Samstag, 13. September 2025: Südwärts

Südwärts – also Richtung „nach Hause“. Wir hatten eine Traum-Woche auf Bornholm! Nicht nur in Bezug auf das Wetter, sondern weil wir uns wirklich entspannen konnten. Dank der Grösse der Insel kommt man gar nicht erst auf die Idee, ein riesiges Programm zu absolvieren.

Nach dem Check out, und nachdem wir alles im Auto verstaut hatten, fuhren wir wieder einmal nach Svaneke. Wir waren vor ein paar Tagen bereits dort in der Bäckerei und nebst den Zimtschnecken haben sie dort auch das feine dänische Ruchbrot, welches mit Sauerteig hergestellt wird. Dieses wollten wir heute kaufen, damit wir am Sonntag zu Hause einen würdigen Züpfe-Ersatz auf dem Frühstückstisch haben.

Wir parkieren unser Auto leicht ausserhalb des Zentrums und statten dem Wasserturm von Svaneke einen Besuch ab. Sind wir nun schon so verzweifelt, dass wir Wassertürme besuchen?

Nein.

Dieser Wasserturm ist jedoch sehr speziell:

Wasserturm von Svaneke

Der Bau erinnert nur entfernt an einen Wasserturm, es könnte auch ein Glockenturm einer Kirche sein. Speziell ist, dass Jørn Oberg Utzon (* 9. April 1918 in Kopenhagen; † 29. November 2008 in Helsingør) als Architekt diesen Wasserturm entworfen hat. Der Turm wurde im November 1952 fertiggestellt und der wunderschöne Wasserturm vom damals noch jungen Architekten Jørn Utzon entworfen, der Ende der 1950er-Jahre das Opernhaus in Sydney entwarf. Inspiriert von mittelalterlichen Seezeichen und Navigationshilfen an Land für Seefahrer, steht der Turm auf drei Beinen, mit einer aufführenden Wendeltreppe in der Mitte. 1990 wurde der Wasserturm ausser Betrieb genommen, steht heute jedoch unter Denkmalschutz.

Am 2. August 2004 begann Dänemarks Nationalbank mit der Ausgabe von acht verschiedenen Sondermünzen mit dem Thema Türme. Den Anfang machte der Wasserturm von Svaneke als Rückseitenmotiv einer 20-Kronen-Münze. Diese sind normales Zahlungsmittel und auch heute kann man noch auf eine solche Münze im Wechselgeld stossen.

Nach diesem architektonischen Highlight bestaunten wir, die Svaneke Stubmølle, eine Mühle, welche sich in der Nähe befand – also ein Sprung zurück in der architektonischen Geschichte.

Svaneke Stubmølle

Gegenüber der Mühle hatte es eine Neubausiedlung und ein Reiheneinfamilienhaus war noch zum Verkauf ausgeschrieben. 4’395’000 DKK (CHF 550’000) für 113 m², aber neben einer Hauptstrasse und keine direkte Sicht aufs Meer… Ich glaube, wir lassen es sein.

Dann gingen wir noch die Hygge-Vibes im Städtchen Svaneke aufsaugen und kauften unser Brot (und zwei Zimtschnecken). Die Zeit rückte heran und wir mussten Richtung Rønne aufbrechen, damit wir die Fähre noch erreichen konnten.

Rückgabe des Autos war wiederum am Flughafen, aber der Schalter von Europcar war nicht bedient. „Unser Schalter ist nur bei Ankünften und Abflügen geöffnet“ hiess es. Dann werfen wir den Schlüssel und den Vertrag einfach in den Briefkasten und hoffen, dass die Europcarleute nicht noch irgendeinen Schaden am Auto finden, den sie in Rechnung stellen können.

Flughafen Bornholm

Mit dem Stadtbus ging’s anschliessend zum Hafen, wo wir reichlich Zeit hatten bis zur Abfahrt der Fähre nach Ystad.

Fähren sind High-tech-Dinger und schon nur bei der der Einfahrt in den Hafen dem Schiff zuzuschauen macht Spass. Die Präzision, mit der dieses Metall in den Hafen gezirkelt wird, ist erstaunlich.

Express 5 der Bornholmslinien beim Hafen von Rönne

Die Abfahrt der Fähre in Rønne war pünktlich, 1h 20 später waren wir in Ystad, was für die 72 km auf der Ostsee eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 54 km/h ergibt!

In Ystad stiegen wir auf den KOMBARDO EXPRESSEN um. Dies ist ein Doppelstöckerbus, der die Verbindung Ystad – Kopenhagen auf der Strasse anbietet. Wir haben uns dieses Mal für den Bus entschieden, da dieser die Rückreise ohne umsteigen anbietet und schneller ist als der Zug. Als Option haben wir die Plätze oben ganz vorne gebucht, sodass wir die Fahrt über die Öresundsbron, die Öresundbrücke zwischen Malmö und Kopenhagen, aus nächster Nähe geniessen konnten. 

Fahrt über die Öresundsbron

Wir stiegen am Flughafen aus dem Bus aus, gaben unser Gepäck ab und warteten auf den Rückflug. Swiss powered by Baltic Air brachte uns nach Zürich Flughafen, die SBB nach Bern.

Bornholm ist die Insel mit den meisten Sonnenstunden Dänemarks. Das hat sie bewiesen. Die Insel lädt aber auch zum entdecken und zum geniessen ein. Das haben wir gemacht und konnten uns wunderbar erholen! Danke Bornholm!

Freitag, 12. September 2025: Beinahe ein Sonnenuntergang…

Wir schauen zum Fenster raus und… Grand beau! So schön, dass wir uns (schon wieder) aufmachen zum Balka Strand. Nur für ein paar Schritte, denn der Sand ist vom heftigen Regen in der Nacht noch sehr nass. Aber es ist ein schöner Flecken Bornholm und drum geniessen wir den Moment dort trotzdem.

Balka Strand

Wir gehen weiter nach Nexø, der zweitgrössten Stadt auf Bornholm. „Gross“ ist immer relativ und wir haben das „Stadt-“ Zentrum recht schnell gesehen und machen noch einen Spaziergang am Hafen und besuchten die Kirche, bevor wir weiterfahren.

Kirche von Nexø

In Aakirkeby soll es die besten Pølser auf Bornholm geben, drum begeben wir uns zum Zmittag in diese Ortschaft. Aber den Metzger finden wir nicht, sodass das Mittagessen ausfällt…

Nächster Etappenort ist Boderne, an der Küste. Hier hat es viele Ferienhäuser, aber wir sind nicht derentwegen da, sonder wegen Stærmose, das Kleidergeschäft schlechthin, welches in etwa 4 Häusern untergebracht ist. Die Herrenabteilung befindet sich in einem Zelt und ist ein Outlet mit Wühltischcharme.

Wühltischware bei Stærmose in Boderne

Die Auswahl reichte, was zu kaufen, und wenn man grad vom Chef Bülow bedient wird, erfährt man Dinge, die man sonst wohl nicht erfahren würde. Dass sie mit diesem Geschäft hier unten einen Umsatz von 3 Mio Euro machen, dass auch viel online bestellt wird, dass er bei Brax jährlich 1000 Hosen kauft und damit einer der grösseren Abnehmer in Dänemark ist. und sein Sohn Johan Bülow eine Lakritzproduktion mit 500 Mitarbeitenden hat und man seine Geschäfte nur an besten Lagen und an Flughäfen findet. Und seine Frau Pernille macht erfolgreich Glasblaskunst und verkauft diese erfolgreich in Svaneke. Uff, viel Information, dabei kaufte ich nur eine Hose, ein Hemd und einen Pulli…

Wir machten noch einen Spaziergang zum Meer. Der Strand ist natürlich nicht so schön wie in Balka, aber er hat einen eigenen Charme.

Strand von Boderne

Nach diesem Stopp ging’s nach Svaneke. Das Licht am Hafen war wunderbar und die Stimmung rundum einfach nur hygge. Natürlich besuchten wir Bülows Glasbläserei und Bülows Lakritzgeschäft… Auch ein zNacht gab es und zwar im Pakethuset.

Hafen von Svaneke

Bevor wir im Hotel ‚zu Hause‘ eintrafen, fuhren wir noch ans Meer in der Nähe von Dueodde. Wir wollten den Sonnenuntergang sehen. Aber das Wetter hat massiv umgeschlagen. Statt Sonnenuntergang gab es ein spezielles Wolkenspiel.

Wolkenspiel vor dem Gewitter
Schon bald geht das Gewitter los

Und als wir im Hotelzimmer waren brach ein Gewitter über die Gegend nieder. Wir waren im Trockenen… 🙂

Donnerstag, 11. September 2025: 300 km sind nicht weit.

Das erste Mal in diesen Ferien hatten wir Regen. Den ganzen Morgen regnete es, sodass wir erst gegen Mittag unser Zimmer verliessen, als das Wetter wieder besser wurde.

