Schlafwagen-Schlafen ist für uns immer eine gute Sache. Wir schauen jeweils, dass wir recht müde sind, d.h. ein echtes Schlafbedürfnis haben, wenn wir eine Schlafwagen-Reise vor uns haben. Und so schlafen wir auch auf dieser Reise gut und tief. Zwischendurch wachen wir kurz auf. Was wohl für Zeit ist? Wo wir wohl sein mögen? Müssen wir schon bald aufstehen? Um 5.00 Uhr erwache ich ob dem Geschrei des kleinen Kaspars im Nachbarabteil. Ich stöpsle mir das iPhone und höre meine Lieblingsmusik und … schlafe wieder ein. Kurz nach 7.00 Uhr erwache ich ob einem Musik-Stück, das nicht auf meiner Song-Liste steht: „Guten Morgen Sonnenschein“ von Nana Mouskouri. Ein Schlager, der Kindheitserinnerungen weckt. Mit dieser musikalischen Untermalung weckt uns die Schlafwagen-Schaffnerin. Erholt und erwartungsfroh, stehen wir eins nach dem andern auf, duschen und machen uns tagfertig. Aufgrund der Enge im Abteil ist es besser, wenn sich immer eines von uns auf seinem Bett stillhält. Kurz vor 8.00 Uhr erhalten wir unser Frühstück serviert. Es gibt Kaffee, Tee, Orangensaft, Brötchen, Süssgebäck, Butter, Marmelade und Kräuterleber (wer sowas mag … bitte). Wir sitzen gemütlich in unserem Abteil und geniessen unser Frühstück zu den Bildern der vorbeiziehenden Landschaft. Wir sehen Rehe, Hasen und eine Wildschweinfamilie aber noch so gut wie keine Menschen. Einzig in Stand winkt ein kleiner Junge dem vorbeifahrenden Zug. Wir winken zurück.

Es reicht gerade noch zum Zähneputzen und Packen bevor wir das wunderschöne Hamburg-Panorama geniessen können. Vor der Durchfahrt des Hauptbahnhofs bietet sich einem eine wunderbare Aussicht auf Michel, Hafen, Innenalster, Elb-Philharmonie, Speicherstadt und Hafencity. Kurz vor 9.00 Uhr treffen wir in Hamburg-Altona ein. Wir steigen aus und begeben uns zum Gleis 7, wo der Autozug-Teil kurze Zeit später hinrangiert wird. Schon bald können wir in unser Öuti steigen, vom Autozug runter und durch den Bahnhof Altona und dann weiter Richtung Norden fahren.

Wir sind gut erholt und freuen uns, unser erstes Reiseziel anzupeilen. Wir fahren nordwärts Richtung Eckernförde. In der deutschen Ortschaft Dänisch-Nienhof gibt’s direkt am Nordsee-Strand das Restaurant „Strandschlösschen Schwedeneck“. Wir haben diese Lokalität in der NDR-Sendung „Nordtour“ kennen gelernt. Dort wird jeweils am Sonntag ein Brunch serviert. Martin wollte eigentlich reservieren aber das Lokal war bereits ausgebucht. Wir fahren trotzdem hin. Martins Plan ist es, dass wenn wir gegen 12.00 Uhr dort eintreffen, sicher bereits wieder erste Tische frei werden. Wir parkieren unser Auto etwas oberhalb des Restaurants, bezahlen der Besitzerin der Minigolf-Anlage noch einen 2-Euro-Obolus und legen die letzten Meter zum Lokal zu Fuss zurück.

 

Kurz bevor wir dort eintreffen, kommen uns zwei ältere Damen entgegen. Für Martin ist klar: Die beiden Damen haben soeben ihren Brunch beendet und wir „erben“ ihren Tisch. Und genau so ist es. Der Plan ist aufgegangen. So kommen wir gegen 12.00 Uhr zu unserem zweiten Frühstück. Diesmal noch ein wenig reichhaltiger mit Fisch, Fleisch, Käse, Tomaten/Mozzarella mit Basilikumpesto, Kartoffeln, Grillgemüse, Karotten mit Sesam, süssem Zopf, frischen Brötchen, Fruchtsalat und Schaumküssen. Lecker. Nach dem Brunch begeben wir uns an den Nordsee-Strand.

 

Bluttfuss geht’s über den Sandstrand zum Wasser. Ein erstes erfrischendes Fussbad steht an. Es windet recht stark, die Sonne hat es in der Zwischenzeit auch geschafft, sich einen Weg durch die Wolken zu bahnen. Wir verweilen ein wenig, bevor wir uns ins warme Auto zurückziehen.

Nun geht’s weiter nordwärts. Wir fahren über Flensburg nach Padborg, wo Martin eine neue Foto-Session mit den Rundnasen-Diesellokomotiven einlegt. Achtung: Rundnasen-Lokomotiven sind nicht mit Gumminasen– bzw. Hamsterbacken-Fahrzeugen zu verwechseln. Liebhaber-Schrott für die mitreisende Laien-Frau, Herzschlag-Beschleuniger für den Kenner.

Bei der Weiterreise überqueren wir nochmals die Grenze zu Deutschland. Wir möchten eigentlich noch einen Kasten Flensburger-Bier kaufen, finden das Bier aber nur flaschenweise. Wir tanken noch kurz das Auto und machen uns dann endgültig auf den Weg nach Dänemark. Kurz vor der Grenze in Harrislee entdecken wir verschiedene Geschäfte, die sogar am Sonntag geöffnet haben. Haben die wohl auch Flensburger Bier? Wir halten an und verschaffen uns einen Überblick. Es handelt sich um die grossen Grenzhändler entlang der deutsch-dänischen Grenze. Aufgrund der niedrigen Mehrwertsteuer ist Deutschland ein beliebtes Einkaufsziel für viele Skandinavier. Das Angebot der Grenzshops ist dem skandinavischen Markt angepasst (viel Alkohol – u.a. auch Flensburger Bier -, Süssgetränke, Süsswaren, Hygieneartikel).

Nun nehmen wir die letzte Etappe unserer heutigen Reise mit Reiseziel Møgeltønder unter die Räder. Dort treffen wir kurz vor 18.00 Uhr beim Barock-Schloss Schackenburg ein und beziehen ein schönes Parterre-Zimmer in einem der alten angrenzenden Häuser. Wir essen dort auch zu Abend und geniessen ein feines Essen, das uns schön zubereitet serviert wird. Das Personal gibt sich eher wortkarg. Als wir die Getränke serviert erhalten, fällt uns sofort das Design der Mineralwasserflasche auf. Darauf ist ein Jüngling nackt von Hinten abgebildet. Als die Kellnerin kurze Zeit später mit der Vorspeise an unseren Tisch kommt, rühmt Martin das schöne Design und fügt an, seine Frau habe die Flasche extra umgedreht, um zu schauen, ob man den Jüngling dort von Vorne nackt sieht. Die Kellnerin muss herzhaft lachen, das Eis ist gebrochen. Nach dem Essen ziehen wir uns in unser Zimmer zurück. Wir sind müde und freuen uns auf das königliche Bett.