Schwerin ist mit weniger als 100’000 Einwohnern die kleinste Landeshauptstadt in Deutschland. Hat aber viel zu bieten:

Dom von Schwerin und Marktplatz

Zuerst mal einen wunderbaren Tagesbeginn. Wir sahen nur blauen Himmel, als wir zum Fenster hinaus schauten. Und dies nach dem doch eher trüben Tag gestern. Unser Hotel befindet sich am Inneren Ziegelsee, und der ist so wunderschön gelegen, dass wir noch vor dem Frühstück gleich 2x um den See gejoggt sind (ok, ist auch kleiner als der Thunersee… 😉 ).

Als wir das Hotel verliessen, konnten wir mit dem älteren Gärtner ein paar Worte sprechen. Über die frühere Zeit hier, als das „Hotel Speicher am Ziegelsee“ noch ein „Speicher am Ziegelsee“ war. Wie 1961 die ganze Nutzung des Speichers obsolet wurde, da man das Getreide wegen der geschlossenen Grenzen nicht mehr in die BRD verkaufen konnte. Wie es rund um den Speicher viel Kleingewerbe hatte statt schicke Eigentumswohnungen („Da müssense 300 Tausend zahlen. Für die kleinen Wohnungen“). Nach ein paar Grundinformationen, auch zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, spazierten wir Richtung Innenstadt. Beim Rathaus bemerkten wir, dass heute ja der 17.7.17 ist und sich somit viele Datums-Banausen dieses Datum als Hochzeitsdatum ausgewählt hatten. Vor dem Rathaus sahen wir 2 Hochzeitsgruppen, und drin wurde sicher eifrig JA gesagt. Angestossen wurde natürlich mit „Rotkäppchen Sekt„.

Schloss Schwerin

Die Altstadt von Schwerin ist sehr schön herausgeputzt. Nicht so kitschig wie Dresden, sondern einfach hübsch. Wir gingen weiter zum Schloss Schwerin. Dieses liegt auf der Schlossinsel im Stadtzentrum von Schwerin und ist heute Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern. Viele Jahrhunderte war es die Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Grossherzöge. Es ist das bekannteste und prächtigste von über zweitausend Schlössern und Herrenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern.

Schlossgarten in Schwerin

Aufgrund seiner romantischen Erscheinung und der vergleichbaren Magnetwirkung für Besucher wird das Schweriner Schloss auch als „Neuschwanstein des Nordens“ und als „Märchenschloss“ bezeichnet und ist zudem deutscher Kandidat für das UNESCO-Welterbe. Das Schloss ist aber auch dauernde Baustelle und guter Arbeitgeber von Gerüstbauern, Stukkateuren, Malern, Gipsern usw… Wer so ein Erbe hat kann stolz sein. Aber es ist auch teuer, ein solches Erbe zu unterhalten.

Das Schloss ist wunderschön. Getoppt wird es jedoch von den Gärten! Der Schlossgarten ist vielleicht nicht so gross wie in Schönbrunn, aber er ist wunderschön und hat viele Sachen, die man bestaunen kann. Die Geometrie dieser künstlichen Anlage ist eindrücklich und lädt zum Verweilen ein. Wir aber zogen weiter in die Innenstadt und wieder Richtung Rathaus. Dort kehrten wir im Cafe Rothe ein und assen auf der Terrasse, mit Blick auf den Marktplatz, was Feines.

Zwei deutsche Touristen im Pensionsalter aus Buxtehude setzten sich zu uns und gaben uns eine Lektion von deutscher Verbittertheit. Dass Geld für die Flüchtlinge da ist, aber nicht für die eigene Bevölkerung. Dass die aus Russland ausgewanderten Deutsch-Russen eine volle Rente bekommen, ohne voll einbezahlt zu haben. Dass dieses schöne Schwerin nur so schön wurde, weil die Westdeutschen den Soli bezahlen. So ging es eine zeitlang, bis dann auch mal unsere Marzipan-Nusstorte und die Erdbeerschnitte gegessen waren und wir zahlen konnten…

Unterwegs am Pfaffenteich

Wir gingen weiter in die Innenstadt, die mehrheitlich verkehrsfrei ist. Subjektiv kann man sagen, dass es mehrheitlich kleinere Geschäfte hat, und nicht wie üblich die grossen Ketten wie H&M, C&A usw dominieren. Die grossen Läden hat es auch, aber einen Karstadt oder eine Galleria Kaufhof sucht man in Schwerin vergebens.

Im Schlosspark-Center erledigten wir einige Einkäufe und assen im Restaurant Zeppelin Znacht. Lange Wartezeit, schlechte Lüftung, knapp freundlicher Service – wir hätten uns einen besseren Tages-Abschluss in dieser schönen Stadt vorstellen können. Den holten wir nach, indem wir entlang dem Pfaffenteich und dem Inneren Ziegelsee wieder gemütlich zum Hotel zurückspazierten