Vier Uhr morgens. Es regnet in Strömen. Eigentlich könnten wir noch eine Stunde schlafen. Eigentlich. Aber unser erstes grosse Erlebnis steht an: Der Besuch der Brook Falls im Katmai National Park. Der Hotel Shuttle-Bus bringt uns zum Flughafen. Auf der Fahrt dorthin komen wir mit einem deutschen Ehepaar ins Gespräch, welches vor einigen Tagen ebenfalls die Brooks Falls besucht hat. Sie erzählen uns von einer Bärin, die vier Junge hat und sich mit diesen oft am Strand aufhält. Das sind Aussichten.

Anchorage im RegenAm Airport in Anchorage bringen wir unser Hauptgepäck in den Storage, so dass wir nur das allernötigste mit uns nehmen müssen. Schliesslich reisen wir zuerst mit einem Kleinflugzeug (nach King Salmon) und anschliessend mit einem Wasserflugzeug (bis Brook Falls). Vor dem Abflug reicht es noch für ein kleines Frühstück und schon geht’s zu Fuss im strömenden Regen zum Flugzeug (Saab 340). Im Flugzeug werden Ohrstöpsel gereicht. Der Self-Checking nach Konsultation der Homepage „Seatguru“ erweist sich gut gemeint aber wenig effektiv. Wir sind davon ausgegangen, dass sich die Einzelsitze der 2. und 3. Sitzreihe noch vor dem Flügel befinden. Das Flugzeug ist aber so klein, bzw. die Flügel so gross, dass nur die Reihe 1 freie Sicht hat, was aber in Anbetracht von Regen und Nebel unerheblich ist. Nach 75 Minuten Flug erreichen wir King Salmon, wo uns ein Bus zum Standort der Wasserflugzeuge bringt. Kaum sind wir los gefahren, entdecken wir bereits die ersten zwei Bären am Strassenrand. King Salmon ist so was wie der letzte Outpost vor dem Niemandsland. Bevor wir in Gruppen auf die bereit stehenden Flugzeuge aufgeteilt werden, müssen alle Passagiere mit ihrem Gepäck auf die Waage. 170 Pfund zeigt diese bei Bettina an – das Gepäck war doch schwerer als wir angenommen hatten 😉

Wasserflugzeug De Havilland OtterDa offensichtlich plötzlich eine Person mehr in der indischen Reisegruppe ist, die auch auf die Flugzeuge aufgeteilt wird, fliegen getrennt nach Brook Falls. Martin zuerst. Bettina mit dem nächsten zurückkehrenden Flugzeug. An ihr und den anderen wartenenden Reisenden können sich die zahlreich vorhandennen Moskitos gütlich tun. Der Flug mit dem Wasserflugzeug ist spektakulär und eindrücklich. Wir überfligen ausgedehnte Landschaften – seenreich, karg, tundraähnlich – von denen anzunehmen ist, dass noch nie ein Mensch seinen Fuss auf den Boden gesetzt hat. Und dann trifft auch Bettina In der Lodge in Brooks Falls ein. Bei der Anfahrt an die Küste befindet sich bereits ein Bär im Meer und beobachtet die Einfahrt aufmerksam.

Familie BärKein Wunder, denn am Strand befinden sich ihre vier Jungen. Die Bärenkinder kommen schön eines hinter dem anderen auf das Flugzeug zu. Der Pilot bittet uns, rasch auszusteigen und uns zur Lodge zu begeben. Bären generell und Bärenmütter im Besonderen sind unberechenbar. Und alle wollen ein Foto von dieser sehr seltenen Konstellation von vier Jungen.

Nach einer kurzen Einführung durch einen Ranger zu den Verhaltens-do’s und -dont’s im Park beziehen wir unsere Cabin und machen uns dann umgehend auf zu den Aussichtsplattformen, von denen aus man die Bären sieht. Die untere Bären-Plattform erreichen wir nach wenigen Metern ausserhalb der Lodge. Schon bald tauchen die ersten Bären auf. Teilweise alleine – teilweise Bärenmütter mit Kind. Es ist unheimlich eindrücklich, immer gibt es etwas zu beobachten, zu fotographieren und zu geniessen. Die zweite, obere Bärenplattform befindet sich etwa 1 1/2 Kilometer von der ersten entfernt. Ausgerüstet mit unserem Bäre-Glöggli (vielen Dank nochmals an Andrea und Christoph für dieses schöne Farewell-Geschenk) machen wir uns laut sprechend auf den Weg zu der zweiten Plattform, die sich direkt bei den Brooks Falls befindet. Ein Bär befindet sich dort und versucht, die sich Fluss aufwärts kämpfenden Lachse aus dem Wasser zu fischen. Da das Wetter in den vorangegangenen Tagen sehr regnerisch und stürmisch war, hat es bedeutend weniger Fisch auf der Reise als noch vor wenigen Tagen. Wir pendeln den ganzen Nachmittag zwischen den beiden Plattformen und kriegen am Abend eine Bärin mit zwei Jungen zu Gesicht, welche die längste Zeit in idealer Foto-Distanz grasen, spielen und fischen. Vieles erinnert uns an Björk und ihre Kinder. Aber hier ist es die freie Wildbahn. Um viele Eindrücke reicher, müde und verstochen, begeben wir uns am frühen Abend (wann haben wir wohl letztmals um 17.30 Uhr Abendessen zu uns genommen?) in die Lodge, um dort zu essen. Und wie die Amis halt so sind, sie wollen mit einem sprechen. Und welcher Spruch eignet sich am besten, um hier in Kontakt zu kommen: „Did you see bears today?“ – vorzugsweise, wenn man auch gleich den ganzen Nachmittag mehr oder weniger immer gleichzeitig auf der gleichen Plattform gestanden hat. Und alle erzählen dann ihre Geschichte, wie sie wegen der Bärenmutter mit ihren Kindern „steckenblieben“, weil die Brücke zur Lodge wegen der Tiere gesperrt werden musste. Big smile! Nach dem Essen begeben wir uns nochmals zur oberen Plattform.

Fisch zum ZnachtUnd jetzt Volltreffer: Zwei Bären sind auf Fischfang. Jetzt hat es auch mehr „springenden“ Lachs. Der eine Bär angelt sich sein Znacht sehr erfolgreich. Immer wieder begibt er sich mit einem gefangenen Fisch von der Flussbettmitte zu Seite, um dort seine Beute in Ruhe und ausserhalb Sicht der Plattformbesucher zu vertilgen. Einzig die zahlriech anwesend Möwen dürfen zu schauen und können ab und an einen Restenhappen ergattern. Unvergesslich dieses Abenteuer. Noch bei vollem Tageslicht kehren wir um 22.00 Uhr in unsere Cabin zurück. Voller Eindrücke und hundemüde gehen wir zu Bett.