Heute Morgen hatten wir einen Naturwecker: der starke Regen, der auf unser Camperdach prasselte. Da wir unser Bett im Alkoven unseres Campers eingerichtet haben, also direkt unter dem Dach (Österreicher würde den Bereich als Mezzanin bezeichnen) war der Regen wirklich nicht zu überhören. Wir gönnten uns eine ausgiebige Dusche in den piekefeinen sanitären Anlagen des Santaland RV Parks. Der Standard war „obe use“ positiv, am „Samichlouse-Cämpingplatz“ könnten andere Anbieter sich ein Vorbild nehmen. Kurzes Frühstück und schon demontiert Martin Strom- und Wasseranschluss wieder bei strömendem Regen. Unter den gleichen Wetterbedingen hat er sie am Vortag montiert. Unser erstes Ziel am heutigen Tag ist die El Dorado Gold Mine (Auszug aus der Werbebroschüre zu diesem Ausflug: „Travel professionals call this <The best 2 hours you will spend in this state.>“). Die Geschichte des Gold Rushs hängt sehr stark mit Alaska zusammen und wird hier sehr hoch gehalten. Eigentlich hatten wir beide das Gefühl, wir müssten uns nicht auf eine pseudo Goldwasch-Panning-Geschichte einlassen. Aber … man darf ja auch seine Meinung ändern. Auf dem Parkplatz wurden wir von einem Goldminer gestenreich in unseren parking lot eingewiesen. Unmittelbar nach dem Kauf unserer Tickets fuhr auch schon der Goldtrain, der uns in den Stollen fahren sollte, ein. Der Kondukteur Earl Hughes unterhielt die Gruppe während der Fahrt mit Gitarren- und Violinen-Country-Musik und erzählt uns bei der Fahrt durch eine Art Ballenberg-Landschaft die Geschichte des Gold Rushs in der El Dorado Mine. Gold für 32$!Witzig und interessant (man schürft dort immer noch nach Gold und wird gemäss Angaben der Besitzer-Familie der Mine auch immer noch sehr ausgiebig fündig. Nach einer Demonstration wie heute Gold gewaschen wird, geht’s los mit selbst Gold waschen. Alle Besucher erhalten einen kleinen Sack mit Dreck (also eigentlich einen Drecksack). An einer komfortablen „Waschanlage“, d.h. an grossen Brunnen, die mit angenehm lauwarmem Wasser gefüllt sind, kann man sich bequem auf fix installierte Bänke setzen und dann gemütlich mit der Wascherei beginnen. Gold-Finden ist garantiert. Tatsächlich setzt sich auch bei uns das feine, aber doch schwere Gold in der Waschpfanne am Boden ab, nachdem wir in X Waschgängen die Steine und den Sand aus der Pfanne rausgespühlt haben. Das Ganze ist real fun à l’Américaine. Kein Vergleich mit dem mühsamen „umegrupe“ im Napfgebiet mit garantiert eiskalten Händen und keinem Goldfund. Im angrenzenden Verkaufsladen kann man sich das Gold wägen und zu einem Anhänger mit den Goldfunden als Inhalt umwandeln lassen. Dazu gibt es hot chocolate und cookies. Klingt touristisch kitschig. Ist es auch, aber machte trotzdem riesig Spass. Zum Schluss ging es mit dem Zug wieder zurück an den Ausgangsort. Die Besitzerin der Mine verabschiedet sich persönlich von den Besuchern („It’s good to have people like you in our camp“ – Marketing ebenfalls à l’Américaine).

Unsere Reise setzen wir in Richtung Süden – sprich in Richtung Anchorage fort. Wir haben uns entschieden, von einem Abstecher an den Arctic Circle abzusehen. Der Aufwand (zeitlich und benzinmässig) steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis, sagen zu können, dass wir am Polarkreis gewesen sind. Die Alaska-PipelineKurz vor Fairbanks sehen wir einen ersten Abschnitt der Trans- Alaska-Pipeline. Diese führt über 1’287 km von Prudhoe Bay zum eisfreien Hafen von Valdez. Die Fördermenge beträgt zur Zeit etwa 160 Mio Liter pro Tag. Die Pipeline wird sowohl ober- wie auch unterirdisch geführt. Die Ortschaften, die wir heute durchqueren sind alle klein und unspektakulär. So wollten wir z.B. in Delta Junction ein Toastbrot für den nächsten Tag kaufen (glücklicherweise ist unser Camper tatsächlich mit einem Toaster ausgestattet). Aber Fehlanzeige. Dort gibt es kein Brot. Da wir auch sonst nirgends Brot gefunden haben und jetzt mitten im Niemandsland campen, gibt es morgen Joghurt zum Frühstück. Da auch in Alaska der Strassenunterhalt in den Sommermonaten vorgenommen wird, hatten wir heute wieder mal die Gelegenheit, mit einem Flagman ins Gespräch zu kommen. Er hat uns spontan als Franzosen eingeschätzt und als er vernahm, dass wir aus der Schweiz kommen, hat er sich mit uns in einem perfekten Französisch unterhalten. Da treffen wir doch in alaskischen Pampa auf einen Flagman, der an der Sorbonne studiert hat. Sache git’s.

Nachdem sich auch die Ortschaft Paxson als besserer Weiler mit ein paar Häusern und einer Tankstelle herausgestellt hat, fahren wir weiter in Richtung Glennallen. Dieser Ort ist aber zu weit entfernt, um ihn heute noch zu erreichen. Darum entscheiden wir uns unterwegs auf dem Paxson Lake Recreation Camp Ground zu übernachten. Einem einfachen Campground ohne Wasser- und Stromanschluss (umso intensiver ist das Generatoren-Getöse der Camperbusse – tja, die Ami-Teens wollen wohl auch in den Camping-Ferien nicht auf ihre Serie im Stil von „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“ nicht verzichten).

Nach einem feinen Znacht bestehend aus Hörnli (in den USA: Elbows genannt) mit Mozarella-Tomaten-Salat geniessen wir einen schönen Abend im Grünen.