für meinen Mann. Der Cappuccino für mich.“. Dieser Dialog sorgt gleich zu Beginn des Frühstücks im Hotel für einen ersten Lacher. Wir haben einen Outdoor-Platz, geniessen Sonne und Wind und ärgern uns über die Wespen, die natürlich auch gleich mitessen wollen.
So nach dem Motto: „Hey, was machst du hier? Was, du willst gemütlich frühstücken? Kannste haben! Aber, dies ist mein Käse, mein, Ei, meine Marmelade, mein Brötchen. Hör auf, mich abwimmeln zu wollen! Hey, hallo liebe Wespen-Kollegen, hier gibt‘s lecker Frühstück. Kommt her, es hat genug für uns alle.“.
Irgendwann haben wir genug und machen uns vom Acker. Schliesslich wollen wir heute im Fichtelgebirge wandern gehen. Wir fahren nach Bad Berneck, kaufen beim Bäcker im EDEKA zwei Brötchen und Früchte und dann starten wir die Thiesenring-Wanderung (Link zur Wanderung). Die rund 10 km lange, kurzweilige Wanderung besticht durch eine grosse Vielfalt an Aussichtspunkten, historischen Stätten (u.a. Burgruinen, Handelsstrasse Via Imperii, die Nord-Süd-Richtung von Stettin nach Rom führte, Alaun-Kaue mit Haspelanlage, Kriegerdenkmal), den fortlaufenden Wechsel von Berg und Tal bzw. von Wald und Lichtung und ganz viel schöne Aussicht.
Der Weg wurde 1932 durch den „Verschönerungsverein Berneck“ angelegt und vor ein paar Jahren zum „Weg der guten Gedanken“ mit Zitaten und Aphorismen zur Selbstreflektion erweitert.
Das beständige Auf und Ab stellt ein gutes Fitnesstraining dar und die abwechslungsreiche Aussicht motiviert einen, immer weiter zu ziehen. Die Mittagsrast absolvieren wir in Etappen, denn kaum haben wir uns auf einem der zahlreich vorhandenen Sitzbänke installiert, glaubt eine der Nerv-Wespen, uns Gesellschaft leisten zu müssen und weil wir darüber not amused sind, muss sie dann gleich wieder ihre Kollegen holen, die uns dann so bedrängen, dass wir nach kurzer Zeit wieder aufbrechen.
Am Ende unserer Wanderung genehmigen wir uns im Kurpark eine ausgedehnte Kneipp-Runde für Beine und Arme. Die Erfrischung belebt Körper und Geist.
Wir kriegen langsam Hunger und beschliessen, im Casa Nova („liebevolle Pizza & Pasta“) essen zu gehen. Das Essen schmeckt gut und wir geniessen den Abend dieses bereichernden Ferientags. Dann fahren wir zurück nach Marktredwitz, denn heute steht noch Fussball auf dem TV-Programm: Champions-League Qualifikation Young Boys – Galatasaray! Und YB gewinnt das Spiel doch tatsächlich mit 3 zu 2 Toren. Was für ein wunderschöner Ferientag!
Das Wetter ist heute besser als gestern. So gut, dass wir nach dem Check-out sogar ohne Jacke ans Donauufer gehen. Wir sehen die Flusskreuzfahrtschiffe, welche in Regensburg angelegt haben. Die Schweizerische Viking Cruise ist vertreten, aber auch andere. Viking bietet Kreuzfahrten von Amsterdam nach Bukarest an, also quasi von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer. Drei Wochen mitten durch Europa – crazy…
Die Schiffe der lokalen Donau-Schifffahrt wirken gegen die grossen Kreuzfahrtschiffe wie kleine Boote – aber sind natürlich auch gross. Um 11:00 Uhr wäre eine Apfelstrudelfahrt auf dem Programm. Wollen wir? Nein, wir wollen nochmals in die Altstadt von Regensburg – dieses Mal bei schönem Wetter.
Wir kommen am Dackelmuseum vorbei (ja, sowas gibt es!), an einem Hutmacher, bei Juwelieren und Lederfachgeschäften.