Unser erstes Ziel ist Rainforest Chocolade. Heidrun und Hans haben sich auf die Produktion von Schokolade spezialisiert. Die Kakaobohnen erhalten sie direkt aus Fiji und sie produzieren hier die Schokolade. Die Bohnen werden fair bezahlt und sind ohne Kinder-Sklavenarbeit abgelesen und bearbeitet. Wir sind aber nicht wegen der Schokolade in diesem Geschäft, sondern weil wir – inspiriert durch diesen Bericht auf N3- die Gegenstände der Künstlerin Jessica Felby anschauen wollen. Sie kauft Fisch und bevor sie ihn isst, macht sie ein Bild daraus mit der Fischdruck-Technik, die in Japan entwickelt wurde, um den Fang zu dokumentieren. Im Rainforest kauften wir ein Servierbrett mit einem Fisch drauf, ein bisschen Schokolade, ein Holzschneidebrett in der Form von Bornholm und Vanille. Heidrun war sehr gesprächig und hat uns die Schokoladenproduktion erklärt und gesagt, dass sie an Ostern seit zwei Jahren an der Fair-Trade-Schoggimesse in Zürich ausstellen.

In der Diskussion mit Heidrun kamen wir auch auf die Situation auf der Welt zu sprechen. Und über die Drohnen, die von Russland aus nach Polen geschickt wurden und dort abgestürzt sind. Heidrun erwähnte, dass der Krieg nun recht nah sein, nur 300 km von Bornholm entfernt. Und tatsächlich: Internetrecherchen ergaben, dass es tatsächlich nur 258 km von Nexø bis Danzig sind… Bornholm ist sowieso in den letzten Monaten immer im Brennpunkt, ob gewollt oder nicht. Die beiden Nordstream-Leitungen von Russland nach Deutschland gehen unterhalb der Südspitze Bornholms durch (und die undichten Leitungen beeinträchtigen den Fischfang – es hat fast keine Fische mehr rund um Bornholm), die russische Schattenflotte fährt mit Oel rund um Bornholm um den Atlantik zu erreichen. Wir haben schon zwei Mal sehr tief fliegende Nato-Jets gesehen – hier ist man wirklich mittendrin.

Wir verliessen den Regenwald und fuhren nach Rønne, dem Hauptort von Bornholm.

Auf Bornholm hat es 5 Verkehrsampeln, alle befinden sich in Rønne. Und für die Fussgänger hat es nicht einfach das rote und grüne Fussgängermännchen, sondern die Silhouette des Trolls Krølle-Bølle, dem Wahrzeichen Bornholms. Natürlich mussten wir uns diese „Sehenswürdigkeit“ reinziehen…

Krølle-Bølle

Auf dem Hauptplatz in einem Café stärkten wir uns und machten einen Bummel in der Stadt bevor wir wieder Richtung unserem Hotel fuhren.

Altstadt von Rønne

Mittlerweile ist das Wetter richtig schön geworden und wir fuhren nochmals an den Dueodde-Strand und liessen es uns nochmals gut gehen – der Wind pfiff durch die Haare und wir waren fast alleine dort.

Der Strand gehört uns...

Den Tag liessen wir bei einem zNacht in Sørens Wærtshus ausklingen.

Sørens Wærtshus

Mittwoch, 10. September 2025: Noch in den Bergen – dann am Meer

Heute hiess es Abschied nehmen, denn ein Hotelwechsel stand bevor. Wer jetzt an Hektik und Chaos denkt: Nein, alles ganz entspannt. Zum Auftakt gab’s nämlich noch ein letztes Gartenfrühstück, mit dem beruhigenden Gefühl, dass „draussen“ und „Ferien“ doch einfach zusammengehören. Der Kaffee schmeckt ohnehin besser, wenn ein bisschen Morgenbrise durch die Tasse weht.

Nach dem Auschecken ging’s zuerst zum ersten Highlight: Ein kurzer Abstecher zur berühmten Rundkirche von Østerlars. Die massive, weiss getünchte zweistöckige Kirchenfestung hatte früher 3 Aufgaben: Sie war da für Gottesdienste (Parterre), konnte den Anwohnern bei Angriffen Schutz bieten (1. Etage) und hatte in der 2. Etage Schiessscharten, damit man sich gegen Angreifer verteidigen konnte. Insgesamt gibt es auf Bornholm 4 solcher Kirchen, die von Østerlars ist die grösste und stammt aus dem Jahre 1060.

Rundkirche von Østerlars

Dann ging’s weiter quer über die Insel ins berühmte Ekkodalen – das Echo-Tal, in dem jeder mal laut sein darf, ohne dass sich jemand beschwert. Eine kleine Rundwanderung zuerst durchs Tal, dann ein Anstieg oben an die Kante, mit grandioser Aussicht auf Bornholm. Hier darf jeder mit offenem Mund „Wow“ sagen, das Echo sorgt ja für die Vervielfachung.

Wanderweg im Ekkodalen
Wanderung im Ekkodalen
Ausblick von den Bergen in Ekkodalen

Frisch durchgelüftet und halbwegs ausgehungert rollten wir weiter zu Frau Petersens Café. Dies befindet sich in einem ehemaligen Schulhaus und hat sich nun in das Paradies für alle, die sich zwischen „ein Stück Torte“ oder “ich probiere mal alles vom Buffet“ nicht entscheiden möchten, verwandelt. Natürlich haben wir uns standesgemäss für das All-you-can-eat-Buffet entschieden. Kalorien zählen? Heute eher „Tortenstücke zählen“.

Fru Petersens Café
Die Schlacht am Buffet kann geschlagen werden
Lecker, einfach nur lecker!

Nächster Stopp: Balka Strand. Auch heute wieder perfekter, weisser, feiner Sand, menschenleer, fast wie Privatstrand. Wir machten einen Spaziergang am Wasser und hatten Sand zwischen den Zehen. Ins Wasser ging’s heute jedoch nicht. Morgen soll das Wetter umschlagen, drum genossen wir den Moment an der Sonne.

Balka Strand
Am Balka Strand
Am Balka Strand

Blommes Place ist unsere nächste Unterkunft. Sie befindet sich in Snogebæk, gleich hinter dem vorher besuchten Strand. Kurz auspacken, Reisetasche aufs Bett werfen und ab ins Städtchen. Trotz Kuchen am Nachmittag kehrten wir in Sørens Værtshus ein und teilten uns eine Pizza… 🙂

Welcome to Blomme's Place
Welcome to Blomme's Place

Nun sind wir wieder im Zimmer: Füsse hoch, Augen zu, Gedanken sortieren – morgen wartet der nächste dänische Urlaubstag.

Dienstag, 9. September 2025: In der Karibik angekommen – oder fast…

So hat der Tag angefangen...

Ein weiterer Tag auf Bornholm weil das Leben manchmal schlicht kitschig sein darf, begann er heute draussen im Garten beim Frühstück. Nicht im Speisesaal, nein – wir haben uns vom Wind der Ostsee umwehen lassen, mit Blick ins Grüne. Besser geht’s kaum, ausser vielleicht, wenn die Möwen endlich mal ihr Maul halten würden.

Das Frühstück kann beginnen - draussen, im Garten!

Gestärkt ging’s mit dem Auto gen Süden, Ziel: Svaneke. Ein kleiner Ort, der sich so charmant gibt, dass man fast vergisst, dass er touristisch längst entdeckt ist. In der Bäckerei gab’s Cappuccino und die unvermeidliche Kanelsnegl (aka Zimtschnecke). Und ja – die schmeckt hier irgendwie besser als zuhause, vermutlich weil man sie direkt am Hafen verdauen kann. Ein kurzer Rundgang dort, ein bisschen Hafendeko aus Backstein und Holzbooten bewundert, und schwupps, weiter Richtung Westen.

Bevor wir Svaneke verlassen (übrigens das östlichste Städtchen Dänemarks), besuchen wir die Kirche:

Kirche von Svaneke

Oder auch nicht: Ein Wespennest hat Wespen offenbar die Berechtigung gegeben, IN die Kirche zu fliegen. Und hier fordern sie die Besucher auf, sich wieder aus dem Staub zu machen. Dieser Aufforderung kommen wir nach. Die Kirche ist sehr einfach eingerichtet, aber wie oft im Norden, sieht man auch hier ein Modellschiff im Kirchenschiff hängen. Wohl um für guten Wind zu bitten?

Schiff im Kirchenschiff

Nun aber fahren wir los. Nächster Halt: Dueodde (der südlichste Punkt Bornholms). Klingt gefährlich, ist aber schlicht ein Strand. Allerdings kein beliebiger: hier liegt so feiner, schneeweisser Sand, dass man ihn früher in Sanduhren gefüllt hat. Wirklich. Heutzutage füllt er höchstens Badetücher und Schuhe. Wir haben’s uns natürlich nicht nehmen lassen, die Füsse (und mehr) in die Ostsee zu stecken. Knapp zwanzig Grad hatte das Wasser – also für Bornholm quasi Karibikfeeling. Ehrenrunde: zwei Mal rein, zwei Mal raus. Danach noch etwas Sonne tanken, weil: wenn schon schönes Wetter, dann bitte gnadenlos ausnutzen.

Am Strand von Dueodde, dem südlichsten Punkt Bornholms
Karibik pur?

Am späten Nachmittag rollten wir dann wieder gemütlich zurück nach Svaneke. Schluss mit Strandromantik, ab dafür in die Brauerei. Dort gab’s ein deftiges Abendessen, das wahrscheinlich mehr Kalorien hatte als der ganze Tag mit Schwimmen verbrannt hat – aber egal, Ferien.

