Nach den beiden Vortagen hatten wir heute einen „Ruhetag“ auf dem Programm. Zeit genug um Bettinas Geburtstag – Happy Birthday – zu feiern. Wir liessen es gemütlich angehen und gegen Mittag starteten wir zu einer ausgedehnteren Besichtigungstour Yellowknives. Zuerst gingen wir zum Flughafen zum Terminal der Buffalo Airways. Diese Airline macht hauptsächlich Frachttransporte, aber auch tägliche Passagierflüge über den Great Slave Lake nach Hay River. Das Spezielle an dieser Airline ist, dass die Flüge mit alten historischen DC3– und DC4-Flugzeugen ausgeführt werden. Der Erstflug einer DC3 fand 1935 statt und dieser Flugzeugtyp war auch als „Rosinenbomber“ für die Versorgung Berlins im Einsatz. Eines dieser Flugzeuge hat Jahrgang 1942… Eine Liste der von Buffalo Airways eingesetzten Flugzeuge befindet sich hier.

Speziell ist auch, dass Buffalo Airways in einer Reality-Show namens „IcePilots“ die Hauptrolle gespielt hat und bei gewissen Zuschauerkreisen somit eine Berühmtheit erlangt hat. Selbstverständlich gibt es hier auch einen Souvenirshop, wo man auch Kleider der Airline-eigenen Kleiderlinie kaufen kann. Draussen waren natürlich überall „No trespassing“-Schilder aufgehängt, so dass man nicht sehr nahe zu den Flugzeugen gehen konnte. Aber für ein paar Bilder aus Distanz reichte es.

Nach diesem Ausflug fuhren wir weiter in die „Old town“, wie man dem ältesten Stadtteil Yellowknives auch sagt. In einem Warenhaus, welches eigentlich ein Allerweltsladen war, sahen wir uns ein bisschen um und staunten über die Auswahl. Sie hatten schlicht alles, einfach auf kleinem Raum. Kein Vergleich zum grossen Jakobsmarkt in Zollbrück, aber ähnlich 🙂 Nach diesem Shopping-Ausflug gingen wir noch in den „Just furs“, aber die Pelzauswahl sagte uns nicht zu…

Die Suche nach einem gemütlichen Café führte uns zum Tim Horton, welches sich bei unserem Hotel befand. Wir kauften was to go und gingen aufs Zimmer, wo wir die gekauften Cappuccino und Muffins genossen.

Die ganze Geschichte mit den DC3 der Buffalo Airways liess mir keine Ruhe und ich wollte einen solchen Flieger starten sehen. So liess ich Bettina im Hotel zurück und ging alleine noch einmal zum Terminal. Kaum angekommen startete der erste Motor, kurz danach der zweite. Der Motorenlärm ist im Vergleich zu den heutigen Flugzeugen Musik, verbunden mit dem speziellen Duft der Abgase, die man so nicht (mehr) kennt. Ich hielt mit der Kamera drauf um dieses Spektakel einzufangen. Dabei fror ich mir fast die Finger ab, denn in der Hektik habe ich vergessen, Handschuhe anzuziehen…

Als das Flugzeug in Richtung Startbahn abfuhr, war dies auch für mich ein Zeichen, den Fotostandort zu wechseln. Bei der Hinfahrt hatte ich einen Standort bei der Startbahn ausgemacht, der sich wunderbar eignen würde, das startende Flugzeug noch einmal zu filmen. Als ich dort angekommen war, wartete ich eine Zeit lang an der Sonne – aber in der Kälte. Weit entfernt hörte ich ein startendes Flugzeug, aber bei mir flog keines vorbei. Scheinbar starten die Flugzeuge über eine andere Startbahn und ich war am falschen Ort. Vor mir lag ein mit Schnee bedeckter Weg, und statt das Auto zu wenden und wieder zurück zu fahren, wollte ich den Allrader ausprobieren und über diesen Weg fahren. „Mit einem Allrader kommt man überall durch“ sagte ich mir. Nach 50 m blieb ich jedoch stecken und kam nicht mehr vor- und nicht mehr rückwärts. „Ich habe gemeint, mit einem Allrader kommt man überall durch“ schoss mir durch den Kopf… Mein Vater hat mir beigebracht, dass man in schwierigen Situationen nicht hilflos sein soll. Und so verfiel ich nicht in Panik, sondern machte mich auf zur Ford-Garage, die sich ca einen halben Kilometer weiter vorne befand. Die werden mir sicher helfen können, den Ford wieder auf festen Grund zu bringen…

Auf dem Weg zu dieser Garage traf ich einen Mann, der grad Feierabend gemacht hat und auf dem Weg zu seinem Auto war. Ich fragte ihn, ob er mir helfen könne, aus dieser Geschichte rauszukommen. Kein Problem, er hole den Truck. Nach ein paar Minuten kam er mit zwei Kollegen und einem Ford F150 Pick-up. Er blieb auch stecken, konnte sich aber selber befreien. So engagierten sie einen Kollegen mit einem F350, der hinten anfuhr und meinen Mietwagen mit einem Seil rückwärts rauszog… Somit war ich (mit unbeschädigtem Auto) wieder auf festem Grund und die Helfer machten sich davon. Einen Helfer konnte ich noch einholen und ihm ein Trinkgeld mitgeben, aber der Fahrer des F350 machte einen auf Fahrerflucht, so dass ich mich ihm gegenüber nicht mehr erkenntlich zeigen konnte. Der mit Schnee bedeckte Weg war übrigens eine Piste für Snowmobiles. Und ist natürlich nicht für schwere Allrader geeignet…

Zuhause angekommen diskutierten wir, wo wir essen gehen wollten. Tripadvisor und Inserate in Touristenzeitschriften waren so umfangreich, dass wir nach dem Studium dieser Inputs genau gleich ratlos waren… Warum was Neues starten?

So beschlossen wir, wieder in Bullocks Bistro zu gehen, wo wir schon gestern wunderbar gegessen haben. Reservieren kann man dort nicht, so dass wir rund eine halbe Stunde anstehen mussten, bis wir einen Platz an einem Tisch zugewiesen bekamen. 30 Minuten, die sich warten gelohnt hat. Das Essen war wieder primafein. Bettina hat wieder den Arctic Char gewählt, ich habe einen Fischspiess bestellt, der ein bisschen Alles von Allem hat, was die Küche dort zu bieten hat. Gut gegessen, gut getrunken, ein perfektes Geburtstagsdinner 😉

Nach dem Essen fuhren wir noch einmal über die Ice Road auf den Great Slave Lake. Wir wollten fernab der Lichter der Stadt noch einmal die Sterne anschauen und hofften, den Kometen zu erblicken. Die Sterne sahen wir, den Kometen nicht. Und irgendwie war es mit -25 Grad auch zu kühl für ein gemütliches Tête-à-tête auf einem See. Unser zu Hause war geheizt und empfing uns gerne.