Am frühen Nachmittag besuchen wir das Museum „Haus der Bayerischen Geschichte“. In der Dauerausstellung wird die Geschichte Bayern vom 19. bis 21. Jahrhundert aufgezeigt. Im Foyer gab es eine Foto-Ausstellung „Die Menschen im Bayerischen Wald 1900 – 1950“ welche das frühere Leben „auf dem Land“ aufzeigt.
Speziell interessierte uns die Ausstellung „Ois anders: Grossprojekte in Bayern 1945 – 2020“ startet in den Trümmern des 2. Weltkriegs und beleuchtet der Wandel von Bayern vom ländlichen Bundesland zum technischen Bundesland. Der Wandel geschah unter Anderem mit Grossprojekten, welche teilweise trotz grossem Widerstand der lokalen Bevölkerung durchgedrückt wurde.
Der Bau des Main-Donau-Kanals erforderte grosse Einschnitte in die Natur. Mit dem Bau wollte man unter Anderem Kohle vom Ruhrgebiet schneller nach Bayern transportieren. Bis der Bau jedoch vollendet war, hat sich die Technik gewandelt und neu kommt die Energie (Oel) mittels Pipeline zu den Industriellen Verbrauchern. Der Kanal ist mit seinen vielen Staustufen heute so ineffizient, dass viele Schiffe die km-mässig längere aber zeitmässig kürzere Route via Gibraltar wählen. Der Main-Donau-Kanal wird heute mehrheitlich nur noch für Flusskreuzfahrten verwendet…
Irgendwann war genug Museum für heute und wir spazierten zurück zum Hotel, wo wir unser Auto in der Einstellhalle abholten und in Richtung Marktredwitz – unserem heutigen Etappenziel – fuhren. Die Fahrt führte uns in Richtung Nord-Osten auf der A93. Die Fahrt dauerte rund 1,5 Stunden, 2x Stau inklusive.
Marktredwitz hat eine bescheidene Altstadt mit einem hübschen Rathaus und nahezu keiner Gastronomie.
Bemerkenswert ist die Ausstellung „Alltagsmenschen“, bei welcher in der Stadt lebensgrosse Figuren verteilt sind.
Wir haben nicht viel Zeit im Zentrum von Marktredwitz verbracht sondern sind schon bald in unser Hotel ausserhalb des Zentrums gefahren.
Wir haben in unserem tollen Zimmer super geschlafen und waren schon kurz vor 7:00 Uhr wach.
Keine Eile! Wir gehen es ruhig an. Nach dem Frühstück gingen wir zur Bushaltestelle. Hier brachte uns der Bus donauabwärts nach Donaustauf. Die Fahrt dauerte ein bisschen mehr als 20 Minuten. Von hier aus ging’s zu Fuss zur Walhalla hoch.
Dieser hoch über der Donau gelegene, tempelartige Bau wurde von König Ludwig I. in Auftrag gegeben und ist eines der bedeutendsten deutschen Nationaldenkmäler des 19. Jahrhunderts.
Vor dem Hintergrund des als schmachvoll empfundenen Siegeszugs der napoleonischen Armeen wuchs in Ludwig, damals noch Kronprinz, ab 1807 die Idee für einen Gedächtnisort, an dem verdiente deutschsprachige Männer und Frauen gewürdigt werden sollten.
1830 erfolgte die Grundsteinlegung, zwölf Jahre später, am 18. Oktober 1842, konnte die Walhalla feierlich eröffnet werden. Die entscheidende Inspiration für seinen Entwurf lieferte der berühmte Parthenon auf der Athener Akropolis aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Das Gebäude wurde mit weiteren historischen Motiven verbunden und mit den modernen Errungenschaften der zeitgenössischen Bautechnik zu einer eigenständigen Architekturschöpfung kombiniert..
Der innen und aussen mit kostbarem Marmor verkleidete Tempel erhebt sich über dem gewaltigen gestuften Unterbau. Im Inneren sind entlang der Wände die Büsten und Gedenktafeln der von Ludwig I. und seinen Beratern ausgewählten »Walhallagenossen« aufgereiht, eine Zusammenstellung der im 19. Jahrhundert als vorbildlich erachteten Herrscher, Feldherren, Wissenschaftler und Künstler.
Seit 1962 werden die ursprünglich 96 Büsten in Abständen von fünf bis sieben Jahren wieder ergänzt. Die Auswahl erfolgt durch den bayerischen Ministerrat auf Empfehlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Die Walhalla ist ein spannender Ort und der Besuch hat sich gelohnt.