Und nun? Wieder im Hotel, satt, leicht müde, die Sonne brennt noch im Gesicht nach, und der Tag verabschiedet sich mit dem beruhigenden Gefühl: genau so muss Bornholm sein.

Montag, 8. September 2025: Rund ums Kap von Bornholm

Unser Hotel gab uns mit einem sehr coolen Frühstück einen tollen Start in den Tag:

Frühstücksbuffet in Jantzen's Hotel

Rund um Gudhjem haben wir viele Feigenbäume gesehen. So verwundert es nicht, dass es auch Feigen im Fruchtsalat hatte. Es waren Früchte vom Baum gleich ausserhalb des Frühstücksraums.

Kurz vor 10:00 Uhr fuhren wir los. „Hasle“ sollte heute unser Ziel sein. Schon nur wegen dem Namen „Hasle“, der an den gleichen Ort in der Nähe von Burgdorf erinnert…

Spoiler: Wir sahen alles Andere als Hasle…

So waren wir auf der Hauptstrasse 158 unterwegs als ich den Abzweiger zu den Klippen sah: Schnelle Bremsung – und rechts runter. Die Klippen müssen spektakulär sein, denn es gibt mehrmals täglich Schifffahrten hierhin. Und ja, es ist wirklich spektakulär:

Bei der Helligdomsklipperne
Bei der Helligdomsklipperne
Bei der Helligdomsklipperne
Bei der Helligdomsklipperne
Die Thor legt bei den Helligdomsklipperne an

Die Besichtigung dieser Klippen waren mit viel Treppensteigen verbunden. Nach diesem Besuch war unser „Etagenziel“ schon längstens erreicht.

Wir fuhren weiter unseren Weg und machten einen Zwischenstopp in Allinge, wo wir unsere Wasservorräte aufgefrischt hatten. Danach fuhren wir in Richtung Norden der Insel. In der Nähe von Sandvig konnten wir unser Auto parkieren und nun machten wir uns auf den Weg zum Leuchtturm. Dieser gab nicht so viel hin, wie wir uns erhofft hatten. So entschieden wir uns, einfach der Küste entlangzuwandern und schlussendlich machten wir die Hammerknuden Rundt. Die Wanderung ist nicht anspruchsvoll. Aber sie hat unglaublich tolle Ausblicke. Natürlich ist man am Meer. Und es hat weidende Kühe die auch im Meer stehen… Und tolle Gesteinsformationen. Und dann ist man wieder eine Weile im Wald – ach… Eine Wanderung für die Seele…

An der Nordspitze von Bornholm
Die Kuh geniesst das Bad

Am Ende der Wanderung gelangten wir an den Opalsee, welcher an Stelle eines Steinbruchs entstand, der mit Wasser aufgefüllt wurde. Die Jugendlichen aus der Umgebung sprangen vom Ufer ins etwa 5 m tiefer gelegene Wasser. Also nicht alle, einige zierten sich. Und wir sowieso, wir wollten den Springern nur zuschauen 😉

Der Opalsee - links wird ins Wasser gesprungen...

An den Opalsee grenzt, nur durch eine Landzunge getrennt , der Hammersee, welcher der grösste See Dänemarks ist (650 m lang…).

Hasle? Wollten wir nicht nach Hasle? Doch, das machten wir. Aber wir fuhren durch Hasle hindurch zu den Klippen von Hasle. Hier machten wir zuerst einen Zwischenstopp am Strand und badeten die Füsse.

Am Strand bei Hasle

Den Tag rundeten wir ab bei einem Nachtessen auf dem Golfplatz von Rø. Und nein, hier sind keine Buchstaben verloren gegangen, hier konzentriert man sich aufs Wesentliche…

Sonntag, 7. September 2025: Von Dänemark nach Dänemark über Schweden

Dieser Blick erwartete uns nach dem Aufstehen!

Der Ausblick nach dem Aufstehen war nicht weniger spektakulär als der vor dem ins Bett gehen…

Nach dem Gang zum Frühstücksbuffet checkten wir aus und machten und auf dem Weg zum Bahnhof von Kopenhagen. Um Viertel nach 10 fuhr der Zug nach Lund. Mit diesem fuhren wir bis Hyllie, einem Vorort von Malmö. Es war genügend Zeit für den Umstieg vorhanden sodass wir auch hier die Architektur im Quartier bestaunen konnten:

Zwischenstopp in Hyllie

Schon bald fuhr der Anschlusszug nach Ystad, wo wir 45 Minuten später eintrafen. Der Weg vom Bahnhof zum Hafen war ein kurzer und schon bald waren wir auf der Fähre. Wir waren rund eine halbe Stunde vor Abfahrt dort und haben uns die vordersten Plätze mit der tollsten Aussicht ausgewählt.

Aussicht aus der ersten Reihe

Wir holten uns im Selbstbedienungsrestaurant was zu essen und genossen so die Überfahrt. Nach 1h 20 min kamen wir in Rønne an.

Nun kam der sogenannte „Workaround“ ins Spiel: Eigentlich wollten wir unseren Mietwagen direkt beim Hafen abholen. Die Vermietstation hat an Sonntagen aber geschlossen, sodass wir mit dem Bus zum Flughafen fuhren und dort unseren Mietwagen abholten. Es war ein Renault Clio… Aber er fuhr, und hatte alles, was das Herz begehrt! Klar, es ist ein Franzose, und handgeschaltet, aber alles super! Sogar mit Navi 🙂

Die Fahrt brachte uns quer über die Insel nach Gudhjem. Nach einer kurzen Irrfahrt fanden wir das gebuchte Jantzen’s Hotel im Zentrum. Das Zimmer bot einen kleinen Blick aufs Meer und hatte über dem Bett den gestrengen Blick von Frau Jantzen, der ersten Besitzerin des Hotels 1872.

Room with a view...
Frau Jantzen wacht über unsere Träume

Nach dem Zimmerbezug machten wir ein paar Schritte im und ums Dorf. Nachtessen gabs in der Fisch-Räucherei, wo wir uns am Fischbuffet gütlich getan haben…

Haben wir schon erwähnt, dass wir super Wetter haben?

Blick über Gudhjem
Unterwegs in Gudhjem
Im Hafen von Gudhjem
Am Strand von Melsted
Am Strand von Melsted

Samstag, 6. September 2025: Start in die Herbstferien

Vor ein paar Wochen haben wir auf einem 3. Programm der ARD eine Doku über Bornholm gesehen. Da wir für den Herbst noch keine konkreten Pläne hatten, entschlossen wir uns, diese Insel zu besuchen. Sie befindet sich zwischen Deutschland, Polen und Schweden, gehört aber zu Dänemark.

Die Anreise über Kopenhagen, dann mit dem Zug nach Ystad in Schweden und anschliessend mit der Fähre nach Rønne auf Bornholm.

So starteten wir an den Flughafen. Im Zug hatten wir ein Frühstück im Speisewagen, welches uns in den Tag begleitete. Das Swiss-Check-in im Flughafen wird immer komplizierter, neu kann man unsere Duffle Bags/Rucksäcke nicht mehr gleich nach Ankunft am Flughafenbahnhof im Check-in 3 aufgeben, sondern muss diese neu durch den Flughafen ins Check-in 1 schleppen und darf sie dort abgeben.

Wir hatten einen Swiss-Airbus A320 Neo und der Flug nach CPH ging rasch vonstatten. Der Anflug war quasi auch ein Stadtrundflug über die Metropolregion Malmö/Kopenhagen. In Malmö konnte man den Turning Torso gut sehen, in Kopenhagen die Kehrichtverbrennung, welche auf ihrem Dach eine künstliche Skipiste drauf hat.

Turing Torso in Malmö
Kehrichtverbrennung Kopenhagen - mit künstlicher Skipiste auf dem Dach

Der Transfer mit dem Zug vom Flughafen in die Stadt dauerte rund 10 Minuten. Wir steuerten das Hotel Scandic wo wir ein Zimmer in der 18. Etage erhielten 🙂

Die Sachen deponiert und dann ins kopenhagener Getümmel. Mittlerweile war ich auch schon wieder 6 Jahre nicht mehr hier und in der Haupt-Einkaufsstrasse, der Strøget hat doch einiges geändert. Es hat viele Schicki-Micki-Läden wie z.B. Louis Vuitton… Aber die Stadt lebt und durch die Strøget zu schlendern ist immer noch cool.

Das Wetter ist phantastisch und so ergibt sich die Szene im Nyhavn in einem ganz speziellen Licht:

Im Nyhavn von Kopenhagen
Im Nyhavn von Kopenhagen

Zuunterst im Nyhavn finden wir ein Lokal wo wir einkehren und fein essen. Ein kleiner Spaziergang und eine Fahrt mit der U-Bahn bringen uns wieder zum Hotel zurück.

Wie gesagt befindet sich unser Hotel in der 18. Etage. Und er Ausblick dort war beim Einnachten schlicht super!

Es wird Nacht in Kopenhagen...

