Leopold Ziegenbein (* 16.11.1874 in Celle; † 21.06.1950 in Nordholz) war ein Nautiker und Kommodore beim Norddeutschen Lloyd (NDL) in Bremen.

Teil unserer morgendlichen Joggingstrecke

Ziegenbein war von 1929 bis 1936 Kapitän der „Bremen“ und damit Kapitän des grössten und luxuriösesten Passagierdampfers der deutschen Handelsflotte. Bereits während der Jungfernfahrt nach New York konnte der neue Vorzeigedampfer des Lloyd das „Blaue Band“ erringen. Er zählt zu den prominentesten deutschen Kapitänen der Handelsschifffahrt.

Im Innern der Kirche wird auch der Schifffahrt gedacht

1992 erhielt der Weserdeich in Bremerhaven den Namen Kommodore-Ziegendeich-Promenade. Und u.a. auf ebendieser Promenade gingen wir heute morgen joggen. Sonnenschein, blauer Himmel, angenehme Temperaturen: So macht morgendliches Joggen wirklich Spass. Wir geniessen das sportliche Feriengefühl. Die anschliessende Dusche und das Top-Frühstück im hoteleigenen Restaurant Havenkamp tragen das ihrige zur guten Stimmung bei. So gestärkt und in absoluter Ferienlaune brechen wir auf Richtung Stadt-Zentrum. Als erstes statten wir der Grossen Kirche einen Besuch ab. Die Bremerhavener nennen ihre Seefahrer-Kirche aus dem Jahre 1855 einfach „Grosse Kirche“, denn nach wie vor ist der rote neugotische Backsteinbau eines der höchsten Gebäude der Innenstadt. Der Bau ist in rotem Backstein gehalten und mit farbig glasierten Klinkern dekoriert, die Seitenfronten haben gotische Spitzbögen, der Innenraum der Kirche wirkt sehr hell und offen. Nach heftigem Bombardement brannte die Kirche im 1944 völlig aus. Der Wiederaufbau der Kirche wurde 1960 beendet. An der Westseite befinden sich zudem eindrückliche Sandsteinfiguren von Christus, Luther und Zwingli, die 1855 angebracht wurden und bis heute gut erhalten sind.

Neben der Grossen Kirche steht Bremerhavens erstes plastisches Mahnmal zum Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus. Das Mahnmal zeigt die verzweifelte Situation eines Mannes, der sich der Übermacht einer ihm Gewalt androhenden Gruppe ausgeliefert sieht. Menschengrosse Figuren stehen auf einem durchgehenden Sockel. Mit geballten Fäusten und zu Fratzen verzerrten Gesichtern scheinen sie den Mann drohend zu erwarten. An ihrer Seite steht ein Denunziant, ein Mann mit Brille, welcher mit einem Finger auf das Opfer zeigt. Am anderen Ende ein Torso, ein Mann mit freiem Oberkörper, der nur mit einer Hose bekleidet ist. Sein Kopf ist gesenkt, sein Gesichtsausdruck verschlossen. Er läuft schwankend, in gekrümmter Haltung und droht in der nächsten Sekunde umzufallen.

Auf einer ergänzenden Platte eingraviert ist ein Auszug aus einer Rede des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vom 08.05.1985 (40. Jahrestag zum Kriegsende und der Befreiung vom Nationalsozialismus):

„Wir gedenken in Trauer aller Toten des 2. Weltkriegs und aller Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Wir gedenken aller Menschen, die wegen ihrer religiösen oder politischen Überzeugung, wegen ihres Andersseins verfolgt und ermordet wurden. Wir gedenken derer, die eher den Tod hinnahmen, als ihr Gewissen zu beugen. Wir gedenken aller Völker, die im Krieg gelitten haben. Wir dürfen nicht vergessen.

Die Toten mahnen uns. Mühen wir uns um Frieden und Menschlichkeit.“

Blick in die dritte Klasse

Beeindruckt ziehen wir weiter. Wir wollen uns das Deutsche Auswandererhaus anschauen. Im Deutschen Auswandererhaus folgen wir den Spuren der mehr als sieben Millionen Menschen, die ab ca. 1870 über Bremerhaven in die Neue Welt ausgewandert sind. Der Rundgang durch das Haus ist den ereignisreichen Lebensgeschichten historischer Auswanderer nachempfunden. Am lebendig gestalteten Kai (beim Original-Kai mit Auswanderer-Denkmal sind wir heute Morgen beim Joggen vorbeigekommen) scheinen die Trauer des Abschieds, die Ungewissheit, aber auch die Hoffnungen und Träume der Auswanderer zum Greifen nah. Als Besucher begleitet man den Aufbruch in die Neue Welt von den Bedingungen der Überfahrt (schlechtes Essen in der 3. Klasse bis zu genussvoller Überreise in der 1. Klasse aber auch klassenunabhängige Seekrankheit) bis zur Einwanderung in die USA. Ihren Abschluss findet die Reise in einem Nachbau des Grand Central Terminal. Der prächtige New Yorker Bahnhof symbolisiert die kulturelle Vielfalt der Neuen Welt (Frau mit Kind aus Friesland steckt dem dunkelhäutigen Gepäckträger Zettel mit der Aufschrift „Trein tu Schikago“ zu).

