So haben wir uns das vorgestellt: Seafront Camping! Beim ersten Augenaufschlag des Tages sehen wir nichts anders als Meer. Wow, los geht‘s! Ich gönne mir ein frühmorgendliches Bad im Meer „vor dem Haus“. Was für ein Vergnügen, so in den Tag zu starten. Werde mich am nächsten Montag, wenn‘s für mich wieder zurück in den Büro-Alltag geht, sicher gerne daran zurück erinnern. Als ich aus dem Wasser steige, kommt mir mein frisch geduschter Lieblings-Mann entgegen und lässt mich wissen, dass er jetzt mit dem Bici ins Dorf (das ist Tonnarella) fährt und dort Brötchen fürs Frühstück kaufen geht. Als auch ich nach dem 1 Minuten 30 Sekunden Dusch-Slot für 50 Cents und zum Camper zurück kehre, fährt Martin mit Brot, Joghurt und 12 l Wasser auch gerade vor. Mittlerweile sind wir gut eingespielt und das Frühstück ist rasch zubereitet. Nach „einem bisschen Haushalt“ machen wir es uns nochmals draussen gemütlich und schreiben Tagebuch, plaudern mit unserem deutschen Campernachbarn und planen unsere Weiterreise.

Kurz nach 13.00 Uhr setzen wir unsere Reise fort und zwar Richtung Messina Hafen. Erster Etappen-Ort heute ist die Autowaschanlage Delfini. Aber nein, Autowaschanlage ist nicht korrekt, denn hinter dem mit einem Bambusrohr-Zaun liegende Autopflege-Einrichtung arbeiten zwei Herren (Vater und Sohn?), deren Berufung es ist, Autos von Hand (Lavaggio a Mano) auf Vordermann zu bringen. Und zwar so, dass der Vorher/Nachher-Effekt eindrücklich erkennbar ist. Martin, der unser Auto unter Verweis auf die „Merde dei ucelli“ anmeldet*, kann nach rund 5 Minuten Wartezeit vorfahren. Die beiden Männer reinigen unser Auto professionell und mit viel Engagement. Kurz vor Fertigstellung des Werks kriegen wir noch einen Kaffee und dürfen uns von den Bäumen hinter der Anlage frische Orangen und Mandarinen pflücken, die wir begeistert geniessen. Ja, diese sapori della Sicilia sind nicht zu übertreffen (spizzicare) und die Menschen, die diese sapori mit ihren Insel-Gästen auf völlig authentische Art teilen können und wollen, verblüffen uns immer wieder aufs Neue.

Die Nordküste von Sizilien gibt zwischen Milazzo und Messina nicht mehr viel her. Und auch Messina – grundsätzlich sicher ein Besuch Wert – vermag uns mit seinen Kirchen und Kathedrale nicht zu locken. Kurz vor 15.00 Uhr erreichen wir den Hafen, so dass es uns prima fein auf die 15.20 Uhr Fähre nach Villa St. Giovanni (Calabria) reicht. Das Einschiffen verläuft problemlos und wir verbringen den grössten Teil der rund 30-minütigen Überfahrt auf Deck. Nach der Ankunft setzen wir unsere Reise mit dem Tagesziel Tropea fort. Auf der Autostrada A3 kommen wir sehr zügig vorwärts. Die letzten 40 km gilt es auf Überlandstrassen zurückzulegen, was einmal mehr recht abenteuerlich aber gut verläuft. Wir sind aber trotzdem froh, in Tropea einzutreffen. Das Navi führt uns einwandfrei zum Campingplatz. Wir wissen, dass es zwei Campingplätze in nächster Nähe hat. Beim ersten fahren wir vorbei (der ist bereits geöffnet), beim zweiten – auf den wir eigentlich möchten – hat, wie könnte es anders sein, die 2018er-Saison noch nicht eingeläutet. Zurück zum Start und die Einbahnstrasse-Rundstrecke nochmals unter die Räder nehmen. 15 Minuten später stehen wir wieder vor dem Schild des geöffneten Campingplatzes und werden dort äusserst offensiv in Empfang genommen und subito zu den Stellplätzen gewunken. Ein so begeisterter Empfang bedeutet nur eines: Es hat in nächster Nähe zwei Campingplätze! Dies trifft auch hier zu. Denn nun stehen wir auf dem Ciccio Parking anstelle des Camping dell‘Isola. Der Ciccio liegt zwar nicht direkt am Meer dafür ist er angenehm schattig, verfügt über äusserst saubere Sanitäranlagen (Warmwasser-Duschen sind aktuell noch gratis) und wird vom „Campingplatz-Wart“ fast rund um die Uhr überwacht. Wir richten uns kurz ein und begeben uns dann ins Städtchen, das von unserem Campingplatz aus über eine Treppe in rund 7 Minuten erreicht ist. Hübsch ist es hier in Tropea. Klein aber fein. Wir gönnen uns einen Apérol und kommen in den Genuss einer reichhaltigen Stuzzichini-Palette. Und die ist so reichhaltig, dass wir anschliessend nur noch was kleines Leichtes (Fisch mit Gemüse und Salat) essen. Stägeli-Ab geht‘s zurück zum Campingplatz, wo der Platzwart uns Buonanotte wünscht.

*Bei der Anmeldung zur Wagenreinigung wird Martin gefragt von wo wir kommen. „Siamo Svizzeri, da Berna“, antwortet er. Worauf der Junior-Capo Martin wissen lässt, dass seine Schwester in Lausanne lebt. Im gleichen Atemzug lässt er Martin wissen, dass er als Kind ein Puzzle mit 3000 Teilen von Berna gehabt habe und er Bern sehr schön findet. Martin lacht und erzählt dem Junior-Capo, dass ich ein Puzzle von Cefalù gehabt habe. Beide brechen in schallendes Gelächter aus.