Freitag, 13. Juni 2025: Zahnradbahn, Standseilbahnen und Tram

Heute war noch einmal ausschlafen angesagt, aber nicht zu doll, denn wir wollten noch was von Lyon sehen. Denkt aber hier nicht an gemütliche Bistros und tolle Läden, nein, wir wollen natürlich die Highlights des Verkehrs sehen:

  • Zahnradbahn
  • Standseilbahnen
  • Tram

Nach dem Frühstück checkten wir im Hotel aus und konnten das Gepäck deponieren. Dann für € 6.90 (plus 20 Cent für die Chipkarte) eine Tageskarte für den öV gekauft und mit der U-Bahn zur Zahnradbahn gefahren. Einmal hoch nach Cuire, halb runter, Bahn übersprungen und wieder bis ganz unten gefahren.

50 Jahre Zahnradbahn Lyon: Jubiläumsfahrzeug

Dann mit der U-Bahn zu den zwei Standseilbahnen. Zuerst zur ersten, der etwas älteren Bahn von der Cathedrale Saint-Jean nach Fourvière.

La Ficelle: Strandseilbahn zur Kirche Fourvière

Dort hat es eine grosse Kirche wo wir einen schönen Ausblick auf Lyon genossen.

Blick auf Lyon von der Kirche Fourvière

Anschliessend machten wir einen Spaziergang zum Quartier Saint-Just, wo es mit einer anderen Standseilbahn wieder runter zur Cathedrale Saint-Jean ging. Dann mit der U-Bahn bis zur Tramhaltestelle Guillotière, wo wir das Tram bis zum Musée des Confluences genommen haben.

Lyon-Tram bei der Haltestelle Musée des Confluences

Von dieser Haltestelle aus machten wir einen Spaziergang zum Zusammenfluss von Rhone und Saone, bevors wieder mit dem Tram zurück nach Perrache zum Hotel zum Gepäckbezug ging…

Zusammenfluss von Rhône (links) und Saone (rechts) in Lyon

Nun noch von Lyon Perrache mit dem Zug nach Lyon Part Dieu fahren, wo unser Zug mit „Genève CFF“ angeschrieben ist.

Und wie immer zwischen Lyon Part Dieu und Genève ist der Zug wieder viel zu klein, der Platz fürs Gepäck knapp genügend und zeigt, dass die Franzosen wohl TGV können, aber wenn’s dann in den „normalen“ verkehr wechselt, dann hapert es.

Ab Genève gangs recht pünktlich Bern und unsere Auffahrtsreise fand ihren Abschluss.

Merci Woody für die (mehrheitliche) Organisation der Fahrpläne und Hotels!

Woodys Tag

Bahn1996.92 km
Tram22.11 km
Bus21.29 km
Trolleybus1.29 km
Standseilbahn1.23 km
Flugzeug561 km
Total2603.84 km

Donnerstag, 12. Juni 2025: VAMP!

Heute Morgen hatten wir nur einen Fixpunkt: Check-out um 11:00 Uhr. Dh wir hatten keinen Wecker gestellt bzw. nur einen Sicherheitswecker um 9:00 Uhr – damit wir das Frühstück nicht verpassen.

Late Check-out lag nicht drin bzw. hätte uns € 50 gekostet. Das wollten wir nicht. Also haben wir unser Zimmer 10:59 Uhr freigegeben, das Gepäck im Hotel deponiert und sind ins Zentrum spaziert.
Irgendwann kamen wir bei der Meerpromenade an und schlenderten dem Meer entlang. Dabei entdeckten wir einen „Plage Trottel“, welcher sogar eine Beach Bar Trottel hatte…

Trottel Beach

Grund für uns, die Trottel zu suchen und uns dort einen Trottel-Apéro zu genehmigen. Woody ein Bier, ich standesgemäss ein Pastis. Totalpreis € 6.50. Wobei das Bier mit € 4 das teurere Getränk war… 🙂

Pastis am Strand

Wir genossen den Moment und ergötzten uns ab den 5 Frauen am Strand, die Rosé-Flasche um Rosé-Flasche bestellten und bei jeder Rosé-Flasche lauter wurden… Das sind dann wohl Kandidatinnen für „befohlene Ruhe“ ab 14:00 Uhr…

Trottel Beach, Ajaccio

Als unsere Getränke leer waren verliessen wir den Trottel-Strand und gingen auf einem anderen Weg zurück zum Hotel. Beim Place d’Austerlitz bestaunten wir das grosse Napoleon-Denkmal. Napoleon ist sowas wie der Held der Stadt, er wurde am 15. August 1769 in Ajaccio geboren. Überall sieht man Fresken oder Mosaike mit seinem Gesicht.

Napoleon-Denkmal beim Place d'Austerlitz in Ajaccio

Wir holten unser Gepäck beim Hotel und spazierten zum Bahnhof, wo unser Bus zum Flughafen abfuhr. € 6.– für 8 Minuten Fahrt ist ein stolzer Preis – aber einfach das einzige Angebot ausser Taxis.

Check-in und Baggage Drop verliefen schnell und mit 10 Minuten Verspätung verliess der A320 der Air Corsica die Insel in Richtung Marseille, wo wir nach 50 Minuten ankamen. Hier müssen wir nun den Zug nach Nîmes nehmen und dort den TGV nach Lyon.

Das „hier“ war der Bahnhof Vitrolles, der ab Flughafen mit einem Bus erschlossen wird. Der Name „Vitrolles“ wird aber nicht benutzt, vielmehr ist es die Bezeichnung VAMP, die verwendet wird.

Gare VAMP

Am Anfang dieser Reise habe ich geschrieben, dass vermehrt Bahnhöfe in Frankreich einen Zusatz zu ihrem Namen erhalten. Und weil dann die Bezeichnung zu lange ist, wird wieder abgekürzt. Und VAMP ist nichts anderes als die Abkürzung für

Vitrolles Aéroport de Marseille Provence

Lustiges Völkchen, diese Franzosen…

Vitrolles Aeroport Marseille Provence

Unser Zug kommt pünktlich und bringt uns rasch an den TGV-Bahnhof Nîmes – Pont du Gard. Das ist auch so ein TGV-Bahnhof der an der Schnellfahrlinie gebaut wurde und förmlich „in the middle of nowhere“ steht. Wichtig: Ein grosser Parkplatz muss vorhanden sein, und das ist der Fall.

Nun noch 75 Minuten TGV fahren und wir sind in Lyon – Part Dieu. Wir steigen um nach Lyon Perrache, wo sich unser Hotel befindet. Bonne nuit!

Woodys Tag

Mittwoch, 11. Juni 2025: I grec

Auch heute war wieder früh Tagwache. Wie lange geht es, bis ich wieder am Meer bin? Genau… 5:30 Uhr Tagwache, Badezeug packen und ab zum Meer. Vorbei an Partyvolk, welches die Nacht durchgemacht hatte und rein ins Nass. Kurz. Aber intensiv… Es musste sein 🙂

Bucht von Calvi mit Zitadelle

Kurz nach halb sieben waren wir bereit zum Bahnhof zu gehen. Natürlich über den Strand… Woody reservierte die Plätze im Zug – Meerseite natürlich; ich machte mich auf die Jagd nach Kaffee und Brioche. Erfolgreich…

Fast pünktlich fuhren wir in Calvi los und die Fahrt der Küste entlang war wirklich traumhaft! Nach jeder Kurve wieder ein toller Ausblick! Dann verlässt der Zug die Küste und fährt ins Landesinnere. In Ponte Leccia gibt es eine Spitzkehre und weiter geht die Fahrt Richtung Bastia.

Unterwegs mit dem Zug von Calvi nach Bastia
Ausblicke aus der Bahn auf der Fahrt von Calvi nach Bastia
Unterwegs mit dem Zug

Der eigentliche Plan in Bastia sieht vor, 5 Stunden Stadtbummel zu machen und den übernächsten Zug zu nehmen. Aber irgendwie hatten wir keine Lust, so lange in der Stadt zu sein (Zitadelle, Kirche, Plätze bei grosser Hitze) sodass wir uns entschieden, eine Stunde später wieder den Zug nach Ajaccio zu nehmen. Kurzer Spaziergang zum Hafen, dann in einer Paul-Kettenbäckerei ein Sandwich kaufen und wieder an den Bahnhof. Erneut über 4 Stunden TGV – Train à Grande Vibration…

Wie bereits erwähnt besteht das Netz der Chemin de Fer de la Corse aus einer Hauptlinie Ajaccio – Bastia und einem Abzweiger von Ponte Leccia nach Calvi. Und das ergibt tatsächlich ein Ypsilon, oder eben ein I grec.

Somit sind wir mit gestern und heute das ganze Netz 2x abgefahren, jedes Mal auf der anderen Fensterseite. Und die Fahrt mit der Chemin de Fer de la Corse ist anstrengend. Und entsprechend groggy waren wir, als wir mit 10 Minuten Verspätung in Ajaccio angekommen sind.

Ankunft in Ajaccio nach der Fahrt auf dem ganzen Streckennetz der Chemin de Fer de la Corse

Das Hotel befindet sich gleich neben dem Bahnhof. Check-in und „befohlene Ruhe“, die wir nach dieser langen und anstrengenden Zugfahrt nötig hatten.

