An vielen Orten kann man lesen, dass dies ein Klassiker der Panoramawege ist: Rechts mit Blick auf den Brienzer- und Thunersee, links auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau.
Schon lange wollte ich diese Wanderung machen, hatte aber Respekt vor der Länge. 6 bis 7 Stunden muss man schon einplanen. Man kann die Wanderung aber an zwei Tagen machen und auf dem Faulhorn bzw. im Berghaus Männdlenen übernachten.
Wir starteten in Grindelwald und machten die Wanderung also in der Richtung First ==> Schynige Platte. Die Sonne hat man so immer im Rücken und wird nicht geblendet. Zudem ist der steile Anstieg zum Faulhorn kürzer (aber steiler). In Grindelwald empfiehlt sich als letzte Stärkung die örtliche Bäckerei Ringgenberg. Wir haben ein Frühstück zu uns genommen und spazierten dann noch 10 Minuten zur First-Bahn. An schönen Tagen empfiehlt es sich, das Billett für die Bergfahrt bereits im Voraus zu kaufen, um die lange Schlange zu umgehen. Die Fahrt auf die First ist in mehrere Sektoren unterteilt, natürlich steigen wir erst an der Endstation aus.
Von der First aus ist man in knapp einer Stunde am Bachsee. Der Aufstieg mit 100 m ist moderat. Die Wanderung ist auch bei ausländischen Besuchern sehr beliebt, kann man doch mitten in den Bergen ohne grosse Anstrengung einen Hike machen. Wanderer sollten sich aber nicht wundern, wenn Asiaten tragbare Lautsprecherboxen bei sich haben und dazu ihre Musik hören. Entspannung in den Bergen auf Asiatisch, eben… Am Bachsee hat es in der Regel viele Kühe. Hier ist ein bisschen Vorsicht geboten, die Kühe können wirklich unberechenbar sein. Im Zweifelsfalle machen wir einen Bogen um die Kälber, um ihre Mutter nicht in Rage zu bringen.
Von hier an geht's ans Eingemachte! Der Weg steigt stetig, der Schweiss fliesst. Das Faulhorn sieht man erst, wenn man ziemlich oben ist (meint man…) und eine Kuppe umlaufen hat. Wer hier plötzlich Respekt vor der Wanderung kriegt, kann hier immer noch auf die Bussalp abzweigen und mit dem Postauto ins Tal fahren. Wer weiter geht, schwitzt weiter. Nach der Kuppe sieht man das Faulhorn, welches den Namen von den 'faulen Steinen', also dem Schiefer hat („die Fulen“). Hier geht es noch bergauf aber man weiss, dass man auf dem Faulhorn einkehren kann. Sind wir dann oben, befinden wir uns auf 2680 m ü.M. Schon 1783 wurde das Faulhorn das erste Mal bestiegen, 1822 wurde erstmalig ein Gasthauspatent erteilt und 1823 nahm eine Gaststätte ihren Betrieb auf. Zu diesem Zeitpunkt was sie die höchst gelegene Gaststätte in den Alpen. Das Gebäude, so wie es sich heute präsentiert, öffnete 1832.
Das Faulhorn war wiederholt Standort meteorologischer Versuche. 1880 wurde auf dem Gipfel ein «selbstregistrierendes Thermometer» installiert, das einen Sommer lang stündliche Wetteraufzeichnungen lieferte. Im Herbst wurde der Versuch jedoch beendet, da niemand auf dem Gipfel war, um das Uhrwerk aufzuziehen (Quelle: Wikipedia).
Projekte, das Faulhorn verkehrstechnisch zu erschliessen, scheiterten. 1907 erhielt eine Schmalspurbahn für die Strecke von der Grossen Scheidegg zum Faulhorn eine Konzession. Das Vorhaben scheiterte jedoch am Widerstand des Heimatschutzes. Früher hatten bereits Ideen für eine Bahnstrecke von der Schynigen Platte zum Faulhorn und für eine Seilbahn von der Grossen Scheidegg zum Faulhorn bestanden, die nicht verwirklicht wurden (Quelle: Wikipedia). Dies ist eigentlich unser Glück, denn sonst würden wir wohl kaum eine solch tolle Wanderung machen!
Vom Faulhorn geht es nun laufend bergab. Nicht steil, sondern eher sachte. Viele Wanderer kommen uns entgegen, die zum Faulhorn wollen. Wenn man auf der Schynige Platte startet hat man den Faulhorn-Gipfel lange im Blickfeld. Doch der Gipfel will und will nicht kommen. Auch aus diesem Grund macht der Weg von der First auf die Schynige Sinn…
Im Berghaus Männdlenen kann man erneut einkehren. Der Weg zweigt hier nun rechts ab, und geht nun stärker bergab durch ein Steinfeld, aber auf gut begehbarem Weg. Obschon der „Gotthard“ ja eigentlich kein Berg ist, gibt es hier eine Flurbezeichnung „Gotthard“ auf 2276 m ü.M. Bei der Egg haben wir erneut Rast gemacht und die Aussicht ins Lauterbrunnental genossen. Nun geht es weiter, manchmal bergab, manchmal bergauf in Richtung Schynige Platte. Unterhalb des Louchernhorns hat man einen tollen Blick auf Interlaken und den Thunersee. Nun hat man hier auch wieder Bäume, bis hierhin waren wir immer über der Baumgrenze.
Von Weitem sieht man plötzlich die Bergstation der Schynige Platte-Bahn. Der letzte Kilometer zur Bahnstation ist ein giftiger Aufstieg, aber dafür der letzte des Tages. Die Züge ins Tal fahren rund alle 40 Minuten. Aber Achtung! Der letzte Zug fährt um 10 vor sechs abends. Nachtbusse kennt man hier oben nicht. Wenn der letzte Zug verpasst wird, kann man im Berhaus übernachten.
Die Bahn bringt uns nach Wilderswil, von dort nach Interlaken und weiter in die weite Welt.
Es hat sich bestätigt: die Faulhorn-Wanderung ist wunderschön! Aber keine Wanderung, die man untrainiert vor dem Frühstück machen kann…
Die Strecke: