Jetlag sei Dank erwachen wir heute Morgen beide gegen 04:00 Uhr. Passt bestens, denn 30 Minuten später hätte der Wecker geklingelt. Wir starten früh in unseren zweiten Reisetag. Mit dem Shuttle-Bus von Hilton Airport Hotel geht’s wieder zurück zum Flughafen. Bereits der Bus ist sehr gut besetzt. Aber die Menschen-Masse, die sich bereits um 05.30 Uhr am Flughafen eingefunden hat, ist überwältigend. Alles stehen sie da mit Taschen, Kisten, Skis und grossen Eishockey-Stock-Taschen beladen. Es ist nicht einfach, sich einen Überblick über das Ganze zu verschaffen. Wir reihen uns in die Lange Schlage der „Einchecker“ ein. Während ich in der Schlage warte, macht sich Martin daran, uns an einem Self-Check-In-Kiosk einzuchecken, was ihm in kurzer Zeit gelingt.
Wir beziehen Position in der Schlange für das Baggage-Drop-Off. Es geht rasch voran und wie geheissen – deponieren wir einige Minuten später unsere beiden grossen Taschen „wheels-up“ auf dem Gepäckband. Und weiter geht’s zur nächsten Schlange. Quasi wie immer als Höhepunkt steht der Sicherheits-Check an. Nein, wir haben keine electronical devices mehr im Handgepäck, die beiden iPads liegen bereits in den Plastik-Bins; nein, wir führen auch kein Wasser mit; ach so die Tasche kann ich – ohne Plastik-Bin – direkt aufs Band legen; ach und heute brauche ich die Schuhe mal nicht auszuziehen – vorausgesetzt der Alarm ertönt nicht… Aber wir folgen allen Anordnungen des Sicherheitspersonals, denn beim Warten in der letzten Schlage konnten wir lesen, was mit unkooperativen Reisenden geschieht. Und wir wollen heute schliesslich noch nach Yellowknife.
Noch rasch eine Tasse Tee getrunken und etwas zum Frühstück gekauft und schon können wir im Flugzeug unsere Plätze beziehen. Aufgrund des späten Eincheckens haben wir nicht mehr zwei Plätze nebeneinander erhalten. Den rund 3 3/4-stündigen Flug von Toronto nach Edmonton verbringen wir getrennt sitzend. Mit lesen, schlafen/dösen und ipädle ist die Zeit schnell vorbei. Im Gespräch mit meinem Sitznachbarn erfahre ich dann auch, dass im Moment in Kanada die „Winterferien“ begonnen haben. Da die meisten Menschen mittlerweile genug vom Winter hätten, würden viele nach Mexiko in die Ferien reisen. Der Frühling halte somit dann schon früher Einzug. Darum also die vielen Leute am Flughafen. In Edmonton angekommen verlassen wir Flugzeug und stossen im Gate auf eine Gruppe, die auf den Abflug nach Puerto Vallarta/Mexico wartet. Eine knappe Stunde Aufenthalt haben wir hier. Wir gehen in einem der einmal mehr sehr zahlreichen Flughafen-Restaurants ein feines Frühstück essen (Omelette bzw. Breakfast Sandwich). Den letzten Bissen herunter geschluckt, bezahlt, aufgestanden und schon wird unser Flug nach Yellowknife zum Boarding ausgerufen. 1 1/2 Stunden Flug liegen vor uns. Ein Diet Coke, ein Snäckli und ein bisschen TV später landen wir bereits in Yellowknife.
Jetzt heisst es, sich warm anzuziehen. Denn hier ist ein Outdoor-Ausstieg angesagt. Aber der Frühling kommt ja und es ist nur noch minus 20 Grad Celsius und nicht mehr wie vor ein paar Tagen minus 30. Schon noch kürzester Zeit hat einen die Kälte im Griff. Bei mir kommt die Erinnerung hoch, wie wir in der Gemeinschafts-Tiefkühlanlage in Aarwangen mit meinem Grosi „Gfrornigs“ holen gegangen sind und einen bereits nach kurzem Aufenthalt das Gefühl überkam, dass die Hosen einem an den Beinen anfrieren.
Also husch, husch an die Wärme, d.h. ins Flughafen-Aufnehmegebäude. Dieses erinnert uns stark an dasjenige von Heringsdorf auf Usedom. Stand dort neben dem vorhandenen Gepäckförderband ein grosser Ostsee-Strandkorb ist es in Yellowknife ein ausgestopfter Eisbär samt Robbe auf einer Eisscholle.
Rasch können wir unser Gepäck und den Mietwagen (Ford Edge) behändigen.
Und nun geht’s los. Wir verlassen das Gebäude und starten in den sonnengefluteten, aber eben eiskalten Yellowknife-Nachmittag. Das Auto mit der Autonummer RE4442, das Blech ist in Form eines Eisbären gehalten, ist rasch gefunden und beladen.
Bevor wir aber losfahren, müssen wir den Ford noch unplugen, d.h vom Batterie-Zusatzstrom nehmen. Isch haut scho cheibe chaut, hie. Wir haben diese Stromparkplätze mit den verkabelten Autos bereits im 2010 in Alaska gesehen, nie aber „in Anwendung gehabt“. Das Auto ist – wie mehr oder weniger alle Autos hier – total dreckig. Salzrückstände, Staub und Schnee setzen sich auf den Autos als dicke Schicht ab. Eine ähnlich farbige gepresste Schnee-Eis-Schicht bedeckt immer noch fast alle Strassen bzw. die Trottoirs. Los geht’s Richtung Old Airport Road, vorbei am Bristol Freighter Monument (das Flugzeug war das erste auf Rädern, das am Nordpol gelandet ist) Richtung Super 8 Motel, unsere Unterkunft bis am Mittwoch. Wir beziehen ein grosszügig gestaltetes Zimmer (312) in dem frisch renovierten Motel. Funny: Die Dame an der Rezeption trägt ein Kurzarm-T-Shirt dafür steht hinter ihr ein Heizgebläse, das den gesamten Raum mit warmer Luft flutet.
Wir richten uns ein wenig ein und gehen dann direkt ein paar Stunden schlafen. Gegen 18:00 Uhr rappeln wir uns auf und gehen dann Wasser und Früchte kaufen (we’re again people of Walmart …) und gehen dann ins Red Apple Restaurant etwas. Wir entscheiden uns beide für ein Steak mit Gemüsebeilage und mashed potatoes, das mit Knoblauchbutter-Toast gereicht wird. Wir haben gegessen … mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Mit dem Auto geht’s zurück zum Motel, wo wir uns auf die Suche nach einer Autosteckdose machen, die wir nicht auf Anhieb, sondern erst eine Stunde nach der Rückkehr ins Motel ausfindig machen können. Martin hat sich nochmals rausgewagt … aber nicht nur im Pyjama … und hat unseren Ford dann schlussendlich auch noch an den Strom „anhängen“ können.