Wir wollen in unseren Ferien ja auch ein bisschen wandern. Heute ist die erste Gelegenheit dazu: Wir wandern die rund 13 Kilometer nach Regensburg. Zuerst ging es durchs Hinterland, dann der Donau entlang auf dem Damm. Nach rund 3 Stunden Wanderung liefen wir wie früher die Könige über die Alte Brücke in Regensburg ein, wo es zur Belohnung Kaffee und Kuchen gab 🙂
Die Altstadt von Regensburg hat viele farbige Häuser und ist hübsch hergerichtet. Wir spazieren durchs Zentrum, welches mehrheitlich autofrei ist – das einzige Risiko ist, dass man vom Elektro-Bus der Linie A überfahren wird…
Kurz vor 18:00 Uhr begeben wir uns ausserhalb des Zentrums zur neuen Feuerwehrhauptwache. Hier haben wir gestern am neuen Gebäude (Eröffnung Herbst 2023) einen ganz besonderen Hingucker gesehen: Die Katze Luzy, welche von der Feuerwehr vom Flachdach gerettet werden muss. Das Ganze ist als „Kunst am Bau“ gedacht, aber gibt ein tolles Sujet ab. Die am Gebäude angestellte Leiter ist Teil des Kunstwerks „Rettet Luzy“ des Künstlers „Wigg“ Ludwig Bäuml. Die Katze aus Aluminiumguss ist fast zwei Meter lang, circa 1,65 Meter gross und 172 Kilo schwer. Vergoldet wurde sie mit 23 3/4 Blattgold. Die Katze soll daran erinnern, dass die Einsatzkräfte der Feuerwehren mitunter extremen körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt sind – ob bei Bränden, Unfällen, Überschwemmungen, in Katastrophenfällen und ähnlichen Ereignissen. Ihr Fokus liegt darauf, Menschen, Tiere und Sachwerte zu retten, zu löschen, zu bergen und zu schützen. Der Grundgedanke der gestalterischen Idee für die Hauptfeuerwache in Regensburg sei es, den kleinstmöglichen Nenner eines Rettungseinsatzes aufzugreifen, so der Künstler. „Die Skulptur der in Not geratenen Katze ,Luzy‘ wird durch ihre Vergoldung zu einem besonderen Blickfang bester barocker Tradition.“ Die am Gebäude angestellte Leiter ist Teil des Kunstwerks.
Zum zNacht ging es wieder in die Innenstadt zum Regensburger Weissbräuhaus – eine Brauereikneipe mit deftigem Essen.
Nun sitzen wir im Zimmer, verdauen, und freuen uns auf den morgigen Tag!
Wir brechen um 08:30 Uhr mit dem Auto auf zu zwei Wochen Ferien in Deutschland. Einen ersten Stopp legen wir bereits in Schönbühl im Café „Ueli dr Beck“ ein, wo wir lecker frühstücken.
So, jetzt kann‘s richtig losgehen. Wir nehmen Kurs auf Romanshorn, von wo wir mit der Fähre den Bodensee nach Friedrichshafen überqueren. Mit uns ein kleiner Piepmatz auf der Reling Ebene Steuerkabine.
Muss auf einer Fahrt nach Regensburg die Sonne scheinen? Nein, nicht zwingend. So regnet es dann halt fast ununterbrochen und in verschiedenen Intensitäten bis wir kurz vor 19:00 Uhr in Regensburg im Hampton Inn (Zimmer 419) ankommen. In der Pizzeria 905 finden wir uns fürs Abendessen ein. Nach dem Essen noch ein kurzer Abstecher zur Feuerwache mit Luzy der Katze (Kunst am Bau), die wir bei unserer Anreise im Regen nur kurz erspäht haben. Zurück ins Hotel, wo wir müde in unser Bett fallen.
4:30 Uhr ging der Wecker los. Die Kleider für den heutigen Tag haben wir bereits am Vorabend bereit gelegt, wir wissen, dass von nun an jede Sekunde zählt. Es ist kein Spielraum im Zeitplan vorhanden! Aber Punkt 5:20 Uhr waren beide geduscht bereit, die Rückreise anzutreten.
