Schon gestern war klar, dass der heutige Tag ein durchstrukturierter war. Jede Einheit des Tages haben wir vorbesprochen und wir wussten beide, wie wir die Mission „Heimreise“ hinter uns zu bringen hatten.
7:30: Tagwache, Dusche und Koffer packen
8:15: Frühstück im Hotel. Möglichst einen Platz in der Nähe des Buffets, damit wir nicht noch lange Wege gehen mussten. Der Placeur hat es aber gut mit uns gemeint und uns Meilen vom Buffet, dafür mit prima Sicht auf den Swimmingpool Pool, platziert. Ok, Planänderung. Dann reicht es auf Grund des Mehrweges zum Buffet nur für zwei Gänge. Toast und noch ein Joghurt. Als ich vom Toast holen kam, war der Tee schon bereit. Ähnlich scheusslich wie gestern. Wenn die Teebeutel zu lange drin sind, wird er bitter, das mag ich nicht. Frage mich zwischen zwei Toasts, wie das Lied heisst, welches als Hintergrundmusik im Speisesaal läuft. Die gleiche Frage stellte ich mir schon gestern Morgen und vorgestern Abend. Immer die gleiche CD, die hier drin ist und wir uns anhören müssen. Typische Hintergrundsmusik für einen britischen Speisesaal. Die CD heisst wohl „Best Songs For British Dining Rooms Vol 1“. Gut, könnte schlimmer sein. Oeschs die Dritten kennt hier wohl niemand, das ist auch gut so.
8:40: ins Zimmer. Zähne putzen, Koffer reisebereit machen, vielleicht noch mal aufs Töpfchen und los.
8:50: Woody checkt aus, ich packe das Auto. Glück gehabt mit dem Auto, keine Beule dran. Mussten gestern den Wagen nach der Rückkehr auf dem Hotelparkplatz ein bisschen unvorteilhaft abstellen, da der Parkplatz massiv überstellt war. Wenn nun ein angesäuselter Hotelbarbesucher mitten in der Nacht den Parkplatz verlässt und die Ausfahrt schlecht trifft? Dann wäre der Hyundai ein bisschen bearbeitet gewesen. Glück gehabt.
8:55: Woody ist da, alles ist eingepackt und wir sind startbereit. Woody meldet, dass die Receptionistin uns einen „save trip home“ gewünscht hat. Nehmen wir so gerne entgegen. Ich fahre bis halfway der Reise zum Flughafen. Alles verläuft einwandfrei, wenig Verkehr, ein paar Raser, denen wir auf dem Motorway die Überholspur nicht streitig machen.
10:05: Erblicke eine Tankstelle. Ideal um vor der Abgabe des Mietwagens zu tanken und den Fahrerwechsel zu machen. Will zur Säule fahren und stelle fest, dass die Tankstelle nicht geöffnet hat. Ist ihnen das Benzin ausgegangen? Also weiterfahren.
10:10: Entdecken eine Shell-Tankstelle mit allem Drum und Dran. Dürfen wir Shell tanken oder ist es ethisch nicht vertretbar? Die waren doch das mit der Brent Spahr. Oder waren sie verantwortlich für die Ausbeutung der Menschen und der Natur in Nigeria? Oder für die Ölpest im Golf von Mexiko? Nein, das sind doch die mit dem Gaddhaffi Oel aus dem Iran. Keine Ahnung. Egal, wir tanken und wechseln Fahrer.
10:50: wir sind auf der Umfahrung von Brighton und nehmen nun die M23 nordwärts nach London Gatwick LGW. Unterwegs kommen uns hunderte von Mini Cooper entgegen. Gehen wohl an ein Treffen. Hübsch sind sie, diese Wägeli.