Als der Tag ein bisschen kühler wurde, gingen wir in die Stadt. Apéro und Nachtessen.

Innenstadt von Ajaccio

Der Tagesabschluss bildete der Blick vom Rooftop unseres Hotels auf die Bucht von Ajaccio.

Bonne nuit.

Blick vom Rooftop unseres Hotels auf die Bucht von Ajaccio

Woodys Tag

Dienstag, 10. Juni 2025: Grüessech Calvi

Auch heute war die Tagwacht wieder sehr sehr früh. 5:45 Uhr hat der Wecker geklingelt, noch kurz einen Blick vom Balkon aufs Meer duschen, Sachen packen und pünktlich 6:30 Uhr am Frühstücksbuffet stehen. Espresso, was brotigs essen und um 6:45 Uhr stehen wir schon an der Rezeption zum auschecken. Um 6:50 Uhr steht das Taxi parat, welches uns nach Ajaccio an den Bahnhof bringen soll. Der Start in den Tag ist voll durchgetaktet…

Wir steigen ins Taxi ein und als weit nach dem Hotel der Taxameter immer noch nicht läuft, frage ich mal scheu nach, ob er ein Forfait macht oder warum der Taxameter nicht läuft… Der Schwall korsischen Französischs sagt mir, dass mit dem Hotel eine Pauschale für Fahrten zum Flughafen und ins Zentrum vereinbart ist. 65 €, aber wenn wir wollen kann er schon den Taxameter einschalten, aber das kostet dann sehr viel mehr. „Ah, j’ai compris“. „Also wirklich, ich kann den Taxameter einschalten, kein Problem, aber das kostet sie dann mehr“. Jaja, ich hab’s verstanden. 

Die 65-Euro-Fahrt ins Zentrum dauerte kaum 20 Minuten während dieser unser Chauffeur mindestens vier Mal die sozialen Medien checkte. Und er hat keine Meldung auf Snapchat erhalten. Und man kann die Social Media während der halsbrecherischen Fahrt über den Pass oder bei über 100 auf der Autobahn checken….

Der Bahnhof Ajaccio ist nicht sehr gross. Schon die drei Perrongleise sind überdimensioniert. Unser Zug trifft ein und die Leute stürmen den Zug. Wir haben uns Fensterplätze in einem Viererabteil ergattern können – Meerseite. Dies ist aber nicht relevant, denn nach 10 Minuten sehen wir vom Meer nichts mehr…

AMG 813 der Chemin de Fer de Corse in Ajaccio

4 1/4 Stunden dauert die Fahrt nach Calvi. 4 1/4 Stunden in einem recht modernen Schüttelbecher. Die Einheimischen sagen zu diesem Zug offenbar TGV. „Train à grande vibration“. Trifft zu. Die Fahrt führt durch Wälder, über Schluchten, Berghängen entlang und ist durchaus attraktiv. Da haben sie vor über 100 Jahren was tolles gebaut!

Frau Vorstand gibt in Kürze die Abfahrerlaubnis

Das korsische Streckennetz ist ein Y. Also ein I-grèque. Von Ajaccio nach Ponte Leccia ,dort teilt sich die Bahn in zwei Äste: Links nach Calvi (machen wir heute), rechts nach Bastia (machen wir morgen).

Das Personal der Bahn interessiert sich primär für sich selber. Handy checken ist wichtiger als sich um die Kunden kümmern. Nach der Billettkontrolle verschlauft man sich zum Lokführer um mit ihm irgendwelche News über Cousins auszutauschen. Eine Kundeninfo wird kurz von Ankunft in Ponte Leccia gemacht aber so schnell, dass man selbst mit einem B2 in Französisch Mühe hat zu verstehen, was die Frau sagen will.

Bei unserer Verbindung müssen wir in Ponte Leccia umsteigen und im neuen Zug haben wir nicht so tolle Plätze. Wir sitzen in Fahrrichtung links und verpassen die tolle Fahrt dem Meer entlang mit dem türkisblauen Wasser. Morgen sitzen wir dann auf dieser Seite. In Île Rousse steht der Zug 30 Minuten. Natürlich ohne Info. Diese Verspätung nehmen wir mit bis Calvi. 

Umsteigen in Ponte Leccia

Nach Ankunft spazieren wir zum Hotel Caravelle, welches sich etwa 500 m vor dem Bahnhof befindet. Der Weg zum Hotel führt über den Strand – cooler Start in Calvi!

Unser Zimmer ist noch nicht bereit. Wir dürfen unser Gepäck deponieren und gehen in die Stadt. Highlight von Calvi ist die Zitadelle, die wir natürlich erklimmen. Man hört viel Berndeutsch in den Gassen, sieht Menschen mit „GP Bern“-T-Shirts. Am Sonntag gibt es einen Flug von Bern nach Calvi und wird offenbar gut gebucht. Gäuit!

Zitadelle von Calvi
Auf der Zitadelle von Calvi
Keiner zu klein ein Entdecker zu sein
Calvi: Tenue correcte exigée en ville

Am späteren Nachmittag sind wir wieder beim Hotel und können unser Zimmer beziehen. Das Zimmer hat einen Gartensitzplatz und ist das wohl kleinste Hotelzimmer, welches ich je gesehen habe. Drei auf drei Meter müssen genügen. 9 m2 sind vielleicht Thorberg-Standard, aber rückblickend können wir sagen, dass sich Woody und ich gut organisiert haben. 

Unser Hotelzimmer in Calvi

„Befohlene Ruhe“ steht als nächstes auf dem Programm. 

Der Strand befand sich gleich hinter dem Hotel. Abgetrennt nur durch das Bahntrassee. Kurz vor 19:00 Uhr gingen wir zum Strand und tatsächlich ins Wasser. Der Strand ist sehr flach, wir mussten zuerst durch knietiefes Wasser rauslaufen bevor wir sagen konnten „Elle est bonne!“

Kurzer Kleiderwechsel und zurück an den Strand in ein Beizli zum zNacht, und der Tag ist abgerundet.

Woodys Tag

Montag, 9. Juni 2025: Beachday

Auch heute wieder war um 6:30 Uhr Tagwache. Nicht, weil wir Programm hatten, sondern weil in Woodys Wecker noch die gestrige Weckzeit aktiv war…

Um 8:30 Uhr war dann die definitive Tagwache, gefolgt von duschen und frühstücken. Beim Frühstück merkte ich wieder wie cool es ist, wenn ich Hotels mit einem „Adult only“- Bereich buche…

Nach dem Frühstück gab’s noch ein paar Büroarbeiten zu erledigen und noch eine Runde Schlaf einzuziehen. Gegen 14:00 Uhr machte sich Woody auf an den Strand, ich machte mich auf am Strand spazieren zu gehen und mein tägliches Schrittziel zu erreichen.

Beschlief am Agosta Beach in Korsika
Dieses Mal kein Overtourism
Ankunft am Ende des Strands

Den Tag liessen wir zusammen bei einem Drink am Pool ausklingen.

Nachtessen gab’s in der Nähe Chez Alain. Die Dorade war lecker und hat meine Fähigkeiten, einen Fisch zu filettieren auf eine ernsthafte Probe gestellt.

Nachtruhe heute ein bisschen früher – morgen geht’s nun definitiv früh aus den Federn!

Woodys Tag

Sonntag, 8. Juni 2025: Ein bisschen Schweiz in Frankreich

Nein, eine Auffahrsreise ist, auch wenn sie an Pfingsten stattfindet, keine Altherrenreise, bei der es entspannt zu und hergeht.

Heute war um 6:30 Tagwache…

Dann duschen/auschecken und zum Frühstück im Grand Café de Lyon à Nice. Um 8:20 Uhr waren wir am Bahnhof Nice CP, dem Bahnhof der Schmalspurbahn, welche ins Hinterland führt. Um 8:40 fuhr der Zug und wir waren rechtzeitig dort.

Der kleine Dieselzug brachte uns dem Fluss Var (ja, wie der Videoschiedsrichter…) ins Hinterland von Nice bis nach Puget-Théniers, wo wir um 10:14 ankamen. Von hier ging’s nun weiter mit dem Dampfzug namens „Chemin de Fer des Pignes“ nach Annot (1 Stunde Fahrt).

Der Zug war ziemlich lang und ziemlich international: Zuerst die Lok, ursprünglich aus Portugal. Dann 4 Wagen von längst eingestellten Bahnen in Südfrankreich, dann 3 Wagen aus der Schweiz von der Rhätischen Bahn.

Dampfzug "Chemin de Fer des Pignes" der Chemin de Fer de Provence in Puget-Théniers

Die Fahrt war nicht zuletzt wegen der tollen Landschaft sehr abwechslungsreich. Lustig wurde es, wenn der Zug in einen Tunnel fuhr und der ganze Rauch wegen den offenen Fenstern in die Wagen kam…

Dampfzug "Train de Pignes" der Chemin de Fer de Provence in Annot

Nach Ankunft in Annot hatten wir zwei Stunden Aufenthalt, bis es wieder mit einem regulären Zug zurückging. Noch länger auf die Rückfahrt des Dampfzuges warten war für uns keine Option, weil wir am Abend ja noch den Flug nach Korsika auf dem Programm hatten.

