Um 05.30 Uhr klingelt der Wecker … Büro, wichtige Sitzung, Reise in die Innerschweiz?

Nein! Sonnenaufgang im Grand Canyon. Wir ziehen uns warm an und machen uns mit dem Auto auf zum Mather Point. Als wir ankommen hat es schon recht viele Leute, die sich ebenfalls dieses Naturspektakel ansehen wollen. Die Logen-Plätze sind bereits vergeben. Aber auch wir finden einen guten Spot, um dieses Ereignis erleben und mit Fotos festhalten zu können. Mit Worten lässt sich der Aufgang der Sonne in dieser wunderschönen Kulisse nicht beschreiben. Die Stimmung, das Wechseln der Farbverläufe der Felsformationen – das Beige, das Rote, das Grünliche -, die Strahlenbündel, die aus den Wolken herausbrechen nachdem die Sonne – kurz nachdem sie aufgegangen ist – wetterbedingt in den Wolken wieder verschwunden ist. Das faszinierte „Oh“, das den meisten Zuschauenden dieses Naturspektakels über die Lippen geht. Grossartig schön.

Wir schlendern zurück zum Auto und fahren anschliessend zum El Tovar Dining Room, wo wir im Speisesaal aus Stein und dunklem Eichenholz ein gediegenes Frühstück geniessen (Quesedillas, Rib, Forelle). Bevor wir zu unserem Hotel zurück fahren, schauen wir uns in der El Tovar Hotel-Lobby noch etwas um, statten der Grand Canyon Trainstation einen kurzen Besuch ab und gehen im Marketplace bei der Yavapai Lodge, wo wir unsere Zimmer haben, noch ein wenig „ga Lädele“. Unter anderem kaufen wir uns noch ein wenig Proviant für eine Kurzwanderung in den Canyon ein. Danach zurück zum Hotel, kurzer Tenu-Wechsel und Weiterfahrt zum Bright Angel Trailhead. Als wir unser Auto parkiert haben und zum Grand Canyon Rim gehen, fährt gerade der Morgenzug aus Williams in der Grand Canyon Station ein. Amerikanisches Zugshorn, laut klimpernde Bahnübergang-Warnglocken begleiten die Einfahrt des rund sieben Reisezugwagen umfassenden Zuges.

Wir gelangen zum Bright Angel Trailhead und wandern ein Stück in den Canyon hinunter. Vorbei an Upper und Lower Tunnel gehen wir weiter bis zum 1.5 Mile Resthouse. Es geht recht steil in den Canyon hinunter. Die Aussicht, die sich uns bietet ist traumhaft. Auch wenn wir immer noch sehr weit weg vom Canyongrund sind (der Canyon liegt an seiner tiefsten Stelle 1.6 km unterhalb des Rims!), haben wir in der kurzen Zeit der Wanderung doch auch eine beachtliche Distanz zwischen uns und dem Rim gelegt. Von dieser Wanderung zurück, beschliessen Stefan und Bettina noch weiter dem Rim entlang zu gehen während dessen Martin und ich uns Richtung Kaibab South Trailhead aufmachen. Es stellt sich heraus, dass dieser Punkt nur von den Bussen im Park angefahren werden kann. Wir geniessen das Panorama und fahren zurück zum Bahnhof, wo wir die Ausfahrt des Zugs zurück nach Williams mitverfolgen. Danach kehren wir zum Hotel zurück, wo kurze Zeit später auch Bettina und Stefan von ihrer Rim-Wanderung zurückkehren. Wir machen uns auf, um allenfalls noch ein paar Tiere zu entdecken und begegnen auf einer der Kreuzungen einem staatlichen Hirsch, der weil er natürlich von allen vorbei Fahrenden fotografiert wird, für ein kleines Verkehrschaos sorgt. Weiter geht's zum Arizona Room in der Bright Angel Lodge, wo wir heute Abend essen gehen wollen. Mit einem Grand Canyon Bier verkürzen wir uns die Wartezeit bis ein Tisch für uns frei geworden ist. Der Barkeeper kommt mit Martin ins Gespräch und erzählt auszugsweise aus seiner Familienchronik (Vater aus Köln, Mutter aus Mailand, der Rest ihrer Verwandten lebt in Palermo, die Mutter hat jeweils auf Italienisch mit ihm geschimpft …) und gibt Witze zum besten. „You know why the bicycle fell? Too tired.“

Im Arizona Room baumeln Geweih-Kronleuchter von der Decke und durch die Panorama-Fenster hätte man einen guten Ausblick auf den Canyon. Hätte man, denn es ist halt bereits dunkel. Auch hier schmeckt das Essen (Bison und Lachs) ausgezeichnet. Den Sternenhimmel über uns machen wir uns auf dem Weg zurück zum Auto und zu unserem Hotel, wo wir müde ins Bett fallen.