Kurzer Weg zur Tramstation – und das Tram fuhr auch 5:34 Uhr ab wie vorgesehen. Wir treffen am Hauptbahnhof Bratislava ein – alle Züge sind bereits auf der Anzeige angeschrieben – bei unserem fehlt noch das Abfahrtsgleis.
Wir vertreiben uns noch ein bisschen die Zeit als wir plötzlich merken, dass auf der Abfahrtstafel abwechslungsweise gar nicht die Haltebahnhöfe unseres Zuges nach Zürich angegeben werden, sondern irgendwelche slowakische Worte. „Odrieknuty zo je vychozd“ gebe ich in den Google Transistor ein und als Übersetzung erscheint ein buddhistischer Spruch: „Verzicht ist der Ausweg“ – nun, was wollen uns diese weisen Worte sagen? Könnte es sein, dass… Nein, nicht, oder?
Wir gingen an den Kundendienstschalter. Und zwar nicht an irgendeinen Schalter, sondern an den, der mit „Komplexer Kundenservice“ angeschrieben war.
In einem recht schlechten Englisch erklärte mir die Frau am Schalter, dass der Zug nicht ab Hauptbahnhof fahre, sondern ab dem Aussenbahnhof Petrzelka und wir sollen doch mit dem Bus dorthin fahren. In meiner naiven Art dachte ich, dass es einen organisierten Bus nach Petrzelka gibt – doch dem war nicht so. Wir buchten ein Bolt-Taxi und rauschten nach Petrzelka. Aber auch hier war kein Zug nach Zürich zu sehen. „De trein is canceld“ sagte man mir „Next seven sixteen“. Ah, das wäre dann die reguläre Verbindung nach Wien. Und ab Wien gibt dies grad eine satte Verspätung von 2 Stunden – ist halt kein S-Bahn-Verkehr, diese Strecke Wien-Zürich.
Wir gaben uns unserem Schicksal hin und warteten knapp eine Stunde im unattraktiven Bahnhof Petrzelka, fuhren dann nach Wien und verbrachten hier wieder eine Stunde – mit der Rückerstattung der Reservationen für den ursprünglichen Zug und mit einem Frühstück. Unsere Neubuchung machten wir dann von Wien nach Zürich im Business-Abteil, genossen das Mittagessen am Platz und recht bequeme Sitze.
Kaum als der Zug auf deutsches Gebiet kam, kassierte der Zug eine Verspätung. Diese wird nun locker ausgebaut und der Zug hat auf Höhe Arlberg nun schon eine Verspätung von 10 Minuten. Erfahrungsgemäss wird der Zug dann in der Schweiz nochmals hinter die S-Bahn gestellt und wir werden in Zürich mit etwa 2 1/2 Stunden Verspätung eintreffen… Eigentlich ist es auch schön – das zeigt, dass Reisen eben doch noch ein bisschen Abenteuer enthalten können.
Merci Woody für die Begleitung auf dieser Auffahrtsreise!
Das Frühstück gab’s heute nicht im Hotel, sondern auswärts: Mon Dieu hiess das Lokal, wo wir einkehrten und das Frühstück(chen) war fein.
„10 Sehenswürdigkeiten in Bratislava“ zählt die Website von Bratislava Tourismus auf. Diese standen auch heute auf dem Programm – aber ein paar dieser 10 werden wir wohl streichen…
Burg Bratislava
Die Bratislavaer Burg ist das Wahrzeichen der slowakischen Hauptstadt. Sie liegt auf dem 85 Meter hohen Burgberg am linken Donauufer und stammt im Kern aus dem 9. Jahrhundert. Die Burg war ursprünglich Residenz der ungarischenKönige und ist heute Sitz des Historischen Museums.
Von hier aus hat man eine tolle Aussicht auf die Altstadt, die Donau und die Aussenquartiere. Auch die Windräder auf österreichischem Boden sieht man von hier aus. Heute dient die Burganlage als Museum und Repräsentationsgebäude.
Kriegsdenkmal Slavin
Slavín ist ein Kriegerdenkmal und Friedhof zu Ehren der Sowjetsoldaten, die im Verlaufe des ZweitenWeltkriegs bei der Eroberung der Stadt Bratislava im April 1945 ihr Leben liessen.
