Montag, 18. Juli 2005: Lost in Vancouver

Eigentlich, ja eigentlich wollten wir heute Morgen die 7 a.m. Fähre von Tsawwassen (Vancouver) nach Swartz Bay (Vancouver Island) nehmen, um von dort aus unsere Reise weiterzuführen. Um 5.45 holte uns der Handy-Wecker aus dem Schlaf und los ging’s. Duschen, die robertsche Markise einfahren, Gas abstellen und im Van alles in den Schränken verstauen und checken, dass alle Türen gut geschlossen sind. Sich plötzlich öffnende Kühlschranktüren und Besteckschubladen sorgen sonst für eine Super-Stimmung an Board. Und dann machten wir uns auf den Weg zum Hafen. Gemäss Plan sollten wir für die Anreise nur ca. 30 Minuten benötigen. Aber eben, es kommt ja bekanntlich immer ein wenig anders als geplant. Waren uns bei der Anreise auf den Campground die unzähligen Strassenschilder mit der Aufschrift “BC Ferries” als äusserst zahlreich erschienen, war davon jetzt keines mehr vorhanden (hatten wohl alle Gwaför-Montag um ein Lieblingsspruch von Martin zu benutzen). Wir fuhren unseren Van durch die Vorstadtstrassen und wussten, dass uns unsere Fahrt nicht zum Hafen führen wird. Endlich, als wir den Stadtteil “Westminster” erreicht hatten, bot sich uns die Gelegenheit, “näbeuse” zu fahren und uns neu zu orientieren. Aber mit unserer Karte war da nichts zu machen. Getreu dem Motto “Jeden Tag eine gute Tat” (wir waren ja am Freitag beim Lynn Canyon auch auf dem Lord Baden Powell Trail è Lord Baden Powell ist der Begründer der Pfadibewegung è die beiden einstigen Pfädis Schira und Motek lassen grüssen (na, wer ist jetzt wer?)) half uns ein Kanadier, der ursprünglich von Saskatchewan kommt, einmal zehn Jahre in Vancouver gelebt hatte und heute seinem Sohn in dessen Eigentumswohnung eine Reparatur durchgeführt hat (auf die weiteren Details verzichten wir hier) weiter. Once more: Thank you very much, indeed to you, unknown guide and keeper of the secret, how to get to the ferry dock. Es reichte dafür spielend auf die 9.00 Fähre und ein vorgängiges kurzes Frühstück à l’américaine. Und wo frühstückten wir? In einem Starbucks Coffeeshop. Zu erwähnen ist hier, dass es in Vancouver 120 Starbuck Coffeeshops gibt. Und auch wenn Vancouver sehr gross ist, kommt es tatsächlich vor, dass man sagen kann: “An jeder Ecke hat’s ein Starbucks”.

Die Überfahrt bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen war eindrücklich und sehr kurzweilig. An Bord hatte es Unmengen Touristen, hauptsächlich asiatischer Herkunft. Deren Verhalten im Zusammenhang mit Foto- und Filmaufnahmen ist sehr amüsant. Und by the way: Hier in Kanada ist vor wenigen Tagen der neue Harry Potter-Band erschienen. Wer hier zur Zeit ein Buch liest, liest zu 84 % Harry Potter, sagenhaft! Überall sieht man Gesichter, die zwischen den Buchdeckeln mit der Aufschrift “Harry Potter” stecken.

Nach der Ankunft ging’s gleich weiter Richtung Victoria, der Inselhauptstadt. Schön für einen Kurzabstecher, aber sehr, sehr, sehr touristisch. Wir zogen weiter Richtung Nordwesten und erfreuten uns ob der schönen, kontrastreichen Küstenabschnitte (Meer, Wald, Berge, Himmel). In Duncan (the Capital of the Totempoels) legten wir eine Pause ein. Wir erwarteten von dieser Kleinstadt eigentlich nicht viel. Und siehe da, wir wurden überrascht. Feines Essen (Chicken Curry), Geschäfte, die Brot (das was wir unter Brot verstehen) verkaufen (auch wenn die Westfahlian Bakery unfortunately closed war) und Gwaför-Geschäfte, die am Montag geöffnet sind. Denn schliesslich hat Martin schon seit einigen Tagen mit dem Gedanken gespielt, sich einen Kahlschnitt verpassen zu lassen. Und heute war es wie schon erwähnt sehr warm und deshalb war heute sein Tag gekommen. Rein in Shirley’s Hairstudio – fünf Minuten Domdöse ausführen – und fertig ist das “Angesicht”. Na ja, noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenigsten braucht er am Morgen nicht mehr immer so lange im Bad. Sonnencrème und das neu erstandene Calgary Flames-Cap kamen sofort zum Zug. Nach einem kurzen Shopping-Abstecher in den Safeway (da gibt’s übrigens Pringles Chips in Kleinportionen, d.h. 8 mal 20 Chips separat abgepackt und an der Kasse kann man sich eine CD mit dem Titel “My last will – Make your Testament”, Word Edition, erstehen) ging’s weiter Richtung Port Alberini und dann nach Sproat Lake, wo wir einen reservierten Camp-Site haben. Die Reise war relativ lang und die Wärme sowie die frühe Tagwacht taten das ihrige dazu, dass wir uns zwischendurch entschlossen haben, eine Schlaf-Pause einzulegen. In einem Provincial Park haben wir uns für eine Stunde aufs Ohr gelegt, bevor wir die letzte Reiseetappe des heutigen Tages zurücklegten.

Der Campground am Sproat Lake ist wieder sehr schön gelegen und sehr, sehr ruhig (die Mücken tragen hier natürlich wieder das ihrige dazu bei – wer will bei dieser Plage noch lange draussen sitzen bleiben?). Auf dem See sind zwei Flugzeuge abgestellt, die jeweils für Löscheinsätze bei Waldbränden zum Einsatz kommen.

Martin Mars heissen diese Wasserbomber und können bis zu 27 Tonnen Wasser für einen Löscheinsatz aufnehmen. Interessant ist, dass einem die beiden Flugzeuge bei einer ersten Betrachtung eher klein vorkommen. Durch die grossen , im Wasser liegenden Tanks an der Unterseite sieht man nur einen kleinen Teil der Maschine. Tja, hoffen wir nun einmal, dass diese Geräte möglichst lange nicht mehr zum Einsatz kommen, auch wenn ein solcher sicher sehr spektakulär sein muss.

Ein gediegenes Spaghetti-Znacht bildet den würdigen Abschluss für diesen schönen Tag mit meinem neuen Reisebegleiter Kojak.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert