Bettina sagte, dass diese Schlafwagenfahrt ihr „bestes Schlafwagenschlaferlebnis ever“ war. Ich erwachte gefühlte 10x, konnte aber immer wieder sofort einschlafen. Unser Wagen war direkt hinter der Lok eingereiht – erfahrungsgemäss ist der Komfort schlechter, da die Kräfte der Lok auf den Zug nicht noch durch andere Wagen abgefedert werden. In Lörrach hatte ich das Gefühl, dass wir zu spät abfuhren. In Hamburg-Altona sind wir jedoch eine halbe Stunde zu früh angekommen. Wird wohl ein spezieller Fahrplan wegen Bauarbeiten sein, sodass unser Autozug beschleunigt wurde. Uns soll es recht sein, denn wir hatten nach Ankunft grad ein Anschlussprogramm gebucht, welches keine Minute Verzögerung erlaubt… 🙂

In Hamburg-Altona angekommen

Nach dem Frühstück im Abteil (welches auch immer spartanischer ausfällt – die Deutsche Bahn lässt das Angebot „Autozug“ wirklich zugrunde gehen) fuhren wir ohne Halt durch den Hauptbahnhof Hamburg und kamen einige Minuten später in Hamburg-Altona an. Einfahrt auf Gleis 7, Auslad der Autos auf Gleis 6. Der Auslad in Altona ist dahingehend speziell, dass der Auslad IM Hauptbahnhof erfolgt. Also nicht wie in Lörrach im Güterbahnhof, sondern man lädt das Auto ab und fährt durch die Bahnhofhalle, vorbei an Kiosken und Brezelkönigen, aus dem Bahnhof heraus. Bis es aber soweit war, mussten die Wagen des Autozugs von unserem Zug auf Gleis 6 zum Auslad gebracht werden. Dieses Mal ging der Rangierdienst einfacher vonstatten… Bettina traf auf dem Perron noch einen Arbeitskollegen, welcher zufällig auch auf dem gleichen Zug war. Er war mit dem Motorrad unterwegs und hatte eine Nordkapp-Tour vor sich.

Als die Autotransportwagen bereit waren, bestiegen wir diese und machten uns im Auto startbereit. „Ein Fahrfehler, und das Auto liegt auf dem Perron – und du auf Seite 1 der BILD-Zeitung“ sind meine Gedanken, als ich über die Wagen fuhr. Der Ablauf dieses Ablad zeigt in Etwa dieser Film, welchen ich bei der Reise 2015 aufgenommen habe.

Sightseeing mit Lastwagen

Kurz vor 9 Uhr verlassen wir den Altonaer Bahnhof und machen uns auf nach Finkenwerder. Hier haben wir für 11:10 eine Führung durch die Airbus-Werke gebucht. Ich hatte die Idee, zu den Landungsbrücken zu fahren und dann via alten Elbtunnel die andere Elbseite zu erreichen. Trotz Navi ist dies aber eine sehr anspruchsvolle Geschichte, da viele Baustellen und temporäre Einbahnen nicht im Navi verzeichnet sind. Nach längerer Fahrt bzw. „Sightseeing durch die Quartiere“ fanden wir dieses Finkenwerder und waren schon um 10 Uhr dort. Zeit genug um noch im örtlichen Edeka vorbeizuschauen, Wasser einzukaufen und ein zweites Frühstück zu uns zu nehmen (und wir mussten noch die Harasse Leergut zurückgeben – das Flensburger Bier vom letzten Hamburg-Besuch ist alle…). Nach den Einkäufen nahmen wir im Kaffee Platz und genossen Breakfast 2.0. Am Tisch nebenan war eine Gruppe älterer Frauen, wobei eine die Leaderin war und die Anderen unterhielt. Sie erzählte von ihrem Busausflug nach Berlin. Die SPD bietet das an, für nur 20 €. Und man kriegt eine Stadtdrundfahrt und eine Führung durch den Reichstag. Nene, ich bin nicht SPD-Mitglied. Alles organisiert über die Abgeordnete Jutta Fick. Sie kennt ihren Bruder. Den Jochen. „Das ist der jüngste Fick.“ Bei diesem Schlusszitat mussten wir laut losprusten, sodass der Restlattemacciato in unserem Mund beinahe übers ganze Café verspritzt worden wäre… Jaja, wenn man der lokalen Bevölkerung ein bisschen auf den Mund hört, kann man viel erfahren.