Das Ehrenmal wurde zwischen 1957 und 1960 auf dem Gelände eines sowjetischen Ehrenfriedhofes erbaut und am 3. April 1960 zum 15. Jahrestag der Befreiung der Stadt der Öffentlichkeit übergeben. 1961 wurde es zu einem nationalen Kulturdenkmal erklärt. Das Areal besteht aus:
einer Ehrentreppe
einem Friedhof mit Gräbern (6 Massengräber, 278 Einzelgräber) von 6.845 Sowjetsoldaten
einer zentralen Ehrenhalle mit verschiedenen Statuen, Inschriften und einem symbolischen Sarkophag aus weissem Marmor gefertigt. Dazu kommt ein 39,5 Meter hoher Pfeiler mit einer Statue eines siegreichen Sowjetsoldaten auf seiner Spitze und den an den Aussenwänden angebrachten Inschriften mit Daten der Befreiung verschiedener Orte in der Slowakei in den Jahren 1944–1945.
Blaue Kirche St. Elisabeth
Die Sankt-Elisabeth-Kirche
st eine römisch-katholische Kirche in Bratislava in der Slowakei. Sie ist der heiligen Elisabeth von Ungarn geweiht. Aufgrund der Farbgebung der Fassade durch ein blaues Majolikamosaik wird die Kirche auch als Blaue Kirche bezeichnet.
Tatra Strassenbahnen
Nein, dieser Tipp stand natürlich nicht auf dieser Website. Aber natürlich gab es auch ein paar Fahrten mit diesen urigen Trams, welche seinerzeit im Ostblock sehr verbreitet waren. Nur einige haben es bis in die heutige Zeit geschafft – unter Anderen die in Bratislava.
Analog zu Kosice haben wir auch hier das Tramnetz befahren und sind so auch in Teile der Stadt gefahren, die in keinem Reiseführer aufgeführt wären.
Das Abschlussnachtessen hatten wir heute in der Fussgängerzone Bratislavas. Heute gab es früh Nachtruhe – morgen geht es bereits um 6:08 Uhr ab Bahnhof Bratislava los Richtung Heimat.
Zum Einschlafen gab es noch ein Lichtspektakel auf der Most Slovenského národného povstania, der Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes, welches wir vom Zimmer aus gut beobachten konnten.
Nach dem Frühstück ging’s direkt zum Bahnhof Brezno – um den Bus zu nehmen 🙂 Wir fuhren mit diesem rund 20 Minuten nach Cierny Balog, einem Wintersportort in der Niederen Tatra. Obschon der Ort nur auf 520 müM liegt, gibt es dort offenbar Wintersportaktivitäten, 2 Skilifte haben wir zumindest gesehen (auf grüner Wiese).
Es waren jedoch nicht die sportlichen Aktivitäten, welche uns an diesen Ort gebracht hatten, sondern die Schwarzgranbahn, oder Čiernohronská železnica wie sie in der Landessprache heisst.
Die Bahn wurde gebaut, um aus den Wäldern Holz zu den Sägereien in Cierny Balog zu befördern.
In den 1960er Jahren wurde der Verkehr eingeschränkt, 1982 der Betrieb offiziell eingestellt. Gleichzeitig ist die Bahn zum nationalen Kulturdenkmal erklärt worden.
1983 begannen Freiwillige mit dem Wiederaufbau der Bahn. Im Jahr 1992 wurde ein musealer Verkehr zwischen Chvatimech und Čierny Balog aufgenommen.
Nachdem in Čierny Balog während der Zeit ohne Verkehr zwischen 1982 und 1992 ein Fussballstadion des TJ Tatran Čierny Balog an der Strecke entstand, fahren seit Wiederinbetriebnahme des dortigen Streckenabschnitts 2012 Züge zwischen Spielfeld und Tribüne, was auch während Spielen vorkommt. Das Ganze sieht dann so aus:
Somit ist der Besuch der Bahn auch aus fussballerischen Aspekten empfehlenswert!
Wir wollten in Cierny Balog jedoch Schweizer besuchen. 2021 hat die Waldenburgerbahn zwischen Liestal und Waldenburg ihre Bahn erneuert und zugleich von 75 cm Spurweite auf 100 cm Spurweite verbreitert. Die rund 20 Fahrzeuge konnten so nicht mehr verwendet werden – und mussten sowieso ersetzt werden, da sie nicht mehr dem Behindertengleichstellungsgesetz in der Schweiz entsprachen. Für 80 000 Franken wurden die Fahrzeuge in die Slowakei nach Cierny Balog verkauft, wo sie ein zweites Leben erhalten sollen. Dafür soll die Strecke elektrifiziert werden und es sollen wieder regelmässige Personenzüge auf der Strecke verkehren und Busse ablösen.
