0184abfec8c543cbc70d4354e3731c90aa082e7705Um 17:04 Uhr geht’s los. Wir starten in unser Kopenhagen-Wochenende. Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ steht die Anreise im Mittelpunkt. Da der City Night-Liner, Basel ab 18:26 Uhr Ende Oktober aus dem Fahrplan gestrichen wird, wollen wir die gemütliche Reise im Schlafwagen noch ein letztes Mal geniessen. Auf dem Weg nach Basel erledigen wir die letzten geschäftlichen Mails, so dass nach der Ankunft in Basel die privaten Gedanken in den Vordergrund gelangen. Wir steigen um. Der City Night-Liner steht schon auf dem Gleis 4 und unser Abteil im Wagen Nr. 197 ist bezugsbereit. Martin schiesst noch die letzten Zugsbilder und ich packe die wichtigsten Dinge aus unserem leichten Handgepäck aus (auf dieser Reise ist unser Gepäck wirklich handlich ausgefallen) und richte alles für eine gemütliche Reise.

Kurz vor 19:00 Uhr geht die Reise los. Der Schlafwagen-Schaffner kontrolliert die Tickets und informiert uns kurz über den Verlauf der Reise, insbesondere die längeren Aufenthalte, die ein kurzes Beinevertreten an der frischen Luft möglich machen. Ungefähr auf der Höhe von Freiburg im Breisgau beginnen wir mit unserem Zugs-Abendessen. Da es keinen Speisewagen gibt, haben wir in der Storchenbäckerei Märit-Salate und Sandwiches gekauft. Wir geniessen dieses Mahl entspannt und mit grosser Vorfreude auf die beiden bevorstehenden Tage. Das Essen krönen wir mit Tee und Nussgipfel. Kurze Zeit später macht sich die legendäre Schlafwagen-Müdigkeit bereits bemerkbar. Rasch ins Pyjama geschlüpft, Zähne geputzt – in der kleinen Kabine mit komplett eingerichtetem Bad – sind die Wege kurz, so dass wir bald alles erledigt und verstaut haben und unsere Betten beziehen können. Martin im Parterre, ich im oberen Stock.

Martin liest kurze Zeit in seinem Buch, ich blättere entspannt die aktuelle Ausgabe der PETRA durch als wir feststellen, dass die Müdigkeit uns übernimmt. Lichter löschen und schon sind wir beide im Land der Träume.

016b5bba42f026c7950fa00786a84cc02f149aebaaNach ersten Stunden erholsamen Schlafs erwachen wir zwischendurch kurz. Wagen werden angehängt, Lokomotiven gewechselt. Alles nur kurze Intermezzi in völlig entspannter Umgebung. In Hannover höre ich die Lautsprecherdurchsage, dass auf dem Gleis neben uns um 02.40 Uhr der Zug nach Warschau abfährt. Es folgt die zweite Schlafetappe. Martin stellt fest, dass wir in Padborg eingefahren sind. Er träumt, dass er aus dem Zug aussteigt, um frische Luft zu schnappen und ein paar Schritte zu machen … plötzlich fährt der Zug ohne ihn ab. „Äs isch nume es chlises Tröimli gsy …“ … zum Glück.

Kurz vor Rendsburg sind wir beide gleichzeitig wach. Ich steige runter und krieche zu Martin ins Bett. Gemeinsam beobachten wir, wie sich der Zug der Brücke in Rendsburg nähert, welche den Nord-Ostesee-Kanal überquert. Die Brücke ist mit einer Fahrrad/Fussgänger-Fähre auf Ufer-Niveau gekoppelt. Unter der Brücke haben wir vor Jahren schon einmal Pötte beobachtet, die durchgefahren sind. Gerade als wir über die Brücke fahren, fährt unten durch ein grosses Tankschiff. Noch kurz die Aussicht auf das Quartier Rendsburg-Schleife genossen und dann steige ich wieder in mein Logis im ersten Stock. Es folgt die dritte Schlafetappe. Kurz vor 08.00 Uhr sind wir nach morgendlichem Musik hören und Buch lesen so wach, dass wir aufstehen, duschen und uns tagfertig machen. Kurze Zeit später sitzen wir in unserem Abteil (die Betten sind hochgeklappt, in eine Halterung beim Fenster wurde ein Tisch eingehängt) vor einem reichhaltigen Frühstück. Unser Schlafwagenschaffner (er hat eine Stimme wie Kurt Aeschbacher) offeriert uns ein Milchcafé. Da er selbst den Café mit der Dallmayer-Sahne nicht mag, nimmt er jeweils einen kleinen Beutel Milch mit. Davon ist noch etwas übrig, so dass wir in den Genuss eines Milch-Cafés kommen. What a wonderful day. Inzwischen ist es taghell und die dänische Landschaft ist herbstlich-schön. Auch hier Indian summer Kulisse, dann und wann ein Hase, ein Fasan, ein Angler. Wir geniessen die schöne Aussicht, das feine Zmorge und nicht zuletzt das gemütliche Beisammensein. Die eingefahrene Stunde Verspätung nehmen wir gerne in Kauf. So bleibt uns noch etwas mehr Zeit, die Reise im Zug zu geniessen.