Wir gingen ins Dorf Annot und stellten fest, dass dort eine Dorfchilbi stattfand. In einem Festzelt spielte die örtliche Musikgesellschaft auf. Und die spielten so gut, dass das ganze Zelt ein Tollhaus war.

Wir gönnten uns eine Bratwurst und gingen danach wieder an den Bahnhof zurück, wo wir den Zug zurück Richtung Nice nahmen.

Die nächsten Programmpunkte an diesem Sonntag waren
-Uniqlo besuchen und Einkäufe tätigen
-Gepäck im Hotel abholen
-An den Flughafen fahren

Nach der Gepäckabgabe am Flughafen haben wir noch was kleines gegessen und wurden dann mit dem Bus zum Aussenfeld und Standort der ATR-72-600 befördert. Dass alle Fluggäste hinten einsteigen müssen, habe ich so noch nie gesehen…

Abflug mit Air Corsica - alle Fluggäste müssen hinten einsteigen

Der Flug nach Korsika war nicht mehr als ein Hüpfer übers Meer. Um 20:14 haben wir den Boden in Nice verlassen, um 20:47 war der Touchdown in Ajaccio.

Nach dem Gepäckbezug fuhren wir mit dem Taxi zum Hotel, wo wir ein Zimmer mit Meersicht gebucht haben. Hübsch, oder?

Room with a view - gute Nacht...

Woodys Tag

Samstag, 7. Juni 2025: Schon wieder eine Gebirgsbahn!

Der Wecker holte uns bereits um 6:45 aus dem Schlaf. Das Frühstück in unserem Hotel genossen wir und gingen anschliessend zur Tramstation um mit der Linie 15 nach Sassi zu fahren. Diese Haltestelle liegt auf der anderen Po-Seite und befindet sich bei der Talstation der Zahnradbahn hoch zur Basilika Superga.

Die Zahnradbahn auf die Superga wurde bereits 1884 eröffnet, dannzumal aber als Drahtseilbahn. Die heutige Umwandlung in eine Zahnradbahn fand 1935 statt. Und in dieser Form befindet sich die Bahn auch heute quasi unverändert. Das Ganze wird als historische Zahnradbahn vermarktet und war natürlich der Anlass für uns, so früh aufzustehen.

Die Tramtageskarte war nicht gültig und so liessen wir uns für satte 9 €uro hoch und wieder runter fahren. Es hatte bei der ersten Fahrt um 9:00 Uhr noch sehr wenig Fahrgäste und wir konnten die Fahrt mit dem alten Gedöns wirklich geniessen.

Fahrzeug D.2 der Zahnradbahn Sassi - Superga

Sobald wir auf der Superga angekommen sind hatten wir rund 10 Minuten die Aussicht auf Torino zu geniessen, bevor es wieder mit dem gleichen Zug runter ging. Auch diese Fahrt genossen wir. Unten angekommen fuhren wir mit dem Bus wieder ins Zentrum, wo wir das Gepäck im Hotel abholten und weiter an den Bahnhof gingen. 

Blick von Superga auf Turin

Um 12:45 fuhr unser Zug los, in Savigliano sind wir umgestiegen. Dieser Umweg ist notwendig, weil wir hier eine Linie befahren wollen, die neu für den Personenverkehr wieder in Betrieb genommen wurde. „Arenaways“ ist der Betreiber dieser Strecke von Savigliano über Saluzzo nach Cuneo. „Arenaways“ ist eine private Bahn, welche von Giuseppe Arena gegründet wurde. Er hat vor vielen Jahren schon Bahnlinien betrieben, ging aber dann Konkurs. Nun hat die Spanische Staatsbahn RENFE Geld eingeschossen und „Arenaways powered by RENFE“ ist auferstanden.

Wir stiegen in ein Dieselfahrzeug um aus polnischer Produktion der Marke Pesa. Just in dem Bereich, wo wir unsere Plätze ausgewählt hatten, funktionierte die Klimaanlage nicht. Das am Fahrzeug angekündigte WLAN war nicht verfügbar. Die Toilette in unserer Nähe war ausser Betrieb. Aber sonst hatten wir nichts zu meckern…

In Cuneo hatten wir 90 Minuten Zeit umzusteigen. Wir haben uns für einen  Spaziergang Richtung Stadtzentrum entschieden, wo wir eine Pizzeria fanden, die uns bewirtete.

Danach ging’s zurück zum Bahnhof. Ein Bahnhof der wunderschön historisch restauriert ist – und für den heutigen Bedarf massiv überdimensioniert. Aufgrund der Gleislage müssen viele Treppen überwunden werden, bis man schlussendlich in den Zug einsteigen kann. Und wir fanden unseren Zug, der uns von Cuneo nach Ventimiglia am Mittelmeer bringen sollte. 

Bahnhofhalle von Cuneo

Die Strecke wird uns über die Tenda-Linie führen, auf welcher wir einen weiteren Gebirgszug überwinden. Wir sind die Linie schon vor ein paar Jahren in der anderen Richtung gefahren und es ist beeindruckend, was hier vor knapp 100 Jahren gebaut wurde (Inbetriebnahme 1928)! Streckenführung entlang von Hängen (mit Drähten gesichert, die Alarm auslösen, wenn ein Stein diese unterbricht), Kehrtunnel um Höhe zu gewinnen/verlieren, viele Brücken, um Schluchten zu überwinden – und eine unglaublich tolle Landschaft!

Streckenprofil der Tendabahn

Diese Strecke hat eine unglaubliche Geschichte und mit jedem Krieg gab es wieder ein Kapitel dazu. 1940 erklärte Italien Frankreich den Krieg. Die Anlagen des Tunnels Mont Grazian, weitere französische Eisenbahnanlagen und der Viaduc de Saorge wurden zerstört. Nach dem Waffenstillstand begann der Wiederaufbau durch die Italiener. Die Arbeiten wurden noch im selben Jahr abgeschlossen. Der Betrieb auf der Strecke Ventimiglia–Cuneo wurde am 17. November 1940 wieder aufgenommen, der einzige Nutzer war zunächst das Militär.

Der Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten wurde 1943 geschlossen. Der Viaduc de Saorge wurde zum zweiten Mal durch die Italiener zerstört und anschliessend von den Deutschen behelfsmässig wieder aufgebaut. Der deutsche Rückzug aus dem Roya-Tal erfolgte 1945. Neben vielen anderen Bauwerken wurde der Viaduc de Saorge zum dritten Mal zerstört. Im Sommer 1945 wurde der Bahnbetrieb zwischen Nizza und Sospel wiederaufgenommen und die Telegrafenleitung auf der Gesamtstrecke wiederhergestellt.

Und heute sieht der Viaduc de Saorge so aus:

Viaduc de Saorge

Der nur wenig zerstörte Abschnitt von Cuneo bis Viévola wurde 1946 wieder in Betrieb genommen.

Der Pariser Friedensvertrag beendete 1947 den Krieg zwischen Italien und Frankreich. Grenzkorrekturen wurden vereinbart, so dass die gemeinsame Grenze im Tenda-Tunnel zu liegen kam. Ausserdem wurde die Grenze so verschoben, dass der Tunnel Mont Grazian nun völlig in Frankreich lag. Der Streckenabschnitt Sospel–Breil-Sur-Roya wurde wieder in Betrieb genommen, der Personenverkehr zwischen Limone und Viévola durch den Tenda-Tunnel wurde hingegen nach der Grenzverschiebung eingestellt. Die Strecke zwischen Limone und Viévola wurde jedoch weiterhin für sporadischen Holztransport durch die italienische Staatsbahn vorgehalten. 1963 stimmte Frankreich einem Wiederaufbau der Verbindung Ventimiglia–Viévola auf Bestreben Italiens zu. Diese Entscheidung wurde in Frankreich dadurch erleichtert, dass sich Italien bereit erklärte, auch für die in Frankreich gelegenen Abschnitte einen Grossteil der Baukosten zu tragen. 1973 liefen die Arbeiten im italienischen Roya-Tal (Ventimiglia–Piène) an, ebenso 1976 auf dem französischen Streckenteil. Fast alle grossen Brücken mussten neu gebaut werden. Das Tal ist so eng, dass der (heute nicht mehr in Betrieb stehende) Bahnhof Piène/Piena auf der Strasse gebaut werden musste:

Das Tal ist so eng, dass der Bahnhof auf die Strasse gebaut werden musste

Die Wiedereröffnung der Tendabahn erfolgte am 6. Oktober 1979 und am 7. Oktober 1979 fuhr bereits ein internationaler Extrazug von Ventimiglia nach Bern. Muss ich erwähnen, dass Woody in diesem Zug mit gefahren ist?

Der Betrieb auf der Tendabahn ist recht entspannt. Sehr viele durchgehende Züge von Cuneo nach Ventimiglia gibt es leider nicht mehr. Der Betrieb ist so entspannt, dass der Lokführer nach einer Kundenreklamation – die Ladestecker auf der linken Seite des Zuges funktionierten nicht – sich wirklich Zeit nimmt und kontrolliert, ob allenfalls eine Sicherung defekt ist – natürlich auf Kosten der Pünktlichkeit.