Die Fahrzeuge aus der Schweiz sind nun seit 3 Jahren vor Ort. Aber von den Bauarbeiten für die Elektrifizierung ist noch nichts zu sehen.
Ob das noch was wird mit dem Zugsangebot dank den Schweizer Zügen, ist für mich noch unklar.
Wir fuhren beide Strecken und genossen auch die Fahrt durchs Fussballstadion.
Aber viel Betrieb, auch mit Dampfzügen, gibt es im Moment nicht, sodass wir bereits um 14:25 Uhr wieder mit dem Bus nach Brezno zurückfuhren. Von hier ging’s mit dem Regionalzug nach Banska Bystrica, wo wir auf den D-Zug (ja, diese Kategorie gibt es hier noch!) nach Bratislava umstiegen. Die Fahrt führte uns wortwörtlich durch die Pampa mit Ortschaften wie Nová Bana, Kozárovce, Levice, Podhájska, Surany, Sala und Galanta bis wir dann nach 3,5 Stunden Fahrt in Bratislava eingetroffen sind.
Anschliessend Transfer mit Tram zum Hotel an der Donau.
Heute war in der Slowakei, wie in vielen anderen östlichen Orten Europas ein Feiertag. „Tag des Sieges über den Faschismus“, somit das Ende des 2. Weltkriegs. Ganz leer war die Stadt nicht, aber im Tram hatte es keine 10 Personen, welche zum Bahnhof Kosice fuhren.
Kurz nach 9:00 Uhr fuhr unser Express-Zug, der Tatran, in Richtung Westen. Wir fuhren zwei Stationen mit bis Margecany, wo wir auf einen Dieselzug Richtung Brezno umstiegen. Die Fahrt nach Brezno dauerte 3 Stunden, war als Nebenlinie gekennzeichnet und führte durch eine sehr schöne Gegend des Slowakischen Erzgebirges und der Niederen Tatra. Die Strecke erreicht in der Nähe der Haltestelle Vernár mit 957 müM den höchsten Punkt des Slowakischen Normalspurnetzes. Zudem hat es bei Telgárt sogar einen Kehrtunnel. Die Strecke ist recht jung. Im Gegensatz zu vielen Strecken in Europa, die über 120 Jahre alt sind, ist diese Strecke erst 1936 fertiggestellt worden.
Der Komfort im Zug war nicht so überragend. Wir waren froh, nach 3 Stunden in Brezno anzukommen. Das Hotel in Brezno befand sich hinter den Bahnhofgleisen und konnte durch eine Passerelle erreicht werden. Das Hotel beherbergt auch ein Automuseum, eine Minigolf-Anlage, ein Minizoo, ein Restaurant und und und. Woody hat hier ein Appartement reserviert (Nacht €97 für Zwei inkl Frühstück…).
Wir genossen einen Moment der Ruhe, bis wir wieder zurück an den Bahnhof Brezno gingen. Um 16:14 Uhr fuhr nämlich der Zug nach Tisovec. Diese 32 km lange Strecke ist normalspurig und weist als Besonderheit einen rund 6 km langen Abschnitt mit Zahnstange auf. Die fahrplanmässigen Züge benutzen jedoch kein Zahnrad mehr, sie fahren „einfach so“ über die Strecke. Als Triebwagen hatten wir einen zweiachsigen Diesel mit dem Übernamen „Brotbüchse“ 🙂
Gleich nach Ankunft in Tisovec ging’s wieder zurück nach Brezno. Der Zugbegleiter war der gleiche von der Hinfahrt und auf der Rückfahrt liess er uns auf den hinteren Führerstand, damit wir die steile Strecke „aus der Nähe“ sehen konnten. Sehr sympa von ihm.
Den Tag liessen wir im Restaurant im Hotel bzw. Automuseum bei Pasta ausklingen.
