Im Motel in Torrey war das Frühstück nicht inbegriffen. Aber gleich nebenan war ein General Store, wo auch eine Bäckerei angegliedert war, welche ein Frühstück im Angebot hatte. Also kehrten wir gleich dort ein und deckten uns im Store auch gleich mit der Verpflegung für den Tag ein. Nachdem wir unseren Jeep startklar gemacht hatten, ging die Fahrt in Richtung Westen los: Etappenziel war der Nationalpark Capitol Reef. In diesem Nationalpark stehen die Verschiebungen der kontinentalen Platten im Vordergrund: Sehr schön sieht man, wir vor vielen vielen Millionen Jahren die verschiedenen Platten aneinandergekommen sind und sich die Erdmassen aufgeschichtet haben – Geomorphologen hätten ihre hellste Freude an diesem Park 🙂 . Auch bekannt ist der Park für die frische Luft, welche angeblich die frischeste in ganz Amerika sein soll. Zudem sieht man bei guter Sicht 350 km weit – wenn die Sicht gut ist…

Bei der Vorbereitung auf den heutigen Tag haben wir übrigens festgestellt, dass wir heute vor genau 5 Jahren auch schon in diesem Nationalpark gewesen sind. Irgendwie ein toller Zufall – genau 5 Jahre danach…

So fuhren wir zuerst zum Visitors-Center und konnten auf einem Relief die ganze Grösse des Parks bestaunen. Dabei stach uns auf dem Relief die Schlucht Capitol Gorge ins Auge. Hier kann man mit dem Auto ziemlich weit nach hinten fahren und eine kurze Wanderung durch die Schlucht zu den Tanks, die scheinbar immer mit Wasser gefüllt sein sollen. Dieser Ausflug schien uns eine tolle Möglichkeit, ein bisschen zu wandern und den Park zu geniessen. Als wir das Visitors Center verliessen, sahen wir die Info

  • Capitol Gorge Closure

    Capitol Gorge recently experienced major flooding and is closed to all vehicle traffic. Crews will be assessing the damage in the next week or so and information will be updated when available. See pictures of the road damage on our Facebook page.

 

imageDies war nun nicht grad das, was wir uns vorgestellt hatten. Im Visitors Center erklärte man uns jedoch, dass man bis zum Parkplatz vor der Capitol Gorge fahren kann und zu Fuss problemlos in die Schlucht kann. Die 3.8 km in die Schlucht und die 1.6 km zu den Tanks wird für uns doch sicher machbar sein… Und so fuhren wir mit dem Auto bis zum besagten Parkplatz, stellten den Wagen ab und machten uns zu Fuss in die Schlucht. Bis 1962, bis zum Bau des Highway 24, fuhr der ganze Verkehr hier durch über die unbefestigte Strasse. Heute würde man dies mit einem 4×4 locker machen. Aber damals?

imageNun, kurz nach dem Betreten der Schlucht sahen wir, warum die Strasse gesperrt ist: Im Juli hat ein Unwetter bis zu 3 m hoch Wasser in die Schlucht gebracht und natürlich auch Steine liegen gelassen. An vielen Stellen ist die Strasse schlicht nicht passierbar, auch nicht mit einem 4×4. Zu Fuss einigermassen passabel, mit einem Strassenfahrzeug schlicht unmöglich. Dieser Zustand ist vielleicht auch ein Glück: dank der Unmöglichkeit, mit dem Auto hier reinzufahren, hatte es sehr wenige Touristen. Präziser gesagt: wir Vier waren quasi die einzigen Menschen in dieser Schlucht. Und die Schlucht war an Schönheit nicht zu überbieten! Die Felsformationen, die Vegetation und auch die Tiere, die wir hier zu sehen bekamen, waren schlicht atemberaubend. Manchmal haben wir einfach angehalten und haben gestaunt. Also diese Wanderung ist sicher eine, die empfehlenswert ist.

wpid-Photo-20150913222822002.jpgWir gingen die 3.8 km bis zum Parkplatz (den man jetzt ja nicht braucht), machten dort kurz Rast und gingen weiter durch die Schlucht zu den Tanks. Einen kleinen Aufstieg musste man einlegen, um die Tanks zu sehen: Alles in allem waren es drei Steinlöcher, die nun mit Wasser gefüllt sind und den Tieren sicher dienen, den Durst zu stillen. Die Steinlöcher selber waren vielleicht nicht grad DER „Burner“, aber das Gesamtambiente mit der Gegend war schlicht „stunning“!