Der Betrieb ist so entspannt, dass bei einem Kreuzungshalt das Personal – und auch die Reisenden aussteigen und auf dem Perron gemeinsam quatschen. So habe ich vom Kundenbegleiter viele Details erfahren, die nicht in Wikipedia stehen…

Mit ein paar Minuten Verspätung – aber noch genügend pünktlich um den Anschlusszug zu erreichen – treffen wir in Ventimiglia ein. Hier steigen wir auf einen Zug der französischen Staatsbahn SNCF um, der uns nach Nizza bringen soll. Das tut er auch recht pünktlich, schön entlang des Mittelmeers, vorbei an einem Nudistenstrand wo sich die Männer den Reisenden präsentieren (das untenstehende Bild zeigt einen anderen Strand 🙂 ).

Am Strand hat es um diese Zeit immer noch Badende

In Nizza ist alles Nice. Unser Hotel befindet sich an der Hauptstrasse des Zentrums – unser Zimmer war zum Glück hintenraus.

Wir schliessen den Tag ab mit einem Abstecher ans Meer, wo wir ein Restaurant fanden und ich einen nicen Salate Niçoise gegessen habe (ohne Oliven).

Salade Niçoise - ohne Oliven...

Der Tag war voller Eindrücke und so versteht es sich, dass wir im Zimmer nicht mehr in der Lage waren, viele Reiseberichte zu schreiben. Der Schlaf hat gewonnen…

Woodys Tag

Freitag, 6. Juni 2025: Auf Umwegen nach Turin

Mit Woody starte ich heute wieder zur Auffahrtsreise. Auffahrsreise? Haben wir nicht das Pfingstwochenende? Doch, aber ich war in der Auffahrtswoche verhindert, Woody ist teilpensioniert, und 2 Wochen später haben weitere Bähnchen etc geöffnet, welche an Auffahrt noch nicht aktiv sind. Mit dieser notwendigen Flexibilität starten wir also zwei Wochen später als gewohnt.

Im Gegensatz zu anderen Reisen gehen wir es heute gemütlich an. Start ist um 12:34 und wir fahren nach Genf. Im Speisewagen gönnen wir uns ein Mittagessen und die Zeit nach Genf vergeht wie im Zug/Flug.

Umsteigen in Genève

Hier steigen wir um auf einen Zug der Französischen Bahn SNCF um – und es ist wie ein Kulturschock. Ein dreiteiliger Zug soll diese Meute auf dem Perron aufnehmen? Hmmm… Ellenbogen ausfahren und wir haben zwei Plätze im Oberdeck. Der Zug fährt nach Valence, wir steigen jedoch in Chambéry – Challes-les-Eaux aus. Wir stellen fest, dass Bahnhöfe in Frankreich, die früher einen kurzen Namen haben, nun noch einen Zusatz geniessen… Beispiele gefällig? Nach Genève halten wir in Bellegarde-sur-Valserine, Aix-les-Bains-le-Revard bis eben Chambéry – Challes-les-Eaux. Hier haben wir etwas mehr als eine Stunde Zeit zum umsteigen, bevor es von hier aus im TGV über die Mont Cenis-Strecke nach Torino Porta Susa. Der TGV hält in Saint-Jean-de-Maurienne Arvan, Modane, und Oulx-Cesana-Claviere-Sestriere.

Gare de Chambéry - Challes-les-Eaux

Schon 1840 gab es die Idee einen Tunnel am Mont Cenis zu bauen und die beiden Täler Maurienne und Susatal zu verbinden. König Karl Albert von Sardinien-Piemont herrschte damals über beide Täler. Erst sein Nachfolger Viktor Emanuel II. beauftragte jedoch ab 1849 konkrete Planungen und ordnete 1857 den Bau des Tunnels an. Ziel war es, eine Verbindung von Grossbritannien über die Mittelmeerhäfen zum Suezkanal in Richtung der damaligen britischen Kolonie Indien zu schaffen.

Die Bauarbeiten begannen am 19. August 1857, indem König Viktor Emanuel II. von Sardinien-Piemont im Beisein des französischen Kaisers Napoleon III. die ersten Sprengungen auslöste. Die ursprüngliche Bauzeit sollte 25 Jahre betragen. Für Verzögerung sorgten sowohl politische als auch technische Probleme: Zum Zeitpunkt des Baubeginns gehörten sowohl Savoyen als auch das Piemont und damit die gesamte Länge des Tunnels zum Königreich Sardinien-Piemont. Als dieses 1860 Savoyen als Gegenleistung für die Unterstützung im Sardinischen Krieg gegen Österreich an Frankreich abtreten musste, wurde der Mont Cenis zu einer Staatsgrenze und es bedurfte der Intervention des piemontesischen – und später italienischen – Ministerpräsidenten Camillo Benso Graf von Cavour, um das Tunnelbauprojekt zu retten. Die Arbeiten, die zu Beginn mit den damals üblichen Handwerkzeugen ausgeführt wurden, gingen anfangs nur sehr langsam voran; unter Beibehaltung des Bautempos von 1857 bis 1860 hätte die Fertigstellung 40 bis 50 Jahre gedauert. Der den Tunnelbau leitende Ingenieur Germain Sommeiller erfand jedoch pneumatische Bohrhämmer und setzte sie ab 1861 ein; zusammen mit der elektrischen Zündung der Sprengladungen konnte die Baugeschwindigkeit verdreifacht und die gesamte Bauzeit schliesslich auf 14 Jahre verkürzt werden. Der Durchbruch erfolgte am 25. Dezember 1870, und am 17. September 1871 wurde der Tunnel offiziell eröffnet.

Die Strecke war nach einem Erdrutsch im August 2023 bis März 2025 geschlossen. Nun ist sie wieder offen und ich habe nun auch die Möglichkeit, diese Strecke mit spannender Geschichte zu befahren.

Abends um 20:30 kommen wir im Bahnhof Torino Porta Susa an und wir fahren mit der Metro zum Bahnhof Torino Porta Nuova, wo sich unser Hotel Concorde befindet.

Ankunft in Torino Porta Susa

Ein Outdoor-Nachtessen in der Fussgängerzone rundete unseren Reisetag ab.

Woodys Tag

Samstag, 31. August 2024: Take the long way home

Rückreisen sind nie spassig. Oder selten. 6 Stunden Fahrt standen uns heute von Nürnberg nach Bern bevor.

Mit Tankstopp.

Mit Einkaufsstopp.

Mit Essensstop.

Aber ohne Stopp an der Grenze. Also hätten wir uns die Bezahlung der Mehrwertsteuer ersparen können. Aber: Ehrlich währt am Längsten!

Die Fahrt verlief recht ruhig. Verschiedene im Radio gemeldete Staus wurden vom Navi geschickt umfahren.

Danke Auto für die sichere Fahrt.

Danke Navi fürs zeigen wo durch.

Danke Bettina fürs aufmerksame Mitfahren und dabei sein!

Wieder zu Hause

Unsere Route:

Freitag, 30. August 2024: Ein Blick zurück

Auch für heute gibt es wieder eine „amtliche Wetterwarnung“: Hitze. So sind wir schon vor dem Mittag mit dem Tram unterwegs zum Zeppelinfeld, südöstlich vom Zentrum Nürnbergs. Der Ort heisst so, weil 1909 dort ein Zeppelin gelandet ist.

Zu Zeiten Hitlers war dieser Ort der Aufmartschplatz für die Parteitage der NSDAP, der Nazis, welche sich dort zelebrierten und vermeintliche Grösse zeigten.

Überblick über die noch vorhandenen Tribünen am Zeppelinfeld
Zeppelintribüne in Nürnberg

Die Anlage ist riesig. 362 × 378 Meter mit Zeppelinfeld (Aufmarschplatz) und den umgebenden Tribünen. Eine Seite des Feldes ist eine Tribüne aus Stein für 16 000 Leute, der Rest sind Erdwälle für 54 000 Zuschauende. Die Anlage bot Platz für total 320 000 Menschen, die Mehrheit somit auf dem Feld.

Blick von der Zeppelintribüne auf den Aufmarschplatz
Zugänge zu den Zuschauertribünen am Zeppelinfeld

Um das Feld herum befanden sich 150 Scheinwerfer, die senkrecht als sogenannter Lichtdom bis zu 8 Kilometer in den Himmel strahlten. Auf der Haupttribüne befand sich auch die zentrale Rednerkanzel. Früher befand sich auf der Haupttribüne ein 8 Meter hoher Säulengang mit 144 Säulen, welcher jedoch in den 1960er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. An diesem Ort werden heute noch Konzerte ausgetragen und auch die Motorstrecke „Norisring“, ein Stadtkurs für die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft DTM, befindet sich hier sowie, ein bisschen weiter hinten, das Fussballstadion des 1. FC Nürnberg. Die „Grosse Strasse“ im Süden der Anlage ist heute ein Parkplatz für die Veranstaltungen, die heute stattfinden. Früher war dies die Aufmarschstrasse und zentrale Achse des Geländes. Sie ist geografisch so ausgerichtet, dass sie eine historische Verbindung vom Römischen Reich zu den Reichstagen in Nürnberg herstellt. Sie konnte jedoch nie für Parteitage benutzt werden, da nach Kriegsbeginn keine solchen Veranstaltungen mehr stattfanden.