Wie bereits erwähnt ist unser Hotel in Poprad-Tatry gleich gegenüber des Bahnhofs. Es wurde 1898 in Betrieb genommen, ist also gleich alt wie der BSC Young Boys. Das Hotel hat die Eleganz des früheren Tourismus – mit Speisesälen und einem grossen Restaurantbereich. Im Frühstücksraum hat es einzelne 2er-Tische, aber sonst hat es einfach 6er-Tische. Ist das der übrig gebliebene Charme des Kommunismus?
Nach dem Frühstück checken wir aus und gehen zum Bahnhof um festzustellen, dass unser Zug 20 Minuten Verspätung hat. Obschon es gegenüber gestern sehr kälter geworden ist, warten wir auf dem Perron, bis der Zug kommt. Die Fahrt nach Kosice dauert rund 90 Minuten und verlief ereignislos.
Vom Bahnhof aus gehen wir eine Viertelstunde zu Fuss zum Hotel. Es ist noch vor 12 Uhr und wir rechnen nicht damit, dass wir schon das Zimmer beziehen können. Hilton macht’s jedoch möglich und wir können unser schönes Zimmer in der 9. Etage beziehen.
Kosice liegt in der östlichen Slowakei. Östlicher geht in der Slowakei fast nicht. Unser Hotel ist 69 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Im Alltag konnten wir diese Nähe zur Ukraine jedoch nicht feststellen. Es hat auch gefühlt weniger Autos mit ukrainischen Nummern. Wie sich das Ganze jedoch für die Bevölkerung anfühlt, lässt sich bei einem kurzen Besuch natürlich nicht sagen.
Nun, was machen wir in Kosice? Die Sehenswürdigkeiten sind überschaubar (2 Kirchen, 1 Theater), sodass eine Stadtbesichtigung wohl nicht die grosse Befriedigung bringt. Wenn wir schon auf einer Eisenbahnreise sind, dann wollen doch was mit Bahn machen – Tram fahren geht auch!
Wir suchen uns eine Route aus, welche zum Stahlwerk US Steel Kosice führt. Der Clou an dieser Strecke ist, dass das Tram eine grössere Distanz als „Überlandstrassenbahn“ zurücklegt. Dies kennen wir in der Schweiz vielleicht von der Strecke des Worbbähnlis, aber das hier in Kosice ist halt schon eine andere Liga!
Die Linien zum Stahlwerk sind auf die Arbeiter ausgerichtet. Es gibt Fahrten am Morgen und Fahrten am früheren Nachmittag. In der Zwischenzeit ist ist der Betrieb auf dieser Linie nicht vorhanden bzw. mit Bussen sichergestellt. Die Fahrt zum Stahlwerk soll der Start zum Tramnachmittag in Kosice sein.
Plan A: 13:08 mit dem Tram hinter dem Hotel abfahren und direkt zum Stahlwerk ==> Liess sich nicht umsetzen, da wir am Automaten keine Billette kaufen konnten, da sie nur Kleingeld annahmen (Es gibt auch Automaten, welche Karten akzeptieren, solche habe wir jedoch in der Hitze des Gefechtes nicht gefunden). Google hilft uns, das Büro des öV-Anbieters zu finden um dort zwei Tageskarten zu kaufen. Den Ort haben wir gefunden, aber das Haus machte überhaupt nicht den Eindruck, dass dort Billette verkauft werden. Optisch war es eher eine Drogenabgabestelle. Wir gingen trotzdem rein und BINGO – wir konnten dort 2 Tageskarten kaufen.
Plan B: mit Bus 11 ein paar Stationen fahren und dann aufs Tram umsteigen ==> Liess sich nicht umsetzen, da wir die Bushaltestelle von Bus 11 nicht gefunden haben.
Plan C (letzter Plan, hätte der nicht funktioniert, hätten wir die Tageskarten auf dem Hauptplatz von Kosice verbrannt): Mit Bus 23 ein paar Stationen fahren und dann aufs Tram umsteigen => hat wunderbar geklappt!
Wir fuhren also mit dem Überlandtram zum Stahlwerk (Teilweise mit einer Geschwindigkeit von 65 km/h!) und nahmen dort das nächste Tram an eine andere Endstation, von dort wieder zu einer anderen Endstation und so weiter – quasi ein Trambingo.
