Wir erwachen kurz nach sieben und lassen es ruhig angehen. Ein Blick in den Hof unseres Hotels macht deutlich, dass uns heute wettermässig wieder ein Prachtstag in San Francisco erwartet. Wir ziehen unsere Jogging-Outfits an und machen uns auf den Weg in Richtung Fishermen’s Wharf. Auf dem Platz vor Pier 45 ist noch alles ruhig, erste Ladenbesitzer öffnen ihre Shops und rücken ihre Ware ins richtige Licht. Wir joggen los, zuerst direkt der Küste entlang. Nach kurzer Zeit zeigt sich uns die Golden Gate Bridge in voller Pracht. Martins Wunsch geht in Erfüllung: Wir sehen die Brücke komplett ohne Nebel. Von der Küste zweigt der Joggingweg ab in einen kleinen Park. Dort hat es zahlreiche andere Jogger, die ihre Runden auf den verschiedenen Wegstrecken drehen. Je nach Laufrichtung sehen wir immer wieder die Golden Gate Bridge. Die Sonne scheint. Wir geniessen die Wärme und die Bewegung. Pretty perfect this morning.
Aber das Leben kann auch anders. Auch in diesem Park haben einige Obdachlose die Nacht verbracht und sind froh um die wärmenden Sonnenstrahlen des neuen Tages. Und auch hier wieder das routinemässige Durchwühlen des Abfalls nach PET-Flaschen und Alu-Dosen mit Pfand und allenfalls etwas Essbarem. Alltäglich hier in San Francisco aber uns macht es immer wieder aufs Neue betroffen.
Auf der höchsten Erhebung im Park mit bestem Blick auf die Golden Gate Bridge stretchen wir ausgiebig und machen uns dann auf den Weg zurück zum Hotel. Einige Boote, die wir mit dem America’s Cup in Verbindung bringen, fahren zu diesem Zeitpunkt ins offene Meer hinaus.
Zurück im Hotel duschen wir und entscheiden uns, noch einmal ins Hollywood Café frühstücken zu gehen. Wir haben das Frühstück hier am Vortag so sehr genossen und möchten noch einmal in den Genuss der leckeren Fruit Bowl kommen. Als wir ankommen, hat es eine lange Warteschlage. Wir tragen uns in die Warteliste ein (Martin, party of 2). Uns wird gesagt, dass wir etwas mit 40 – 50 Minuten Wartezeit rechnen müssen. Wir gehen Richtung Fishermen’s Wharf, wo wir uns die Tickets für die anschliessende Fährenfahrt nach Sausalito kaufen wollen. Unterwegs bleiben wir bei einem Fotogeschäft hängen, in dem Martin eigentlich nur eine neue Batterie für seine Laufuhr kaufen will, am Schluss dann aber noch einen Zusatzkauf in Form eines reflektionsfreien Filters für seine Kamera tätigt. Schön, dass so etwas auch einem Mann passieren kann.
Nach dem Kauf der Fähren-Tickets kehren wir zurück zum Hollywood-Café, wo wir zwar zu spät eintreffen, aber doch noch einen Tisch kriegen und so nochmals Omelett „Hawii“ [O-Ton…] bzw. „Greek“ mit reichhaltiger Früchteschale geniessen. Danach geht’s auf die Fähre nach Sausalito. Wir finden einen Platz auf dem obersten Deck und geniessen den super Ausblick auf Downtown SF, Alcatraz, Bay, die Golden Gate Bridge und Sausalito. In Sausalito ist es sehr warm. Wir geniessen die konstante Wärme ohne Wind bei einem Sausalito-Bummel und feinem Glacé. Danach kehren wir zum Hafen zurück und nehmen die nächste Fähre nach Downtown SF. Es hat sehr viele Radfahrer, welche die Hinfahrt mit dem Rad über die Golden Gate Bridge gemacht haben und nun mit der Fähre zurückkehren.
Die Rückfahrt verläuft sehr zügig. Bei der Ankunft im Hafen stellen wir fest, dass sich auf den schwimmenden Holzplanken-Inseln beim Pier 39 zahlreiche Seelöwen niedergelassen haben. Die Tiere verbringen den Nachmittag „an Land“ teilweise schlafend, spielend oder kämpfend. Je nach Lust und Laune bzw. Belegungsdichte der Planken-Inseln. Es ist kurzweilig, den Tieren zuzuschauen.
Da es sehr hier im Gegensatz zum Morgen nun sehr, sehr viele Leute hat, steigen deshalb in den nächsten 39er-Bus ein Richtung „Telegraph Hill“ bzw. Coit Tower. Bereits auf dem Weg dorthin bietet sich uns eine prächtige Aussicht auf die Innenstadt. Beim Coit Tower angekommen, geniessen wir den Rundum-Blick und machen ein paar Fotos bevor wir mit einem der nächsten Busse wieder ans Meer fahren. Mit einem der alten Trams fahren wir in Richtung unseres Hotels.
Nach einem kurzen Erfrischungsstopp in unserem Zimmer geht die Reise mittels Bus, Cable Car und Tram nochmals zum Union Square ins grosse Shopping Center, in dem wir schon am Vortag waren. Ich will unbedingt noch ins „Hollister“ gehen, um dort für Jasmin etwas zu erstehen. Hollister, wie immer von Aussen nicht angeschrieben, einer Hütte gleich nachgemachte Kulisse. Rein ins Dunkel und in die laute Musik, in der eine Unterhaltung so gut wie nicht möglich ist. „Was isch das für ne Farb?“, frage ich Martin. „Gesehs nid“, antwortet er mir. Was für ein Einkaufsvergnügen. Am Schluss finden wir für alle (in türkis für Jasmin, in blau für Martin und in schwarz für mich) etwas. Auch bei „Aéropostale“ schauen wir kurz rein, bevor es mit der Cable Car in Richtung „Little Italy“ geht. Wir sitzen zum zweiten Mal am heutigen Tag auf der Aussenbank und mittlerweile ist es ganz schön frisch. Wir jumpen off und nehmen Kurs auf die italienische Restaurant-Meile. Bei Piazza Pellegrini wählen wir einen Tisch im Aussenbereich unter einer „Söili-Lampe“ und geniessen Salat, Pizza bzw. Pasta. Wir sind so müde, dass wir nach dem Essen – ohne uns einen feinen Espresso zu gönnen – bezahlen und uns mit dem Bus Nr. 30 zurück zum Hotel machen. Rasch noch die neu erstandenen Sachen eingepackt und dann ab ins Bett. Für morgen müssen wir den Wecker stellen, um 07.15 Uhr holt uns der Bus ab. Guet Nacht.