Donnerstag, 12. August 2010: Speeders in Anchorage

Um 06.00 Uhr klingelt der Handy-Wecker. Wären beide gerne noch etwas liegen geblieben. Es war recht kalt in unserem Camper. Aber heute galt es nicht nur, uns für den Tag vorzubereiten, sondern auch den Camper vor 10.00 Uhr abgabefertig bzw. abgegeben zu haben. Nachdem wir am Vortag festgestellt hatten, dass der Blinker unseres Wagens nicht mehr funktionierte, wollten wir diesen auf direktestem Weg zu ABC-Rentals überführen. Vom Weg her hat alles geklappt. Dumm war nur, dass die auf unserer Abgabekarte eingetragene Tankstelle nich „mehr“ da war und wir mussten zum Schluss unserer Reise nicht nur Benzin, sondern auch noch Propan tanken. Mit einigen Umwegen haben wir das auch hingekriegt. Historic Hotel AnchorageDie Abgabe hat einwandfrei geklappt und so konnten wir bereits um 10.00 Uhr in Downtown Anchorage im Hotel „The old Anchorage“ unser sehr schönes Zimmer beziehen. Nach einem Frühstück im gleichen Café wie am Tag nach unserer Ankunft sind wir noch kurz shoppen gegangen. Was wir eingekauft haben? Langarm T-Shirts gegen die Kälte und ULU-Messer. Diese speziell „schnittigen“ Messer haben wir im ULU-Factory-Shop erstanden. Danach haben wir wieder unser Holtelzimmer aufgesucht und es gemütlich angehen lassen. Nach rund zehn Tagen on the road im Camper haben wir diese feste, konstant warme Unterkunft sehr geschätzt. Martin beim Compüterle, ich mit kosmetischen Behandlungen. Und dann wieder einmal fernsehen. Gut, ich gebe zu wir haben uns von Beginn weg ein wenig eingeschossen. News-Sendungen können hier vom Info-Gehalt mit Nichten mit einer Tagesschau oder einer 10 vor 10-Sendung verglichen werden. Eigentlich geht es bei diesen News-Sendungen weitgehend auch immer nur um Gewaltakte. Headline war heute die Festnahme eines israelischen Staatsangehörigen in Michigan am Flughafen. Es wird vermutet, es handle sich bei ihm um einen mehrfachen Vergewaltiger und Mörder. Der Bericht inkl. Live-Schaltung nach Tel Aviv zu seiner Familie und Nachbarn seiner Familie nahm 2/3 der Sendezeit in Anspruch. Und dann hat einer noch einen super grossen Fisch gefangen, präseniert diesen stolz und erklärt noch mit welchem Köder er diesen an die Angel gekriegt hat und dann sind die News schon vorüber. Tja, what do you want more? „Eingeschossen“ ist das Stichwort. Denn schon bald haben wir uns auf die Suche nach dem grössten „Knallersender“ gemacht, den wir hier empfangen können. Diesen haben wir schon recht bald gefunden. Tatü-tataEr lieferte die ganze Zeit, die wir am Nachmittag vor der Kiste verbracht haben, menschliche Schicksale im Strassenverkehr. „Speeders“ hiess die Sendung und hier ein kurzer Abriss zum Inhalt: Streifenpolizisten beobachteten den Verkehr und sobald ein Vergehen erkannt wurde (überhöhte Geschwindigkeit oder Rollstopp bei einem Stoppschild) wurde mit Sirenengeheul die Verfolgung des fehlbaren Lenkers aufgenommen und dieser gestellt und meistens seiner gerechten Strafe zugeführt. Aber was heisst hier schon gerecht? Hat z.B. eine Nurse oder ein Marine Survey Agent ein Vergehen begangen, wurde die Busse in eine Verwarnung umgewandelt, da es sich bei ersteren um eine Frau handelt, die Leben retet und bei zweiterem um einen Mann, der sich um das Volkswohl kümmert. Die hübschen jungen Girls, die Modell werden wollten und für welche sich die Strafe durch eine recht hohe Geschwindigkeitsüberschreitung möglicherweise negativ auf ihre „Karriere“ ausgewirkt hätte, konnten sich durch ein sexy Tanz-Geräkel ihrer Strafe entziehen und kamen nur mit einer Verwarnung davon. Ist ja wohl klar, dass da die Chancen eines arbeitslosen Teppichlegers, der noch einen Joint mit sich führte, recht schlecht standen, nur eine Verwarnung zu erhalten. Da im Polizei-Auto gerade keine Fussmatten zu verlegen waren, wurde er direkt abgeführt und seiner „Läuterung zugeführt“. Auf jeden Fall sah man ihn dann gemäss Bericht zwei Monate nach seinem Vergehen als geläuterter Mann, der seine Taten sehr bereute. Als wir am Abend kurz vor dem zu Bett gehen den Fernseher nochmals eingeschaltet haben, ist die Sendung immer noch gelaufen. Nota bene folgte auf jede Vergehens-Einspielung eine Werbepause. Auch so lässt sich tagesfüllendes Fernsehen machen.

Gegen Abend sind wir dann noch einmal in das „pulsierende“ Stadtleben von Anchorage eingetaucht. Manchmal hatten wir schon fast das Gefühl, ob wir nicht mitbekommen haben, dass eine Tsunami-Evacuation-Übung stattfindet. Aber abseits der „Hauptstrassen“ waren die Strassen teilweise wie leer geräumt.

Wobei ich mit Tsunami-Evacuation nicht scherzen will. Denn in allen Städten mit Meeresküsten sind Tsunami-Evacuation Zones eingerichtet. Dies als Folge des Erdbebens von 1964, das gleich auch noch einen Tsunami auslöste, der die grösseren Städt im Süden (Valdez, Cordova u.a.) zu grossen Teilen ausgelöscht hat.

Zum Nachtessen haben wir uns wieder im Rumrunners eingefunden und uns ein Fleisch-Essen gegönnt. Die Portionen hier sind so gross, dass wir mit einem Side-Salad und dem Main-Course jeweils genügend gegessen haben und so mögliche Dessert-Spezialitäten gar nicht probieren können. In der Nähe unserer Hotels gab’s dann noch einen feinen Kaffee. Dann haben wir uns wieder zurück zum Hotel begeben und sind schlafen gegangen, da wir wussten, dass es am nächsten Morgen ein frühes Erwachen geben wird.

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