Die eigentliche Strasse ist zwei Kilometer lang (1,5 km wurden fertiggestellt) und 60 Meter breit.

Auf dem Gelände befindet sich ebenfalls die Kongresshalle, welche der zweitgrösste erhaltene nationalsozialistische Monumentalbau in Deutschland ist und unter Denkmalschutz steht. Die Halle war als Kongresszentrum für die NSDAP mit Platz für 50.000 Menschen geplant. Von der vorgesehenen Höhe von rund 70 Metern wurden nur 39 erreicht. Der Bau richtet sich unverkennbar am Colosseum in Rom aus.

Kongresshalle Nürnberg am Dutzendteich

Auf Schautafeln sieht man, wie die Anlage früher genutzt wurde. Der Gigantismus war nur auf einer solchen grosszügigen Anlage möglich, für welche man starke Eingriffe in die Natur machen musste. Da kommt der Dutzendteich, um welchen wir spaziert sind, zur Nebenrolle, obschon dieser viele Wasservögel beherbergt und heute auch für den Freizeitbereich eine wichtige Rolle spielt.

Die Anlage ist eindrücklich. Aber auch die Hitze, sodass wir schon bald mal mit dem Bus ins Zentrum fahren. Bei der Haltestelle Plärrer steigen wir aus und essen/trinken zuerst mal was. Dann teilen wir uns auf zu einem Frauen- (Shopping) und Männerprogramm (Museum der Deutschen Bahn).

Die erste Lok in Deutschland - Der Adler von 1835

Der Abend war dann wieder gemeinsam und ich wurde von Bettina zum „Driver-zNacht“ eingeladen. Das Block House war sehr lecker und ein toller Ferienabschluss – merci Bettina! Morgen geht’s leider schon nach Hause 🙁

Tucher, Nürnberg

Donnerstag, 29. August 2024: Einstellungssache

Heute frühstücken wir im Zweithotel und ziehen dann gleich los. Südwärts. Nürnberg wird das Ziel sein. Google sagt 4 h 39 min und man ist dort. Easy also.

Auf allen Radiokanälen wird von einem Hitzetag gewarnt. 35°C soll es heute werden. Wir sind noch in Braunschweig, als wir 29°C auf dem Display haben. Da ist man froh, ein Auto mit Klimaanlage zu haben. Vor 40 Jahren wäre diese Fahrt mit dem Opel Rekord anspruchsvoller gewesen. Die Klimaanlage damals war „Fenster auf“.

Nebst der Klimaanlage ist natürlich auch ein Navi eine tolle Hilfe, um vorwärts zu kommen. Auf dem Handy die Destination auswählen und ans Auto senden, that’s it. Das Navi führt uns wieder Richtung Harz und empfiehlt uns, in Bad Herzberg die Autobahn zu verlassen und über Land durch den Harz zu fahren. Ah, cooles Ding! Hat irgendwo einen längeren Stau entdeckt und führt uns nun um den Stau rum!

So kommen wir nochmals in den Genuss, den Brocken zu sehen und das Waldgebiet, welches wegen des Borkenkäfers gar kein Wald mehr ist.

Unterwegs im Harz

Weiter gehts über Landstrassen, bis wir wieder eine Autobahn sehen. Trotz Allem kommen wir rasch voran, bis das Navi wieder eine Autobahnabfahrt empfiehlt. Bei mittlerweile 33°C über Land fahren? Ok, nochmals, und dann wieder Autobahn.

Aber als uns dann das dritte Mal eine Landfahrt empfohlen wurde, verzichteten wir darauf und blieben auf der Autobahn – Google Maps sah keinen Stau voraus, und hatte recht!

Nach 5 h 59 min waren wir in Nürnberg beim Hotel. Natürlich waren alle hoteleigenen Parkplätze belegt, sodass wir das Auto für viel Geld im Nachbarhotel einstellten. 4*-Komfort für uns, 5*-Komfort für den Benz. Und wieder eine Gratis-Lektion in Auto-Kunde erhalten: Wenn man das Navi auf Eco Plus einstellt, können solche Landfahrten entstehen. „Schnellster Weg“ wäre wohl korrekter gewesen und hätte uns auf der Autobahn belassen. Also eine Einstellungssache…

Wir kommen im Hotel an und teilen uns auf: Eine Person geht in die Altstadt, eine Person schaut die Auslosung zur Champions League, welche tolle, ja sehr tolle Lose ergibt!

Treffpunkt ist die Altstadt, wo wir bei Albrecht Dürer ein feines Nachtessen (ohne Wespen!) genossen.

Abends in Nürnberg
Ausblicke in Nürnberg

Mittwoch, 28. August 2024: Autostadt

Der YB-Schal lieg noch neben dem Kissen, als wir heute aufwachen. Ja, YB hat sich tatsächlich für die UEFA Champions League qualifiziert. Es ist ein Morgen, wo man am Liebsten ein Frühstück möchte mit einem Gala-Streichkäsli auf dem Brot. So viel Philosophie muss sein…

Frühstück ist das Thema: Unser Hotel bietet wegen „Fachkräftemangel“ kein Frühstück an, wir müssten in ihr Schwesterhotel ein paar Strassen weiter. Wir haben jedoch keine Lust auf diesen Wechsel und gehen direkt los. Eine kurze Google-Recherche ergab 4,5 Sterne fürs Restaurant Strupait, welches wir trotz etwas speziellem Namen besuchten.

Wir konnten draussen frühstücken und waren begeistert vom Service, vom tollen Frühstücksbuffet und vom ganzen Ambiente. In diesem Ambiente wird man ganz entspannt und geniesst den Moment. Und die vielen Wespen. Ein wunderbarer Start in den Tag. 5 Sterne von uns.

Frühstück

Wir nehmen das Tram zum Bahnhof Braunschweig und von dort die Regionalbahn enno (klein geschrieben, kursiv, steht für Elektro-Netz Niedersachsen-Ost.) nach Wolfsburg Hbf. Wolfsburg? Da ist doch nur Volkswagen? Ja, genau! Wir wollen heute die Autostadt besuchen, ein „Brandland“ des Brands „Volkswagen“. Alles dreht sich hier um Volkswagen und die verschiedenen Marken der Volkswagengruppe wie Audi, Seat, Cupra, Skoda, Porsche, Lamborghini, Ducati und und und.

Die vier Schornsteine des VW-Werkes

Wir besuchen zuerst die Ausstellung „50 Jahre VW Golf“, welcher der Wandel dieses Autos in 5 Jahrzehnten aufzeigt. Danach sehen wir diverse Design-Ikonen von VW und anderen Marken wie z.B. der VW Käfer, der 1-Millionste Austin Mini, den Citroën DS, den Trabbi, einen Lamborghini Countach und einen De Lorean, welchen man aus „Back to the future“ kennt.

Einer der ersten VW Käfer
DeLorean
Trabant
Citroën DS

Um 14:00 Uhr hatten wir eine Führung durchs Gelände gebucht. Wir besuchen einzelne Markenpavillons und durchwandern den Park.

Lavendeltunnel im Park

Als Highlight konnten wir einen der beiden Auslieferungstürme von VW von innen und oben ansehen.

Die beiden Autotürme in der Autostadt

Wenn man sein Auto in Wolfsburg selber abholt, wird dieses nach der Produktion (sei es in der Fabrik in Wolfsburg, aber auch in Portugal oder Südafrika) in einem der beiden Autotürme „zwischengelagert“. In den beiden weithin sichtbaren gläsernen Autotürmen werden regelmässig pro Turm rund 400 Neuwagen in 20 Stockwerken zur Auslieferung innerhalb der folgenden Tage bereitgestellt. Die Autotürme sind 48 Meter hoch; sie werden nachts beleuchtet. Sobald ein Auto vom Kunden abgeholt wird, wird es vollautomatisch in das Kundencenter befördert. Seit 2007 können Besuchende (in Autositzen sitzend) wie ein Auto im Turm hochfahren und die Aussicht geniessen. Und diese ist toll: man sieht nicht nur auf die Stadt, sondern auch den Gipfel des 65 km entfernten Brockens, wo wir vor 2 Tagen oben waren!

Im Autoturm
Hoch oben auf dem Autoturm

Der Besuch der Autotürme ist wirklich eine coole Attraktion! Wieder unten angelangt ist die Führung schon zu Ende. Wir verbringen noch ein bisschen Zeit auf dem Gelände und besuchen die Pavillons von VW Nutzfahrzeuge und Porsche. Anschliessend gehen wir zurück zum „Designer Outlet“, welches sich direkt neben dem Bahnhof befindet. Das Gelände ist riesig, aber grossartige Schnäppchen machen wir nicht.

Eigentlich sollte uns enno um 17:18 Uhr wieder nach Braunschweig bringen. aber das Motto war „Eh, no!“ und der Zug fiel aus. Information der Kunden 0 NULL.

Wir schafften es eine halbe Stunde später dann doch noch nach Braunschweig. Da wir gestern im Restaurant EAT so zufrieden waren, gingen wir nochmals dorthin.