imageNach einer kurzen Pause machten wir uns wieder auf den Rückweg. Obschon die Wanderung kurz und fast ohne Steigung war, war es sehr anstrengend, durch dieses Tal zu hiken. Der Weg ist durch das Unwetter sehr stark beschädigt und der Stand der Sonne war so, dass wir fast keinen Schatten hatten. Aber die Aussicht auf die Felsen entschädigte für die Mühen. Plötzlich sahen wir von Weitem ein Reh. Oder einen Hirsch? Auf alle Fälle was in dieser Währung. Oder einen Steinbock? Mit dem Zoom konnten wir das Tier fotografieren, bevor es sich auf und davon machte. Aber nach einer Kurve sahen wir das Tier wieder vor uns. Zuerst machte es keinen Wank, dann flüchtete es auf eine Anhöhe und kam wieder runter. Schön gemütlich auf uns zu. Ein wildes Tier das zu Menschen kommt? Die Gesamtsituation beunruhigte mich ein Wenig, da sie für mich sehr unnatürlich erschien. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Tier nun zu uns kommt und sich von uns streicheln lässt? Wir sind doch nicht in einem Streichel-Zoo? Was, wenn es seine Herde verteidigen und uns angreifen will? Ich wollte das machen, was den Wanderern bei einer Begegnung mit einem Berglöwen empfohlen wird: Steine auf das Tier werfen und es verscheuchen. Ich packte also einen Stein und brachte mich in Stellung um bei einen Angriff das zu tun, was zu tun ist… Nun leider habe ich die Rechnung ohne die Sonne gemacht: Der Stein war so was von heiss, dass ich diesen gerade mal drei Sekunden in der Hand halten konnte… Das Gelächter der drei Mitwanderer war dabei so laut, dass sich das Tier entschlossen hat, dass es wohl besser ist, an uns vorbei zu gehen, statt auf uns zuzukommen…

Irgendwann kamen wir in Richtung Parkplatz. Und je näher wir zum Parkplatz kamen, desto mehr Touristen sahen wir. Darunter war eine Mutter, welche während dem Wandern ihren Säugling stillte…

imageWir waren froh, beim Auto zu sein. Denn die „leichte Wanderung“ hat uns geschafft. Wir waren fix und fertig… Weiter gings in Richtung Parkausgang, nicht ohne vorher beim Gifford Homestead noch einen Stopp einzulegen. Hier wird einem das Leben der Siedler gezeigt, welche hier gelebt haben. Und vor 5 Jahren hatten wir hier einen wirklich entspannenden und tollen Moment verlebt, sodass ein Abstecher hierhin quasi ein Must war. Natürlich verdrückten wir auch Apple und Peach Pies. Und natürlich habe ich mit der Veräuferin gesmalltalkt – schliesslich musste ich jemandem sagen, dass wir vor 5 Jahren schon hier waren. Aber sie meinte nur, dass sie vor 5 Jahren sehr wohl schon hier war, aber die Haare blond hatte und noch ein Brille trug…

Unser nächster Stopp war noch einmal beim Vistors Center. Ich wollte wissen, welches Tier wir in der Capitol Gorge wir beinahe mit Steinen beworfen hätten. Die Rangerin meinte, dass dies wohl ein weibliches Mountain Sheep sei. Ich wusste bisher nicht, dass Weibchen auch Hoden haben können – ich habe das Teil noch vergrössert und der Rangerin gezeigt – aber sie blieb dabei: ein Weibchen.

Quasi ohne Halt fuhren wir vom Capitol Reef nach Moab. Beim Motel 6 haben wir zwei Zimmer gebucht. Ich bin sicher schon 25 Jahre nicht mehr in einem Motel 6 gewesen und kann sagen, dass die sich gemacht haben… Absolut hübsche Zimmer, welche nicht dem „Motel 6-Standardzimmer“ der klassischen Motels entsprachen… Den Abend liessen wir im Restaurant Moab Brewery ausklingen. Dabei wären wir beinahe den Kältetod gestorben, denn die Klimaanlage lief auf Volltouren. Ein Jäggli musste her.