Es war eine kurze Nacht, die wir im Bett verbracht haben. Ein paar Stunden nur. Aber da wir am Vorabend nix schlaues gegessen hatten, wollten wir das Frühstück nicht verpassen. Um 9:00 läutete der Wecker, kurz darauf waren wir im hoteleigenen Restaurant und haben uns am Buffet gestärkt. Nach dem Frühstück liessen wir es gemütlich angehen, und als wir das Zimmer verliessen, war schon weit nach Mittag. Unser Hotel ist in der Nähe der Yonge Street gelegen. Diese beginnt unweit von unserem Hotel und endet nach 1896 Kilometern als Provinzstrasse im Norden Ontarios. Ihre Länge hat der Yonge Street einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gebracht. In Toronto ist die Yonge Street aber auch eine bei Touristen sehr beliebte Einkaufs- und Vergnügungsstrasse. Viele Einkaufsgeschäfte befinden sich hier, aber auch eine Art Rotlichtbezirk mit dem Stripclub „Zanzibar“ (nackte Frauen und so) und mit dem Männer-Stripclub „Remingtons„. Der guten Ordnung halber sei aber noch erwähnt, dass sich direkt neben dem Remingtons auch eine kirchliche Mission befindet. Wir besuchten keines der Lokale, auch die kirchliche Mission besuchten wir nicht.
Hingegen besuchten wir das Eaton Center. Hier befinden sich rund 230 Geschäfte und Restaurants an der Wärme. Alle grossen Brands sind hier zu finden und wir liessen uns Zeit, um zu shopen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass uns Kanada die Ehrenbürgerschaft verleihen sollte, den schliesslich unterstützen wir die Wirtschaft dieses Landes massiv… 🙂
Nach unserem Shoppingausflug machten wir einen kurzen Umweg ins Hotel und anschliessend gingen wir in Richtung Air Canada Centre. Wir hatten Karten fürs NHL-Spiel der Toronto Maple Leafs gegen die Pittsburgh Penguins gekauft. Bevor wir uns aber auf dem Weg zum Stadion machen konnten, wollten wir uns noch stärken. Schliesslich strengt shopping an und ausserdem müssen wir für das Spiel gerüstet sein… Als wir vor Jahren das erste Mal gemeinsam in Toronto waren, haben wir in der Old Spaghetti Factory ausgezeichnet gegessen. Dies wollten wir heute wiederholen. Irgenwie liessen mich die geografischen Kenntnisse im Stich und wir irrten im Quartier umher. Als wir das Lokal schlussendlich fanden, hatten wir zu wenig Zeit, um gemütlich zu essen und das Spiel von Anfang an zu sehen. So blieb uns nichts anderes übrig, um den Termin mit der Spaghettifabrik auf später zu verschieben. Stattdessen gingen wir direkt ins Stadion und wollten dort was essen. Gleich bei Öffnung des Stadions waren wir dort und konnten in Ruhe die Auswahl der Dutzenden von Essständen anschauen. Wir fanden was und begaben uns direkt zu unseren Plätzen.
Als vor ein paar Wochen klar war, dass die NHL den Lockout beenden würde und dass wir in Toronto die Gelegenheit bekamen ein Spiel zu sehen, probierte ich beim Buchungsbeginn 2 Plätze zu ergattern. Ich musste jedoch feststellen, dass in Toronto wirklich ein Bedürfnis nach Eishockey besteht und dass ein paar Stunden nach Buchungsbeginn nur noch Einzelplätze verfügbar waren. So konnten wir leider nicht nebeneinander sitzen, aber doch schräg diagonal 2 Plätze auseinander hintereinander. Speziell war auch, dass diese Plätze als „Nichtraucher“ bezeichnet waren (in einem gedeckten Stadion eigentlich nichts Besonderes), aber dass in diesem Sektor Alkohol getrunken werden darf… Und in Realität war der Service so ausgelegt, dass in diesem Sektor Food and Beverage an den Platz serviert wurden (gegen Bezahlung). Und so hätte man sich während dem ganzen Spiel gemütlich die Kante geben können – wenn nicht die horrenden Bierpreise gewesen wären. $12 pro Bier war wirklich ein bisschen happig, ein Glacécornet à $7.50 war preislich auch eher in einer Apotheke angesiedelt 😉 Und so liessen wir es kulinarisch bei ein bisschen Food, einer Glace am Platz und einem Kaffee am Pistenrand am Platz sein.
„The passion that unites us all“ ist der diesjährige Slogan der Maple Leafs. Und die Kanadier ordnen dem Eishockey sehr viel unter und man spürt auch die Begeisterung für diesen Sport. Vor ein paar Wochen ist Stompin Tom Connors verstorben. Dieser Countrysänger hat das Lied „The Hockey Song“ gesungen und dieses wird seither in fast allen Stadien der westlichen Welt gespielt. Ihm zu Ehren gab es ein nationales Memorial in einem Hockeystadion in Ottawa und dies wurde in allen News-Sendungen vermeldet. Auch die Hockey Hall of Fame, in welcher Leistungen des Eishockeys zelebriert und geehrt werden, befindet sich in Toronto.
Noch zu erwähnen ist, dass wir auf den Flügen mit Westjet (Toronto-Edmonton-Yellowknife-Edmonton-Calgary-Toronto) als In-flight-entertainment 20 Satelliten-TV-Kanäle zur Verfügung hatten – und auch in der Luft kann man Eishockey anschauen (und die Frau nebenan kann dann gleichzeitig Eiskunstlauf schauen – getreu dem Coop-Motto: „für dich und mich“). Und wenn mit Sidney Crosby und seinen Pittsburgh Penguins der aktuell weltbeste Eishockeyspieler in Toronto ein Gastspiel gibt, dann ist man „dabei“.
Und die Hype um diesen Crosby ist unglaublich. Vermutlich haben mehr Fans ein Crosby-Leibchen getragen als von allen andern Spielern der beiden Teams zusammen. Und man darf nicht vergessen: Crosby hat bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver im Finalspiel gegen die USA das entscheidende Tor in der Overtime geschossen. Dies ist wohl auch der Grund, dass er nun ein Nationalheld ist, auch wenn er in einem Team der USA spielt.
Die Begeisterung und Würde in diesem Spiel war auch zu spüren, als bei einem Werbeunterbruch vom DJ der oben erwähnte „Hockey Song“ gespielt wurde. Die Werbepause war fertig, die Spieler bereit beim Puckeinwurf, aber der Schiedsrichter hat gewartet, bis dieses Lied zu Ende gespielt war.
Begeisterung hin, Begeisterung her: das Spiel war nicht gut. Zu sehr wurde defensiv gespielt, es hatte keine Emotionen drin (also keine Prügelei und keine überharten Checks) und bis kurz vor Schluss stand das Spiel 1:0 für Toronto. Wir haben uns schon auf einen Mini-Sieg für das Home-Team eingestellt, als Pittsburgh ausgleichen konnte. Der Assist zum Tor kam von Crosby. Eine Verlängerung stand im Raum, aber kurz vor Schluss konnten die Gäste das 1:2 erzielen, Toronto nahm darauf den Goalie vom Eis und so stand es dann halt 1:3.
First star (der beste Spieler) wurde… SIDNEY CROSBY. Mit einer äusserst diskreten Leistung, aber es hat gereicht.