Als ich das Zimmer bezahlen wollte, erfuhr ich, dass vor einigen Tagen der Blitz ins Haus eingeschlagen hat und seither kein Internet verfügbar ist. Und somit konnte auch keine Kreditkartenbonitätsabfrage durchgeführt werden. Ich konnte nur bar oder mit Bankeinzahlung bezahlen. Der Blitzschlag war auch der Grund, dass wir nun einige Tage internetmässig abwesend waren.
Das Wetter hat sich nicht wie von den Meteorologen gemeldet, an diesem Morgen von der guten Seite gezeigt. Und da erinnerte ich mich wieder einmal, dass im Wort „Meteorolog“ das Wort „log“ vorkommt, was der Imperfekt von „lügen“ ist.
Die Kanureservation liessen wir Kanureservation sein und fuhren direkt in Richtung Berlin. Auch wenn wir Hauptstrassen bevorzugen, nahmen wir aus Zeitgründen teilweise die Autobahn. Bekanntlich ist in Deutschland auf einigen Strecken kein Geschwindigkeitslimit definiert und jeder fährt, was sein Spielzeug so her gibt. So kommt es vor, dass man sich auf der Überholspur tummelt, auf gleicher Höhe wie ein älterer Corsa und gleichzeitig bestaunt man mit 130 km/h im Rückspiegel den Sonnenaufgang. Ein paar Zehntelssekunden später merkt man, dass es kein Sonnenaufgang ist sondern das nachdrücklich leuchtende Scheinwerferpaars eines 7er BMWs. Das ist die nonverbale Aufforderung, doch bitte Platz zu machen. Auch die Autobahn ermöglicht eine Art der Kommunikation…
Wir steuerten Berlin entgegen, wollten aber zu unseren Zwischenziel Potsdam. Das Schloss Sansouci wollten wir sehen, wie tausende andere auch, an diesem Sonntag… Mit Glück fanden wir einen Parkplatz in der Nähe des Schlosses. Wir konnten das Schloss, die Gärten und die Orangerie besichtigen. Ja, preussischer König hätte man sein sollen, da kann man schon von sans soucis sprechen…
Interessanterweise sind die heutigen Sorgen, die des Unterhalts der ganzen Anlage, anders gelagert als noch vor Jahrhunderten. Das Ganze ist auf Geld angewiesen, trotzden ist der Eintritt gratis. Beim Eingang wird man jedoch von einem in einem Rokokokostüm steckenden Studenten (mit offiziellem Ausweis) angefragt, ob man eventuell gedenke, mit einer freiwilligen Spende zum Erhalt der Anlage beizutragen. In der Regel geben die Leute so 2 € pro Person. Unsere 5 € für zwei liess ihn innerlich jubilieren…
Wir verliessen Potsdam und steuerten Dessau entgegen. In dieser Stadt ist wie Wiege des Baustils Bauhaus zu finden, was uns Architekturbanausen nicht gross kümmert.
Dessau hat vor ein paar Jahren mit der Stadt Rosslau zu Dessau-Rosslau fusioniert. Und wenn man im Navi für die Hoteladresse den Ort Dessau-Rosslau statt Dessau (Dessau-Rosslau) eingibt, kann es sein, dass die gute Navi-Fee mitten in der Pampa draussen meint „Sie haben Ihr Ziel erreicht“. Natürlich war weit und breit kein Hotel zu finden, kamen aber so zu einer Stadtrundfahrt.
Dessau ist eine Stadt wie sie oft im Osten anzutreffen ist: ein wunderschönes historisches Zentrum, darum gruppiert ein paar Plattenbauten, und ein Gastroangebot im Zentrum, welches stark ausbaufähig ist sowie keine Leute in den Strassen. Wenn dann noch der Fluss durch diesen Ort „Mulde“ heisst, ist das schon fast passend…
Übrigens hat ja noch die Fussball-WM der Frauen in Deutschland begonnen. Wenn man Zeitungsberichten glauben schenken darf, war das Eröffnungsspiel Deutschland – Kanada ein Strassenfeger. 14 Mio Zuschauer wollten eine Kantersieg der deutschen Frauen sehen, nur 6,5 Mio sahen den Sieg Vettels in der F1. Und das knappe 2:1 wurde als Basis für den Final bezeichnet. Man habe die Kanadierinnen förmlich weggefegt. Sagen alles die Medien…
Und übrigens war das Eröffnungssspiel gar nicht das erste Spiel der WM, sondern das Zweite nach Frankreich – Nigeria. Und wenn die La Ola-Welle im Stadion rundum geht, spricht man im Frauenfussball von einer Dauerwelle…
Wir fanden dann doch noch ein Lokal zum Znachtessen. Aber es war kein idyllisches…
Statistisches: 258 km
Dem Stereotyp bezüglich den ostdeutschen Städten bleibt anzufügen, dass die Jungen Leute …und insbesondere die jungen hübschen Damen – faktisch inexistent sind…. die servieren wohl alle in der Schweiz… 😉