Vor dem Frühstück gönnten wir uns im hoteleigenen Pool eine Runde Sport. Gemütlich schwimmen, ein bisschen bädelen, das hat Spass gemacht. Nach dem Frühstück wollten wir nun noch weitere Teile Bremens anschauen gehen, so zum Beispiel die Altstadt. Diese heisst „Schnoor„, was aus dem Plattdeutschen kommt und „Schnur“ bedeutet. Die Häuser seien wie an einer Schnur aufgereiht angeordnet und drum wurde diese Bezeichnung gewählt (sagt man). Die Häuser in diesem Stadtteil sind wirklich alle sehr eng ineinander stehend und verwinkelt. Dies gibt diesem Quartier einen lieblichen Charme, was auch eine stattliche Anzahl von Touristen anzieht.

Nach diesem Besuch teilen wir uns auf. Bettina geht lädelen und ich gehe Tram fahren. Mitte Nachmittag treffen wir uns wieder in der Stadt und gehen anschliessend ins Hotel zurück. Heute Abend findet ja noch der Hauptgrund unseres Bremen-Besuchs statt: Ein Besuch der Vorstellung von Rene Marik im Musical-Theater. Marik ist ein Puppenspieler, welcher dank verschiedenen TV-Auftritten grosse Berühmtheit erlangt hat. Also eigentliche nicht er, sondern seine Puppen.

Mariks populärste Figur ist der Maulwurf Maulwurfn (mit Blindenbinde), der entweder der Barbiepuppe (de Barbe) oder verschiedenen Figuren aus der Grimmschen Märchenwelt begegnet und dabei vor allem durch seine gutmütige Naivität sowie durch seine eingeschränkte Syntax und Sprechweise bzw. seine sehr eigenwillige Aussprache auffällt: Hage! Jemand ze Hage? (Hallo! Jemand zu Hause?), Rapante (Rapunzel), Schneewante (Schneewittchen), Froschn (Frosch), We ha Becha gage? (Wer hat aus meinem Becher getrunken?) usw.

Er spielt unter anderem in den Stücken Der Maulwurf auf dem MondRapante, Rapante! und Schneewante die Hauptrolle, reflektiert aber auch schon mal seine eigene Starrolle und gibt sich klassisch, indem er den Hamlet– (Sein oder Nichtsein oder Faust-Monolog (Habe nun ach) zu rezitieren beginnt.

Weitere Puppen sind der neunmalkluge und blasierte Frosch Herr Günther Falkenhorst (der optisch Kermit aus der Muppet-Show ähnelt), der prollige Eisbär Kalle (mit Berliner Dialekt und einer Vorliebe für ein Berliner Bier, der von seinem Eisberg aus nicht nur den Untergang der Titanic kommentiert) und ein Paar liebesmüder Lappen (Dominik und Schackline), dargestellt von zwei Putzlappen.

Später kam noch der Hasskasper hinzu, eine bösartige, übel gelaunte Puppe mit spitzer Nase und Glatze, die für mehr Interaktivität mit den Zuschauern sorgt: An den jeweiligen Spielorten wird vor der Aufführung eine sogenannte Hasskasperbox im Foyer oder vor dem Theater aufgestellt, in der die Zuschauer selbst mit der Puppe spielen und sie als emotionales Ventil benutzen dürfen, indem sie diese sich lauthals über persönliche Frustrationen und Hassobjekte empören lassen können. Die so entstehenden Szenen werden aufgezeichnet und die besten Ausschnitte, gleichsam als regionale Bereicherung, ins aktuelle Programm auf der Videoleinwand eingeblendet.

Wir suchen im Internet nach einem guten Italiener. Dank den verschiedenen Suchportalen ist es heute einfach, zu einem Tipp zu kommen. Diese Tipps aber richtig zu kanalisieren und persönlich zu beurteilen, das ist die grosse Schwierigkeit. Wir entscheiden uns für den „Gallo Nero„, ein Restaurant wo „der singende Kellner ist immer präsent, Scherze macht und uns noch einen Grappa ausgibt – natürlich „wunderbar“!. Das Lokal ist gut versteckt, aber dank vorherigem Studium von „Google Street View“ finden wir es rasch. Was hätte man früher ohne Google & Co gemacht? Wohl einfach den Concierge im Hotel gefragt, der ja immer einen heissen Tipp auf Lager hat. Das Restaurant war wirklich top, das Essen fein und der Service aufmerksam und witzig. Zu diesem Witz gehörte auch, dass wir auf dem Kassabon entdeckten „Sie wurden bedient von S. Berlusconi“…

Als wir dem Kellner mitteilten, dass wir ins Musical-Theater möchten hat sich herausgestellt, dass dies noch mehrere Gäste im Sinn hatten. Und ein jüngeres Paar hat uns offeriert, dass sie uns im Auto mitnehmen. Dieses Angebot haben wir sehr gerne angenommen und wir trafen dank dieser Unterstützung rechtzeitig und vor Allem am richtigen Ort ein.

Die Vorstellung von Rene Marik hat uns gefallen. An dieser Stelle mehr über den Auftritt zu schreiben ist fast nicht möglich, man muss ihn einfach gesehen haben. Dies wird jedoch schwierig, da er auf einer „Abschiedstournee“ ist und wir nun seine viertletzte Vorstellung gesehen haben. Aber auch hier hilft das Internet sicher weiter und auf Youtube findet sich sicher einiges…

Nach der Vorstellung gingen wir ins Hotel und genossen die letzte Nacht in Bremen.