Pfingstmontag, 20. Mai 2013: Hasen … zu Lande und zur See

Entspannt, ausgeruht und bereit für neue Ferienerlebnisse wachen wir auf. Das erste Highlight des Tages erleben wir beim Frühstück. Wir logieren hier in Sankt Peter Ording (hier verwendet man weitgehend immer nur die Abkürzung „SPO“) im Hotel „Landhaus an de Dün“. Ein kleineres (ca. 16 Zimmer) Garni-Vierstern-Hotel ein wenig ausserhalb des zentralen Teils von SPO-Bad gelegen. Es gibt dann auch noch den Teil SPO-Dorf mit dem „älteren“ Dorfteil. Man kann sich vorstellen, dass das Frühstücks-Buffet für eine kleinere Gästeschar bei weitem nicht so umfassend und gross sein muss wie in einem Hotel Hilton in Köln. Aber was wir hier antreffen, ist schlicht und ergreifend überwältigend. Alles ist lieblich und mit viel Aufmerksamkeit fürs Detail zubereitet. Es hat von allem, aber von allem nur kleine Portionen, die vom freundlichen Personal immer wieder frisch alimentiert werden. Zum Käsebuffet werden Saucen und Chutney gereicht, von denen ich bis heute noch keine Idee hatte, dass es so etwas gibt. Das Gonfi-Honig-Buffet ist erste Sahne. Eine solche Auswahl (z.B. Melisse-Ingwer) habe ich noch nie gesehen. Und auch das Zucker-Auswahl neben der Tee-Selection lässt sich bestaunen: Zitronenzucker, Orangenzucker, Teezucker, Kandiszucker … Wir lassen es uns gut gehen und geniessen ein Candle-Light-Breakfast in angenehmem Ambiente. Wir geniessen die ersten Aprikosen im 2013. Die frischen Früchte (und die Aprikosen sind absolut lecker) sind allesamt aufgeschnitten und in kleinen Schalen servierbereit. Da auch nur kleine Schälchen zum Füllen bereit stehen, kann man sich von den verschiedenen Köstlichkeiten bedienen, ohne dass man grad das Gefühl hat, sich überessen zu haben. Ein herrlicher Start in den Tag wird uns da geboten.

Als wir zurück in unser Zimmer 21 kommen, war der Roomservice bereits durch. Alles ist frisch arrangiert. Wir verbringen die Zeit mit Lesen und iPadlen. Gegen 11.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof im Bad-Teil in SPO, um den 11.33 Uhr-Zug nach Tönning zu nehmen. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten und führt an endlosweiten Feldern vorbei, auf denen Kühe, Pferde und Schafe weiden, bunt gemischt und ergänzt mit Hasen, Enten, Austernfischern (tja, wir sind halt in Meeresnähe), Rehen und Fasanen. Die Fahrt ist kurzweilig.

In Tönning angekommen spazieren wir durchs Dorf in Richtung Hafen. Die Atmosphäre ist locker entspannt. Viele Leute schlendern durch die Gassen, einige sitzen in den zahlreichen Gaststätten draussen und gönnen sich ein deftiges Mittagessen oder einen Eisbecher. Die Hafenanlage ist stark befestigt. Nicht um gegen feindlichen Eroberungsfeldzüge gewappnet zu sein, sondern um sich vor dem Wasser – sprich vor den gefürchteten Sturmfluten – zu schützen. Immer wieder stossen wir auf grosse Schleusentore, welche tieferliegende Dorfteile vor vom Hafen her eindringenden Wassermassen schützen sollen. In schmalen Dorfgassen sind die Verankerungen fest in die Häuser oder in davor liegenden Steinblöcken eingelassen, in denen man im Falle einer Sturmflutankündigung nur noch dicke Platten einlegen muss. Eine solche Vorrichtung entdecken wir auch in der „Ehebrechergasse“. Wir kieken nur kurz in die Gasse hinein …

Wir verlassen das Wasser und gehen dem Deich entlang, auf dem auch hier zahlreiche Schafe weiden. Hier lernen wir, dass Schafe nicht einfach Schafe sind. Da gibt es die Bentheimer-Schafe (weitgehend hellbeiges Fell mit einigen dunkeln Tupfer im Gesicht oder an den Beinen … kommt einfach darauf an, wo das Tier vorher gelegen hat …), das Soey-Schaf: ein dunkles, kurzbeiniges Schaf mit langem Fell, das es sich im Frühling mehr oder weniger selbst abstreift und das Jakobs-Schaf, hell/dunkel gefleckt.