11:15: Woody hat uns fehlerfrei nach LGW gebracht. Wir haben auch die Rückgabestelle der Mietwagen gefunden. Ganz akribisch wurde der Hyundai nach Beulchen und Kratzerchen untersucht. Jetzt kommt der Moment der Entscheidung: Woody hat behauptet, ich hätte gestern bei der Ausfahrt aus dem National Motor Museum 3 Plastikkegel umrasiert und umgeworfen. Ich hielt gestern das Geräusch für ein Stück ruppige Fahrbahn, welcher an 3 Stellen ein bisschen der Asphalt weggebrochen ist. Der Rentacarman hat nichts gefunden, also doch Asphalt?
11:25: Wir wären bereit fürs Check-in auf unseren Flug nach BSL, Schalter öffnet erst um 11:45
11.45: Wir bewegen uns zum Schalter. Also in die Warteschlange des Schalters.
12:15: Fertig eingecheckt. Können durch die Sicherheitskontrolle. Bin sehr locker drauf – wie noch selten. Der Kontrolleur hingegen erniedrigt mich – wie noch selten. Die X-Ray-Maschine piepst als ich durchlaufe. Er nimmt mich heraus und beginnt mich abzutasten. Vor allen Leuten, kein Vorhang, nix. Die andern Reisenden werden denken… Zum Desser darf ich noch die Schuhe ausziehen und diese durch einen Spezialscanner lassen. Ich spüre, wie was in mir hochsteigt. Auf Grund meiner Analyse der Gesamtsituation unterlasse ich einen Gefühlsausbruch. Soll aber ungesund sein.
12:20: Steuern auf ein Restaurant zu, da sich der Hunger meldet. „Garfunkels“ heisst es. Essen was, es war lecker. Nun sind wir gestärkt, LGW-BSL mit Easy Jet zu überstehen.
13:30: Da wir weder Speedy Boarding noch sonst eine Option gewählt haben, müssen wir beim Einsteigen anstehen. Die Platzwahl bei Easy Jet ist ja immer so eine Glückssache, da wird beim Einsteigen gedrückt und gedrängelt. Also die anderen, nicht wir. Konnten uns aber noch einen Fenster- und einen Mitteplatz ergattern, Reihe 19.
14:05: Unser Airbus A319 verlässt 10 Minuten ahead of schedule das Dock und fährt auf die Runway zu. Sanft hebt der Vogel ab, alles problemlos.
14:45: Das Kleinkind in der Reihe vor mir ist ruhig. Plötzlich beginnt ihre Mutter ihr was vorzusingen. Das Kind beginnt zu weinen. Bei Bohlen hätte dieser Gesang auch 3x nein gegeben. Es sind Basler und die Mutter beginnt den Stadionsong Eff Cee Bee zu singen. Das Kind hört auf zu weinen, dafür stehen mir die Tränen zuvorderst. „Wär nit gumpet isch kai Basler“ ist der nächste Gassenhauer. Das Kind hat Freude. Ich frage mich, was mal aus diesem Kind werden wird.
15:45: Wir haben den Flughafen Basel schon längst überflogen. Sehen unter uns eine Ortschaft, die wir als Oensingen identifizieren. Wir sehen das Getreidesilo von Herzogenbuchsee. Geben dem Piloten spontan eine 2 in Geografie. Dann endlich dreht er ab, kehrt wieder zurück über die Jurahöhen und landet 16:36 sanft in Basel Euroairport BSL. 20 Minuten vor der geplanten Landezeit. Und dies trotz Mittellandrundflug. Châpeau, Pilot!
17:00: Stehen vor der Gepäckausgabe und warten aufs Gepäck. Gleichzeitig mit uns ist auch eine Basler Amateurfussballmannschaft geflogen, die nun auch aufs Gepäck wartet. Haben alle identische Sporttaschen aufgegeben, einziger Unterschied war die Dressnummer, welche auf der Tasche drauf war. „nove“. Das war der Italobasler. Und er hatte scheinbar die Aufgabe, alle Taschen den Spielern zuzuordnen. Spassig zuzusehen und zuzuhören.
17:10: Erwischen grad noch den Flughafenbus
17:31: Erwischen grad noch den Zug nach Bern. Eine halbe Stunde früher als geplant.
18:00: Erste Bilanz der Reise: schön wars!
Mission „Heimreise“ abgeschlossen.