Erlebten wir gestern einen schönen, leicht sonnigen Abend in Dänemark, so holte uns der heutige Morgen wieder mit Regen ein. Als wir beim Erwachen schon den strömenden Regen akustisch ausmachen konnten, waren wir froh, gestern Nachmittag die Idee des erstmaligen Zeltens nicht mehr weiter verfolgt zu haben. Heute Morgen wäre alles durch und durch nass gewesen. Wir nehmen’s gemütlich. Martin checkt seine Mails und plant die Weiterreise nach Malmö. Noch auf der Bettkante sitzend will er von mir bestätigt haben, dass heute der 19.7.2012 ist. Tja, dann ist heute Abend in Malmö Fussball angesagt. Malmö FF spielt heute Abend gegen West Bromwich Albion in der Europa-League-Quali. Da müssen wir doch hin, ist doch klar.
Von einem Frühstück auf der schönen Terrasse unseres Hotels können wir nur träumen, wir bleiben drinnen in einem nüchtern durch designten Frühstücksraum. Wir geniessen die leckeren Brötchen, eine Müeslispezialität mit Nüssen und Äpfeln und frischen Käse, dessen Scheiben wir uns mit einer Girolle selbst schneiden. So gestärkt, machen wir uns auf den Weg ins Städtchen von Roskilde. Die Domkirche ist ist unser Ziel. Das schöne Backsteingebäude ist riesig. Es beherbergt vorallem die sterblichen Überreste der dänischen Könige/Königinnen und weiteren Mitgliedern des Königshauses. Recht morbid das ganze.
Uneingeschränkt freuen wir uns ab dem grossen, dreiteiligen Altarbild und den eindrücklich filigranen Holzschnitzereien im Chorgestühl. Gerade als wir die Kirche verlassen wollen – es ist 11.00 Uhr – setzt sich ein mechanisches Glockenspiel in Gang. Es beginnt mit einem fauchenden Aufschrei eines Drachens, der durch den heiligen Georg mit dem Schwert getötet wird. Darauf hin schlägt der heilige Georg mit seinem Schwert viermal auf eine kleine Glocke bevor er dann die Zahl der effektiven Stunden auf einer grossen Glocke schlägt. Ein kurzes aber unterhaltsames Spektakel. Wir spazieren noch ein wenig durchs Städtchen und beschliessen dann – vor der nächsten Regenschauer – uns auf den Weg in Richtung Malmö zu machen.
Die Fahrt in Richtung Schweden verläuft unspektakulär. Spektakulär wird es dann als wir am Horizont die Öresund-Brücke erblicken, die Kopenhagen mit Malmö verbindet. Eine imposante Brücken-Konstruktion! Auch wenn wir die Überfahrt nicht bei strahlend blauem Himmel mit ein, zwei Wölkchen am Himmel, wie wir uns das vorgestellt hatten, machen können, sondern bei strömendem Regen, geniessen wir diesen Teil unserer Reise. Nach Bezahlen der Brücken-Maut – auch die aktuellen Könige von Schweden und Dänemark brauchen Geld zum Leben … – setzen wir unsere Reise nach Malmö fort. Wir kommen in die Stadt und machen uns auf die Suche unseres Hotels dem „Radisson Park Inn“ im Västra Hamnen (Westhafen). Dabei machen wir die ersten – nicht sehr freundlichen Erfahrungen mit Einheimischen. Konzentriert auf die Orientierungsgewinnung in der Stadt übersehen wir eine ältere Dame, die sich einem Fussgängerstreifen nähert. Als ich sie entdecke, ist es uns nicht mehr möglich, ihr den Vortritt zu gewähren. Sie quittiert dieses Vergehen mit einem Schlag mit ihrer Handtasche auf die Heckseite unseres Autos. Asche auf unser Haupt, das war wirklich nicht comme il faut von unserer Seite. Wir haben sie schlicht und ergreifend nicht früher gesehen und sind primär froh, dass nichts passiert ist. Trotzdem müssen wir kurze Zeit später schallend lachen, weil uns die Begebenheit bzw. das Handtaschen-Bashing an die die von Victor Giaccobo gespielte Frau (Zitat: „Dini Mueter, wo dich unter Schmärze gebrore het.“) erinnert.
Das Hotel ist rasch gefunden und bezogen. Kurze Zeit später machen wir uns zu Fuss auf den Weg Richtung Stadtzentrum. Wir besichtigen zuerst den Bahnhof mit der neuen Direktverbindung zwischen Malmö Hauptbahnhof und Öresund-Brücke und gehen von dort aus zur Altstadt. Es gibt viel zu sehen in den lebhaften Gassen innerhalb der Fussgängerzone.
In einem Restaurant auf dem Lilla Torg gönnen wir uns eine feine Grillade. So gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Swedbank Stadium von Malmö MFF. Es gibt einige Leute aber der Auflauf hält sich in Grenzen. Wir kriegen problemlos zwei Tickets und machen uns direkt auf den Weg zu unseren Plätzen. Wenige Minuten vor Anpfiff beziehen wir unsere Sitze und schauen auf eine mehr oder weniger leere Haupttribüne. Und das bei einer Europaleague-Quali? Ein bisschen armselig. Als wir dann noch hören, dass der Schiedsrichter aus Landskrona kommen soll, ist die Verwunderung komplett. Ist das wirklich ein Spiel eines internationalen Fussballwettbewerbs?
Nein, ist es nicht. Es handelt sich bloss um ein gewöhnliches Freundschaftsspiel.
Ob ich mir Gedanken machen muss? Das Spiel geht 1:0 für Malmö aus. Zu Fuss kehren wir zurück zum Hotel.
Bei unserer Rückkehr in den Westhafen bekommen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen. Es gibt sie also noch die Sonne. Deshalb ein kleiner Wunsch für morgen: Let the sun shine.