Jeder professionelle Velofahrer kennt sie: Die Königsetappe. Auch Bahnreisende kennen sie und wir hatten sie heute auf dem Programm. Doch alles der Reihe nach:
Nach dem bewährten Scandic-Frühstück gingen wir los in Richtung Bahnhof. Es hatte aufgehört zu regnen, sodass wir das Ganze trockenen Fusses machen konnte. Beim Bahnhof kauften wir noch Reiseproviant ein, schliesslich geht heute die ganze Fahrt sage und schreibe 11h48 Minuten von Stockholm nach Lulea, rund 1200 km, mit Umsteigen in Sundsvall und Umea. Der Zug war schon auf dem Abfahrgleis bereit, doch einsteigen konnte man noch nicht. Zuerst musste das Catering mit Frischware versorgt werden, erst dann durften die Kunden einsteigen.
Bis Sundsvall reisten wir mit der Schwedischen Staatsbahn SJ und hier gönnten wir uns erste Klasse. Die Reise verlief problemlos und pünktlich. In Sundsvall stiegen wir auf einen Zug der Norrtag um. Diese Züge wirkten in ihrem blau-gelb äusserlich attraktiver als die der SJ. Was wir noch nicht wussten war, dass die Norrtag-Züge in Bezug auf den Komfort gerade mal Regionalzugs-Niveau hatten. 8 Stunden in diesen Zügen – Königsetappe, eben…
Die Reise begann pünktlich und endete irgendwann auf offener Strecke an einem lauschigen See abrupt. Die Strecke ab Sundsvall ist mit dem Sicherungssystem ETCS ausgerüstet und als Fachmänner der Materie ordneten wir die Zwangsbremsung diesem System zu. Mehrere zaghafte Startversuche endeten nach jeweils 2 Metern. Und dann endlich ging es weiter – mit rund 30 Minuten Verspätung. Ob unser 17-Minuten-Anschluss in Umea gesichert ist? Die Zugbegleiterinnen meinen ja, schliesslich sei der Anschlusszug auch einer ihrer Firma, und die warten aufeinander.
In Umea war es dann tatsächlich so, dass der eine Norrtag auf den anderen Norrtag gewartet hat und mit rund einer viertel Stunde Verspätung abfuhr. Der Anschlusszug war schon ziemlich voll, aber wir fanden noch bessere Plätze als die uns bei der Reservation zugeteilten. Bei jedem Bahnhof gab es einen grösseren Fahrgastwechsel. Nur die Mutter im Abteil nebendran, welche ihren Kindern auf dem Laptop Trickfilme zeigte, die blieb fast bis zur Endstation unsere Begleiterin…
Die Gegend, durch die unser Zug fuhr, ist schnell erklärt: schön! Die tollen Wälder mit den netten Seen gaben zum Sonnenuntergang hübsche Bilder ab. Was mich jedoch ein bisschen verunsicherte waren die vereinzelten Eisschollen auf den Seen und die Schneeflecken, die noch anzutreffen waren. Oder die Leute, die aus dem Zug ausstiegen und zuerst Mütze und Handschuhe montierten… Nun gut, wir sind schliesslich im Norden.
Lulea erreichten wir nach 12 Stunden Fahrt mit noch 2 Minuten Verspätung. Gute Nacht 🙂
So war Woody unterwegs