Um die
 7 Uhr herum wachen wir auf und starten sogleich in den Tag. Es gilt die letzten Reisevorbereitungen in der Wohnung, auf dem Balkon und im Camper zu treffen. Als wir alles einigermassen auf der Reihe haben, frühstücken wir. Kurz nach 11 Uhr verlassen wir im Camper die Fabrikstrasse. Los geht‘s! Noch kurz das YB-Abo bei Knischis einwerfen und dann geht‘s noch auf einen kurzen Abstecher zu Mam ins Zentrum Schönberg. Wir zeigen Mam unseren Camper und trinken einen Espresso mit ihm. Sie ist sehr happy über unseren Besuch. 

Ja, und dann geht’s richtig los Richtung Montreux. Wir kommen zügig voran. Auch wenn nur von der Autobahn aus, aber trotzdem schönes Panorama mit Lac Léman, Lavaux und den Ausläufern der französischen Alpen. Von Montreux aus geht es weiter Richtung Wallis nach Martigny und Sembrancher. In Sembrancher kaufen wir letzten Proviant oder sowas wie Camper-Notvorrat (z.B. Stocki) ein. Und dann weiter Richtung Grosser St. Bernhard. Den Gedanken, allenfalls über den Pass zu fahren, brauchen wir nicht weiter zu verfolgen, da die Passstrasse noch geschlossen ist. Da liegt noch sehr viel Schnee. Nachdem wir der SISEX SA (Société italo-suisse d‘exploitation du tunnel du Grand-Saint-Bernard) CHF 31.20 Wegzoll abgedrückt haben, können wir den rund 6 km langen Tunnel in Richtung Aosta passieren. 

Schmucke kleine Dörfer beidseitig der Talseiten des Aosta-Tals. In Etrouble legen wir einen Sightseeing-Stopp ein. Interessantes Detail: In den oberen Dörfer des Aosta-Tals wird französisch gesprochen. Die Beschriftungen der Geschäfte, der Post etc. sind in französischer und italienischer Sprache gehalten. Etrouble ist hübsch und vermag der Auszeichnung „zu den schönsten Ortschaften Italiens zu gehören“ ein wenig gerecht zu werden. Aber von einem überwältigenden „wow“ sind wir weit entfernt. Zurück bei unserem Camper beschliessen wir, die belegten Brote, die Martin am Morgen in unserer Bäckerei gekauft hat, zu essen. Der Esszimmer-Bereich des Campers „funktioniert“ einwandfrei. 

Von Etrouble setzen wir unsere Reise fort, verlassen das Aosta-Tal und treffen im Piemont ein. Wir legen eine kurze Pause in einer Autogrill-Raststätte ein. Ein Espresso reaktiviert die leicht ermatteten Geister. Noch etwa ein Drittel Wegstrecke von Bern nach Genua liegt vor uns. Dai, dai, dai. Die Autobahn führt durch wunderschöne Landschaften. Die Obstbäume stehen hier bereits in voller Blüte und wir staunen nicht schlecht, ob den zahlreichen Reisfeldern entlang der Autobahn. Die Felder werden mit speziell beräderten Traktoren bearbeitet. Traktoren, die nicht auf der Strasse fahren können und daher auf Flachwagen, die von normalen landwirtschaftlichen Traktoren gezogen werden, zu den Feldern gebracht werden. 

Wir verlassen das Piemont und sind nun in der Region Ligurien. Unser Plan war, in Mela, das einige Kilometer vor Genua liegt, die Autobahnausfahrt zu nehmen und in einer Trattoria etwas essen zu gehen. Doch Mela ist nirgends angeschrieben gewesen und so führt uns die top-ausgebaute Autobahn, die auf Brücken über die Stadt Genua konstruiert wurde (Stadt-Umfahrung einmal auf andere Art), direkt zum Hafen von Genua. OK, zuvor leisten wir noch den Obolus von 26 Euro Maut. Dank wertvollen Tipps von guten Freunden kommen wir auf der richtigen Route zum Hafen. Reisedokumente gezeigt und schon sind wir kurz nach 20.00 Uhr eingecheckt und fahren in die Wartezone der abendlichen Palermofähre. Wir werden nun 19 Stunden auf der MV La Superba unterwegs sein. Wir schliessen das Auto ab und suchen eine kleine Beiz beim Ferry-Terminal auf, die Martin von den Ferry-Einweisern angegeben wurde. Denn eigentlich wollten wir ja noch etwas essen. Über eine Passerelle, von der aus wir die Abfahrt einer anderen Fähre (Schiff in Superman und Wonderwoman Aufmachung) verfolgen können, gelangen wir zur Bibi Bar. Zugegeben nicht grad very stylish, dieses Lokal, das in einer Art Container untergebracht ist. Aber wie heisst es so schön: Wo die Einheimischen essen, da schmeckt es. Tatsächlich ist das Lokal weitgehend von in oranger Sicherheits-Ausrüstung gekleideten Ferry-Mitarbeitenden bevölkert, die dort ihr Abendessen zu sich nehmen. Es hat nur einige wenige Tische aber der Patron organisiert zwei Plätze für uns. Die Pasta schmeckt herrlich und auch das Pollo Milanese mit Pommes ist zwar nicht unbedingt Diätkost aber auch lecker. 

Es ist ein buntes Treiben hier. Die Mitarbeiter finden sich einzeln oder in Gruppen an den Tischen oder an der direkt angrenzenden Bar ein. Es wird viel gesprochen. Eines der zentralen Themen ist der Raketenangriff einiger Westmächte auf Syrien von letzter Nacht. Die Berichterstattung der Auslandkorrespondenten der italienischen TV-Station, die im TiVu läuft, konzentriert sich auf dieses Thema . Nach dem Essen kehren wir zum Auto zurück. Es ist kurz nach 22.00 Uhr. Wir packen unser Schiffsgepäck zusammen und verbringen die Zeit bis zum Verlad aufs Schiff mit Lesen und Musik hören im Auto. Draussen ist es recht ungemütlich, denn es weht ein scharfer Wind.
 

Kurz vor Mitternacht sind wir auf dem Schiff, beziehen unsere Kabine 1007, die den Namen „Aida“ trägt. Wir sind total müde, Martin ist von der Reise erschöpft. Drum machen wir uns bettfertig und steigen kurz nach 1 Uhr zum letzten Mal für längere Zeit in ein freistehendes, normales Bett. War da noch was? Nein, wir schlafen bereits.

Gefahrene Kilometer: 463/524