Beluga Transportflugzeug von Airbus

Anschliessend fuhren wir los in Richtung Airbus. Der Parkplatz ist etwa 10′ zu Fuss vom Eingang weg und wir fanden das „Check-in“ für die Führung problemlos. „Sie gehören zur Gruppe von Herrn Dos Reis, warten Sie draussen“, sagte die Dame am Schalter. Und nach einigen Minuten Wartezeit kam dann auch schon ein älterer Herr und sagte „Allo, ische bin Carlos. Meine Gruppe zu mir“. Viele Leute reagierten nicht, da sie ja zu Herrn Dos Reis mussten. „Jaja, meine Name ische Carlos Silvestro Dos Reis.“ Aha… Nun wussten wir, wohin wir gehören. Wir fassten Empfänger und Headsets und los ging es mit dem Bus ins Fabrikgelände. Hier befindet sich auch die Landebahn, welche den Flughafen „Finkenwerder“ ergibt. Dies ist auch der Flughafen für die Übergabe der Flugzeuge an die Kunden. In den Hallen konnten wir anschliessend die Fabrikation der A320-Familie (A318-321) sehen, aber auch in den neuen Hallen die Fabrikation des neuen Vogels A380. Airbus ist eigentlich kein Flugzeughersteller, sie setzen einfach die Teile der 150’000 Zulieferer zusammen und bauen die Vögel. Wobei die verschiedenen Teile von überall in Europa kommen und teilweise mit dem unförmigen Beluga-Flugzeug, per Schiff oder Lastwagen angeliefert werden. So ist Hamburg eigentlich ein idealer Standort.

Im Vorfeld zur Führung habe ich in verschiedenen Foren gelesen, dass diese Airbus-Führungen in Organisation und Durchführung von schlecht bis miserabel beschrieben werden. Auch mein Bruder, der die Führung auch schon gemacht hat, hat ein paar Müsterchen erzählt. Auch wenn 2,5 Stunden Führung anstrengend sind, hätte man es für die Besucher ein bisschen angenehmer gestalten können, wenn die deutsche Führung durch einen deutschen Guide geleitet worden wäre. Und wenn Herr Dos Reis die an ihn gestellten Fragen via Headsets für alle Besucher verständlich gemacht hätte, wäre dies auch für die anderen Führungsteilnehmer toll gewesen, denn sie hätten gewusst, auf was sich die Antwort von Herrn Dos Reis bezieht.

Nun, eigentlich eine sehr interessante Führung (wo man leider keine Fotos machen durfte), aber es wäre noch besser gegangen…

Schwebefähre Osten - Hemmoor

Anschliessend fuhren wir los über Landstrassen nach Cuxhaven. Rein zufällig sahen wir unterwegs ein Schild, welches auf die Schwebefähre von Osten nach Hemmoor aufmerksam machte. Dieser Schwebefähre haben wir auch einen Besuch abgestattet und waren fasziniert von der 100 jährigen Technik, welche bis heute überdauert hat.

Weiter gings nach Cuxhaven. Wir haben gedacht, dass wir hier, am Ende der Elbe die meisten dicken Pötte sehen, die aufs Meer fahren. Aber Fehlanzeige: zwei kleinere Pötte kamen an uns vorbei, ein paar Segelschiffe und das war’s. Also weiter nach Bremerhaven, wo wir im Hotel Haverkamp ein Zimmer gebucht hatten. Das Hotel fanden wir recht schnell und wir wurden sehr nett empfangen. Nebenbei erhielten wir noch ein Upgrade aufs Zimmer, was auch sehr charmant war.

Sonnenuntergang bei der Seute Deern

Nachdem wir das Zimmer ein bisschen eingeräumt hatten, gingen wir ans Meer an die Weser. Ähnlich wie Hamburg mit der Elbe haben auch Bremen und Bremerhaven keinen direkten Meeranstoss, sondern Flussanstoss. Aber die gleiche Thematik wie ein Meer mit Ebbe und Flut. Wir spazierten ein wenig in der Gegend herum und entschlossen uns, auf einem Schiff im Museumshafen zu essen. Die Seute Deern ist ein historisches Segelschiff, welches nun ein Restaurant ist. Wir nahmen auf Deck Platz – die Temperaturen erlaubten es – noch im T-Shirt draussen zu sitzen – und assen zu einem wunderschönen Sonnenuntergang Fisch.

Anschliessend ging es darum, die Annehmlichkeiten des Hotelzimmers zu geniessen… Gute Nacht, Bremerhaven.

Gute Nacht, Bremerhaven