Sonntag, 15. Mai 2016: Wie die Einheimischen es tun …

Kurz nach fünf ist Sonnenaufgang. Kurz vor sechs wache ich auf und geniesse das Liegenbleiben-Können in unserem bequemen Bett. Kurz vor acht Uhr starten wir zu unserer ersten Rügen-Jogging-Tour. Vom Hotel aus geht's Richtung Seebrücke und dann weiter dorfauswärts (wir machen im hinteren küstenanliegenden Dorfteil das Steakrestaurant Lennox aus, in dem wir an diesem Abend essen gehen werden) in einen waldigen Höhenabschnitt. An der Küste ist das Laufen nicht möglich, es gibt keinen Weg. Daher geht's zuerst eine steile Treppe hoch, die zu einem schönen Waldweg führt. Der Buchenwald ist noch in seinem Junggrünen, überall hat es Buschwindröschen und Veilchen. Die Laufstrecke ist herrlich coupiert und fordert uns echt heraus. Zwischendurch gibt der Wald auf der Küstenseite den Blick auf das Meer frei. Der Wind unterstützt unsere Laufanstrengungen teilweise mit Rückenwind-Böen, teilweise bespasst er uns aber auch mit Gegenwind. Und teilweise bringt er auch eine herbe Fisch-Brise mit sich . Auf dem Rückweg beschliessen wir, einen der Waldwege zum Meer hinunter zu nehmen und der Küste entlang ins Städtchen zurück zu kehren. Am Meer entdecken wir Kormorane, die mit ihrer morgendlichen Toilette beschäftigt sind. Zu Fuss geht's über die Steinküste bis zum Sandstrand, wo wir Schuhe und Stocken ausziehen und uns ein morgendliches Meeres-Fussbad gönnen. Wie auf Teneriffa (dort war es eine Entenfamilie) stossen wir auch auf Rügen auf eine (Haubentaucher-?)Entenmutter mit ihrer Kinderschar. Mutig folgen die jungen Entchen der Entenmutter ins Wasser und reiten auf den kleinen Wellen in Strandnähe, die aber im Verhältnis zur Grösse der Jungtiere ein Mehrfaches deren Körpergrösse ausmachen.

Beim Hotel angelangt, sind die Füsse nun echt eiskalt und wir freuen uns auf eine warme Dusche. Das Frühstücks-Buffet im Hotel ist reichhaltig und schön aufgemacht. Wieder geniessen wir das feine Essen, die schöne Aussicht und das wunderbare Gefühl, Zeit für uns zu haben. Und was machen wir heute?

In den Ostsee-Bäder-Orten dürfen die Geschäfte im Sommerhalbjahr am Sonntag geöffnet haben. Wir beschliessen daher, lädelen zu gehen. Zuerst geht's durch die verkehrsfreie Fussgängerzone. Das Sortiment ist weitgehend auf Ü60-Kundschaft ausgerichtet und spricht uns wenig an. Da ich mir aber kältebedingt eine Mütze erstehen möchte, beschliessen wir, weiter durchs Dorf zu Stolz – dem Warenhaus des Nordens – zu gehen. Stolz ist effektiv eine Nummer im Norden Deutschlands. Markenzeichen: gute Abdeckung im Norden Deutschlands, breites aber wenig tiefes Sortiment, teilweise Markenartikel, partielles Wühltisch-Ambiente, günstige Saisonware. Das zieht. Im Geschäft brummt der Bär: Einheimische und Besucher (wie wir) flanieren durch den Laden und werden fündig. Für mich gibt's eine blaue Mütze und ein Ringel-Shirt für Martin einen neuen Gürtel. Stolz – a place to be.

Und auf Stolz folgt das nächste Highlight: Wir fahren mit dem Bus zu Karls Erlebnishof nach Zirkow. Bei Karls Erdbeer- und Erlebnishof waren wir letztes Jahr während der Sommerferien in Rövershagen. Einen gleichen Erlebnishof gibt es auch in Zirkow auf Rügen. Dort übrigens mit dem grössten Kletter- und Rutschenturm in Deutschland. Ohne Auto gestaltet sich die Anreise ein wenig umständlicher. Vom Bahnhof aus geht es mit dem Bus Nr. 20 bis nach Serams. In the middle of nowhere gibt es dort einen Umsteige- und Wende-Busbahnhof. Wir steigen in den Bus Nr. 24 um, mit dem wir nach wenigen Minuten in „Zirkow Karls“ (so heisst die Station) eintreffen. Kurzer Check der Rückreise-Bus-Abfahrtszeiten und wir treten bei Karls über die Schwelle. Es hat viele Leute, teilweise zu viele Leute (vor allem Einheimische und Leute aus der Region aber natürlich auch zahlreiche Urlauber). Wir schlendern durch das Geschäft, nehmen ein Zvieri bestehend aus Erdbeertorte und Café zu uns und gehen dann noch nach draussen in die Erlebniswelt.

Wir schauen dem bunten Treiben zu, machen Fötelis im Velokörbchen und Martin absolviert den Balanceparcours bzw. er tut dies teilweise. Den ersten Teil, wo man auf 10 cm breiten Holzbrettern zu balancieren hat, meistert er perfekt. Als er dann aber auf den halben in den Boden eingelassenen Gummipneu stehen will, drückt er diesen grad platt und es gibt nichts mehr zu balancieren. Ende Gelände – wenigstens können wir beide darüber lachen. Zurück im Laden kaufen wir noch von der leckeren Erdbeermarmelade. Frische Erdbeeren kriegen wir leider keine mehr. Die sind bereits ausverkauft. Mit dem Bus geht's zurück nach Binz, wo wir unsere Einkäufe ins Hotel bringen bevor wir nochmals in Städchen gehen. Es bleibt bei einem Sightseeing-Shopping-Bummel, der das Portemonnaie freut. Wie bereits kurz angetönt, begeben wir uns anschliessend zum Restaurant Lennox. Aperol- bzw. Lillet-Apéritiv, Salat- bzw. Carpaccio-Vorspeise und anschliessend Fisch mit Spargel bzw. Spinat schmecken lecker. Nach einem abschliessenden Espresso gehen wir nochmals zum italienischen Eis-Stand. Allerdings frieren wir an die Hände, dies nicht aufgrund des Speiseeises sondern aufgrund der kalten Temparaturen (ca. 9 Grad Celsius und Wind). Wir schlecken das Eis im Hotelzimmer zum Tatort (Zirkuskind) zu Ende.

 

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