Heute verliessen wir Madrid und fuhren nach San Sebastian. Der Zug verliess Madrid Chamartin bereits um 8:00 Uhr, sodass wieder früh Tagwach angesagt war. Nach dem Security- und Ticketcheck konnten wir unsere Plätze einnehmen. Zuerst gings auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke mit Normalspur Richtung Norden, bis wir dann mit dem Zug durch ein Schöpfli fuhren und auf die iberische Breitspur umgespurt wurden. Ab diesem Moment wurde die durchfahrene Gegend zum Teil gebirgig und sehr interessant.
Pünktlich kamen wir in San Sebastian an. Aber der Bahnhof war nicht nur mit „San Sebastian“ angeschrieben, sondern auch mit „Donostia“. Wie die Katalanen streben auch die Basken nach Unabhängigkeit – die Anschläge der ETA (Euskadi Ta Askatasuna) waren Teil des letztlich erfolglosen Befreiungskampfes. Nach 823 Toten zwischen 1960 und 2009 besteht seit 2011 ein Waffenstillstand, und seit April dieses Jahres eine Entwaffnung der Gruppe. Geblieben ist die vorherrschende baskische Sprache, die mit dem mir bekannten Spanisch überhaupt nichts gemeinsam hat. „Donostia“ ist also die baskische Bezeichnung für „San Sebastian“.
Mit dem Bus fuhren wir ein bisschen ausserhalb des Zentrums und stiegen auf die 1912 eröffnete Funicular de Igueldo um, um auf den Monte Igueldo zu gelangen. Hier befand sich unser Hotel. Die Standseilbahn ist sehr historisch und man fühlt sich in eine frühere Zeit zurückversetzt.
Das Hotel hingegen ist hübsch und unser Zimmer hat eine tolle Aussicht auf die Stadt San Sebastian mit ihrer Concha-Bucht, oder auch auf den Atlantik, der sich hier Golf von Biskaya nennt. Wetter strahlend, Temperatur grösser als 30 Grad – somit ist zuerst eine Siesta angesagt. Gegen Abend fahren wir mit der Funicular „ins Tal“ (immerhin von 192 m auf 0 m…) und spazieren dem Strand entlang zur Altstadt. Flip-Flops weg, mit den Füssen im Wasser – welch ein Vergnügen! Aufgrund der einsetzenden Flut ist der Strand nun kleiner und die Wellen werden höher. Prompt gibt dies nasse Hosen… Welche aber dank der Wärme schnell wieder trocknen.
In der Altstadt kehren wir in eines der unzähligen Lokale ein, um Pintxos zu essen, die baskische Version der Tapas. Alle Leute haben das gleiche Ziel, man isst und trinkt, man schwatzt und es herrscht eine gemütliche Stimmung in der Stadt. Wir bleiben hängen und geniessen den Moment, spazieren noch ein Wenig durch die Altstadt und spüren plötzlich Regentropfen… Ist das das Tief über der Biskaya?
Der Wetterumschwung ist frappant, von über 30 Grad auf 19 Grad in drei Stunden. Wir ziehen unsere Jacken an und gehen nun noch „richtig“ essen (auch hier öffnen die Restaurants erst um 20:00 Uhr). Die Pizzeria Cappricciosa ist chaotisch organisiert, aber es wird gut gekocht.
Wir verlassen das Lokal und sehen, dass sich der Regen nun zum veritablen Gewitter gemausert hat. Wir nehmen ein Taxi und kehren zum Hotel auf dem Monte Igueldo zurück. Auf dem Balkon schossen wir spektakuläre Gewitterbilder, bis zu dem Moment, als sich meine Reisekamera selbständig machte und aus der dritten Etage aufs Vordach fiel. Nur noch die Speicherkarte konnte gerettet werden, liebe Mobiliar…
Trotz des Gewitters und des sehr heftigen Ärgers über den schussligen Kameraverlust schliefen wir rasch und gut.
Woody war ohne Baskenmütze bei den Basken