Ankunft in der New Yorker Central Station

Zudem kann man in einem Ausstellungsgebäude ausserdem einen Einwanderer auf seinem Weg nach Deutschland begleiten, was natürlich auch sehr interessant ist und einen klaren Bezug zur Aktualität gibt. Das ist nicht mehr Museumsgeschichte von anno dazumal. Nein, das ist Gegenwart. In einer detailgenauen Rekonstruktion einer Ladenpassage aus dem Jahr 1973 lassen sich zwischen den nostalgisch anmutenden Verkaufsartikeln Erinnerungsstücke und Spuren der Einwanderer entdecken.

Sehr gut gemachte Ausstellung. Rauminszenierungen, Klanginstallationen und moderne Museumstechnik erlauben eine Zeitreise durch die Migrationsgeschichte aus und nach Deutschland.

Der Kopf ist voll, die Eindrücke wirken. Wir gehen nach draussen in die Sonne und gönnen uns ein Eis.

Gegen 16.30 Uhr finden wir uns vor dem Deutschen Schifffahrtsmuseum ein, um eine Hafenrundfahrt mit dem Bus zu machen. Hier geht es nicht primär darum, die „dicken Pötte“ vom Wasser aus zu sehen, sondern einen Einblick in die logistische Hafenwelt (Warenablieferung per Truck, Warenlagerung (inkl. Kühlung), Verladung auf das Schiff, Verzollung) zu erhalten.

Auf die Minute pünktlich fährt der doppelstöckige, gelbe HafenBus vor. Wir steigen ein, beziehen gute Plätze im vorderen Busteil und schon geht's los. Durch das Zolltor Roter Sand fahren wir in den Freihafen hinein. Aufgrund der Zollfreiheit muss jeder Tour-Gast einen gültigen Personalausweis mit sich führen – die Fahrt geht quasi „ins Ausland“…

Das Container-Terminal ist eines der grössten der Welt. Hier werden die riesigen Containerschiffe be- und entladen. Mobile Container-Kräne (analog Reifenportal-Kran im GBT) bringen die Container zu den korrekten Beladungszonen, die einem Schiff zugeordnet sind. Anschliessend werden die Container von gigantischen Kränen gemäss Beladungs- und Entladungsplanung formiert und anschliessend auf die „dicken Pötte“ gehoben. Zwischengelagerte Container mit verderblicher Ware werden bei grossen Metall-Konstruktions-Wänden abgestellt, wo sie sich „an den Kühlschrank andocken“ können.

Arbeiten im Trockendock

In einem weiteren Bereich des Hafens dreht sich alles um Fahrzeuge, die auf eigenen Rädern bewegt werden können (roll on, roll of ==> roro area). Bremerhaven ist der grösste Umschlagplatz für Autos in Deutschland. Auf riesigen Flächen des Auto-Terminals warten die Wagen auf ihren Ab- oder Weitertransport. Die Fahrzeuge kommen aus Asien oder Nordamerika an oder von hier in aller Herren Länder exportiert. Aber hier stehen nicht nur klassische PWs. Hier stehen: Wohnwagen, Camper, Feuerwehr-Autos, diverse Landmaschinen, diverse militärische Fahrzeuge, Oldtimer, diverse Kräne, spezielle Ladewagen, Busse, Forst-Fahrzeuge, Schulbusse etc.. Je eine Fläche für den Exporthafen bzw. den Importhafen. Mit Kränen und Van-Carriers wird die Ware sicher vom Schiff oder auf das Schiff verladen. Die Schiffe, die heute im Hafen stehen, fassen zwischen 5'000 und 6'000 PWs. Die Abläufe werden sehr sachkundig erläutert (inkl. Zahlen-/BuchSTaben-Kombination auf den Containern). Zuletzt geht die Fahrt zur Lloyd Werft, auf der die Pötte revidiert und teilweise umgebaut werden. Bekannt ist die Werft auch für Ihre „Verlängerungen“. Da wird ein Schiff in zwei Hälften getrennt, so dass ein neues Mittelstück eingesetzt werden kann. Schwimm- und Trockendocks sind während unserer Durchfahrt gut belegt zu sehen. Nach rund zwei Stunden kehren wir wieder in die Stadt zurück.

Da das Wetter heute weniger schön ist als gestern, essen wir indoor im Restaurant Weinrot unseres Hotels. Lecker, stylisch, freundliche Bedienung.