Heute habe ich das wohl erste Mal in den Ferien den Wecker gestellt. Um 7:00 Uhr sollte dieser abgehen, dann liegt noch einmal im Bett drehen drin, dann duschen und mit dem Velo an den Bahnhof, damit ich den 8:44-Zug nach Linz erreiche. Ich nächtige an einer Linie, wo man „Halbstundentakt“ und sogar „Stundentakt“ nur von der Fachliteratur her kennt. Also, 8:44 musste ich erreichen, sonst wäre es dann viel, sehr viel später geworden mit diesem Linz.

Blick auf Linz vom Pöstlingberg

Natürlich war ich viel zu früh am Bahnhof Ottensheim. Ich kann mir diesen Namen einfach nicht merken und drum habe ich zum alten Trick gegriffen: Das Bahnhofschild mit dem Handy abfotografieren, damit ich wirklich weiss, wohin ich zurück muss. Ich reiste ohne Frühstück nach Linz, weil ich auf dem Pöstlingberg (dem „Gurten“ von Linz) frühstücken wollte. Ich fuhr mit der Bahn bis Linz Urfahr, wo die Linie endet. Es gibt keine Verbindung zwischen „meiner“ Linie und dem Hauptbahnhof, man müsste also aufs Tram umsteigen. Aber ich wollte ja gar nicht in die Stadt, sondern auf den Pöstlingberg, wo seit ein paar Jahren ein Tram hochfährt. Vorher war es eine vom Tramnetz unabhängige Bahn, welche ab Linz Urfahr auf den Berg fuhr. 2009 wurde die Bahn gesamtsaniert und von 1000 mm Spurweite auf 900 mm umgespurt, damit die Züge auch das Strassenbahnnetz in Linz befahren können. Nun kann man in den Innenstadt von Linz einsteigen und direkt und ohne umsteigen auf den Pöstlingberg fahren.

Ich fuhr hoch und dank Google fand ich die Konditorei Jindrak, welche Frühstück im Angebot hatte. Zudem hatte sie noch eine grosse Terrasse mit prima Blick auf Linz, aber leider ohne Platz für mich in der ersten Reihe… Das Frühstück war eine Enttäuschung, null Charme und kein Herz. Zudem wurde das Ganze auf einem Plastiktablett serviert… Und sogar die Semmeln machten den Eindruck, dass es einfach nur Industrieware ist… Schade, aber da habe ich schon massiv besser gefrühstückt! Auch der Service war mies: „Nicht mein Tisch, Kollegin kommt gleich“ – wann habe ich das wohl zum letzten Mal gehört…?

Danach fuhr ich wieder „ins Tal“ (die Differenz von der Berg- zur Talstation war gerade mal 255 m, aber dies auf einer Streckenlänge von nur 2.8 km!) und ging dort in den alten Bahnhof der Pöstlingbergbahn, welcher heute ein Museum ist. Da heute in Linz super Wetter war, hatte es keine Besucher im Museum – ausser mir… Die Museumswärterin (sagt man dem so?) begrüsste mich per Handschlag und war froh, jemandem ihren Wissensschatz weiterbringen zu können. Sie erzählte mir von früher, bevor die Bahn modernisiert wurde und offerierte mir eine persönliche Führung im Lokdepot. Und dieses ist ganz clever organisiert: auf der linken Seite hat es zwei Gleise, wo die aktuellen Züge mit der Spurweite 900 mm untergebracht sind und rechts ist ein Gleis, wo noch zwei alte Züge mit Spurweite 1000 mm stehen. Diese können grad mal etwa 50 m Strecke in den alten Bahnhof fahren, welche man auf dem alten Standard belassen hat und das ist alles, was sie fahren können. Um den Link von der Historie in die Moderne zu machen, wurden drei alte Züge ebenfalls umgespurt und aufgepeppt und die fahren an Wochenenden zusätzlich zu den modernen Zügen ebenfalls auf den Berg. Ich hatte Spass an der persönlichen Betreuung, aber ich wollte ja noch andere Museen in Linz besichtigen. Schliesslich war Linz Europäische Kulturhauptstadt 2009 und ich hoffte doch, dass mich in dieser Stadt noch die Museumsmuse küssen wird.

Alter Sommerwagen der Pöstlingbergbahn

 

Museumsgebäude „Stahlwelt“

Der nächste Museumsbesuch war die Stahlwelt von Voest Alpine, dem grossen Stahlkonzern in Linz. Ich musste mit Tram und Bus ausserhalb der Stadt fahren und irrte bei Voest ein wenig umher (Übrigens heisste Voest „Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke). Aus einem Gebäude kam eine Frau und fragte mich, ob sie mir helfen könne. Sie war die Museumswärterin des Museums „Zeitgeschichte“, welches sich mit dem Thema der Zwangsarbeiter bei Voest während des Dritten Reichs auseinandersetzt. Wir kamen ins Gespräch und ich löste ein Kombiticket für beide Ausstellungen. Auch hier war ich wieder der einzige Besucher und im Gespräch sagte ich so salopp, sie könne mir ja die Ausstellung erklären. Gesagt – getan: auch hier erhielt ich wieder eine Privatfühung und erfuhr vieles über die Zwangsarbeiter, die verschiedenen Hierarchien der Nationalitäten, von den Zwangsumsiedelungen um das Stahlwerk bauen zu können etc etc. Hochspannendes Thema – und sehr persönlich betreut worden 😉

Dann der Besuch bei der Stahlwelt, wo es ums Thema „Stahlerzeugung“ ging. Dies war ein bisschen weniger spannend, zudem hatte es viele Gruppen mit Führungen im Museum, was ein durchgehen schwierig machte.

Ich fuhr wieder in die Stadt und besuchte Museum Nr  4: Das Ars Electronica Center (AEC)Das „Ars Electronica Center – Museum der Zukunft“ in Linz ist das führende Museum der digitalen Kunst und Medienkunst. Es wurde 1996 eröffnet und präsentiert dem Besucher auf 3000 m² Projekte rund um die Computerkunst und Technologie. Hier hatte es interessante Bereiche zu den Themen Virtual Reality sowie Erdausmessung per Satellit, aber etliches sprach mich dann auch nicht so heftig an (z.B. das Thema der „Freien Radikalen“). Zum Glück schloss das Museum um 18:00 Uhr und ich konnte den Besuch abbrechen 🙂

Weiter gings auf den Hauptplatz, wo ich was zNacht nahm. Mein Tag war durchgetaktet, denn um 19:30 Uhr fuhr mein Zug nach (Moment, muss schnell das Foto auf dem Handy anschauen) Ottensheim. Hätte ich diesen verpasst, wäre der nächste erst um 21:30 gefahren. Aber nach so einem mit interessanten Themen gefüllten Tag war ich dann auch froh, wieder zurück fahren zu können. Der Zug fuhr pünktlich und noch vor 22:00 Uhr war ich im Bett.

Blick aus dem Zug auf die Donau