Heute ist Auffahrt und somit der Grund für unsere Auffahrtsreise. Die haben sich nämlich im Laufe der Zeit entwickelt. Sind wir früher noch am Mittwoch Abend losgereist, sind wir in den letzten Jahren immer früher weggefahren und haben aus der Auffahrts-„Brücke“ mittlerweile einen veritablen Viadukt gemacht. Diesen Morgen waren wir auf den Wecker angewiesen, damit das Tagesprogramm gestartet werden konnte. Die Betten in diesem Hotel waren ausgezeichnet – und es wäre noch ein bisschen mehr Schlaf dringewesen… Das wunderbare Frühstück half uns jedoch in den Tag und schon bald waren wir unterwegs zum Bahnhof.
Eigentlich wollten wir nicht ZUM Bahnhof, sondern HINTER den Bahnhof. Denn dort befindet sich das dänische Eisenbahnmuseum Jernbanemuseet, welches rund um das ehemalige Lokdepot aufgebaut wurde. Das Museum ist sehr liebevoll gestaltet und die Besucher sind geistig sehr schnell in einer anderen Zeit des Reisens. Zwei Wagen des Orient Express, viele Dampfloks und weitere tolle Exponate unterstützen dieses Feeling. Speziell war für mich die Geschichte des königlichen Salonwagens, in welchem die verstorbenen Königinnen und Könige auch jeweils ihre letzte Fahrt, von Kopenhagen nach Roskilde (wo die Könige begraben sind), gemacht hatten. Heute ist dieser Wagen im Museum und Herr und Frau König (mit ihren Hunden) fahren in einem moderneren Wagen durchs Land.
Um Mittag fuhren wir südwärts nach Flensburg. Der Zug war masslos überfüllt, aber zum Glück hatten wir Plätze reserviert und konnten die Zugfahrt sitzend angehen. In Flensburg hatte unsere Verbindung einen Anschluss von 59 Minuten Übergangszeit. Scheinbar stellt man sich unter einem guten Fahrplanangebot in diesem Teil Europas was anderes vor. So verbrachten wir die Zeit im und rund um den Bahnhof Flensburg, welcher seine besten Zeiten schon längere Zeit hinter sich gelassen hat. Wikipedia sagt dazu: „Der Flensburger Bahnhof steht als besonders eindrucksvolles Ensemble des Klinker-Expressionismus der 1920er Jahre mit einigen Nebengebäuden teilweise unter Denkmalschutz. Dazu gehören auch das frühere Postgebäude, das Stellwerk und das Reiterstellwerk, das bei seiner Errichtung als das modernste seiner Zeit galt. Mangelnde Pflege haben diesem Denkmal aus der Zeit der Weimarer Republik zugesetzt. Weite Teile der Gebäude stehen nach Aufgabe vieler Funktionen (wie Bahnpost, Gepäckaufgabe, Gaststätten, Kinobetrieb) seit langem leer.“ Wikipedia lehrt uns auch noch die Geschichtes des Bahnhofvorstandes Lorenz Petersen. Aber diese Geschichte ist wirklich nur für Hardcore-Eisenbahnfans…
Nach der Wartezeit fuhren wir über eine landschaftlich reizvolle Nebenbahnstrecke zuerst nach Kiel Hbf, wo wir in Richtung Lübeck umstiegen. Die Gegend nennt man „Holsteinische Schweiz„, dies aufgrund der Hügellandschaft, und ist wirklich hübsch anzusehen.
Lübeck zeigte sich von der schönsten Seite, keine Wolke trübte das Panorama. Ich bin nun das dritte Mal in dieser Stadt und sie zeigt sich fussgängerunfreundlich wie eh und je: Die durchschnittliche Wartezeit an Fussgängerampeln beträgt 75 Sek (handgestoppt) bzw. 5 Min (gefühlt). Hauptsache mit dem Auto ist man schnell.
Nach einem feinen Znacht schlenderten wir ein bisschen durch die Stadt und genossen das Ambiente. Und jetzt sind wir im Zimmer und schreiben Tagebücher.