Um 3:00 Uhr machte es „pling“ und ich war hellwach. Hmpf, das gurkte mich an. Meine innere Uhr hat mich übertölpelt. Sie weiss aber nicht, dass ich heute nicht arbeiten gehen muss sondern liegen bleiben kann. Und sie weiss nicht, dass ich am anderen Ende der Welt bin. Ich sinnierte über meine innere Uhr und wie ich es ihr wohl beibringen kann, dass sie sich umstellen muss. Und irgendwann bin ich dann wieder eingeschlafen und um 8:15 Uhr erwacht – wow, so schnell lernt meine innere Uhr 🙂
Nach dem langen Flug waren unsere Knochen noch ein bisschen steif (ok, das müssen sie ja auch sein, aber ich meine „unsortiert“) und wir gingen für eine Stunde ins Fitnesscenter im Hotel. Es tat uns sehr gut, nach fast 24 Stunden rumsitzen wieder ein bisschen Bewegung zu erhalten. Anschliessend gingen wir in Richtung Fishermans Wharf und machten Halt beim Hollywood Café and Grill. Dieses Restaurant wurde uns im Hotel als Frühstücks-Café empfohlen. Offenbar waren wir nicht die einzigen, die diesen Tipp erhalten hatten, denn es gab eine lange Warteliste, um dort essen zu können. Nach einer kurzen Wartezeit von etwa 15 Minuten hatten sie einen Tisch für uns und wir bestellten das Frühstück. Bezeichnend für die verschiedene Frühstücke war, dass anstatt Rösti/Hashbrowns auch Früchte bestellen konnten. Dies machten wir und waren von der Vielfalt und dem gluschtigen Essen sehr angetan.
Nachdem wir gestärkt waren, machten wir eine Stadtrundfahrt. Nicht irgendeine Stadtrundfahrt, sondern eine, die sich „Duck Tour“ nennt. Als Fahrzeug dienen historische Amphibienfahrzeuge aus dem zweiten Weltkrieg, welche sowohl an Land als auch auf dem Wasser fahren/schwimmen können. Dazu kommt, dass es nicht einfach eine Stadtrundfahrt ist, bei der Informationen vermittelt werden („Nach dem grossen Erdbeben von 1906 wurde hier blablabla…“), sondern es muss auch lustig sein. Um dem Faktor „lustig“ entsprechend nachzuhelfen wurde den Passagieren Ententröten in Form eines Entenschnabels verteilt, natürlich mit der Aufforderung, von diesen oft und laut Gebrauch zu machen. Und so schnatterte es von unserem Fahrzeug unablässig, nicht zuletzt dank dem Umstand, dass ein Kindergeburtstag mit etwa 12 höchst verhaltensauffälligen Kindern an Bord war. Der Fahrer der Tour, Captain Crunk, wusste zu jedem Gebäude was zu sagen und konnte über sein Soundsystem zu jeder Erklärung auch den passenden Sound einblenden. An und für sich wirklich witzig, aber auch laut und anstrengend. Die Tour dauerte 90 Minuten und danach sehnte man sich nach einem Moment der Stille…
Eine Fahrt mit dem Cable Car gehört natürlich auch zu einem Besuch San Franciscos. Und wohl jeder Tourist will so eine Fahrt machen so dass es bei den Endstationen der Linien lange Warteschlangen gibt. Der Fahrer der Duck Tour hat uns den Tipp gegeben, dass man eine Station weit zu Fuss gehen soll und dort dann auf die Cable Car einsteigt, es habe immer Platz für unterwegs einsteigende. Dies haben wir gemacht und konnten mit der nächsten Bahn mitfahren. Seit 1873 gibt es diese Mischung zwischen Tram und Drahtseilbahn und ist ein Touristenmagnet erster Güte. Und auch heute noch ist die Fahrt ein grosser Spass aber auch mit grossem Respekt vor der Technik. Die Cable Car-Crew besteht aus dem Gripmen und dem Bremser. Der Gripmen achtet auf den Verkehr und hat als Warnsignal eine Glocke. Jeder Gripman hat seine eigene Art und Technik die Glocke zu läuten und dies wird jährlich am Bell-Ringing-Contest entsprechend präsentiert und prämiert. Der Sieger ist DER Gripman – nebst einer Siegprämie ist ihm auch Ruhm und Ehre sicher.
Wir fuhren bis zur Market Street und wollten in diesem Shoppingquartier ein paar Einkäufe tätigen. Ganz oben auf meiner To-do-list stand der Einkauf von Jeans. Da ich immer den gleichen Levis-Jeans-Typ trage habe ich mir vorgestellt, in der Hauptstadt der Jeans mein Modell im Levis-Flagship-Store zu kaufen – dies quasi aus höchste Steigerungsform des Jeanskaufs. Der Laden an der Market Street ist edel und man sieht, dass dies der Store #1 ist. In diesem Laden ist es sogar möglich, sich Jeans nach Mass anfertigen zu lassen – eine handmade Levis zu kaufen ist wohl einmalig auf der Welt. Die Modelle von Levis tragen Nummern. Das Hauptmodell, die Levis 501, ist im Laden omnipräsent. Ich fühle mich am Wohlsten in der Levis 559 und habe mich am Counter nach diesem Modell erkundigt. Da sagte man mir, dass ich so eine profane einfache trümmlige Hose nicht in diesem edlen und wunderbaren Flagship-Store erhalte und ich diese doch im Macey's-Warenhaus kaufen soll… Ich meinte, nicht richtig gehört zu haben und fragte noch mal und erhielt noch einmal die gleiche Antwort. Meine gute Laune und mein starker Kaufwille war innert Sekunden von 100 auf 0 gesunken und ich machte mich davon. Ebenfalls in mein negatives Bild über diesen Flagship Store gehört die Episode, als ich ein Bild der Schneiderei machen wollte und mir ein Security ins Bild lief und mir mitteilte, ich dürfe dies nicht…
Ein paar Shops und Einkaufszentren später fand ich meine Jeans-Nummer in einem Macey's und konnte mich dort eindecken.
Wir haben viel erlebt an diesem Tag und konnten zufällig die Entdeckung machen, dass sich im 7. Stock des Macey's-Einkaufszentrums ein Restaurant der Kette „Cheesecake Factory“ befindet. Diese Kette kennen wir von früheren Besuchen in den USA und wir waren immer zufrieden mit Service und Food. Aber auch hier muss man sich das Essen mit Warten verdienen – rund 50 Minuten spazierten wir mit einem uns abgegebenen Pager herum und beim Surren dieses Teils konnten wir uns am Empfang melden und uns wurde ein Tisch zugewiesen. Das Essen war gut, der Service knapp durchschnittlich. Man merkt, dass der Erfolg der Cheesecake Factory die Motivation des Personals sinken lässt. Warum eine überdurchschnittliche Leistung zeigen? Die Kunden kommen ja so oder so – sie stehen ja noch fast eine Stunde an um bei uns essen zu dürfen…
Der Trolleybus brachte uns nach dem Essen zurück zu unserem Hotel. Einmal mehr ging ein Tag mit sehr vielen Eindrücken zu Ende. Wow!