Gegen 17:30 Uhr hatten wir fast das ganze Tramnetz von Kosice abgefahren, mit Ausnahme von ein paar Zipfel. Nebst der Fahrt zum Stahlwerk war ein sehr sehr sehr grosser Kreisel ein weiteres Highlight. Mit den verschiedenen Fahrten haben wir ihn (beinahe) umrundet.
Tram fahren war wirklich das Beste, was man an einem regnerischen Tag in Kosice machen konnte.
Kurz vor der letzten Tramfahrt zeigte sich die Sonne. Zu spät für uns, denn der Hunger hat sich nun definitiv gemeldet. Wir kehren in der „Altstadt“ ein und lassen den Abend im schönen Hotelzimmer bei PSG-BVB ausklingen.
Der Titel ist das heutige Programm auf unserer Reise. Konkret heisst das, dass wir eigentlich wussten, dass wir die schmalspurigen Bahnstrecken der Hohen Tatra befahren wollen, aber wie genau und nach welchem Fahrplan, hat Woody erst am Vorabend ausgetüftelt.
Der Zug 9:36 Uhr ab Poprad nach Strbske Pleso war 10 Minuten vor Abfahrt schon bis unters Dach gefüllt und wir wollten uns nicht auch noch in diesen Zug quetschen. Somit haben wir Plan B aktiviert, den wir eigentlich gar nicht entwickelt hatten. Wir fuhren also mit dem Normalspurzug direkt nach Strba (kein Schreibfehler, hat nur einen Vokal) und dort mit einem neuen Stadler-Zahnrad-Triebwagen hoch nach Strbske Pleso.
Schweizer Züge in Strbske Pleso haben durchaus Tradition. Bereits 1969 hat die Schweizer Industrie verschiedene Fahrzeuge an die damalige Tschechoslowakei geliefert. Anlass dafür waren die nordischen Ski-Weltmeisterschaften 1970, für welche der Ort Strbske Pleso auf Vordermann gebracht werden musste. So auch die Bahn. Und weil 1968 die Sowjetunion dem Prager Frühling ein brüskes Ende gesetzt hat, war es zu dieser Zeit kein Thema, diese Fahrzeuglieferung in die Tschechoslowakei zu kommunizieren – die Kritik am Osthandel wäre sicher sofort gefolgt. In einem älteren Bericht der NZZ kann man diesen Zeitgeist nachlesen. Die im Artikel beschriebenen Fahrzeuge wurden letzten Jahr abgelöst – durch solche, in welchem wir nun Platz nahmen.
Nach Ankunft in Strbske Pleso haben wir eine Wanderung um den See gemacht, der sich oberhalb des Dorfes befindet. Keine grosse Wanderung, in einer Stunde hat man die Seeumrundung geschafft. Wir staunen über die schreckliche Architektur und probieren, bei jedem Foto vom See den Bildwinkel so zu wählen, dass kein Haus drauf ist.
Die Gegend hier oben ist wunderschön und erinnert natürlich an die Alpen. Wir befinden uns nun auf knapp 1400 müM. Von den Temperaturen her schwierig – Jacke anziehen, ausziehen, anziehen, ausziehen und so weiter…
Um 12:16 Uhr fahren wir von Strbske Pleso mit der Schmalspurbahn Richtung Osten. Auch heute mussten wir wegen Bauarbeiten auf einen Bus umsteigen, da die Strecke bis 13:00 Uhr wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Der Bus brachte uns nach Stary Smokovec, dann ging’s wieder mit der Bahn nach Tatranska Lomnica. Mittagshalt. Die Pizzeria La Famiglia servierte uns Pizza und Bier und wir waren gestärkt, um noch die restlichen Strecken auf diesem Schmalspurnetz abzufahren. Spoiler: Am Schluss sind wir wieder in Poprad-Tatry angekommen 🙂
Das Nachtessen gab’s in einem Lokal in der „Innenstadt“. Poprad hat kein eigentliches Zentrum, ausser Shopping Centres. Eine Einkaufsstrasse haben wir gesehen, aber die wirkte nicht so einladend. Google hat uns dieses Restaurant vorgeschlagen und es war für einen Salat oder einen Burger durchaus ok.
Der Rückmarsch zu unserem Hotel am Bahnhof verlief durch ein quasi verlassenes Poprad. Wurde die Stadt evakuiert?