Heute heisst es Abschied nehmen von Yellowknife oder wie die Einheimischen es nennen: YK. Die paar Tage hier im Norden sind rasch vergangen. Und doch können wir sagen, dass das was es hier zu sehen und machen gibt, wir gesehen bzw. gemacht haben. Und abgesehen vom Diamanten-Museum, das wir uns noch hätten anschauen können, lässt sich hier nichts mehr tun, das uns gereizt hätte. Wir erwachen ohne Wecker, stehen auf und gehen frühstücken. Einmal mehr ist das Hauptthema im Frühstücksfernsehen die Papst-Wahl. Kanadische Fernsehstationen haben sogar Studios in Rom gemietet und berichten Live über den Stand der Wahlen. Wir finden es erstaunlich, wieviel Raum dieses Thema hier in Kanada einnimmt. Klar ist eines der Themen, dass man hofft, dass diesmal ein sprachgewandter, viel gereister Kardinal als Papst gewählt wird. Nach einem weiteren leckeren Frühstück (ich werde die leckeren Cinnamon Bagels vermissen) packen wir unsere Taschen und checken aus.

Draussen erwarten uns knackige minus 28 Grad Celsius. Wir wussten, dass es sehr kalt sein musste. Bereits in den letzten Tagen hatten wir auf der Innenseite unserer Fenster Eisbildungen feststellen können. Durch den Tag hindurch lösen sich diese jeweils auf. Aber heute Morgen waren die Eisablagerungen so gross wie noch nie zuvor. Mit unseren Reisetaschen machen wir uns zum letzten Mal auf den eisigen Weg vom Hoteleingang zum Parkplatz. Auf diesem Weg hat es überall Kaffeeflecken.

Es ist anzunehmen, dass bei diesen Temperaturen ein ausgeleerter Kaffee ruckzuck zu einem Mocca-Eis wird. Unser Auto ist mit einer leichten Frostschicht überzogen. Schnell sind die Taschen im Kofferraum verstaut und wir sitzen im eiskalten Auto, indem sich beim Ausatmen Atemwolken bilden. Es ist abartig kalt – so kalt, dass Seifenblasen direkt in der Luft gefrieren bzw. nasse Kleider, die man im Freien aufhängt, von einem Moment auf den anderen steif sind. Funny.

Darum wie immer der erste Griff zum Knopf für die beiden Sitzheizungen im Auto. Wir fahren auf dem direkten Weg zum Flughafen von YK. Natürlich zeigt mir Martin auf dem Weg dorthin noch seinen bevorzugten Schnee bedeckten Weg von gestern … Unterwegs betanken wir unser Auto an einer kleinen Tankstelle, die sogar bedient ist. Martin hat schon seit gestern davon gesprochen, dass die Outdoor-Betankung wohl der schlimmste Moment unseres Yellowknife-Aufenthalts werde. Jetzt bleibt ihm dieses Erlebnis glücklicherweise erspart. Dafür gibt‘s ein Extra-Trinkgeld für den Tankstellen-Angestellten.

An Flughafen angekommen, plugen wir unser Auto ein vermeintlich letztes Mal ein. Wir stellen aber fest, dass das Budget-Autoverleih-Office noch geschlossen hat. Darum droppen wir nur unser Gepäck und entscheiden uns spontan, nochmals zurück in die Stadt zu fahren und im Tim Hortens noch einen Kaffee mit Muffin zu geniessen. Gesagt, getan. Wir bestellen Kaffee und unsere Favoriten in Sachen Muffin (Fruit Explosion bzw. Cranberry/Blueberry bran) und installieren uns an einer der fix montierten Tisch-/Stuhl-Combo. Damit es im Auto nicht wieder so kalt ist, wenn wir zurückkommen, startet Martin bereits vom Tim Hortens aus funkferngesteuert den Motor. Das funktioniert und ist hier nichts aussergewöhnliches. Man fährt mit dem Auto vor den Food Market, schliesst das Auto ab, lässt den Motor laufen und geht einkaufen. Gleiches Ritual teilweise auch, wenn man auswärts essen geht. Zurück am Flughafen: Business as usual (Sicherheitskontrolle und warten im Gate). Hier erfahren wir die frohe Botschaft, dass der neue Papst aus Argentinien kommt, „erst“ 76 Jahre alt ist und „Hoché“ heisst.

Und schon beginnt unser Triple-Flight Event. Zuerst geht's von Yellowknife nach Edmonton (alles as scheduled) dann von Edmonton ein der Katzensprung-Flug nach Calgary (OK, aber wir fliegen 20 Minuten Verspätung ein, was in Anbetracht der kurzen Anschlussflug-Zeit etwas kritisch ist). In Calgary angekommen, beilen wir uns, um zum Toronto-Flug-Gate zu kommen. Dort angekommen, stellen wir fest, dass sich auch dieser Flug verzögert beginnen wird (19.20 anstelle von 18.15 Uhr). Wir kaufen noch eine süsse Kleinigkeit ein und relaxen, bis zum Boarding-Aufruf. Auch dieser Flug verläuft unspektakulär gut.

Als wir in Toronto ankommen ist es Donnerstagmorgen früh 01.20 Uhr. Zu unserem grossen Erstaunen hat auch unser Gepäck den Weg nach Toronto gefunden. Toll! Martin hat im Wissen um die auch ohne Verspätung späte Ankunftszeit in Toronto den Transfer Airport nach Downtown Toronto bereits im Vorfeld organisiert. In Anbetracht der grossen Müdigkeit sind wir jetzt noch zusätzlich froh, über diese „weise“ Planung. Unser Wagen stellt schon bald im Shuttle-Terminal und wir fahren Richtung Stadt. Es hat geschneit und die Strassenverhältnisse sind nicht ganz ohne. Tatsächlich hat sich kurz vor unserem Autobahn-Exit ein Unfall ereignet. Die Autobahn ist gesperrt und für rund 30 Minuten geht gar nichts mehr. Die Müdigkeit wird nicht weniger … Kurt vor 02.30 Uhr treffen wir dann endlich in unserem Toronto-Hotel, dem Delta Chelsea ein. Kurze Abendtoilette, Pyjama aus dem Koffer zerren und guet Nacht.