Aus dem Prospekt „Nordfriesische Lammtage4.5. – 31.7.2013“ zitiert:“Aus dem Landschaftsbild sind sie heute nicht mehr wegzudenken, nennen doch 160'000 Schafe Nordfriesland ihr Zuhause. Eine Zahl fast ebenso hoch wie die Einwohnerzahl. Aber die Schafe und Lämmer sind nicht nur niedlich anzusehen, als Woll- und Fleischlieferant sind sie ein wichtiger landwirtschaftlicher Faktor und unersetzlich für den Schutz der nordfriesischen Küste. Scheinbar unermüdlich und unersättlich halten sie das Gras der Deiche kurz und stampfen mit ihren Hufen den Bodenfest, so dass Maulwürfe und Mäuse kam eine Chance haben, im Deich zu wühlen. Mit „goldenem Biss und goldenem Tritt“, wie man in Nordfriesland zu sagen pflegt, sorgen sie dafür, dass die Küstenschutzlinie sturmflutsicher ist und bleibt.“

Hier sieht man drei Fische...

Unseren Spaziergang setzen wir fort bis wir beim Multimar Wattforum ankommen. Hier gibt es verschiedene grosse Aquarien mit Fischen und Meeresgetier aus der Nordsee. „Flach wie ne Flunder“ … wohl wahr, wenn man sieht wie sich dieser Fisch auf dem sandigen Meeresgrund dermassen gut einbuddelt, dass man nur noch die Augen und ansatzweise den Mund entdeckt. Katzenhaie gibt es zu bestaunen, ebenso wie (dicklippige) Barsche, Heringe, Krebse, Rochen, Stichlinge und und und. Kurzweile Informationen, viel Lehrreiches aber alles in einem Detailierungsgrad, der noch Spass macht.

Zudem gibt es noch ein Grossfisch-Aquarium, in dem man einem Taucher beim Füttern der Fische zusehen und ihm Fragen stellen kann, die er dann live aus dem Aquarium beantwortet. Die Fisch-Fütterung hat uns durstig gemacht, so dass wir uns im Wattforum-Bistro etwas zu trinken holen. Hier gibt es u.a. auch Flensburger-Mineralwasser in der Bügelflasche (ja natürlich, mein lieber Bruder, habe ich mir so eines gegönnt … 🙂 , der Klang kann hier gehört werden… ). Vom Aussenbereich des Restaurants, wo wir unsere Erfrischungen geniessen, werden wir Zeugen einer Hasenverfolgungsjagd. Die vier Mümmler jagen sich über ein grosses Feld. Hin und zurück – man die geben Gas. Wusste gar nicht, dass Feldhasen so schnell und ausdauernd sind. Zurück Im Aquarienbereich entdecken wir einen Seehasen – einen ohne Fell. Es gibt tatsächlich einen Fisch, der so heisst. Der hat am oberen Teil des Körpers ab Höhe Kopf eine Wölbung, die aussieht wie ein paar an den Körper gelegte Hasenohren. Noch kurz einen Besuch im Forum-Shop und dann machen wir uns auf den Weg zurück zum Bahnhof von Tönning und von dort mit dem Zug wieder Richtung SPO – diesmal aber Dorf. Von dort aus spazieren wir gemütlich ins Dorfzentrum. Im Restaurant „Am Kamin„, mit einer leckeren Speisekarte und einem sehr hübschen Interieur, gönnen wir uns eine Krabbensuppe und Fisch (Martin) bzw. Salat und Tagliatelle mit Rindfleisch (ich). Als eine Art Verdauungsspazierung folgen wir dem Weg Richtung SPO Bad, wo wir kurz vor acht eintreffen.

Kurze Zeit später machen wir uns ein letztes Mal am heutigen Tag auf den Weg. Diesmal geht es Richtung Seebrücke. Dort startet um 21.00 Uhr eine Nachtwanderung im Watt für die Sinne. Es ist aber noch taghell und der Platz vor der Seebrücke noch eine richtige Pfingst-Party-Meile. Zu zwölft machen wir uns auf den Weg Richtung Meer, hören mit geschlossenen Augen dem Gezwitscher von Lerche und Rotschenkel zu. Der Fussmarsch zum Meer wird unterbrochen durch eine Tastsinn-Runde (Muscheln, Schnecken, Entenflügel, der Fuss eines Kormorans, Parafin-Kugel etc.) und eine Geschmackssinn-Runde (Zimt, Thymian, Kaffee, Koriander, Schafskacke etc.). Beim Meer angelangt, geniessen wir den Einbruch der Nacht. Da es komplett bedeckt ist, lassen sich weder der Nordstern noch weitere Leuchttürme ausmachen. Kurz nach 22.30 Uhr stehen wir wieder am landseitig gelegenen Ende der Seebrücke. Die Party-Meile hat sich aufgelöst. Vereinzelt ziehen letzte Nachtschwärmer durch die Strassen. Wir kehren zurück in unser Hotel, wo wir diesen wunderschönen, erlebnisreichen Tag mit Lesen im wohlig warmen Bett ausklingen lassen.

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