Ganz weit in den Osten der Schweiz sollte es heute gehen. Und zwar wollten wir das Haus, welches die Etikette der „Appenzeller„-Flasche ziert, mal live sehen. Das Haus befindet sich hinter Appenzell bei Wasserauen. Aber auch von dort geht es dann noch ziemlich steil und ziemlich lang bergauf, bis man am „Ort des Schnapses“  ist.

So fuhren wir also um 6:02 mit einem IC Richtung Zürich-St. Gallen. Nach Wasserauen hat man ab Bern alle 30 Minuten  eine Verbindung. In Gossau heisst es auf die Appenzeller Bahn umzusteigen. Da die Region vor einigen Wochen von schweren Unwettern heimgesucht wurde, konnten wir nur bis Herisau im Zug bleiben und mussten bis Urnäsch auf den Bus umsteigen. Dazwischen wurde an mehreren Stellen an der Strecke gearbeitet. Die grossen Arbeiten liessen schwere Schäden vermuten. Bis Mitte August soll der Zug jedoch wieder durchgehend fahren.

Um 9 Uhr waren wir in Wasserauen. Das Wetter war beständig – will heissen es war bedeckt, die Berge verhangen und kühl. Das war dann auch das Signal an uns, nicht grad loszuwandern, sondern schön sachte die Wirtschaft Appenzells kennenzulernen. So kehrten wir dann in der Alpenrose ein. Nicht, dass wir speziell auf Lieder von Polo Hofer stehen, aber das Lokal war praktisch das einzige in der Gegend.
„Dieser Tisch ist für unsere Stammgäste reserviert“ stand unübersehbar auf einem Schild auf dem runden Tisch, wo der massige Aschenbecher steht. Wir setzten uns an den Tisch nebenan, am Stammtisch sassen zwei Stammgäste – Einheimische waren es. Und wenn man probierte zuzuhören, um zu erfahren was die Leute hier so bewegt, wurde enttäuscht: wir verstanden echt kein Wort der beiden Appenzöller – unglaublich dieser Dialekt (Beispiele hier und ein Video von Simon Enzler hier). Nun gut, wir wollten ja auch nicht fremde Völker aushorchen… Die Serviertochter aus der Alpenrose hat uns übrigens versprochen, dass nach dem Mittag das Wetter besser werden sollte. Recht hatte sie!

Nach der erforderlichen Stärkung machen wir uns auf den Weg. Die erste Etappe führte uns zum Seealpsee. Der See ist wunderschön gelegen und wenn es windstill ist, spiegelt sich die ganze Gegend im Wasser – unglaublich schön. Speziell auch war die Kuh auf der Weide, die dreifärbig war. Sie erinnerte irgendwie an eine Coupe Mocca, Vanille, Macchiato – ohne Rahm.
Wir entschieden uns, um den See zu laufen. Auf dem Wegweiser stand geschrieben „Seealpsee – rondom“. Wir wussten zuerst nicht, was ein Rondom ist, nahmen danach jedoch an, dass es sich hier um den Weg handelt, der RUNDUM den See führt. Da man auf zwei Wegen um den See gehen konnte (linksrum und rechtsrum), hatte es auch zwei Wegweiser. Rechtsrum dauerte die Wanderung 45 Minuten, linksrum 3/4 Stunden…

Nach dem Seealpsee begann dann der Aufstieg Richtung Aescher – Waldkirchli – Ebenalp. Der Aufstieg war recht steil und wir merkten, dass wir mittlerweile schon in dem Alter sind, wo man lieber aufwärts statt abwärts wandert…
Nach einiger Zeit erreichten wir das Gasthaus Aescher. Dieses Haus ist an den Berg gebaut und ziert seit ich denken kann die Appenzeller-Flasche. Der Ort ist ein Magnet für alle Wanderer und Naturbegeisterten und entsprechend bevölkert. Trotzdem fanden wir im Gasthaus noch einen Platz, damit wir dort was essen konnten. Das Hauptgericht in diesem Restaurant ist Rösti mit Beilage. Selbstverständlich assen auch wir Rösti. Mit dem Getränk experimentierte ich ein bisschen und bestellte ein Bier Panaché Flauder. Also statt mit Citro einfach Bier mit Flauder gemischt – was nicht mal so schlecht war.

Nach dem Essen verliessen wir den Aescher, nicht ohne zuerst noch ein paar Bilder gemacht zu haben. Unsere Kleider haben den Chäs-Rösti-Geschmack sehr gut angenommen. Für den Rest des Tages sollte uns also dieser spezielle Duft begleiten.
Ein paar Meter nach dem Gasthaus Aescher folgt das Wildkirchli, eine Kirche welche eine Höhle als Kirchenschiff benützt und vor der Höhle einen Glockenturm aufgestellt hat. Wiederum ein paar Meter weiter befindet sich ein Haus, wo über Jahre Eremiten gewohnt hatten. Heute befindet sich dort eine Ausstellung über Tiere, die vor xtausend Jahren in dieser Gegend gelebt haben.
Ab diesem Haus kann man nicht mehr der Felswand entlang wandern, der Weg führt nun durch eine Höhle und nach einigen Metern kommt man wieder ans Tageslicht. Von hier ist es nicht mehr weit bis auf die Ebenalp, von wo eine Seilbahn wieder nach Wasserauen führt. Ab Wasserauen nahmen wir wiederum den Zug Richtung zu Hause.

Es war eine wunderbare Wanderung in einer wunderbaren Gegend, die wir Berner viel zu wenig kennen. Es hat Spass gemacht und wir waren wohl nicht das letzte Mal dort.