Wir erwachen irgendeinmal – ausgeschlafen und erholt. Bevor wir aber aufstehen, lesen wir noch ein wenig. Beide haben wir einen echten Schmöker an unserer Seite. Ein Buch, das einen in den Bann zieht. In dem vor dem Einschlafen liest, bis einem die Augen vor Müdigkeit zufallen, an dessen Handlung man bei einer kurzen Schlafunterbrechung herum studiert und um das nach dem Erwachen am Morgen sich auch wieder die ersten Gedanken drehen. Bei Martin ist es ein weiterer Lee Child-Roman mit dem Titel „Underground“, bei mir die wunderschöne Geschichte „Eine Handvoll Worte“ von Jojo Moyes.

Beide geniessen wir die tolle Lage unseres Appartements in der Altstadt von Kotor. Diese ist autofrei. Wenn wir die Aussentreppe auf die Gasse heruntergehen, stehen wir direkt vor der Wein- und Musikbar „Mon Ami“. Am Abend gibt es dort laute aber schöne Live-Musik (ich bin an beiden Abenden herrlich zu den Jazzklängen eingeschlafen). Den Tag hindurch spielen sie jeweils leichte Swing-Musik ab Band. Die Musik umweht unser Appartement mit einem flauschigen Klangteppich, der dann und wann durch Gesprächsfetzen und Gelächter aus der Nachbarschaft und von der Gasse angereichert wird. Zudem hört man in regelmässigen Abständen das Klingeln der Velo-Lütis an den Velo-Anhänger-Konstruktionen, mit denen Händler und Restaurateure ihre Produkte und Lebensmittel in die verkehrsfreie Altstadt bringen.

Die Klangkulisse fasziniert uns und verschönert den Aufenthalt in unserer Wohnung auf unbeschreibliche Art und Weise, denn aufgrund der grossen Hitze ziehen wir uns nach dem Frühstück, das wir im Hotel-Restaurant Luna Rosso (dem gleichen Lokal, in dem wir am Vorabend zu Abend gegessen haben) genossen haben, nochmals in unsere vier Wände zurück. Irgendwann erklingt aus dem „Mon Ami“ wunderschöne Klaviermusik. Ein Klavierspieler begleitet sich selbst zu seinen Liedern. Die Musik nimmt uns sofort in den Bann. Wir nehmen unsere Bücher und gehen ins „Mon Ami“, um bei einem kühlen Getränk der schönen Musik zu lauschen. Einfach schön, wir geniessen die Entspanntheit, welche dieser Freitag für uns bereit hält.

Für heute hatten wir eigentlich Pläne: Nach Cetinje, der historischen Hauptstadt von Montenegro fahren, ins Lovcen-Gebirge fahren oder die Halbinsel Lustica („Land der Oliven“) erkunden. Aber wir müssen heute nichts tun, wir können, wenn wir wollen aber heute wollen wir einfach nichts tun.

Im späteren Nachmittag auf dem Weg zur katholischen Kathedrale Sveti Trifun gelangen wir durch das eng-verwinkelte Gassen-Labyrinth immer wieder zu sehenswerten Gebäuden und historischen Sehenswürdigkeiten. Schliesslich treten wir in die Sveti Trifun Kirche, einem der prächtigsten Gotteshäuser Montenegros, ein. Uns beeindruckt der Altarbereich, der als Meisterstück des gotisch-romanischen Sakralbaustils gilt. Insbesondere der Engel auf der oberen Altarabdeckung und die zahlreichen aus Gold und Silber geschmiedeten Heiligenbilder sowie die Jesus-Figur in der oberen Schatzkammer-Etage ziehen uns in den Bann.

Ja, tatsächlich eine zweistöckige Kirche, die sogar über einen Balkon verfügt. Von diesem aus, verfolgen wir den Sonnenuntergang. Wir verlassen die Kirche und setzen uns mit weltlichen Themen auseinander: Wo wollen wir heute Abend essen gehen? Die Wahl fällt auf das Hotel-Restaurant Astoria, das über einen schönen Aussenbereich mit stilvoll gedeckten Tischen und eine vielversprechende Speisekarte verfügt. Für Martin gibt’s gebackenen Feta im Cornflakes-Mänteli, Salat und Fisch mit gegrillten Cherry-Tomätli für mich Salat und Tomaten-Pasta. Mit einem feinen Dessert (Windbeutel mit Früchten für Martin und einer Kugel Caramel-Glacé für mich) lassen wir diesen entspannt-erholsam-schönen Ferientag in Kotor ausklingen. Zu unterhaltsamen Jazz-Musik-Klängen machen wir uns bett- bzw. lesefertig. Morgen werden wir beide unsere Bücher fertig gelesen haben…

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