Auch heute Sonntag erwachte ich recht beseelt im Wissen darum, Fan einer Meistermannschaft zu sein. Ich habe wunderbar geschlafen. Ob der gelb(-schwarze Sieger-) Limoncello von gestern Abend dabei geholfen hat? Die Flasche ist leer. Ich bleibe noch einen Moment liegen und schaue die vielen Whatsapp-Bilder und -Videos an, die ich erhalten habe. Danke Freunde, dass ihr auch in der Stunde der Herrlichkeit an mich gedacht habt! 

Locorotondo sei hübsch, hat mein Bruder gesagt. Ich habe dieses Locorotondo ein paar Mal angeschrieben gesehen und habe allen Ernstes gemeint, das sei ein Lokdepot… So begab ich mich nach dem Auschecken an diesen Ort. Parkiert habe ich ein wenig ausserhalb, 10 Minuten zu Fuss und ich war bei der grossen Kirche Madre di S. Giorgo Martire. Die Innenbesichtigung entfiel, da grad die Sonntagsmesse im Gang war. Das Städtchen selber ist wirklich eine Reise wert: Die Gassen eng und verwinkelt, viele Wohnhäuser und Läden… Mir hat es Spass gemacht, mich in den engen Gassen zu verlieren und einfach drauflos zu spazieren. Bevor ich weiter fuhr, ging ich in ein Caffé um mich für den weiteren Tag zu stärken. Ich bestellte einen Caffé und las die „Gazzetta Sportiva“. Und sogar in dieser Zeitung stand, dass YB Meister geworden ist. Und wenn es die rosarote Zeitung schreibt, dann MUSS dies ja stimmen!

 

Ich fuhr weiter nach Ostuni – die weisse Stadt. Hier bin ich nicht ganz warm geworden. Hübsches Städtchen, aber nicht grad DER Burner. Ein paar Schritte gemacht, ein Panini gegessen. 

 

Und dann weiter gefahren. Nächster und zweitletzter Punkt heute war Polignano a Mare. Dieser Ort wurde mir von meinem Arbeitskollegen Giusi empfohlen, es ist seine Heimatstadt. Und tatsächlich, auch dieser Ort ist sehr hübsch. Aber total überlaufen. Ich konnte ausserhalb parkieren, auf einem bewachten Parkplatz für die unüblich hohe Gebühr von 3€. Dank den Tipps von Giusi konnte ich die wichtigsten Spots in kurzer Zeit abhoppen. Highlight war der Besuch beim Glacekünstler „Mago del Gelato“, welcher sein Handwerk wirklich versteht. Aber auch nebst dem Zauberer hat dieses Städtchen viele hübsche Ecken zu bieten. Auch den Stadtstrand habe ich gesehen, wo Giusi schwimmen gelernt hat. 🙂

Das Wochenende war sehr speziell: da der Dienstag der 1. Mai ist und dieser Feiertag ist, haben viele Italos die Brücke gemacht. Dies erklärte für mich auch die vielen Leute überall. Aber die Saison hat irgendwie noch nicht begonnen, viele Campingplätze sind noch geschlossen. Bisceglie hat einen Campingplatz, welcher geöffnet war. Vorsichtshalber habe ich angerufen und mir versichern lassen, dass sie noch Platz haben, bevor ich die 60 km unter die Räder genommen habe.

Auch in Bisceglie hatte es sehr viele Leute unterwegs. Auf dem Weg zum Campingplatz stand ich im Stau. Irgendwann traf ich ein und der Besitzer sagte mir, dass er den letzten Platz für mich reserviert habe. Uff, Glück gehabt. Aber auch dieser Platz war komplett überlaufen. Ich musste mit dem VW-Bus zwischen einem Wohnwagen und einem Camper seitlich einparken. Unterstützt vom Besitzer des Platzes. Das Einparken kam einem „Kaisermanöver“ gleich. Nach minutenlangem „gira a destra, gira gira gira gira ok va bene“ und gefühlten gefahrenen 3 km auf 8 m Strecke konnte ich das Auto abstellen. 

 

La Batteria heisst der Campingplatz. Und weil es so viele Leute auf dem Platz hat, sind die Sanitäranlagen eher überfordert. Ich war mit diesem Platz mässig happy. Links von mir eine italienische Grossfamilie mit Hund. Hinter mir im Wohnwagen eine italienische Grossfamilie mit Kleinhund (Typ „Meersau“). Vor mir eine italienische Grossfamilie im Camper. Rechts von mir, auf der anderen Seite des Weges, eine kleine italienische Grossfamilie. Ich befürchtete schon, dass ich die ganze Nacht wegen Hunden und dem üblichen Chiacchierare kein Auge zu tun werde. Aber nein: wie wenn man den Italiener gesagt hätte, dass ihre Mannschaft nicht an der WM spielt, war um 23:30 Ruhe. Und ich habe super geschlafen.