018a377a2421df85a313144235597d411eb9aa3637Kurz vor 11:00 Uhr treffen wir in Kopenhagen ein. Es ist herbstlich grau-nieselig. Wir gehen zum SAS-Hotel, welches nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt liegt. Tatsächlich ist unser Zimmer bereits bezugsbereit. Freude herrscht. Wir richten uns kurz ein und machen uns dann auf Richtung Altstadt-Fussgänger-Zone. Bei grau-diesigem, windigem Wetter gehen wir am Rathaus vorbei, verschaffen uns einen Überblick über die grosse U-Bahn-Baustelle, machen ein paar Föteli und stechen dann in die Fussgänger-Shopping-Zone. Wir schauen uns in einigen Läden um. Martin entdeckt ein Geschäft, in dem man die Füsse in ein Aquarium eintauchen kann und sofort machen sich die kleinen Fische, die sich darin befinden, daran, an den Füssen und Beinen zu nuckeln. Sie ernähren sich von den Hautschüppchen der „Badenden“. Dieses Treatment probieren wir aus. Zu Beginn kitzelt es gewaltig … ganz ein eigenartiges Gefühl. Beim Eintauchen seiner Füsse und Beine prustet Martin schallend los. Er braucht einen Moment, um sich an das Gewusel um die Füsse zu gewöhnen.

010e1957ee9412679f36dedc3c834b95e2d8282745Nach rund einer halben Stunde ist der Genuss vorbei. Füsse trocknen, eincrèmen und weiter gehts. Wir spazieren weiter bis zum Nyhaven, wo wir uns einen Pølser genehmigen. Wir schlendern der Hafenfront mit all ihren Restaurants entlang. Das Wetter ist grad ein wenig unwirtlich. Es hat zu regnen begonnen und die Windböen lassen das Nasse noch kühler erscheinen. Wir erstehen uns verschiedene kleine Dinge. So auch leckere Schokolade im Hotel du Chocolat und kehren dann zurück ins Hotel. Unterwegs reservieren wir uns im Restaurant Peder Oxe einen Tisch fürs Abendessen. Im Hotel verbringen wir etwas mehr als eine Stunde mit lesen und internetlen. Das Essen im Restaurant Peder Oxe schmeckt von der Vorspeise (Salatbuffet) über Hauptgang (Hirschsteak bzw. Fisch) bis zum Dessert (Haselnusseiscrème bzw. Birnen-Marzipan-Cake (Mazarin) mit Vanilleeiscrème) vorzüglich. Peder Oxe aus unserer Sicht ein echtes dänisches Restaurant.

Nach dem Essen spazieren wir zum Hotel zurück. Legen aber noch ein Päuschen ein im Victoria’s Pub. Einen Schlummertrunk zu Live-Musik lassen wir uns nicht entgehen. Unser Nachhause-Weg führt uns am Tivoli Vergnügungspark vorbei. Jetzt in der Dunkelheit ist der Eintritt wunderschön mit leuchtenden Kürbis-Deko-Lampen verziert. Wollen wir noch gehen oder nicht? Nach kurzem Werweisen entscheiden wir uns, den Besuch auf Sonntagmorgen zu verlegen. Wir machen uns bettfertig, geniessen vom Bade und vor allem vom Bett aus die schöne Aussicht auf das nächtliche Kopenhagen. Lichterlöschen und schon übernimmt uns der Schlaf nach diesem genussvoll schönen Tag.

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